Anfahrt zum Shahdag Mountain Resort mit Blick auf den Mt Shahdag, 4234 m, 01.03.2014Shahdag Mountain Resort, Aserbaidschan, 23. Februar 2014The Flames, das neue Wahrzeichen des modernen BakuPistenplan Shahdag 2013/14 abfotographiert AußenseiteSo mancher Leser fragt sich jetzt vielleicht: Wie kommt man auf die Idee nach Aserbaidschan zum Skifahren zu gehen? Ist der Profilierungsdruck in den Foren bereits so groß? Haben Starli und Snowflat schon von jedem anderen möglichen Gebiet berichtet?
Nein, natürlich bin ich nicht zum Skifahren ans Kaspische Meer gereist, sondern meine derzeit dort lebenden Freunde und Kollegen haben mich gefragt, ob ich im Zuge einer Dienstreise nicht meine Skiklamotten mitnehmen wollen würde, da sie selbst am Wochenende mal wieder einen Ausflug zum ersten aserbaidschanischen Skigebiet nach Shahdag intendieren würden. Ich habe natürlich sofort freudig zugestimmt, denn wann ergibt sich denn mal wieder so eine Gelegenheit? Zumal unter ortskundiger Führung mit eigenem Pkw.
Da meine Freunde in Baku wohnen und ich bei Ihnen untergekommen bin vielen Dank nochmal dafür! bin ich die meiste Zeit meines Aufenthalts dort gewesen und würde, Interesse hier im Forum vorausgesetzt, neben den leider meist nebellastigen Skigebietsbildern auch einige Impressionen zu diesem für die meisten in Mitteleuropa wohl recht unbekannten und exotisch anmutenden Land zum Besten geben.
Übersichtskarte AserbaidschanAserbaidschan ist 86.600 km² groß (damit in etwa so groß wie Österreich) und wird von gut 9,2 Millionen Menschen bewohnt, was einer Einwohnerdichte von 106 Personen pro km² entspricht (Deutschland zum Vergleich 257 Ew./km²). Aserbaidschan wurde im Oktober 1991 beim Zerfall der Sowjetunion unabhängig und lebt seither vor allem von den seit langem bekannten Öl- und Gasvorkommen im Kaspischen Meer die dank einer Pipeline in die Türkei auch unabhängig vom großen Nachbarn Russland verkauft werden können. U.a. dank dieser Petrodollars hat das Land einen rasanten Aufstieg des BIP realisiert, in Kaufkraftparitäten gerechnet liegt das BIP pro Kopf bei 10.200 US-$ (BRD 37.900 US-$, Russland 16.736 US-$), was Rang 83 weltweit bedeutet. Wie so häufig in weniger entwickelten Ländern die v.a. von Rohstoffvorkommen leben, ist dieser relative Wohlstand aber sowohl innerhalb der Gesellschaft als auch räumlich gesehen sehr ungleich verteilt und vor allem auf die Hauptstadtregion Baku, direkt am Kaspischen Meer auf 28 m unter (sic!) NN gelegen, konzentriert. Mit 2,1 Mio. Einwohnern leben fast ein Viertel der Aserbaidschaner in der Hauptstadt, mit der Gesamtagglomeration wird der Anteil noch höher sein, v.a. wenn man wirtschaftliche Aktivitäten berücksichtigt dominiert die Hauptstadtregion das Land klar als sog. Primatstadt in Bezug auf Bevölkerung, Wirtschaft und Macht.
Manat-Scheine VorderseiteManat-Scheine RückseiteDirektvergleich: Manat 50er und Euro 50erWenn Geographen nicht wissen sollen, wie sie einen Vortrag oder Artikel titulieren sollen, greifen sie häufig zur sehr plattgedroschenen Formulierung „Land der Gegensätze“, die ja eigentlich bis auf obskure Zwergstaaten auf fast Nationalstaaten der Erde irgendwie zutrifft. Auf Aserbaidschan trifft die Formulierung zumindest zu was den Naturraum betrifft, denn Aserbaidschan reicht vom größten Binnensee der Welt, dem Kaspischen Meer (-30 m NN) bis hinauf zum Hohen Kaukasus, mit dem 4466 m hohen Bazardüzü als höchstem Gipfel und weist auf der relativ kleinen Landesfläche klimatische Varianzen von Halbwüsten-/Steppenklimaten bis zu subtropisch-feuchten Gebieten und ausgesprochenem Hochgebirgsklima mit kleineren Gletschern auf. Die Landesnatur ist also durchaus als vielfältig zu bezeichnen.
Gesprochen wird Azeri, eine Turksprache mit starken Ähnlichkeiten zum Türkischen; beide Völker sind auch eng verwandt, was sich auch in der engen politischen und wirtschaftlichen Verbindung zeigt (Armenien ist quasi gemeinsamer Feind beider Staaten), aber auch an der Küche z.B. Russisch beherrschen viele Azeris noch aus der Sowjetzeit, es gibt auch ethnische Russen, allerdings wohl nicht so viele, dass sich eine sofortige „Repatriierung“ à la Krim/Ost-Ukraine lohnen würde…
Jüngere Leute, Studenten und Geschäftsleute beherrschen zunehmen, wenn auch nicht immer fließend Englisch.
Literaturmuseum am Fountain Square, Baku InnenstadtFountain Square, Baku InnenstadtKFC am Fountain Square, Baku Innenstadt - ein Hoch auf die GlobalisierungEinkaufszentrum und McDo am Fountain SquareFountain Square - alles sehr sauber, man fühlt sich sehr sicherDie Sowjet-Ära wirft auch auf den heutigen Tourismus und den Dienstleistungssektor ihren langen Schatten, so ist die Servicementalität nicht immer so ausgeprägt, wie man es aus anderen Regionen der Erde kennt. Beispielsweise genügen sich die Taxi-Fahrer in Baku darin einen Wagen auf Kosten des Fahrgastes zu bewegen und auch dorthin, wohin der Gast möchte. Darin sehen sie ihre Aufgabe. Dazu gehört es aber nicht auch noch den richtigen Weg ans Ziel zu wissen und zu finden, denn schließlich wolle der Gast ja dorthin. Ergo muss man die Taxifahrer mit „links“, „rechts“, „geradeaus“ dirigieren, da sie selbst ihre eigene Stadt nicht zu kennen scheinen oder nicht kennen wollen. Sehr hilfreich, wenn man als Neuankömmling z.B. am Flughafen eintrifft und zu seinem Hotel in der Stadt möchte. Das wäre analog so, wenn man in München ein Taxi zum Marienplatz bestellt und der Taxler anwortet: „Wos? Marienplotz? Dös hob i no niad ned ghert…“
Ich hatte dieses Problem Gott sei Dank nicht, da ich entweder von einem sehr fähigen Fahrer abgeholt wurde (der die Wege kennt, also das gibt es auch) oder von meinen Freunden begleitet wurde, die soweit Azeri/Russisch beherrschen und sich an ihrem Wohnsitz auch auskennen.
Restaurant im Malokan Baghy, BakuBiertechnisch fast wie „dahoam" (Restaurant im Malokan Baghy, Baku)Malokan Baghy-Park, Baku InnenstadtRegiert wird Aserbaidschan seit 1993 von der Əliyev (Aliyev)-Dynastie regiert, seit 2003 von İlham, dem Sohn von Heydər Əliyev, der in Aserbaidschan und insbesondere Baku durch eine Reihe von Denkmälern, Straßenbenennungen (der Flughafen heißt natürlich auch so) und lebensgroßen Portraits noch höchst präsent ist. Oft sind auf diesen Personenkult-typischen Aufnahmen Vater und Sohn gemeinsam zu sehen, nach dem Motto „er ist sein Sohn, er hat’s drauf“. İlham Əliyev wurde 2012 zum „korruptesten Mann des Jahres“ gewählt weltweit versteht sich, nicht nur in Bezug auf Aserbaidschan… Das muss man aber auch erst einmal schaffen, die Konkurrenz schläft ja (auch) nicht (schlecht).
Hejdar Aliejev, Vater des derzeitigen Präsidenten, lässt sogar die Dunkelheit verblassen. Lokale böse Zungen sagen, er winke hier seinem Geld in der Zentralbank hinterher… Hejdar Aliejev, Vater des derzeitigen Präsidenten, bei Tag (mit Blick auf die Zentralbank und die Kapitalbank)Auch beim Skifahren allgegenwärtig: Hejdar Aliejev, verstorbener Präsident und Vater des derzeitigen PräsidentenNach Hejdar Aliejev benanntes GebäudeHejdar Aliejev-Park, Baku InnenstadtBaku ist vor allem im Innenstadtbereich eine sehens- und besuchenswerte Stadt, wobei die Lebenshaltungskosten relativ hoch liegen (wohl eine Folge des Öl-Booms), die Mietpreise liegen z.B. durchaus auf Münchener Niveau! Dabei ist die Bausubstanz von außen betrachtet, vor allem bei Neubauten eigentlich gut, aber bei genauerem Hinsehen sieht dann Vieles doch besser aus, als dann wirklich ist: Baumängel, nicht funktionierende Heizungen, viele leerstehende Wohnungen, weil es sich viele Leute leisten können, Wohnungen zu besitzen aber nicht zu vermieten. Manchmal hat man dann das Gefühl die sprichwörtlichen „Potemkin’sche Dörfer“ in realiter zu sehen. Vorne/außen hui, hinten/innen pfui…
Baku alt (vorne) und neu (hinten)Typisches neues Wohnhochhaus in Baku (sehr hohe Leerstände)Typische Bauweise: außen hui, innen "naja" - Hauptsache, eine repräsentative FassadeGerüstbau à la Afrika (dort habe ich das bisher nur gesehen)Vom subjektiven Sicherheitsgefühl habe ich mich in Baku und Aserbaidschan sehr wohl gefühlt, als Passant oder Tourist wird man so gut wie nie von irgendjemandem angesprochen, alles ist sehr sauber und ordentlich. Meine Familie dachte ja, als ich sagte, ich würde nach Aserbaidschan reisen, oh je, ob ich da jemals wieder lebendig zurückkäme, was dort zu essen gäbe etc… Baku ist eine absolut moderne Stadt, deren teilweise futuristische Bauten manchmal an Dubai & Co gemahnen, wobei es hier aber eine wirkliche historische Altstadt gibt, die in starkem Kontrast zu den heutigen Bauten steht. Im Innenstadtbereich, der Fußgängerzone etc. frägt man sich manchmal, ob man jetzt gerade in Paris oder Prag ist - es ist optisch kaum ein Unterschied erkennbar! Wenn man auf dem Weg zum Skigebiet nach Shahdag dann durch die deutlich weniger entwickelten ländlichen Gebiete fährt, sieht man, dass Baku natürlich nicht repräsentativ für das gesamte Land steht, wenn am Sonntagmorgen z.B. direkt neben der Straße dort frisch geschlachtete Tiere hängen…
Am Fountain-Square, Baku Innenstadt IAm Fountain-Square, Baku Innenstadt IIBrunnen in Baku InnenstadtFußgängerzone Baku nachtsNördliches Stadttour der historischen Altstadt von BakuDer Maiden-Tower, das Wahrzeichen der historischen Altstadt von Baku (sehr gut gemachte neue Ausstellung)Über die Dächer der Altstadt von Baku (vom Maiden Tower aus gesehen) Hier fand der Eurovision Songcontest 2012 stattHistorische Stadtmauer von BakuParis oder Baku? Fountain SquareMailand oder Baku? FußgängerzoneBrunnen in der Innenstadt von BakuKunstwerk von Christo? Nein, gegen Kälte geschützte Kakteen direkt am Ufer des Kaspischen MeeresRepräsentativer Prachtbau aus sowjetischer Zeit, heute Regierungsgebäüde; angeblich u.a. von deutschen Kriegsgefangenen erbautImbißbude am "Boulevard", der parkartigen Promende am Ufer des Kaspischen MeeresAuch deutsche Spezialitäten stehen auf der Speisekarte... Oder das künftige Wappen von Berlin? Zur Anreise noch ein Wort: viele Flugverbindungen gibt es mit Turkish Airlines via Istanbul, einige Male pro Woche gibt es aber auch einen Direktflug aus Frankfurt/Main. Zur Einreise benötigt man ein gültiges Visum, das derzeit 100 € pro Besuch kostet und via Botschaft oder Generalkonsulat per Post erwerbbar ist, wobei man entweder eine Einladung aus Aserbaidschan benötigt (wie in meinem Fall), oder das ganze via Reisebüro und dortigen Hotels erledigen lässt. Ihr seht, um den internationalen Tourismus, wie angestrebt, dort als wirtschaftliche Diversifizierung neben dem Petrosektor zu stärken, sollten noch so einige Hürden abgebaut werden… Ach ja, Benzin ist mit umgerechnet 0,60 € pro Liter für unsere Verhältnisse sehr billig, für die dortigen Durchschnittseinkommen nicht (mehr) so sehr, zumal die Preise in den letzten Jahren stark angestiegen sind.
Professionelle Hinweisschilder auf eine Beherbergungsmöglichkeit in der Altstadt von BakuInteressantes Denkmal für einen aserbaidschanischen DichterDas neue Hilton am Boulevard, Baku, der großen Promenade am Ufer des Kaspischen MeeresAbsheron Hotel (Marriott-Kette), direkt gegenüber vom Hilton am Boulevard in BakuRepräsentatives Regierungsgebäude am Boulevard, BakuSkigebiet „Shahdag Mountain Resort”Zweifellos ist das Shahdag Moutain Resort das erste Skigebiet Aserbaidschans. Es liegt auf dem Nordabhang des Kaukasus nicht weit entfernt von der Grenze zu Russland bzw. zur Teilrepublik Dagestan der russischen Föderation. Von der Hauptstadt und dominierenden Region Baku aus beträgt die per Google Maps ermittelte Entfernung 203 km, per Auto ist man erst auf der Autobahn, dann auf generell eigentlich gut ausgebauten Landstraßen knapp 3 Stunden unterwegs.
Fahrtroute Baku-Shahdag (203 km, 2h 50 min)Anfahrtsroute Shahdag von Baku aus (gelb)Anfahrt von Nordosten (Qusar) auf den Kaukasus, 01.03.2014Anfahrt zum Shahdag Mountain Resort mit Blick auf den Mt Shahdag, 4234 m, 01.03.2014Das Gebiet wird, wenn alle Pläne wie derzeit vorgesehen und in den Pistenplänen abgedruckt auch ausgeführt werden sollten, am Ende zwei Einstiegsbereiche haben: erstens, die bereits in Betrieb befindliche „Lift Base“, 1435 m mit Parkplatz (kostenpflichtig!) für Tagesbesucher, Ausrüstungsverleih, Restaurant, Café etc. und zweitens, die „Village Area“, 1651 m, wo eine Reihe von Hotels und Appartmentgebäuden sich in Bau befinden und ein Ganzjahresresort entsteht.
Link zur englischsprachigen Website:
http://www.shahdagmountainresort.com/eng/shahdagLink zum Pistenplan (Pdf):
http://www.shahdagmountainresort.com/media/35663/piste-map-2013-14-english.pdfPistenplan Shahdag 2013/14 abfotographiert InnenseiteZentralstation "Lift base" 1435 m im Shahdag Mountain Resort mit Talstation 4-KSB Nr. 4 (rechts) und 4-KSB Nr. 2 (links), 01.03.2014Blick von der Abfahet "Vörni" (blau) auf das in Bau befindliche Village Area (1651 m), die in bau befindliche 8-EUB Nr. 1 sowie die 4-KSB Nr. 2 (rechts), 01.03.2014Ankunft auf dem Parkplatz der Lift Base, 1435 m, leichter Neuschnee in der NachtParkplatz Shahdag Mtn Resort mit Zentralgebäude. Links 4-KSB Nr. 4, in Bildmitte 4-KSB Nr. 3Parkplatz Shahdag Mtn Resort mit Zentralgebäude. In Bildmitte 4-KSB Nr. 4 (Anfängerterrain)"Grenouillère" der Lift Base im Shahdag Mtn Resort. Hinten Talstation 4-KSB Nr. 2Derzeit (Saison 2013/14) besteht das Skigebiet Shahdag aus 3 kuppelbaren 4er-Sesselbahnen (No. 2, 3 und 4 im Plan) sowie einer fixgeklemmten 4-SB (No. 6); den Unterschied scheint man hier nicht zu kennen, denn der Pistenplan fabuliert trotzdem von vier „detachable chairlifts with bubble“ Bubbles und Kellergaragierung haben die drei KSBs tatsächlich.
Den Anfang machte laut Lift-World im Jahr 2010 die 4-KSB No. 2 (1435-1676 m, 984 m lang, 241 Hm, 2400 p/h)
4-KSB Nr. 2 mit Blick auf die Liftbase, 1435 m), 01.03.20144-KSB Nr. 2 Trasse und Abfahrt "Sumax" (rot)Lift Base von der roten "Sumax". Unten rechts 4-KSB Nr. 2, darüber 4-KSB Nr. 3, hinten rechts 4-KSB Nr. 4Auf der roten "Sumax" unterhalb der 4-KSB Nr. 2 und Überblick über das bisherige Shahdag Mtn Resort, Lift Base 1435 m. Rechts die Talstation der 4-KSB Nr. 44-KSB Nr. 2 und Lift Base. Blick zur blauen Umfahrung "Zili". Deutlich sichtbar, die begonnenen AufforstungenZentrale "Front de neige" des Shahdag Mtn Resorts. Bildmitte 4-KSB Nr. 3 Talstation, dahinter 4-KSB Nr. 4. Etliche Zauberteppiche und Anfängerbereiche2012 errichtete man dann die derzeitige Hauptanlage, die 4-KSB No. 3 (1435-1797 m, 1379 m lang, 362 Hm, 2400 p/h)…
4-KSB Nr. 3 Talstation und unterer, steiler Trassenbereich. Hinten die Abfahrt "Kilim" (rot), 01.03.2014Zentrale 4-KSB Nr. 3 (1435-1797 m) Talstation und steilerer unterer Trassenteil. Links die bisher beste Abfahrt "Kilim" (rot)…die v.a. für Anfänger und Kurse gedachte 4-KSB No. 4 (1435-1522 m, 678 m lang, 87 Hm, 2400 p/h) sowie den SL No. 9, einen Tellerlift mit 573 m Länge, 49 Hm und 895 p/h.
4-KSB Nr. 4 (Anfängerterrain) Talstation und Trasse. Links SL Nr. 9, rechts 4-KSB Nr. 3 TalstationBergstation 4-KSB Nr. 4Zur Saison 2013/14 ging dann die 4-SB No. 6 in Betrieb, die, wenn ich mich recht entsinne ca. 300 m lang sein dürfte und maximal 50 Hm überwindet. Sie dient derzeit einzig als Rückbringer von der ebenfalls neuen blauen Abfahrt „Vэrni“ (das umgedrehte „e“ entspricht wohl unserem „ö“). Nach Fertigstellung der Unterkünfte wird dieser kurze Lift v.a. als Zubringer zum unteren Skigebietsteil sowie als Rückbringer zum Tagesgästeparkplatz genutzt werden.
Talstation 4-SB Nr. 6. Rückbringer von der Village Area in Richtung Lift BaseDazu kommen für die erwartungsgemäß vielen Anfänger in diesem skisportlichen Entwicklungsland drei bis fünf Zauberteppiche.
2013/14 gibt es in Shahdag 51 ha „skiable area“ mit 6,5 km präparierten Pisten, die von 95 Schneeerzeugern komplett technisch beschneit werden können (2012/13 waren es „erst“ 69 Schneeerzeuger). Man sieht v.a. T60-Propellermaschinen von TechnoAlpin, also man hier nicht geknausert, dito die state-of-the-art Doppelmayr-KSBs. Wer also hier ein besonders kultig-exotisches Skivergnügen sucht ist wohl fehl am Platze, eher hat man ein Gebiet, wie es eben heute aus der Retorte gestampft wird wenn österreichische Consultants einen beraten…;-)
T60-Schneeerzeuger auf der roten „Sumax“ - nicht „Snowmax“…Fangzäune haben's bereits gut gelernt zahlreich aufzustellen! Krisu hätte seine wahre Freude über dieses vorbildlich vor alpinen Gefahren gesicherte Skigebiet…Letzte Flachpassage der roten "Kilim" mit intensiver Komplettbeschneiung, Fangzäunen sowie der 4-KSB Nr. 3, der Lift Base sowie dem ParkplatzDie Pistenkilometer werden hier, soweit ich das übersehen kann, aber nicht von der Schultz-Gruppe gemessen, die 6,5 km sind realistisch: im 2012/13 Skiplan wurden die Abfahrten wie folgt ausgewiesen:
An der 4-KSB No. 2: “Sumax”, 1067 m lang (rot), „Zili“, 500 m (blau)
4-KSB No. 2 mit Piste "Sumax" (rot) in Shahdag Mountain Resort, 01.03.2014Auf der roten "Sumax" hinunter zur Lift Base. Unten rechts 4-KSB Nr. 2, darüber 4-KSB Nr. 3, hinten rechts 4-KSB Nr. 4An der 4-KSB No. 3: „Kilim“, 1925 m lang (rot), „Hэsir“ 250 m (blau), „Vэrni“, 1500 m (blau) (nicht exakt angegeben, aber 2012/13 waren es noch 5 km Pisten, jetzt sind 6,5 km, und da das die einzige neue Abfahrt ist…)
Blick auf die Lift Base 1435 m von der roten "Kilim", der besten bisherigen Abfahrt. Rechts die 4-KSB Nr. 4, links die Trasse der 4-KSB Nr. 3An der 4-KSB No. 4: „Palaz“, 722 m (grün), „Șэddэ“ 375 m (grün)
4-KSB Nr. 4 mit flachen grünen Abfahrten, dahinter SL Nr. 9 und Blick ins nebelverhangene TalDer Skipass kostet pro Tag 22 Manat (entspricht etwa auch 22 Euro), geöffnet hat das Gebiet vom 13.12.2013 bis zum 30.03.2014.
Zoom zu Lift Base, 1435 m und Parkplatz mit Aufforstungen und den drei KSB-TalstationenFür die Zukunft sind geplant: 2 Sektionen Einseilumlaufbahn (No. 1 und No. 5) bis zum Mountain Top Restaurant auf 2351 m, Start ist in der Nähe der Village Area auf 1650 m, also ziemlich exakt 700 Hm, und direkt neben der Talstation der 4-SB No. 6., eine weitere EUB (No. 20) im westlichen Village Area Bereich, wohl als Art Zubringer. Eine 4-SB (No. 12) im flachen Ortsbereich, wohl als Anfänger- und Zubringerlift.
Aushang-Pistenplantafel in Shahdag mit noch weitreichenden PlänenOberhalb des Mountain Top Restaurants, das wohl oberhalb einer an Alpe d´Huez gemahnenden Felsstufe stehen soll, sind gleich fünf weitere 6-KSB geplant (No. 15-19), wobei man, wenn man dem Pistenplan topographisch trauen darf, zumindest alle Abfahrten von 16 und 17 auch mit Bahn 18 erschließen könnte. Vielleicht wird man das auch so erschließen und nach und nach, falls notwendig, zusätzliche Entlastungskapazität installieren? Die Bahnen 16-19 sollen alle in etwa auf 2525 m Höhe enden, dem dann höchsten Punkt des Skigebietes, immerhin mehr als 720 m höher als heute, was für dann reichlicheren und besseren Naturschnee spricht, die gesamte Höhenerstreckung wird beinahe 1100 Hm betragen, recht ordentlich wie ich finde. An den meisten intendierten Anlagen wird es je eine Abfahrt geben (Ausnahme die beiden EUB-Sektionen 1 und 5) sowie zwischen den 6-KSBs 16 bis 18 sollen es in Summe vier Abfahrten sein. Verständlich zumindest, wenn die Abfahrten ähnlich intensiv beschneit werden sollten/müssten (?!?) wie im bisher bestehenden Skigebiet.
Zur Höhe sei noch gesagt, dass der namensgebende Mt. Shahdag 4234 m hoch ist, also der Kaukasus an sich noch einiges in petto hätte ich weiß natürlich nicht, wie skigeeignet diese Regionen wären.
Den Realisierungszeitplan dieser weiteren Liftbauten kenne ich nicht, aber zumindest die zentrale EUB No. 1 ist im Bau bereits weit fortgeschritten, die Talstation und einige Stützen stehen im Rohbau, so dass mit einer Inbetriebnahme zur kommenden Wintersaison 2014/15 zu rechnen ist.
Blick auf die Baustelle der EUB Nr. 1 in Richtung Mountain Top (2350 m). Quer durchs Bild die Abfahrt "Vörni" (blau). Oben der „Zwischengipfel“, auf dem wohl das Restaurant zum Stehen kommen soll und darunter die „Alpe d´Huez-mäßige“ Felsstufe, 01.03.2014Zu unserem konkreten Skitag gibt es nicht so viel zu sagen: ich musste mir natürlich eine Ausrüstung leihen, was schnell und problematisch funktioniert hat (20 Manat für den ganzen Tag für Skischuhe, Skier und Stöcke), die Mitarbeiter verstehen und sprechen einigermaßen Englisch. Mit meinem deutschen Perso als Pfand konnten sie natürlich zunächst wenig anfangen, aber das wäre umgekehrt sicherlich auch der Fall. Leider bekam ich dann mit 1,62 m lächerlich kurze Skier, aber ordentlich gegriffen haben die Kanten. Die Skischuhe waren ein wenig zu groß (und klobig! Ich fahre sonst ja mit Tourenstiefeln, was für eine Wohltat...), aber ich habe sie dann einfach gscheid fest zugemacht, dann hat das gepasst.
Das Wetter hat leider nicht mitgespielt, es war den ganzen Tag über nach leichtem Neuschnee in der Nacht sehr nebelig, so dass es meistens ein Blindflugfahren war, dass ich ja egtl. gar nicht mag (deshalb sind die allermeisten Skigebietsphotos leider sehr nebellastig - die Schönwetteraufnahmen stammen vom 1. März 2014, aufgenommen von meinen Gastgebern, dankeschön!). Aber da auf den richtigen Pisten sehr wenig los war, haben die gut gewalzten Abfahrten bis zum Nachmittag gehalten und man konnte auch ohne Sicht recht gut fahren, ohne Angst haben zu müssen, gleich im nächsten Sulzhaufen etc. zu landen. Die Schneequalität war ok: griffiger, leicht aufgefirnter Kunstschnee, nicht zu hart (so wie ich es egtl. auch mag). Der Hauptspaß für mich neben der immer guten Bewegung in frischer Luft war natürlich auch das coole Gefühl: Geil, Skifahren in Aserbaidschan!
Fußgänger vor der Bergfahrt mit 4-KSB Nr. 3 trotz null SichtAuf den Pisten war u.a. deshalb wenig los, da die meisten Aserbaidschaner natürlich das Skifahren auch erstmal lernen müssen und deshalb (vernünftigerweise) sich auf die flachen Anfängerhänge mit den Zauberteppichen und den Lift 4 konzentrieren. Hier war richtig viel los und die Leute hatten erkennbar Spaß an der Sache, was einen als Skienthusiasten natürlich freut, so dass sich das Shahdag Mtn Resort hoffentlich aus dortiger Perspektive zu einem Erfolg entwickeln wird.
Mehr Betrieb auf den Zauberteppichen und Anfängerarealen als auf den PistenTerrassenbereich der Lift Base im Shahdag Resort. Zu Mittag hatten wir einen Hotdog samt Getränk. Es hätte auch Erdinger Weißbier gegeben… immerhin in einem muslimischen Land! Kaiserschmarrn und Germknödel habe ich aber keine gesehenMunteres Treiben auf den Anfängerbereichen“Sonnen“terrasse der Lift Base, hinten die 4-KSB Nr. 4 (links) und 4-KSB Nr. 3 (rechts)Natürlich würde man als normaler mitteleuropäischer Skifahrer nicht seinen Skiurlaub von den Trois Vallées dorthin verlegen (also ich würde es nicht), aber als Aserbaidschaner könnte man das schon überlegen und in diese Richtung zählt ja auch die Überlegung der Regierung bei diesem Projekt: Importsubstitution (Outgoing-Tourismus als unsichtbarer Import) durch Aufbau einer eigenen Tourismusbranche und Verhinderung von Devisenabflüssen durch Ankurbelung des Binnentourismus auch im Winter. Und für die zahlreichen „Expats“ in Baku (Öl-Branche, Unis, Entwicklungszusammenarbeit, deutsche Firmen etc.) ist das Skigebiet natürlich eine willkommene Abwechslung für die Winterwochenenden, wie ich ja selbst in eigener Anschauung erleben durfte (Dankeschön nochmals an J & K!).