Laber - 10.09.2011 - 35mmNormalerweise schleppe ich „ein wenig“ Fotoausrüstung mit auf die Touren, doch seit einiger Zeit habe ich Gefallen am fotografischen Minimalismus entdeckt. Im Fall des heutigen Trips bedeutet das: Festbrennweite, Verzicht auf Autofokus, Blende 1.4 wo es nur geht: an die Canon war das Samyang 35/1.4 in einer Version von Walimex gepackt. Es wird oft behauptet, diese Linse könne es mit den L-Objektiven in Sachen Abbildungsleistung aufnehmen, wollen wir mal sehen.
Als Ziel hatten wir den Laber auserkoren, auch wegen der dortigen „Großkabinen - Zweiseil - Umlaufbahn“. Vor ein paar Jahren hat man dort erst das Zugseil, etwas später die alten Stützen ausgetauscht. Die Attraktivität der Bahn schränkt dies jedoch nicht ein und so ist die Fahrt ein ein kleines Highlight.
Um die neue Wanderausrüstung zu testen, beschränkten wir uns auf die Bergfahrt und wählten den Weg über den Soilasee und die gleichnamige Hütte, mit einem Abstecher durch das Lainetal, zurück nach Oberammergau. Durch die frühe Bergfahrt war noch relativ wenig los, größtenteils waren wir alleine unterwegs.
Als Anreise wählten wir die Strecke über die A95 und Oberau. Ich hatte gehofft, wir würden den üblichen Stau am Autobahnende noch umgehen können, aber dank des guten Wetters war die B2 bereits am Morgen total überlastet, ein Rückstau bis fast zur Ausfahrt Eschenlohe war die Folge. Leider sind die Aussichten, dass dieses Nadelöhr endlich irgendwann beseitigt wird, nicht gerade die besten. Mit etwas Verzögerung kamen wir an der Talstation an, zu meiner Überraschung war der Parkplatz relativ leer.
Mit einer Reportagelinse könnte man ein wenig mehr ablichten, ich beschränkte mich jedoch auf die Ausfahrtstütze der Bahn. Hier war es jedoch dem manuellen Fokus geschuldet, an den ich mich erst gewöhnen musste. Wir lösten zwei Bergfahrten für jeweils 8,50 Euro und stellten uns in die Warteschlange.
Ist wohl noch eine etwas ältere Steuerung?
Im Gegensatz zur Bergstation kann man hier im Tal am offenen Zugang auf die Kabinen warten. Das gleiche Bild wie der ältere Herr gab ich wohl ein paar Minuten später auch ab. Wir verzichteten auf die nächste Kabine, um vorne zu warten und den Betrieb zu beobachten.
Der Seitenblick in den Steuerungsraum zeigte ganz klar, wo wir uns hier befinden. Es war gleichzeitig auch der erste Test für das DOF des Objektivs. Scharfstellen war eigentlich bisher auch kein Thema, dank LiveView und 10x-Vergrößerung sogar noch angenehmer.
Meine letzte Fahrt mit der Bahn liegt sicher 15 bis 20 Jahre zurück, daher waren mir vielen kleinen Details nicht mehr ganz präsent. Die Umlenkscheibe befindet sich auf einer Art Schlitten, der nach dem Ausfahren der Kabine nach hinten gezogen wird - dient dies der Erzeugung von Spannung auf dem Zugseil? Sobald die Kabine sich der Station nähert, fährt der Schlitten wieder nach vorne. Da das Tragseil bereits ein Stück weiter vorne nach unten geführt wird, läuft die Kabine über Schienen und umrundet die Umlenkung nach dem Zusteigen der Fahrgäste. Förderer braucht es nicht, das Tragseil ist ja nach wie vor befestigt.
Der Blick auf die Strecke zeigt eine weitere Besonderheit, denn diese verjüngt sich zu den beiden Stationen hin und hat ihre größte Entfernung an den Stützen. Ich konnte allerdings auf der Fahrt nicht erkennen, wie das technisch ohne Kurve gelöst ist.
Leider war auf der Talseite kein Fenster vorhanden und die kleine Variante auf der anderen Seite hatte ich beim Einstieg übersehen. So blieb nur der Blick aus dem Seitenfenster. Hier sieht man noch das Tragseil bei der Ausfahrt.
Entsprechend unscharf wirken nun die Bilder, die durch die alte Scheibe entstanden sind. Trotzdem ist Oberammergau, das Theater für die Passionsspiele sowie das Schigebiet am Kolben gut zu erkennen.
Die neuen Stützen wirken etwas wuchtiger, sind in ihrer Form aber stark an die alten angelehnt.
DAS Standardbilder jedes Laberberichts schlechthin. Ohne das Schild würde sicher bei vielen Fahrgästen Panik aufkommen. Auf der gegenüberliegenden Seite das gleiche Bild.
Nach dem Haltepunkt geht es anschließend über ein sehr großes und hohes Spannfeld, auf dem sich die Trasse wieder verjüngt. Erneut hat man den Blick auf den Kessel, im Hintergrund ist nun auch Unterammergau mit dem Schigebiet am Steckenberg zu sehen.
In der Bergstation geht es relativ schnell. Alle Leute raus, die Talfahrt wartet schon. Direkt danach schließt eine wuchtige Tür und verstellt den Blick auf den Antrieb ein wenig.
Die Fernsicht war gestern wieder sehr gut, schemenhaft war die Allianz Arena im Norden von München zu sehen. Der Starnberger See, die Erdfunkstelle in Raisting und andere übliche Verdächtige waren noch besser zu erkennen. Wie schon in der Talstation merkte ich jetzt ein wenig die Beschränkung durch das eine Objektiv. Ein paar Zooms, z.B. zur längsten Brücke Bayerns, hätten mich schon gereizt.
Auf der anderen Seite war der Blick auch nicht schlecht, die Zugspitze und das Classic-Schigebiet präsentierten sich.
Ich erhoffte mir, auf dem Dach der Bergstation einen Blick auf die Trasse zu bekommen. Zu meiner Enttäuschung waren große Teile abgesperrt und weiter kam man nicht ran. Bis ich fokussiert hatte war auch bereits die Bahn aus dem Blickfeld geraten.
Auf dem Dach der Bergstation
Der erste Abschnitt des Weges führt mit angenehmen Gefälle hinunter zum Soilasee bzw. zur Abzweigung zum Ettaler Manndl. Für die Popularität dieses Gipfels war dann doch angenehm wenig los und so bot sich ein kurzer Rückblick zur Bergstation an.
Bei diesem Motiv langte die Belichtungsmessung der Kamera zum ersten Mal sauber daneben. Nachdem ich das Problem auch durch manuelles Eingreifen nicht ganz gelöst bekam, beließ ich es bei der Überbelichtung. Die EBV musste es halt (ein wenig) retten. Jedenfalls sieht man den fast ausgetrockneten Soilasee und rechts oben das Manndl. Weiter ging es in Kehren bis zum See, daran vorbei und bei der Soilaalm kehrten wir schließlich kurz ein.
Eine Alm, die sich nur auf ein paar Getränke, Kuchen und das obligatorische Brotzeitbrettl beschränkt, hatte ich schon länger nicht mehr. Aber es hat sich gelohnt!
Kühlschrank
Das ist das Schöne an Blende 1.4…
Nach der kurzen Stärkung ging es weiter in Richtung Tal. Schnell läßt man die Alm zurück und läuft über die Wiesen bis zum Waldrand weiter.
Die Entscheidung gegen die Forststraße hatte zwei Vorteile: man war vollkommen alleine und der Weg war ein wenig interessanter.
Im unteren Abschnitt stößt man wieder auf die Forststraße, die von einer Gruppe Bullen genutzt wurde. Ein scharfes Bild mit der Struktur des Fells wäre mir lieber gewesen, aber das war mit dem MF einfach nicht zu schaffen.
Der Weg durch den Wald machte die Hitze erträglich und so entschieden wir uns zum Abstecher durch das Lainetal. War uns oben noch ab und zu jemand begegnet, so waren wir jetzt endgültig alleine unterwegs. Zwar hatte der Bach durch viele Staustufen und Begradigungen seinen natürlich Reiz verloren, aber es war landschaftlich eine weitere nette Abwechslung.
Am Ende mündet der Bach dann in diesen kleinen See. Hinten ist bereits die Talstation und erneut das Gebiet am Kolben zu erkennen.
Die vielen Holzhaufen am Wegesrand boten sich geradezu für ein klassisches Bild an. Ansonsten gab es nicht besonders viele reizvolle Motive, außer:
Da gammelte etwas mitten im Wald vor sich hin. Beim Bearbeiten wollte ich die Sättigung für blau leicht zurücknehmen, aber komplett reduziert ergab sich ein noch besseres Bild.
Zurück an der Talstation, direkt unter der Trasse, gab es noch ein paar obligatorische Motive zu fotografieren.
Eine nette Tour war geschafft. Nicht besonders anstrengend, geübte Wanderer sind sicher in einer Stunde wieder unten. Aber die Abwechslung aus Wald, einem Tal mit Bach, den Weiden rund um die Soilaalm und dem Abstieg unterhalb der Bergstation machen die Tour doch zu einem schönen Ziel für einen Vormittag. Plus die Bahn, das wahre Highlight hier.
Für den Rückweg wählten wir einen kleinen Umweg, um an der Bromberg-Alm Mittag zu essen. Klar, hier steht auch ein alter Stemag-Schlepper, aber die Küche ist wirklich sehr gut, nicht überteuert und auf Grund der Abgeschiedenheit fast noch ein Geheimtipp.
Es war schon ein recht dünnes Radler, das uns da serviert wurde. Aber nach einer kurzen Rückfrage gab es einen ordentlichen Nachschlag.
Im Hintergrund ist schemenhaft der Lift zu erkennen, der sich aktuell natürlich im Sommerschlaf befindet. Der Hang würde sich super für eine Rodelbahn eignen, so vielleicht eine noch bessere Auslastung garantieren und den Liftbetrieb auch im Winter sichern?
Im Winter wird mich der Lift sicher nochmal wiedersehen, läßt er sich doch gut mit weiteren Einzelliften in der Umgebung kombinieren.
ENDE