Symphonia Alba - Salzkammergut in 5 Sätzen
Präludium (Lento): Anreise (21.1.06)
1. Satz (Andante): Loser bei Altaussee – Pulver und Girak
2. Satz (Allegro): Tauplitzalm – Blau und Weiß (23.1.06)
3. Satz (Presto): Krippenstein – Im Schattenwald (24.1.06)
4. Satz (Adagio): Loser – Zur schönen Aussicht (25.1.06)
5. Satz (Larghetto): Feuerkogel – Tragik des Hochplateaus (26.1.06)
3. Satz (Presto): Krippenstein – Im Schattenwald (24.1.06)
zur Orientierung:
Panorama
Zur Sicherheit war sogar der Wecker aktiviert, aber unnötig. Die Vorfreude treibt uns rechtzeitig zum vorverlegten Frühstück aus dem Bett, draußen wieder Kaiserwetter (gehört sich ja so im k. u. k. Salzkammergut.....).
Pünktlich um 9 bei in Winkl 48, der Talstation der Krippensteinbahn. Meiner Krippensteinbahn! So muß eine Seilbahn sein, farbige Gondeln (hier gelb), nicht zu groß, steile Trasse, alte Stationsgebäude, mehrere Sektionen. Eröffnet 1958, im gleichen Jahr von Riddell als der neue Geheimtip gehandelt. 1500 Höhenmeter, trotz lediglich 2100 m bei der Bergstation hochalpines Gelände, die hochfliegenden Ausbaupläne hinauf zum Gletscher zwar nie verwirklicht, trotzdem das vielleicht beste Freeride-Revier Österreichs.
In der Eingangshalle wartet Rob von Outdoor Leadership, Helm, breite Powderschi (Atomic Sugar Daddy). Naja, unsere Salomon werden es auch tun.
Oben ist´s etwas verblasen (wie eigentlich fast immer hier), sagt er, aber unten im Wald wird´s dann perfekt sein. Auffallend ein minimaler Akzent, nicht richtig zuordenbar, zumindestens wenn er mit uns Hochdeutsch spricht, mit Einheimischen klingt es ganz nach Goisern, da wäre er auch zu Hause.
Gleich mit der nächsten Gondel geht´s hinauf, zusammen mit einer Kindergruppe, bei jeder Stütze noch lauteres Kreischen, weil´s doch gar so schön schaukelt, dazwischen ein paar Einheimische, die sich begrüßen und zwei oder drei Skandinavier mit kompletter Freeride-Ausrüstung. Oben, wie nicht anders zu erwarten:
K01 Dachsteinplateau in gleißendem Sonnenlicht
Wie es sich gehört, Piepskontrolle und kurze Einweisung in die Verständigungszeichen (Stöcke nach rechts: Fahrt rechts von meiner Spur, Stöcke gekreuzt: Stehenbleiben,....)
Dann geht´s gleich nach links weg von der Piste unter die Seilbahntrasse.
K02 Krippensteinbahn, Sektion 2
K03 Schon befinden wir uns im obersten Stück der Variante Angeralm
Beim Red Bull White Rush springen die Fahrer direkt von der Terrasse des Berghotels weg, wir waren da schon vorsichtiger. Da gibt´s doch auch eine Höhle? Natürlich kann er sie uns zeigen, er arbeitet da ja immer mit beim Präparieren für das Rennen, meint Rob.
Die ersten Hänge sind ein mäßiger Genuss, windverblasen, abwechselnd harte Eisrippen, festgepreßter Triebschnee und dazwischen etwas Bruchharsch. Irgendwie kann ich plötzlich nicht mehr Schifahren. Vorsichtig kurven wir hinunter, die Damen sind anfangs etwas verzweifelt.
K04 Schnee mit Charakter
Dafür tolle Landschaft, das entschädigt!
K05
K06
Doch kaum sind ca. 150 Höhenmeter überwunden ändern sich die Verhältnisse. Schatten, Wald, Windstille, hier ist der Schnee liegengeblieben, Powder vom Feinsten!
Kein Krampf mehr, kein vorsichtiges Hinuntertasten, dieser Schnee gibt Vertrauen, schwereloses Schweben in fast verwunschen wirkender Waldlandschaft.
K07
Rob führt uns zu immer neuen unverspurten Passagen, ich genieße das besonders, war dort bis jetzt nie mit Führer und immer auf die Route konzentriert, leicht kann man sich verfahren, macht sich schließlich nicht gut, wenn man irgendwo von einer Felskante den Hubschrauber rufen muß. Mit Rob nun ganz entspannt durch unverspurte Tobel und über steile Abbrüche, er weiß, wo es weitergeht und wann man queren muß, ein tolles Gefühl.
K08
K09
K10 Trotz der Kälte wird es beim Fahren ziemlich warm
Unten dann eine längere Querung nach links zur Piste, ziemlich ausgefahren, System Bobbahn, aber was nimmt man nicht alles in Kauf.
Schon hat uns die Bahn wieder hinaufgebracht, Wartezeiten sind praktisch ein Fremdwort unter der Woche, diesmal queren wir ein Stück in östlicher Richtung
K11
K12
K13 unermeßlich weit ist dieses Gelände
Weit hinter uns das Pistenschigebiet, bis auf den Wind kein Laut zu hören, ich lasse mich zurückfallen, nur mehr mein Atem und das Knarren des Schnees unter den Brettern.
Etwa 15 Minuten dauert der Marsch, dann hilft wieder die Schwerkraft.
K14 Abfahrt im Streiflicht, noch oberhalb der Baumgrenze.
K15 Wo kann man den Photographen erkennen?
K16 Licht und Schatten
Einmal löst sich ein kleines Schneebrett im steilen Gelände, aber ich fahre problemlos links heraus.
K17
K18
Ein immenser Vorteil hier ist die Geländestruktur, keine langen, gleichmäßigen Hänge sondern immer wieder Absätze, Mulden, Steilstufen, Felsriegel, meist nicht ausreichend für größere Lawinen.
K19 Brennt jetzt der Berg?
Es waren zwar nur 2 Abfahrten, aber die haben es in sich gehabt, teils schwieriger Schnee, teils idealer Pulver, insgesamt 3000 Höhenmeter Abfahrt, davon etwa 2000 im Gelände, heftige Landschafteindrücke, atemberaubende Tiefblicke, es ist bald 12 und eine Pause ist angesagt.
Von den Fenstern der Krippensteinlodge hat man einen Panoramablick zum Dachstein
K20
K21
K22
K23 nach dem Essen sind wir direkt müde und beneiden die Schlittenhunde nebenan.
Aber zum Schlafen ist die Nacht da, und bald sind wir wieder unterwegs.
K24 Oben wieder wechselnde Verhältnisse
K25 manchmal mit reichlich Wind
K26 Genau erwischt
Jetzt geht´s zur Höhle. Das gesamte Massiv ist voll mit unterirdischen Gangsystemen, die bekanntesten und auch öffentlich zugänglichen sind die Dachstein Rieseneishöhle, die Mammuthöhle und die Koppenbrüllerhöhle (?). Als sich Red-Bull-Chef Mateschitz seinerzeit um einen Austragungsort für den Freeride-Wettkampf Red-Bull-White-Rush (jeweils 8 oder 10 Fahrer gehen gleichzeitig auf einen Geländeparcour, die besten steigen auf in die nächste Runde) umsah, gab die Möglichkeit einer spektakulären Höhlendurchfahrt mit anschließendem jump zurück ans Tageslicht den Ausschlag für Obertraun.
In der Höhle liegt natürlich normalerweise kein Schnee, erklärt Rob, deshalb wäre er jedes Mal vor der Veranstaltung mit einer Handvoll Helfer etwa 2 Wochen beschäftigt, den Schnee in die Höhle zu schaufeln, mittlerweile hätten sie da ein durchdachtes System mit Planen und Schneerutschen, heuer bei den Mengen würde es sicher schneller gehen, aber in schneearmen Wintern hätten die die gesamte Umgebung des Höhleneingangs leerschaufeln müssen um genug Schnee in die Höhle zu bringen. Aus Naturschutzgründen läge übrigens nun ein Vlies auf der unterirdischen Strecke, um die Steine vor den Schikanten zu schützen (ehrlich, nicht umgekehrt).
K27 Hier sieht man den Eingang, wobei das wahrscheinlich nicht das richtige Wort ist, mit fast 70° geht´s hier zur Sache.
K28 Die unterirdische Strecke ist dann etwa 200 Meter lang, wir umfahren die Sache natürlich., auch steil genug
K29 Der Höhlenausgang wird inspiziert
K30 Rechts der Bildmitte kann man – etwas links von einem kleinen Eiszapfen, das Vlies undeutlich erkennen
Eindrücke aus der Umgebung
K31
K32
K33
K34 Weil es so schön war: MEINE Spur
Bis weit hinunter fast auf Höhe der Mittelstation Schönberg führt uns Rob über immer neue Pulver-Passagen, wüsste ich nicht, dass er sich hier 100%ig auskennt, hätte ich Bedenken, ob man noch problemlos zur Bahn hinüberqueren könnte, weil unterhalb gibt’s nur mehr unfahrbare Felsabbrüche.
Noch ein viertes Mal nehmen wir die anspruchsvollen Hänge in Angriff, als wir dann im Tal ankommen, ist es schon Viertel nach Drei, die Damen sind müde und beschließen, für heute Schluss zu machen, Rob bietet mir an, noch eine Variante an der Westseite des Berges zu fahren. Ich bin zwar auch schon müde, aber das möchte ich mir nicht entgehen lassen, und überhaupt, Aufgeben, bevor der Schitag zu Ende ist?
In der Gondel frag ich dann nochmal, Rob ist doch nicht in Goisern aufgewachsen? Nein, aus Holland kommt er, nur wegen der Berge hat es ihn nach Österreich gezogen, in Goisern ist er nach der Alpinausbildung hängengeblieben vor einigen Jahren. Ein Bergführer aus Holland!
Die Sonne steht schräg, wir fahren zunächst auf der leichten Piste zur Gjaidalm, dann zweigt
Rob nach rechts ab, zunächst die leicht ausgefahrenen Buckeln der meist pistenartigen Variante Imisl, dann nach rechts unter die von der Nachmittagssonne in warmes Licht getauchten Westwände des Krippenstein.
K35
K36 Direkt über uns lassen sich auch die Gemsen von der Sonne wärmen
K37 Schon entschwindet Rob ins Tal
Diesmal legt er ein deutlich schärferes Tempo vor, ich habe Mühe, nachzukommen. Kurz treffen wir auf die Normalabfahrt, dann geht es wieder ab von der Piste und plötzlich finde ich mich vor einer ziemlich steilen und zum seitlich Abrutschen zu schmalen Passage zwischen zwei Felsen, nach unten zu ist nicht viel zu sehen. Rob versichert mir, daß man sofort unter den Felsen nach rechts abschwingen könne, und schon ist er weg und ich stehe allein in der Landschaft. Etwas mulmig ist mir schon zu Mute, als ich den sicheren Stand aufgebe und zwischen den Felsen hinunter gleite, aber auf Rob kann man sich verlassen, nach wenigen Metern öffnet sich die Klamm nach rechts und mit etwas Herzklopfen schwinge ich neben dem Bergführer ab.
Noch ein paar Schwünge, wieder im Schatten bei lockerem Schnee, dann geht es endgültig über die ziemlich harte Piste ins Tal, wieder habe ich Mühe, hinter Rob nachzukommen, bald beginnen die Oberschenkel zu brennen, und schon ziemlich müde schiebe ich die letzten Meter der Abfahrt hinaus zur Talstation. Die Damen erwarten uns schon, ziemlich kalt ist ihnen in der Wartehalle im ersten Stock geworden. Wir verabschieden uns von unserem Führer, bei dem wir uns für den tollen, aufregenden und auch sehr anstrengenden Tag bedanken, dann setzen wir uns ins Auto und fahren zufrieden über die tiefwinterliche Koppenstraße zurück nach Altaussee, wo die letzten Sonnenstrahlen den Loser in sanftes Rosa tauchen.
K38