Man ist also am Bodensee übers Wochenende und es bietet sich an, noch einmal Ski fahren zu gehen. Weil außer den Gletschern in Österreich nicht mehr viel offen ist, geht es nach Ischgl. Ich war fast zehn Jahre nicht mehr da und die Mitfahrer wollen zum Après-Ski. Doch Föhnsturm ist angekündigt und der Wetterbericht behält ausnahmsweise recht. Ankunft gegen neun Uhr bei schlappen 21 °C. Als Zubringer läuft nur das Funitel und der Betrieb im Skigebiet ist eingeschränkt. Trotzdem eine Tageskarte gekauft wenn man schon mal da ist, in die Schlange gestellt und hochgefahren. Doch oben sind fast alle Anlagen geschlossen, die Höllbodenbahn wird gerade garagiert und nur die Sassgalunbahn ist offen. Also dort hin.
Sehnsüchtig schweift der Blick aus dem Lift über die leeren Hänge. Wenn man doch nur die Felle eingepackt hätte. Aber wer denkt schon an sowas, wenn man ausgerechnet nach Ischgl fährt?
Die Talabfahrt ist angesichts der Temperaturen auch nicht gerade optimal. Ich kann mich nicht erinnern, jemals derart stumpfen, bremsenden Schnee gehabt zu haben. Im Tal also erst mal das ausgefallene Frühstück nachholen. Die nicht-einheimische Bedienung ist gestresst weil morgens um zehn schon alles voll ist und sie selber am Abend vorher am Bierstand um die Ecke versackt ist.
Zweiter Versuch irgendwann nach zwölf. Inzwischen ist auch Sassgalun zu. Einmal Zauberteppich fahren aus purer Langeweile. Nebenan steigt eine Dame mittleren Alters mit Tourenski die Piste hinauf. Ein zweites Mal Zauberteppich fahren. Dann eine Entscheidung: Zu dritt steigen wir zu Fuß ein Stück über die Piste hinauf in Richtung Idjoch, die anderen drei kehren so lange ein.
Erstaunlicherweise kommen wir sehr gut voran und bald ist die Hälfte der Strecke geschafft. In einiger Entfernung folgt uns ein Tourengeher, doch der Abstand bleibt lange Zeit konstant. Erst im oberen Teil wird es in den steileren Abschnitten zunehmend anstrengender. Doch nach gut einer Stunde sind wir oben am Übergang nach Samnaun.
Es dürfte selten sein, dass man dort im Winter so einsam und alleine ist.
Skifahrerisch ist die Abfahrt kein Genuss. Auch auf der frisch präparierten Piste zieht es einem beim Fahren fast die Schuhe aus, so sehr bremst der Schnee. Dennoch irgendwie interessant, so ganz exklusiv allein auf der breiten Allerweltspiste.
Zurück auf der Idalpe kippe ich erst mal einen Liter Wasser in mich hinein. Dann geht es mit dem Funitel ins Tal, und während die anderen zum Après-Ski übergehen mache ich mich auf den Heimweg, weil anderntags die Arbeit ruft.