San Bernardino - ehemaliges (?) Skigebiet Nachdem das Wetter in den Alpen momentan nicht so gut fürs Skifahren ist, finde ich endlich Zeit, einen Bericht zu einer Skitour von letzter Saison zu verfassen.
San Bernhardino ist ein auf 1650 m.ü.m. hübsch gelegenes Bergdorf südlich des gleichnamigen Alpenpasses. Bereits in den 50ern wurde der Hang direkt beim Dorf durch einen Skilift erschlossen. In den 70er-Jahren folgte dann der Bau des Skigebiets Confin auf der andern Talseite (Gondelbahn Skilifte Tre Omen und Rottond) und des Appartment/Hotel-Komplexes nördlich des Dorfes. Als letzte Etappe wurde im Cunfin-Skigebiet in den 80er-Jahren die Mittlere Liftachse mit Sessellift Pan de Zurcher und Skilift Lares gebaut.
Die Schweizer Skigebiete südlich der Alpen scheinen es jedoch schwer zu haben. Nachdem im Tessin schon praktisch jedes Skigebiet bankrott gegangen ist, steht nun das Skigebiet San Bernardino - Confin die zweite Saison still. Auslöser für die Stillegung war, dass für die Zubringergondel Investitionen von ca. 0.5 Mio Fr. notwendig gewesen wären. Die Besitzerfamilie war aber nicht mehr bereit etwas in das defizitäre Gebiet zu investieren. Ironischerweise ist es mit der Gondelbahn die modernste Anlagen, welche das Skigebiet zu Fall gebracht hat.
Mehr Infos dazu findet Ihr unter:
http://www.suedostschweiz.ch/zeitung/san-bernardino-ist-bis-auf-weiteres-kein-skiort-mehroder im Alpinforum
http://www.alpinforum.com/forum/viewtopic.php?f=35&t=44356Hier der Pistenplan von der Talstation (die roten Pisten sind verblasst)
Offenbar gibt es hier (wie z.B. auch im Waadtland) eine wahrscheinlich überrissenen Masterplan (Investoren für 30-50 Mio. Fr. für ein unrentables Skigebiet dürften kaum zu finden sein). Dieser "Flucht nach vorn" steht mittlerweile unter anderem im Weg, dass mit der Zweitwohnungsinitiative ein Ausbau der (kalten) Gästebetten eingeschränkt ist. Meiner Meinung nach sollten sie anstatt um den heissen Brei zu diskutieren, die aktuellen Probleme (Gondelbahn) lösen um das Skigebiet und das Dorf am leben zu erhalten. Wäre wenigstens die Gondelbahn unten und eine Liftachse oben in Betrieb, könnten die meisten Pisten genutzt werden und man hätte keinen skitouristischen Totalausfall. Längerfristig könnte der lange Skilift Tre Omen durch eine KSB ersetzt die Lifte "Pian Zurcher" und "Lares" gestrichen werden, dafür reichen ca. 10 Mio Fr. Je länger das Skigebiet aber ausser Betrieb ist, desto schwieriger und teurer wird auf alle Fälle die Wiederbelebung.
Als wir die Skiferien in Splügen buchten, dachten wir, wir könnten in Splügen und San Bernhardino skifahren gehen, das ist ausreichend Abwechslung, wenn man auch auf Touren geht. Nun sind wir hald ein bisschen mehr in Splügen Ski gefahren, als vorgesehen. Für Skitouren war die Lawinensituation aufgrund häufigen Windes und Neuschnee heikel. Darum mussten möglichst unkritische Touren gemacht werden. Folglich war es naheliegend, das stillgelegte Skigebiet zu erkundigen. Auf der Südseite des San Bernardino hatte es zwar weniger (Neu-)Schnee, dafür war es sonniger.
Talstation der Gondel. Steht direkt bei de Autobahnausfahrt und neben einem Militärareal. -> hätte Sawiris seinen Resort eigentlich nicht hier verwirklichen können? Da suchte man ja im Gegensatz zu Andermatt gezielt einen Investor...
Felstobel am Pistenrand
Die als Schwarze Piste oder Variantenabfahrt bezeichnete südliche Talabfahrt
Blick hinunter zum Dorf. Der Skilift wird um ca. 9:30 Uhr in Betrieb genommen. Da aber niemand Ski fahren will, dauert es nicht lange, dass er wieder abgeschalten wird.
Die Appartement-Hochhäuser, die Autobahnausfahrt und die Militärgebäude stechen als Fremdobjekte in der sonst sehr schönen, naturnahen Landschaften hervor.
Die Mittelstation Cunfin
Sessel Pan de Zurcher, dürfte schon noch ne weile funktionstüchtig sein.
Weil zwischenzeitlich ein Schneesturm kommt verkriechen wir uns in der Schneemulde beim Lifthäuschen. Wir beraten schon umzukehren, da lässt der Schneefall nach. In der Hoffnung nach ein bisschen Windschutz nehmen wir die schwarze Piste am Tre Omen in Angriff.
Ziemlich Steil, der Skilift Tre Omen (>30°), wohl mit ein Grund dafür, dass nebenan die Sesselbahn gebaut wurde. Wenigstens bekomme ich wieder warm, denn es ist ein ziemlicher Krampf diesen verharsteten Hang aufzusteigen.
Am Tre Omen hat es einen Zwischeneinstieg. Das ist der einzig mir bekannte Zwischeneinstieg an einem Skilift (ausser A3, aber das ist was anderes). Weiss jemand, ob das gut funktionierte, auch bei Andrang?
Bei der Bergstation des Tre Omen. Die Sonne kommt langsam zum Vorschein, willkommen für Mittagsrast und Abfahrt.
Weisse Weiten
Runter gehts wieder auf der Schwarzen Piste am Tre Omen. Mittlerweile ist der Himmel sogar blau.
Im Pistenplan ist hier eine Piste ohne Lift eingezeichnet (Mot de l'Ungheres). Wurde die extra für die paar Leute, die die Skier schultern und rauflaufen präpariert, oder war sie wohl für Rennen auf der Fis-Piste gedacht?
Einige Hänge sind einigermassen gut zu fahren. Sonst alles übelst verblasen.
Unterhalb der Mittelstation Confin
Diesmal nehmen wir die rote Talabfahrt. Den ganzen Tag trafen wir keinen Mensch. Doch hier kommt uns noch ein einsamer Mann mit einer Arber-Skimütze entgegen, welcher noch zu spater Stund aufsteigt.
Unten angekommen. Der Skilifthang gegenüber ist noch in der Sonne. Und mittlerweile hat es auch ein Paar (ca. 3) Skifahrer. Da wir bis zur Abfahrt des Postautos noch eine Zeit haben, wollen wir noch eine Fahrt machen.
Die Mittelstation Confin im Zoom
Die Kirchen von San Bernardino. Das Dorf ist trotz eigentlicher Hochsaison ziemlich ausgestorben. Man merkt, wie der Skibetrieb fehlt.
Bei der Bergstation des Dorflifts "Pian Cales". Da der Lift gleich schliesst, lässt uns der Liftwart gratis rauf. An Kundenfreundlichkeit scheints hier sichtlich nicht zu fehlen.
Da waren wir heute: Confin im Zoom
Talstation Pian Cales. Der Lift ist abgesehen vom spärlichen Schnee ja schon nett, aber für den geübten Skifahrer ein bisschen kurz.
Im Dorf ist es gespengstisch ruhig... wird es wohl immer so still da oben bleiben? Es ist schade, wie ausgelöst durch kleinere Mängel an einer Gondelbahn die Wirtschaft eines ganzen Tales bachab geht. Wobei die Gondelbahn aber nur der Auslöser des Stillstands ist. Ob die Unrentabilität des Skigebiet durch schlechtes wirtschaften oder durch das Feriendorf und die Tagesgäste effektiv zu wenig Einnahmen generiert werden können, weiss ich nicht. Auf der anderen Seite des Passes, in Splügen scheint es jedoch mit dem Skibetrieb zu funktionieren. Wahrscheinlich wäre eine engere Zusammenarbeit zwischen den beiden Skigebieten mit gemeinsamen Skipass gut für das Marketing der Skiregion, wie es anderorts auch gemacht wird. Ein Erschwernis für San Bernardino ist, dass wie z.B. auch in Hospental, Mühlenbach oder Ebnat-Kappel die unteren Pisten steil sind und die oberen flach. Das macht das Skigebiet für Anfänger unattraktiv und erschwert auch Nutzungen wie Schlitteln oder Winterwandern im Skigebiet. Ansonsten ist ja die Region San Bernardino im Winter wie im Sommer durch die wie gesagt reizvolle Landschaft zum Wandern sehr attraktiv. Dies lässt auch hoffen, dass der Tourismus das Dorf am leben erhalten kann.