Mitte der 80-er Jahre muß es gewesen sein, als ich das erste Mal den Hochschwab bestiegen habe, die Wanderung führte mich vom Seeberg aus über die Aflenzer Staritzen zum Gipfel, nach einer Übernachtung im schon deutlich renovierungsbedürftigen Schiestlhaus marschierten wir durch die Dullwitz hinunter nach Seewiesen, nicht ohne der Voisthaler Hütte einen Besuch abzustatten. Später kamen andere Touren von Weichselboden aus über das Gschöderer-Kar hinauf zur Hochfläche, ich erinnere mich auch an eine Wanderung im Nordbereich des Massivs auf unmarkierten Pfaden vorbei an der Seltenheim-Jagdhütte zum Teufelssee sowie an eine wegen einer Warmwetterfront mit massivem Regen abgebrochenen Winterüberquerung vom Präbichl aus.
Auch wenn der Hochschwab mit seinen 2292 Metern in der östlichen Steiermark nicht als hochalpin bezeichnet werden kann, so handelt es sich bei diesem Massiv weniger um einen Berg als um ein Gebirge mit zahllosen Gipfeln, Karen, ausgedehnten Hochflächen und steilen Anstiegen. Von Norden aus dem unter Kajakfahrern weithin bekannte Salzatal sind es mindestens 1500 Höhenmeter bis zum Gipfel, in Talnähe findet sich hier die Quellen der zweiten Wiener Hochquellwasserleitung, westlich wird das Massiv durch die Präbichl-Paßstraße begrenzt, im Bereich der Passhöhe findet sich das gleichnamige Schigebiet, das in den letzten Jahren deutlich ausgebaut wurde. Von Süden her führen einige Täler zu den Ausgangspunkten der Zustiege, zu nennen wären etwa der Aufstieg von Tragöß vorbei am Grünen See über die Russenstraße zur Sonnschienalm, vom Gasthaus Bodenbauer über´s G´hackte oder über Fölzalm und Voisthaler Hütte, östlich bietet der steirische Seeberg mit seinen 1245 Metern die Möglichkeit, beim Aufstieg ein paar Höhenmeter einzusparen.
Etwa 15 Jahre liegt mein letzter Besuch des Gipfels zurück, insbesondere der Neubau des Schiestlhauses in Form eines architektonisch höchst interessanten Niedrigenergiebaus war für mich ein Anreiz, meine Erstroute vom Seeberg aus zu wiederholen, und so finden sich am 21.9.06 acht Pfoten (Golden Retriever Billy und Border Collie Angus) und 4 Füße (sergio promillo und meine Wenigkeit) um ca. 10 Uhr am Parkplatz Seeberg ein. Sogar die Wegweiser sind mit Zusatztexten versehen, die auf die nicht zu unterschätzenden Berggefahren im Hochschwabgebiet hinweisen.
HS01
Rasch überwinden wir die ersten Höhenmeter und passieren bald die Bergstation des Ochsenhaltliftes.
HS02
Während wir bei Sonnenschein am Parkplatz aufgebrochen sind, hält sich am Kamm der Aflenzer Staritzen eine Wolkenhaube, in die wir bald eintauchen. Trotzdem gewinnen wir auf dem steilen Weg rasch an Höhe und erreichen bereits nach etwa 80 Minuten und ca. 600 Höhenmetern die Hochfläche, der Blick zurück zeigt, daß unten im Tal noch immer die Sonne scheint,
HS03
während Angus und Billy, die unsere Gruppe meist anführen, den Weg durch Nebelbänke suchen müssen.
HS04
Deshalb gibt es vom ersten Teil des Weges auch keine Bilder mehr, das ändert sich jedoch rasch gegen halb eins, als es plötzlich heller wird und bald blauer Himmel zwischen weißen Wolkenfetzen zu sehen ist.
HS05
Minütlich ändert sich die Szenerie und unsere Speicherkarten laufen heiß.
HS06
HS07
HS08
HS09
Nun ist auch erstmals der Hauptgipfel des Hochschwab zu sehen (links).
HS10
Sergio ist auch ganz begeistert.
HS11
Nun wird die Wanderung zu einem reinen Vergnügen. Immer wieder bergauf und bergab führt uns der Weg über die Staritzen (nominell sind es ? HM vom Seeberg zum Gipfel, wir legen insgesamt 1583HM zurück, die Hunde wahrscheinlich das Doppelte).
HS12
HS13
HS14
An der Abzweigung zur Voisthaler Hütte durch das Ochseinreichkar findet sich eine der wenigen Quellen der Hochfläche.
HS15
Und weiter geht es. Ob die Hunde wohl einen Blick für die kulissenartig aufgebauten Bergkämme haben?
HS16
Um Viertel nach Vier können wir den ersten Blick auf das neuerbaute Schiestlhaus werfen.
HS17
Wir marschieren jedoch gleich direkt auf den Gipfel, allerdings sehen wir, daß wir dort nicht alleine sein werden. Während wir auf unserer Route über die Staritzen gerade eine Handvoll Bergwanderer getroffen haben, scheinen viele Touristen über den Normalweg durch die Dullwitz aufgestiegen zu sein.
HS18
Den beiden ist es wahrscheinlich egal, wieviele Leute dort sein werden, sie würden sich höchstens über ein paar Hundedamen freuen.
HS19
Der Blick zurück zeigt die Panoramalage der Hütte, rechts von ihr ist noch der Platz zu sehen, an dem das alte Haus gestanden hat.
HS20
Weiter geht´s Richtung Gipfel.
HS21
Neuerlicher Blick zur Hütte, im Vordergrund eine der Mulden, in der meist das ganze Jahr über Schnee liegen bleibt.
HS22
Über scharfkantige Felsen müssen die Hunde klettern.
HS23
Wie erwartet, am Gipfel ist einiges los.
HS24
Jedoch erkennt man sofort, warum sich die Bergsteiger nicht losreißen können.
HS25
HS26
HS27
HS28
Mehr als eine Stunde genießen wir das Schauspiel, bis wir schließlich zu frieren beginnen und uns der Hütte zuwenden.
HS29
Von vielen Besuchern wird bemängelt, daß dieses Haus keine Hüttenatmosphäre mehr ausstrahlt, mir gefällt jedoch auch die Architektur. Nach Süden eine große Fensterfläche im Erdgeschoß im Bereich der Gaststube, oberhalb zwischen den Fenstern der Schlafräume Solarkollektoren, an der Nordseite nur kleine Lichtöffnungen.
HS30
Innen ist noch alles neu, hell und freundlich und vor allem auffallend sauber.
HS31
Mit unseren Vierbeinern mußten wir ein Zweibettzimmer vorbuchen, was sich auch als sehr günstig erwiesen hat, da die Hütte an diesem Tag sogar überbelegt war.
HS32
Im Obergeschoß gibt es an der Südseite eine kleine Galerie.
HS33
Weitere Impressionen aus dem Hütteninneren.
HS34
Hier ein zweckmäßig aber freundlich eingerichtetes Lager.
HS35
Und nochmal die beiden Hunde im nordseitig gelegenen Gang.
HS36
Die untergehende Sonne zaubert dramatische Lichteffekte.
HS37
HS38
HS39
HS40
Und wir sitzen noch einige Zeit in der Gaststube, nachdem wir ein schmackhaftes Abendessen (Fridattensuppe, Kärnter Kasnudeln, Kuchen) genossen haben.
HS41
HS42
Die in dieser Nacht ebenfalls auf der Hütte nächtigende Schülergruppe erschwert das Einschlafen ein bißchen, dafür dürften wir uns jedoch mit unserem frühmorgendlichen Aufbruch um 6 Uhr etwas revanchiert haben, vor allem durch die Tatsache, daß die beiden über unser Aufstehen höchst erfreuten Hunde in dem engen Schlafraum mit ihren Schwänzen beim Wedeln gegen die Wände trommeln.
Wir wollen den Sonnenaufgang am Gipfel erleben, sind zwar nicht die einzigen, die diese Idee haben, aber nur eine Handvoll Wanderer macht sich in der noch kalten Nachtluft an den Aufstieg.
Hier der letzte Anstieg zum Gipfelkreuz, die Sonne ist noch nicht aufgegangen.
HS43
Beim Gipfelkreuz noch vor Sonnenaufgang.
HS44
Um 6 Uhr 43 erhebt sich schließlich die Sonne über den Horizont.
HS45
Die nächste halbe Stunde: nur Schauen, Genießen und Photographieren:
HS46
HS47
HS48
HS49
HS50
HS51
HS52
HS53
HS54
HS55
HS56
HS57
HS58
Bis ca. Viertel nach Sieben bleiben wir am Gipfel, dann marschieren wir zurück zum Schiestlhaus, hier der Blick zurück zum Gipfel.
HS59
Dort wollten wir eigentlich frühstücken, aber angesichts der wiedererwachten Schülergruppe im Gastraum ändern wir unseren Plan, holen nur die Rucksäcke und marschieren hinunter in die Dullwitz zur Voisthaler Hütte.
An beiden Tagen der Wanderung haben wir zahlreiche Gämsen gesehen, was vor allem unsere beiden Vierbeiner sehr interessiert hat.
HS60
Mit den auch beim Abstieg dramatisch wirkenden Landschaftseindrücken dürften die beiden jedoch weniger anfangen können.
HS61
HS62
Die scharfkantigen Steine haben Billy´s Pfoten leider stark zugesetzt, sodaß er gegen Ende der Tour über weite Strecken getragen werden muß, bei 30 kg Lebendgewicht sicher kein Honiglecken.
HS63
HS64
Nach der Fülle an Eindrücken im Gipfelbereich halten wir uns nun phototechnisch zurück, hier noch ein Blick vom Bereich der Voisthaler Hütte ins obere Dullwitztal.
HS65
In der Hütte nehmen wir ein gutes Frühstück in Form von Ham&Eggs sowie eines Apfelstrudels ein, dann geht es weiter.
Zügig marschieren wir vorbei am Franzosenkreuz zur vor einigen Jahren abgebrannten Florlhütte, hier wird gerade am Neubau gearbeitet.
HS66
Mit dem Mittagsläuten treffen wir am Parkplatz in Seewisen sein, wo Sergio und die beiden Hunde wegen Billy´s Pfotenproblemen bleiben, ich gehe weiter und stoppe hinauf zum Seebergsattel, wobei es relativ lange dauert, bis mich jemand mitnimmt. Es ist ein durchaus angenehmes Gefühl, die Bergschuhe gegen bequeme Latschen zu tauschen, ich kurve wieder hinunter nach Seewiesen und hole meine Kameraden. Sogar die beiden Hunde scheinen zumindestens ein bißchen müde zu sein, jedenfalls hören und sehen wir von den beiden auf der Heimfahrt nicht viel.
Während es für meine Begleiter der erste Ausflug in diese Gegend war, kannte ich den Berg ja schon von früheren Touren, auch wenn die letzte schon etwa 15 Jahre zurücklag. Alle (und ich denke, ich kann auch für die Hunde sprechen) waren wir jedenfalls begeistert von dem Wandererlebnis, was einerseits auf die landschaftlichen Schönheiten dieses ausgedehnten und in weiten Teilen sehr einsamen Bergmassivs, anderseits auf das ausgesprochene Wetterglück an den beiden Tagen unserer Unternehmung zurückzuführen ist.