Tag 3 von 6, DSB "Forcella Nuvolao" (Leitner 1973) und DSB "Forcella Staunies" (Leitner 1968), 24.01.2007
* In eisigen Höhen *
Frühmorgens lacht die Sonne; ein jungfräulich weiß verschneites Wintermärchen entschädigt für die Unannehmlichkeiten des vergangen Tages.
Der Räumdienst hat gute Arbeit geleistet: Die Strasse in Richtung Passo Falzarego ist gut befahrbar.
Zügig geht es in Richtung des Skigebietes bei den Cinque Torri.
Als ich am Parkplatz bei der Talstation ankommen, habe ich freie Platzwahl: Außer mir sind nicht viele Gäste anwesend.
Während die 4KSB "Cinque Torri" läuft, ist die ESB "Forcella Averau" noch nicht in Betrieb. Gemäß der Kassiererin soll diese jedoch gegen 11:00 Uhr öffnen. Somit darf ich noch etwas Skilaufen. Die Pisten sind wunderbar präpariert und haben obenauf eine weiche, dünne Neuschneeauflage.
Bevor die ESB öffnet, nutze ich die Gelegenheit noch einige Bilder zu machen.
Die Anlage befindet sich in einem guten Pflegezustand.
Leider gelten jedoch Maschinenraum und elektrische Schalttafel als streng geheim und dürfen nicht fotographiert werden. Immerhin darf ich sonst alles ungehindert aufnehmen.
Gegen 11:00 Uhr nimmt die Bahn tatsächlich den Betrieb auf und ich schwebe konventionell nach oben.
Relativ zügig kommt die Bergstation in Sicht.
Ein kurzer, aber auf Grund der Höhe recht anstrengender Aufstieg bringt mich zur Bergstation der Leitner DSB "Forcella Nuvolao". Im ersten Moment macht sich Enttäuschung breit: Die Bahn ist nicht in Betrieb. Allerdings ist ein Liftwärter vor Ort, jedoch weiß auch dieser nicht, ob und wann der Betrieb aufgenommen werden soll. Ich schleiche um die Bergstation herum und mache mehrere Aufnahmen. Irgendwie wirkt die eingefrorene und eingeschneite Anlage wie aus einer anderen Welt.
Die Kombination von Einfahrportal- und letzter Streckenzentralstütze erweist sich als optisch sehr reizvoll.
Im geöffneten Rifugio Nuvolao erfahre ich bei einem Cappucino, daß Piste und Bahn um 12:00 Uhr geöffnet werden sollen, wenn die Abfahrt präpariert sei. In der Tat erklimmt um 11:55 Uhr ein Pistenbully die letzten Meter Piste, der Fahrer entfernt das Sperrschild und die DSB geht in Betrieb.
Zügig mache ich mich auf den Weg zur Talstation um keine weitere Zeit zu verlieren.
Unterwegs versuche ich mit möglichst vielen Bilder die Anlage zu dokumentieren.
Die Talstation ist ein Leitner-typischer Zweckbau der 70er Jahre.
Die beiden freundlichen Liftwärter sind recht erstaunt, dass sich jemand so intensiv für ihre Anlage interessiert, lassen mich aber bereitwillig alle Details fotographieren. Der Antriebsspannschlitten entspricht dem Leitner Standard und ist in einem sehr guten Pflege- und Erhaltungszustand.
Der Diesel-Notantrieb befindet sich auf der linken Seite.
Der Elektromotor des Hauptantriebes befindet sich rechts.
Die original Schalttafel ist bereits durch eine modernerer Bauart ersetzt.
Der Ausblick des Liftwärters reicht bis zur sechsten Stütze.
In der Talstation lagern mehrere Dutzend Kanister für die regelmäßig durchzuführenden Belastungs- und Bremsversuche.
Auch diese Anlage ist mit den alten Zentralstützen der 2. Generation, also mit quadratischem Profil, ausgerüstet.
Wie immer besonders ansprechend: 8er Rollenbatterie mit Waagebalkenaufhängung.
Sehr interessant auch die Dreifachkombination der Niederhalter 18/19/20 in Portalbauweise.
Die Zeit drängt, ein letzter Blick zurück und die Bergstation entschwindet in wolkigen Höhen.
An der "Conque Torri" Talstation kann ich noch einen Pistenbully der alten Generation ablichten.
Inzwischen setzt Dolomitibus neuere Scania Niederflurfahrzeuge als Skibusse auf der Strecke Cortina - Cinque Torri - Falzarego ein. Die älteren blauen Überlandbusse sind auf dieser Linie nicht mehr zu sehen.
Nach einem kurzen Abstecher zum Passo Falzarego mache ich mich schnellstens auf den Weg in Richtung Forcella Staunies.
Auf dem Weg talwärts nach Cortina liegt dieses Gasthaus. Ich kenne es seit nunmehr gut 30 Jahren nur geschlossen.
Um kurz vor 15 Uhr erreiche ich endlich die 4KSB "Son Forca".
Oben angekommen muß ich eine Enttäuschung erleben. Die Leitner DSB "Forcella Staunies" ist nicht in Betrieb. Bei dem grauen Licht wirkt das leuchtende Blau dieser Anlage sehr frisch.
Der Lift hat noch die original verschraubten Seilrollen und die alten Zentralstützen der 1. Generation, welche sich nach oben hin trapezförmig verjüngen.
Der Niederhalter an der Talstation wurde wie üblich in Portalbauweise realisiert.
Als besonderes "Schmankerl" finden wir hier noch die alten, originalen, breiten Niederhalterrollen, welche auch Walzen genannt werden.
Um 16:00 Uhr bin ich zurück am Parkplatz.
Dort kann ich noch eine Bombardier Plus MP photographieren.
Gegen 16:20 Uhr setze ich meine Expedition fort und erreiche etwas später die DSB "Col de Varda" am Misurinasee.
Das alte Talstationsgebäude steht noch und ein Stummel der Seilscheibenwelle ist ebenfalls noch zu sehen. Somit liegt die Vermutung nahe, daß der alte Antrieb noch vorhanden ist. Leider ist kein Personal mehr vor Ort, so daß ich dieses nicht überprüfen kann.
Um 16:45 Uhr verlasse ich diesen gastlichen Ort und erreiche gegen 22:30 Uhr mein nächstes Etappenziel: Das Skigebiet von Lavarone (Trentino) mit der Leitner DSB "Malga Laghetto" von 1973, die diesen Sommer durch eine 4KSB ersetzt wird. In Bertoldi residiere ich bestens im Hotel "Caminetto" für 35 Euronen.
Fazit: Das Skigebiet der Cinque Torri mit seiner Anbindung an den Passo Giau ist landschaftlich extrem reizvoll und bietet schöne und lange Abfahrten. Mit der ESB "Forcella Averau" und der DSB "Forcella Nuvolao" kann das Gebiet auch zwei technische Leckerbissen mit Seltenheitswert aufweisen!
Fortsetzung folgt:
Tag 4 von 6, DSB "Malgha Laghetto" (Leitner 1973)
* Die Kanonen von Lavarone *