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::: mercantour 2012
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Seite 1 von 1

Autor:  ::: trincerone [ Mi, 28.03.2012, 22:56 ]
Betreff des Beitrags:  ::: mercantour 2012

::: mercantour 2012
Das frühlingshafte Wetter und eine gewisse Reiselust, die mit dieser Jahreszeit verbunden sein mag, ließen uns dieser Tage eine kleine Runde durch den Süden der Alpen drehen. Donnerstag Nacht nach der Arbeit (also gegen 23.00 Uhr) direkt vom Büro aus los gen Süden – bei drei Fahrern eigentlich recht entspannt. Bei Sonnenaufgang passieren wir den Genfer See, Frühstück in Aosta, gegen 10.00 Uhr sind wir in Gressoney.

Nachdem das Gebiet nun hinreichend dokumentiert ist und ich auch primär ein wenig entspannt schifahren wollte, gibt es dazu quasi keine Bilder. Ein paar Anmerkungen noch.

Gressoney ist bekannt als eines der schlechterschlossensten Schigebiete der Alpen, das insbesondere durch Verschlimmbesserungen aller möglicher Art auffällt. Dazu gehören der Wegfall bestehender Anlagen mit ensprechender Verkleinerung des Schigebiets, Lifttrassen, die (unnötig) ewige Ziehwege bedingen und auch ansonsten ziemlich ungeeignete Positionierung der Lifte. Vor kurzem wurde also die Agudio-EUB von Stafal ersetzt durch eine Kabinenbahn mit 8er-Kabinen. Subjektiv bedauer ich natürlich den Wegfall der stilistisch sicher interessanteren Agudiobahn, ansonsten ist das eine klassische Modernisierung, wie nun einmal geschieht. Weniger erfreulich hingegen ist, dass auch die zweite Sektion umgebaut wurde: von EUB12 auf EUB8. Ergebnis: Schlange im leeren Schigebiet!! Das ganze könnte man ja noch verstehen, wenn jetzt beide Sektionen verbunden worden wären (was sehr (!) sinnvoll gewesen wäre). Aber nein: man muss nach wie vor zwischen beiden Sektionen einen Fußmarsch in Kauf nehmen. Das verstehe wer will!

Ansonsten gibt es wenig Neues zu berichten. Abseits der Piste ging wenig ob der aktuellen Temperaturen. Eigentlich hatte ich auch mehr Neuschnee erwartet, aber die Schneelage ist trotz der letzten Schneefälle eher dürftig, im Gelände war es anstrengend und die Pisten waren nur teilweise gut präpariert, was bei den aktuellen Temperaturen allerdings auch kaum vermeidbar ist. Die Talabfahrt nach Alagna war geschlossen (und aus gutem Grund), was das Gebiet von Alagna relativ unspektakulär macht. Landschaftlich ist das natürlich alles Großes Kino – man darf eben nicht zu nostalgisch sein. Das zerstörte Guglielmina zu sehen hat mich dann auch weniger berührt – die wirklich genialen Zeiten liegen nun ohnehin ein Jahrzehnt zurück.

Lustig war noch, dass ich im Funifor ausgerechnet Jimmy Pettersson getroffen hab (Grüße an Gerrit), dessen Buch ich jedem empfehle. Das ganze führte dann zu einem kurzen Skitausch (C4 (neu) gegen BBR von Salomon). Die BBR fand ich ziemlich cool, Jimmy war von den C4 auch begeistert, er hatte seinerzeit die alten geliebt. Wir sind so verblieben, dass ich nächstes mal die alten Ski mitbringe… ;)

Der Abend brachte dann ein nettes Abendessen in einem uns bereits bekannten Restaurant im Hinterland von Finale Ligure, Nachtflug über die Ligurische Autobahn (persönliche Rekordzeit) und dann ein recht nächtliches Ankommen in St. Martin de Vesubie.
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Für das Schifahren im Bereich Mercantour kann ich sehr die „Bonne Auberge“ empfehlen. Zwar sind die meisten Schigebiete (außer La Colmiane) nicht gerade um die Ecke, aber die Lage ist schön (das ist ein sehr schönes Dorf) und die Unterkunft nett und günstig.

Unser zweiter Schitag führt uns nach ISOLA 2000!

Das schlechteste an diesem Tag war eigentlich die relativ überschaubare Schneelage, die den wahren Wert dieses Schigebiets ein wenig verschleierte – vor allem im Vergleich zu der Über-Schneelage letztes Jahr um diese Zeit.

Ansonsten bleibt ISOLA 2000 eines der mit Abstand besten Schigebiete der Alpen. Das Schigebiet hat eigentlich nur zwei wesentliche Minuspunkte: teilweise remodellierte Pisten und Neubauten in der Station, die ziemlich hässlich und stillos sind (im Wesentlichen sinnlos verstreute Copy-Paste-Chalets in Reih und Glied). Die alte Bausubstanz der Station hingegen ist ziemlich cool, wenn auch nicht allzu außergewöhnlich.

Zu den genialen Punkten von ISOLA 2000. Davon gibt es eine ganze Menge, ich versuche, das mal auf den Punkt zu bringen. Erstens: die Sonne. Zweitens: der Côte d’Azur Schnee. Drittens: die Côte d’Azur (quasi um die Ecke). Viertens: der absolute gechillte südfranzöische Stil (Schigebiet ist eben nur von der Côte aus erreichbar, da alle Pässte nach Norden geschlossen).

Daneben gibt es aber noch eine andere gravierende Genialitäten. Das Gelände ist prädestiniert für das Variantefahren, da es alles Steilheilten und jede Menge Raum bietet, unzählige Variante (inkl. diverser Steilrinnen) durch Lifte erschlossen werden und der lichte Mercantour-Baumbestand diverse wundervolle Routen durch die sonnigen Wälder ermöglicht. Außerdem bietet das Schigebiet jedemenge alter Pisten, die 70er-Jahre mäßig genial trassiert sind und quasi keine Baumaßnahmen aufweisen außer der leichte Auslichten der Wälder im Pistenbereich (was bedeutet, dass die Trassen gar nicht ohne weiteres auszumachen sind). Traumhaft!

Dann ist das Schigebiet landschaftlich genial, partiell ist das Panorama bestechend (Sisterongipfel; habe ich leider nie erreicht; Col de Lombarde (nach Italien)), aber das generelle Ambiente ist auch einfach sehr schön. Da ist zum einen der Stil von Mercantour, zum anderen aber auch das Isola seinem Namen alle Ehre macht: ein ziemlich isolierter Ort, an dem außer dem Schigebiet weit und breit nur wenig gibt. Der Nationalpark tut ein übrigens, aber schon die Anfahrt durch das extrem lawinengefährdete Tal auf der Ultra-Retro-Straße (steil, eng, kaum gesichert) ist einfach cool (diverse Gemsen auf der Straße).

Die Liftanlagen sind im großen und ganzen auch ziemlich cool. Der TSF2 Col de Lombarde hat seinen Charme, nicht allein wegen der weißen Sessel. Der TK Grande Combe ist ein Dreieckslift in einem wundervollen einsamen Hochtal, dessen Rückspur ziemlich hoch durch die Luft führt und dessen Trasse teilweise hundert Meter in der Mitte der Piste hinaufführt, was ziemlich spektakulär ist. Dann ist da der ultra-steile (und das mein ich so) TK Park, der einen (natürlich) beim Einstieg in die Luft hebt. Im Bereich der Station gibt es die TKs Roubines und Front de Neige, deren genaue Trassen kaum zu durchschauen sind, die quasi die Schnee-Terrassen der Bars queren und sich dann in den weiten des Hochtals plötzlich in ruhigen abgelegen Ecken verlieren. Dann gibt es den supersteilen, ausgesetzen TSF Sisteron, der einen genialen Hochpunkt und unbeschreibliche Routen erschließt (was ich allerdings noch nicht selbst ausprobieren konnte), sowie einige andere Old-School-Anlagen, die das Gebiet klar aufwerten (Poma EUB Pelevos, TK St. Sauveur, TSF Merlier). Teilweise ist es auch einfach die Abgeschiedenheit der Anlagen, die ein besondere Flair vermitteln, insbesondere abseits der Pisten (zB TSF Mene).

Insgesamt ist das jedenfalls ein Schigebiet, mit einem absolut starken, uniquen Charakter, dass ein gigantisches Potential bietet, das es in die Oberklasse katapultiert.

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Hier sieht man die Rückseite des vom TSF Sisteron erschlossenen Gipfels. Früher gab es hier eine offizielle Abfahrt, heute nennt man sowas Route, obwohl sich ansonsten nichts geändert hat. Ich hoffe, eines Tages bei besserer Schneelage dort zu sein.

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Im Gelände am TSF MENE. Allein diese Anlage bietet diverse schöne Routen.

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In der Bildmitte sieht man quer laufen eine der neuen modellierten Abfahrten, die leider die alte (steile) Trassierung der Pisten ersetzen. Man kann aber gleichzeitig die alten, wesentlichen direkten Trassierungen sehen, das erfordert allerdings ein geübtes Auge, was die Genialität der Pistentrassen belegt. Die alten Pisten sind (wohl) generell nach wie vor fahrbar, auch wenn teilweise Verbotstafeln aufgestellt wird. Bei einigen haben wir das gemacht (ziemlich krassen Trassen, andere (noch extremere) Trassen hatten leider zu wenig Schnee).
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Der Abend gehört Nice…

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Den zweiten Tag gönnen wir Auron. Diese Station kannte ich – anderes als ISOLA 2000 – noch nicht. Generell ist die Lage des Gebietes schön, die Station ganz nett und das Mercantour-Ambiente auch hier vorhanden – allerdings ohne das futuristisch-avantgardistische Flair von ISOLA und seinem Schigebiet. Die Pisten sind vielfach zu sehr und zu unschön modelliert. Da die Schneelage schlecht ist (und das Wetter mäßig) fahren wir nur eine Runde einmal durch das Gebiet, es scheint auch schöne alte Pisten zu geben, die sind aber leider dieses Jahr um diese Zeit absolut schneefrei. Ansonsten zerschneiden die modellierten Abfahrten teilweise die alten Steilabfahrten, was besonders nervt. Trotzdem ist mein Gesamteindruck, dass man sich das Schigebiet nochmal bei besserer Schneelage ansehen sollte.

Auf der Rückfahrt inspizieren wir ein bisschen die verlassen Varianten der Straße durch das Tinéetal, bevor wir uns an die Küste bei St.-Tropez und zum Abendessen nach Grimaud begeben.

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Nach einer Nacht in der Nähe von Gap ist der vierte Schitag unseres verlängerten Wochenendes dann schließlich Les Deux Alpes gewidmet – nicht nur, weil auch dieses eines der genialsten Schigebiete der West-Alpen ist, sondern auch, weil es bei diesen warmen Temperaturen der perfekte Ort ist, um über die Höhenlage den richten Schnee zu finden. Dieser Plan geht auf: es ist unglaublich warm, die Sonne brennt und den Schnee am Gletscher ist pulvrig, darunter meist firnig – man muss nur die Höhenstufe der Tageszeit anpassen.

Les deux alpes bietet vieles Geniale – und auch manches, was ich weniger mag, aber das fällt kaum auf. Man könnte Seiten darüber schreiben, aber ich will mich kurz fassen. Genial sind die verschiedenen Stufen: steil (und retro) im Ort, dann die diversen Hochtäler auf der zweiten Etage mit ihren unzähligen Varianten, die weiten Hochflächen der dritten Etage schließlich und letztlich die Etage Deluxe: das Gletscherschigebiet. Daneben ist der Ort auf seinem extrem sonnigen Plateau genial positioniert und das ganze Ambiente der super-schroffen, steilen Ecrins-Gipfel jenseits des auf beiden Seiten durch Steilabbrüche begrenzten Schigebietes tut ein übriges. Schließlich mochte ich auch das Clientel sehr gern, insbesondere gab es mindestens drei Parties mit ziemlich coolen Elektrosound (unter anderem eine auf fast 3000m an der Bergstation der Pendelbahn, wo wir uns tatsächlich zum Après-Ski haben hinreißen lassen, obwohl wir überhaupt erst gegen ein Uhr auf der Piste waren. :) ).

Nach der morgendlichen Anreise beginnen wir den Tag mit einem Mittagessen in Vernosc, das wirklich wunderschön ist. Die Anbindung erfolgt über die einen Kabinenbahn nach Les deux Alpes. Von dort geht es nach einem kurzen Fußweg mit der Vintage-Anlage „Diable“ (POMA EUB) in die Höhe – eine ziemlich nette Anlage und ein cooler Einstieg ins Schigebiet.

Im Bereich der Bergstation gibt neben einem silber-orangen TSF2 der ersten Stunde (mit genußvoller Sonnenpiste mit Traumblick) die Anlage Super-Diable, die hoch in die Felsen führt und eine rassige schwarze Piste wie auch den Zugang zu den nächsten Sektionen erschließt.

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Nach einige Abfahrten in diesem Bereich queren wir zur Bergstation der Pendelbahn, von wo aus eine schnelle kuppelbare Sesselbahn bis an den Rand des Gletschers führt. Parallel dazu gäbe es des den Jandri-DMC, aber Abschnallen mitten im Schigebiet ist für uns keine Option! Umso besser, dass hier beide Möglichkeiten des Aufstiegs bestehen (bei schlechtem Wetter ist man für den DMC sicher dankbar); etwas, dass mich in anderen Schigebiete (vor allem pseudo-modernen!) regelmäßig nervt, denn nicht stört mehr, als EUB als sog. Sportbahnen, wo man bei bestem Wetter in zu engen (meist mäßig gut riechenden) Kabinen gedrängt hockt, die Schi an- und abschnallen muss und zudem häufig auch noch in die Stationen hinein bzw. hinaus laufen muss. Bis auf wenige Ausnahmen sind solche Anlagen daher wohl eher ein Minus an Komfort für jeden auch nur mäßig sportlich orientierten Schifahrer. Schigebiete wie Alta Badia sind daher No-Go-Zone!

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Auch am Gletscher verzichten wir auf die U-Bahn-Fahrt, auch wenn das schon wieder irgendwo etwas gehabt hätte. Aber der SL ist einfach einfacher zu erreichen, in der Sonne und vermutlich im Ergebnis auch nicht langsamer. Also was solls!

Was mich schon erschreckt ist der Gletscherschwund! Ich war nur einmal in Les Deux Alpes, also Fußgänger im August 2002. Seither hat sich das Gelände, soweit mich meine Erinnerung nicht trügt, schon sehr verändert. Dass der SL Lauze als höchster Punkt überhaupt nur durch einen Verbindungs-SL heute erreichbar ist, wusste ich noch gar nicht. Ansonsten ist der Gletscher natürlich genial, schon wegen der Höhe, des freien Blicks nach Westen und des tollen Panoramas. Etwas wehmütig verzichten wir ob der knappen Zeit auf Avancen Richtung La Grave…

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Die Gletscherabfahrt ist großartig, die Direttissima zum TSF Signal ist zwar gesperrt, allerdings sind viele im Tiefschnee dort hinab, was traumhaft sein muss. Wir verzichten heute, auch weil wir die Spaltengefahr nicht einschätzen können. Die Rückweg von Etage IV nach III ist kaum weniger spaßig, so dass wir schon bald wieder an der Bergstation der Pendelbahn stehen. Von dort folgt die nächste Traumabfahrt: die ziemlich abgelegene Piste in den Fée-Sektor. Die Vielfalt in Les Deux Alpes besticht genauso wie die geniale Positionierung der Anlagen: die Planer aus Gressoney sollten vielleicht mal einen Besucht wagen… ;)

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Nach der Runde durch den Fée-Sektor und dem Rückweg über den Bereich des Diable passieren wir erneut die Bergstation der PB, wo uns zum dritten mal (ultralaut) ein ziemlich cooler Elektrosound begegnet, so dass wir uns das jetzt einfach ansehen soll. Das Publikum da ist ziemlich abgefahren, recht spärlich bekleidet (teils), sehr ausgelassen, teilweise ziemlich stylisch, entspannt und überhaupt nicht mit der Après-Schi-Atmo der Nordalpen vergleichbar (was unter anderem deswegen interessant ist, weil der DJ offensichtlich Deutscher ist und das ganze von einem deutschen Reiseveranstalter organisiert worden zu sein scheint, obwohl das Publikum insgesamt französisch und ansonsten sehr international ist).

[ Ok, das war Teil des "SnowZone"-Festivals, habe das gerade nach geschaut. Ganz cooles LineUp jedenfalls. ]

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Die Talabfahrt erfolgt schließlich nach fünf, in einem tollen goldenen Abendlicht. Anders als die Après-Schi-Aktivitäten hätten vermuten lassen können, geht es auf der Piste ruhig und anständig zu. Auf weiten Pisten passiert man die verschiedenen Stationen dieses Schigebietes, bis am Ende nochmals eines genial aufgefirnte Buckelpiste ins Tal wartet, die wir im Steilflug hinabtauchen.

Am Ende folgen wir den diversen Vintage-Schleppliften am Ortsrand über die Almwiesen, bis wir den Bereich der Kabinenbahn aus Venosc erreichen.

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Ein Talfahrt, ein Stück im Auto, dann klingt ein wundervolles Wochenende am Lac d’Anecy aus, wo wir um ein savoyardisches Fondue nicht umhin kommen. Als ich zwölf Stunden später nach einer weitern Nachfahrt das Auto verlasse und direkt ins Büro gehe, lächle ich irgendwie in den Morgen und denke mir, dass ich gefühlt eine Woche im Urlaub gewesen bin… intensive Stunden…

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Autor:  Mt. Cervino [ Do, 29.03.2012, 12:31 ]
Betreff des Beitrags:  Re: ::: mercantour 2012

Schön wieder mal was von dir zu lesen Trinc!
Die Mercantour-Gegend gehört für mich auch zu den Highlights der Alpen, vor allem wegen der Landschaft, der Nähe zum Meer und den coolen alten und Straßen, Kraftwerke und Militäranagen.
So wie es sich anhört hast du es wieder nicht auf den Mt. Sistron geschafft? War der Lift zu?
Das ist echt schade, weil es vom Panorama her der beste Punkt im Skigebiet ist. Im Süden reicht die Sicht bei gutem Wetter bis zum Meer im Norden bis zum Matterhorn. Leider ist die alte schwarze Boumphrey Piste nicht mehr offen, man kann sie aber noch inofiziell fahren wenn man die Absperrungen umgeht. Ist aber nicht so ganz ohne, weil es rechts und links brutal runter geht (gab wohl auch schon Lawinentote dort). Die Piste hat mich von der Ausgesetztheit an die Furggen-Piste erinnert, wobei die Furggen-Piste noch deutlich breiter war, aber ein Absturz dort auch weitreichendere Folgen gehabt hätte, weil es am Furggen viel weiter runter geht.
Isola 2000 gehört für mich auch zu ganz großen Skigebieten in den Alpen. Hatte dort letztes Jahr Ende März bei extrem guten Schneebedingungen den besten Skitag der ganzen Saison.

Auron war ich ja auch noch am nächsten Tag nach meinem Isola-Besuch. Finde das Skigebiet mit der halbkreisförmigen Anordnung eigentlich sehr nett und auch die die ein oder andere Anlage dort hat mir gut gefallen. Vor allem die Creissels PB und die Creissels-GPB mit den alten riesigen PB-Stützen und die uralten steilen KSSL in der Mitte des Skigebietes fand ich cool.
Früher gab es in Auron ja mal eine PB mit 2 Stationen und einer Mittelstation an der großen Stütze die heute noch steht, sowie eine Korblift in 2 Sektionen. Das muss richtig cool gewesen sein damals.

Mein Fazit zu Auron war ja sehr zwiespältig. Einerseits einige interessante Anlagen und noch viele steile interessante Pisten, aber leider auch viel komplett modellierte flache Abfahren zum Abgewöhnen.
Eigentlich kann man das Skigebiet sehr leicht kategorisieren
Blaue Pisten: Komplett tot modelliert, komplett beschneit, komplett flach und komplett langweilig.
Rote Pisten: Teilweise bereits modelliert, meist nicht beschneit und wo noch unmodelliert vielfach auch noch recht interessant.
Schwarze Pisten: Steil, völlig naturbelassen, anspruchsvoll und toll trassiert.
Leider sind einige schwarze Pisten schon aus dem Pistenplan verschwunden (Piste unter der 6TSD Dome, Piste unter dem Korblift (2. Sektion))

Ich befürchte, dass die roten Pisten in der nächsten Zeit das gleiche Schicksal wie die blauen Pisten ereilt und Auron dann keinen Besuch mehr wert ist.

Hast du meine Berichte aus Isola 2000 und Auron eigentlich mal gelesen. Falls nein, schau sie dir mal an, da sie sicher wegen der wesentlich besseren Schneelage vom letzten Jahr auch Einblick in die Bereiche gewähren, die bei Dir geschlossen waren.
Link zum Bericht:
viewtopic.php?f=8&t=2575&hilit=isola+2000&start=15

Autor:  ::: trincerone [ Do, 29.03.2012, 12:51 ]
Betreff des Beitrags:  Re: ::: mercantour 2012

Hey hey!

Dein Fazit zu Auron teile ich völlig. Isola 2000 kenn ich vom letzten Jahr Anfang April ebenfalls mit Traumschnee, wir waren fast gleichzeitig da. Und ja: Deine Berichte kenn ich antürlich auch! :)

@Sisteron: den haben sie uns direkt vor der Nase zu gemacht, ein paar Sessel weiter vorn fuhren noch Leute. Die Piste sei einfach zu weich, stimmte wohl auch. Aber dennoch schade. Ich will eh mal länger in die Gegend, vielleicht auch früher im Jahr, wobei das natürlich zum Saisonschluss eh seinen besonderen Reiz hat.

In Isola könnte es ggf. mal Anlagen ganz hinten im Tal links rauf gegeben haben bis zur ital. Grenze. Die sind in meinen Karten verzeichnet, Spuren von Infrastruktur sieht man, die müssen allerdings nicht von Schibetrieb stammen. Wenn es die Anlagen gab, muss das genial gewesen sein da oben.

Autor:  Mt. Cervino [ Do, 29.03.2012, 13:39 ]
Betreff des Beitrags:  Re: ::: mercantour 2012

::: trincerone hat geschrieben:
In Isola könnte es ggf. mal Anlagen ganz hinten im Tal links rauf gegeben haben bis zur ital. Grenze. Die sind in meinen Karten verzeichnet, Spuren von Infrastruktur sieht man, die müssen allerdings nicht von Schibetrieb stammen. Wenn es die Anlagen gab, muss das genial gewesen sein da oben.

In dem Bereich (Terre Rouge oder so ähnlich) waren mal einige weitere Anlagen geplant die aber nie gebaut oder fertiggestellt wurden. Auch im Bereich Mt Saint Sauveuer waren noch zusätzliche Anlagen geplant, die aber nie realisiert wurden.

Das interessanteste ist aber, dass Isola 2000 ursprünglich gar nicht von Isola aus über die von dir oben angesprochene heutige sehr lawinenexponierte Strasse erschlossen werden sollte, sondern von südwesten her über den Col de la Mercier. Und auf der anderen Seite des Passes war eine weitere Skistation geplant, die man später gut mit Liften mit Isola 2000 hätte verbinden können. Nur weil der Bürgermeister von Isola darauf bestand, dass die Strasse nach Isola 2000 über Isola führen müsse, damit der Ort von der neuen Skistation profitieren kann, wurde sie letztlich so gebaut und die Pläne für die weitere Station in der Folge nicht weiter realisiert.
Die zweite Station hätte Azur 2000 heißen sollen. Schade dass sie nicht realisiert wurde.

Leider habe ich zu diesem Thema erst ganz wenige Informationen gefunden, bis vor kurzen war mir das Thema komplett unbekannt.


Zitat:
Isola 2000: The Untold Story
It is pretty well known that Isola, like Méribel, is one of the ski resorts developed by Brits but unlike Méribel, when I researched the story I drew a complete blank. On the Internet there was absolutely nothing. Nobody locally seemed to know much, some talk of a property developer from the Caribbean who thought he could build a ski resort was all I got. There was one clue, Boumphrey, a curiously named piste in the resort. Fortunately 25 years earlier, French investigative journalist Danielle Arnaud covered similar ground and made the telling of this story possible.

The development of Isola 2000 was unique amongst the ski resorts in the Alpes Maritimes. Valberg, Auron and the other smaller resorts were built around existing communities and evolved gradually. Isola, on the other hand, was a brash, new development that was supposed to bring jobs to the community and rival the mega resorts of the Savoie.

The site of Isola 2000 is situated 16km from the eponymous village. Until 1945 the terrain was Italian, royal hunting grounds, although King Victor Emmanuel preferred a more willing and altogether more succulent prey than the sinewy wolves and bouquetins that roamed the 3,000 meter peaks. He was drawn to the lithe and tanned limbs of the young shepherd girls tending their flocks on the summer pastures.

At the end of the war, with Il Duci: Mussolini shot by partisans to the north of Milan and the king banished, Italy ceded the lands to France. The remains of barracks and supply roads are a testament to blood that was spilt over these mountains. Apart from a strategic value the land itself seemed no great loss. Then Maurice Michaud, who rarely cast his gaze much beyond the Savoie, classed Isola, along with Mollières and Sestrières as three sites in the Southern Alps with international winter sports potential.

Isola, tucked away at 900 meters, had been in slow decline. The migration from land to towns and cities, so slow to take hold in France, had begun to accelerate after the war. The mayor, Charles Romi was worried, soon he would be in charge of a ghost village with little income from taxes. Son of a peasant farmer he was well versed in finance and even looked after the accounts of Nice town hall. He’d watched the development of the new ski stations in the North with interest, the land ceded by Italy between the Col de la Lombarde and Le Mont St Saveur belonged directly to his community, no pesky land owners to negotiate with. As pasture it had little value but with careful management it might just be the solution to Isola’s problems.

But Isola needed a developer. Into that part jumped Peter Boumphrey, a British army officer of steely blue gaze. Boumphrey has been compared to Emile Allais, the Olympic skier that did so much to develop the ski potential of French resorts. Like Allais, Boumphrey was a gifted sportsman, he’d even represented Britain in the St. Moritz winter Olympics in 1948. What he now wanted was to build his own ski resort, close to an airport, something that would attract the growing number of British skiers. He’d visited the Sierra Nevada in southern Spain, scoured the Pyrenees but in 1965 had still not found what he wanted. Back home, pouring over a map of the French Alps he noticed a large bowl, on the border with Italy high above a little village. He immediately flew out to visit. The first difficulty was access, the road was little more than a mule track up a narrow mountain gorge, threatened by rock falls in the summer and avalanches in the winter. He spent two days on the site, met the other interested parties and was convinced that this was the spot.

There followed 2 years of studies with Michaud’s CIAM before a plan was presented to the Bernard Sunley Investment Trust. BSIT was a property developer working in the Caribean and London bu thad no exeperience with the mountains. But building ski stations was the new El-Dorado. The Trust created: SAPSI (Société pour le Aménagement et la Promotion de la Station Isola). It then took Boumphrey six months to convince a sceptical Mr Shapland of Bernard Sunley that the project was viable.

Finally SAPSI bought 168 hectares out of the 2,500 hectares of the Isola land. This was an exceptionally low figure, 1000 hectares would be the normal proportion where many landowners had to be negociated with. The cost was 3.5 Million Francs, 2.20 Francs / m2. The land was worth only 30 centimes as pasture. SAPSI also gave Isola a percentage of the lift passes, a stable for 80 cows, an extension for the town hall, a pharmacy and a tourist office. There were also to be cheap lift passes for the residents of Isola. This not too onerous. Then came the negotiations over the road. Here the Mayor was intransigent, the road must pass by his village. Maurice Michaud and the regional tourist board were against the idea, to them it seemed more logical to pass over the 2,300 meter Col de la Mercière and then by Mollières where Michaud planned to build the ski resort of Azur 2000. This route would be longer but would have the advantage of serving both stations and was, according to its advocates, safer There were no avalanche maps of the region at the the time, but you only have to travel the route, or look at the avalanche maps from the CEMAGREF to see that the Isola route wasn’t desgined for winter use.

Azur 2000 was never built. From the top of the pistes you can see down into the Merciere valley towards where the station would have been situated. This is now the protected Mercantour national park. Home to wolves and other wildlife.

Quelle: http://pistehors.com/backcountry/wiki/S ... Isola-2000

Zitat:
Isola 2000
Origins
The idea of a ski resort near the small town of Isola first came from a British Army ex-officer, and Olympic skier, Peter Boumphrey, in the late 1960s, after he discovered a basin in the southern French Alps on a map. The local village of Isola owned the land he wanted to build the resort on – a small town located at an altitude of 900m, with poor prospects for development as citizens were migrating to the cities. As a result of this, the local mayor was happy to allow Boumphrey, and the London based contractors he persuaded to help him, to build a ski resort above Isola, as the land required was of little value as farmland.
[1]

The regional government was concerned not too much about the resort itself, but about the road that was required to access it. Before the resort existed there was a small dirt road up the resort's location, and avalanches were constantly blocking this in the winter, as well as rockslides in the summer. Therefore, the government was interested in building a slightly longer, but safer road to the resort, that could serve Isola 2000, and also another proposed resort, called Azur 2000, that was never built. However, the mayor of Isola was adamant that the road pass through his town, and the British contractors did not want the resort to be any further from Nice Côte d'Azur Airport, a key aspect of the location, so the new route was scrapped, and the old road was upgraded.[2]

In the summer of 1971 the resort officially finished, and had a capacity to sleep 6,000 people. It opened in December that year.

Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Isola_2000

Autor:  ::: trincerone [ Do, 29.03.2012, 16:10 ]
Betreff des Beitrags:  Re: ::: mercantour 2012

Sehr interessant.

Über Azur 2000 - der vermutlich schönste Name, den eine Skistation je hätte haben sollen! - habe ich glaube ich auch schon mal etwas geschrieben. Seit 1979, wenn ich recht informiert bin, ist das Gelände Nationalpark, teilweise gab es aber auch schon früher Naturschutzgebiete in dieser Gegend, deren Grenzen ich allerdings nichts genau kenne.

Es wäre interessant zu wissen, ob es wohl Studien zu Azur 2000 gab... das Logo hätte ich gern gesehen!

Einige interessante historische Bilder gibt es übrigens derzeit anlässlich der 40jährigen Bestehens von Isola 2000 auf deren Website!

Autor:  starli [ Fr, 30.03.2012, 22:30 ]
Betreff des Beitrags:  Re: ::: mercantour 2012

Da hatte es ja echt wenig Schnee in L2A...

Zitat:
Dass der SL Lauze als höchster Punkt überhaupt nur durch einen Verbindungs-SL heute erreichbar ist, wusste ich noch gar nicht.
->
http://www.sommerschi.com/forum/reportagen-f8/westalpen-sommerski-tour-2011-23-26-6-2011-t2586.html#p34809


Und was Isola 2000 angeht - nach der allgemeinen Lobhudelei muss ich's wohl doch endlich auch mal anschauen ;-)

Autor:  gerrit [ Mo, 02.04.2012, 18:31 ]
Betreff des Beitrags:  Re: ::: mercantour 2012

Schön! Der Chef hat einen Energieanfall, freut mich sehr, endlich wieder was von Dir zu lesen. (Oder haben sie Dich rausgeworfen an der Uni? :wink: ).
Wirklich lustig, dass Du Jimmy getroffen hast! Die Welt ist schon klein. Ich hab ihn vor ein paar Jahren auch ohne Verabredung an einem Powder-Day in der Schlange vor der Goldbergbahn getroffen. Hab bis jetzt aus Zeitgründen nur den Anfang des Berichts gelesen, auch des anderen, hab aber hoffentlich bald Gelegenheit zum ausgiebigen Studieren.

Autor:  gerrit [ Di, 03.04.2012, 10:15 ]
Betreff des Beitrags:  Re: ::: mercantour 2012

Habs jetzt studiert und beschlossen, Isola auch auf meine Wunschliste zu setzen.......

Autor:  ::: trincerone [ Di, 03.04.2012, 12:09 ]
Betreff des Beitrags:  Re: ::: mercantour 2012

Ein gute Entscheidung. :)

Ich glaube, gerade für Euch könnte Dir Mischung aus Kultur, Idylle, Freeride und Südfrankreich (mit entsprechendem Klima) eine ziemlich interessante Mischung sein - man muss halt nur idealerweise die Schneefälle etwas abpassen, sonst limitiert sich das Angebot natürlich.

Autor:  k2k [ So, 08.04.2012, 15:57 ]
Betreff des Beitrags:  Re: ::: mercantour 2012

Sehr schön. Ich wär ja (mal wieder) gern dabei gewesen.
Zum Thema Après Ski und Elektrosound, das scheint seit einiger Zeit in zu sein in den französischen Alpen: www.lafoliedouce-valthorens.com hat jeden Nachmittag die dicke Party. Ich war nicht da, aber von oben aus der Plein Sud KSB sah es ganz cool aus. Und die Beats beschallen die gesamte Geländekammer.

Autor:  ::: trincerone [ So, 08.04.2012, 16:40 ]
Betreff des Beitrags:  Re: ::: mercantour 2012

Ja, das war ein Les deux Alpes auch so - das war unglaublich laut, sehr krasse Tiefbässe und ein glasklarer Sound; anders, als ich das sonst vom Apres-Ski kenne. Und muss sagen, geraden im Ambiente von Les Deux Alpes hat mir das sehr gefallen. Das würd ich mir fast überlegen, ggf. auch gezielter zu machen. Müsste man mal schauen, was die im Sommer so machen.

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