Der Dachstein hat ja schon vieles gesehen und gehabt. Von der Führerstandsmitfahrt auf einer Schnellzugdampflok bis hin zu diversen speziellen Seilbahnerlebnissen. Vieles war schon in meiner Vorforumszeit dabei, aber eben nicht alles. Es war dann ein Tag gekommen, wo ich mich im Alpinforum registriert habe und nach einigem Herumstöbern fand ich dann das, was ich nicht wusste, was es war. Es war kein Sessellift, keine Gondelbahn und auch keine Materialseilbahn - nein, es war ein Korblift (und von diesem Ding hatte ich als österreichfixierter User) noch nie was gehört.
Auch gab es da einen User namens starli, der immer wieder höchst geniale Schiaktionen lieferte und dabei in die exotischsten Schidestinationen vordrang. Ich bewunderte das, und - das war es dann auch schon.
Einige Zeit war ich damit beschäftigt, die tiroler Schigebiete abzugrasen uns so Highlights wie Wopfner EUBs anzuschaun. Schließlich lertne ich dann als ersten User überhaupt Gerrit und dessen Frau Sabine kennen. Dieser offenbar weit gereiste User haben mir von diversen interessanten Liften in Italien erzählt. Das Wetter war übrigens mies am Pitztaler, dennoch, ich bekam Lust auf mehr. Der Lokal Guid fehlte halt komplett und ich bin ungern weit alleine unterwegs - das muss ich zugeben.
Nun, den Lokal Guid lernte ich am Pitztaler bei einem kleinen Forumstreffen kennen - starli (2) heißt er übrigens. Wir kamen schnell ins Gespräch und unterhielten uns über diverse seilbahntechnische und schitechnische Sachen und irgendwie ging es dann auch um Korblifte.
Ich musste zu meiner Schande beichten, dass ich noch nie das Vergnügen mit einem solchen Exemplar hatte, zu sehr war ich auf Österreich fixiert und man glaubt es kaum, ich war genau einmal in Deutschland Schifahren (erraten, ich war beim Seilbahner) und auch die Schweiz kennt mir nur aus Samnaun. Und derweilen wohne ich nur 30 Kilometer von der italienischen Grenze weg...
Irgendwie eine Schande. Und so reife unter anderem die Idee, mal Korblift fahren zu gehen. Und wieder brauchte es einen Anstoß in Form eines Emails von Starli, der mich - kurz und knapp - frage, ob ich Lust hätte, mit ihm zum Fedaja Korblift zu fahren. Die Antwort war Nein (und Bericht ist aus)...
Natürlich habe ich zugesagt, und so suchten wir uns einen schönen sonnigen Tag (den 1.5.09) aus an dem es richtung Korblift geht. Chauffiert von Starli und dem Navigationsgerät ging es über den Brenner und durchs Grödnertal zum Fedaja Korblift. Vor dem Erreichen von Canazeis gibt es noch einen Fotostopp am Sellajoch.
^^ Am Joch war es erstaunlich still, die Bahnen und Lifte hatten schon ihren Betrieb eingestellt, aber mit Tourenschi hätte man locker noch einiges fahren können. Im Fal wird es grün. An einer Agamatik-Bahn in Canazei hängt, seltsamerweise, eine einsame Gondel und soll vielleicht Werbung machen.
Von Canazei geht es nun Richtung Fedaja Pass, wieder hinauf in den Winter; schnell erreichen wir unser Ziel und staunen nicht schlecht. Viele Schifahrer sind bereits da. Und schließlich müssen wir auf der stylischen Staumauer parken.
^^ So müssen wir die Sache erst mal aus der Ferne betrachten. Es sit erstaunlich warm, als wir uns in die Schiklamotten werfen. Die Schi sind geschultert, das Gesicht mit Sonnencreme eingeschmiert.
^^ Schnell werfen wir einen Blick zur Passhöhe. Der Stausee ist immer noch zugefrohren - es ist erstaunlich still, nur das Klappern des Liftes ist in der nahen Ferne zu hören. Nach wenigen Minuten sind wir bei der Talstation. Als erstes brauchen wir mal Tickets. Diese werden, ganz stylisch, auf Pappkarten ausgegeben. Ich überlasse Starli den Kartenkauf - also den verbalen Teil - weil ich dermaßen gut Italienisch kann, dass ich bewaffnet eine Bank in Italien betreten könnte, ohne dass irgednwas passieren würde. Ich nix Italienisch also. Wenig später habe ich mein Pappkärtchen mit Graffer Symbol (Warum gibt es sowas in Österreich nicht?) um den Hals hängen und wundere mich nicht schlecht, warum da ein Skidata Drehkreuz nutzlos am Eingang steht. Wenige Schifahrer sind vor uns, und bald stehe ich am Start. Es stellt sich nun für mich aber die Frage: wie kommst du mit den Schi in dieses Ding hinein, ohne dass du auf die Schnauze fällst? Noch dazu besteht der Bahnsteigsbereich aus alten Holzplanken, die durch den schmelzenden Schnee leicht rutschig waren... Eine interessante Sache also - aber ehe ich mich versehe, werden mit meine Schi aus der Hand gerissen, in den einherschlingerden Korb gestellt und mir gedeutet, ich möge jetzt da zusteigen. Na dann auf. Mit einem (un)eleganten Sprung hechte ich mich in den Korb und bin ganz verwundert, dass ich wirklich da drinnen stehe.
^^ Langsam schweben wir aufwärts und ich genieße die ussicht in das an sich sehr überschaubare, aus eineer Aufsteigshilfe und einer Piste bestehende Schigebiet. Das Gelände ist zum Geländefahren ideal. Nicht zu steil (naja, das kommt dann später) und nicht zu lawinengefährlich. Es wird also ein interessanter Schitag werden.
^^ In die steilen Passagen haben sich indes schon die Profis geworfen und genießen den hier noch halbwegs pulvrigen Schnee. Auch wir werden uns in das teilweise schon arg zerspurte Gelände werfen, immer am Lift und der Piste entlang, um im Falle eines Falles auch wieder auf die Piste zurückzukommen.
^^ Der Lift fährt erstaunlich langsam, was für mich ungewohnt ist. In der Station hatte ih aber das Gefühl, dass der Lift schneller wäre. Su dauert die Fahrt gut eine Viertelstunde. Das erinnert mich schwer an die alte Hössbahn II in Hinterstoder. Auch so eine ewige Fahrt, aber hier keinesfalls unangenehm, die Lanschaft ist atemberaubend und die Sonne wärmt das Gesicht.
Der große Vorteil eines Korbliftes liegt im Fotografieren. Einerseits kann man sich im Korb frei bewegen (vorausgesetzt, man ist nicht zu zweit) und hat so 360 Grad Blickwinkel, andererseits hat man keine Fensterscheiben wie bei einer Gondel. Dazu ist der Lift noch so langsam, dass man getrost mit der Motivsuche nicht allzu schnell sein muss.
^^ Und so ergeben sich immer wieder nette Bilder wie der hier vom Langkofel. Vor einigen Jahren bin ich mal mit der Schule um diesen Berg herumgelatscht. Es hat auch Vorteile, wenn man als Klassenvostand einen bekannten Alpinisten hat. Da gehe sich dann doch einige schöne Wanderungen aus. Damals hatte ich leider noch keine Digitalkamera, aber es müsste einige Dias in meiner Sammlung geben.
Genug geredet, die Bergstation kommt in Sicht. Jetzt stellt sich die Frage: wie aus dem Ding rauskommen? Ich beobache es am Korb vor mir, aus dem Starli mit einer eleganten Methode raussteigt. Also Schi in die linke Hand, ganz zurücktreten, warten bis der Liftler das Gitter aufmacht und einfach raussteigen. Hört sich einfach an, schaut bei Starli einfach aus, aber ich bin noch etwas unbeholfen und steige eher zögerlich aus. Aber es funktioniert, und zwar ganz einfach. Fantsatisch...
^^ Schnell geht es nun neben der Piste runter. Der Schnee ist zwar nicht ganz so angenehm zu fahren wie gedacht, dennoch ist es für einen Anfänger im Offpistfahren ein Genuss - das Terrain ist einfach ideal und Starli ist ein guter Führer, er kennt das Terrain bereits seit einigen Jahren. Immer wieder kommen andere Schifahrer in Sicht, immer wieder staune ich nicht schlecht, dass im Gelände mehr los ist als auf der Piste. Auch einige Kinder toben sich im Gelände aus. Muss wohl so eine Art Volkssport sein hier.
^^ Auch Kiten wird hier ausgeübt. Die Sportart schaut irgendwie elegant aus, ist aber leich trügerisch. Folge nie solchen Spuren, das werde ich an diesem Tag noch am eigenen Leib erfahren. Die Hinterlassenschaften können heimtückisch, hinterlistig und gemein sein.
^^ Hier noch ein Foto der Piste. Sie erinnert mich etwas an die Pisten von Serfaus. Nett zum Fahren, schöne Aussicht. Interessanter ist definitiv das Gelände hier. Und vor allem im Bereich des Liftes ziemlich lawinensicher, die Schneedecke ist im Bereich des Liftes stablil. Mittlerweile hat es sogar etwas aufgefirnt, Frühjahrsschifeeling kommt auf.
^^ Nebenan läuft unermüdlich der Korblift. Nur wenige Körbe sind besetzt, viele Schitourengeher haben offensichtlich den Lift dazu benutzt, um den ersten Teil des Aufstieges zu ersparen, die Hänge über dem Lift schauen auch mehr als verlockend aus, dementsprechend viele Leute sind da oben.
^^ An dieser Stelle verfluche ich denjenigen, der hier den Verbindungslift rauf zur Marmolada abreißen hat lassen. Das Gelände entzückt durch seine Weite und die Schnebeschaffenheit. Später werde ich froh sein, nicht da oben gewesen zu sein.
Wir machen noch schnell einige Abfahrten unter oder neben dem Lift. Einmal versuchen wir es unter dem Lift, wobei wir wussten, dass es hier halbwegs steil werden kann. Aber die Piste ist ja gleich links draußen. Und so stellen wir fest, dass es wirklich sehr steil wird. So beschließe ich einer geradlinigen Spur raus zum Piste zu folgen. Verblüfft muss ich dabei aber festetellen, dass das Gelände zusehens steiler wird, obwohl ich die Piste immer noch sehe. Und dann ist plötzlich Ende Gelände. Ich stehe neben der Piste, aber 10 Meter über ihr auf einem Felsen. Die Spur, der ich gefolgt bin, führt über den Felsen hinweg - und stamt vermutlich von einem Kiteschifahrer... Eine bodenlose Frechheit sozusagen. Starli ist etwa 50 Meter hinter mir, als ich ihm durch zurufen die Mitteiliung gebe, dass dies hier eine Sackgasse ist. Der Hang unter mir hat etwa 70 Grad, auch Starli geht es da nicht besser, und so parken wir rückwärts aus. Starli meistert die Stelle, indem er einfach die etwa 50 Meter lange Steilpassage seitwärts abrutscht. Ich überlege, wie ich umdrehen kann, das Rückwärtsschieben ist auf die Dauer sehr anstrengend... Schließlich komme ich zu einer Stelle, wo der Hang nur mehr 50 bis 60 Grad steil ist. Eigentlich fahrbar. Starli ist schon unten, und muss feststellen, dass der Dachstein jetzt da vor hat, runter zu fahren. Ich denke mir noch, wenn ich fliege, dann fliege ich vermutlich weit und stoße mich ab. Ein schneller Kanteneinsatz, die Kurve wäre gekratzt. Plötzlich hebe ich ab . da ist doch glatt eine kleine Katne drinnengewesen, aber ich lande - angeblich elegant - wieder auf den Schi, setzte noch einen Schwung hinein und stehe wenige Sekunden später neben Starli. Ich blicke nochmal rauf. Da bin ich also runter und staune über mich nicht schlecht...
^^ Weiter geht es unter dem Lift ins Tal. Hier sind ein paar pflanzliche Hindernisse vorhanden, welchen aber leicht ausgewichen werden kann. Schließlich landen wir wieder auf der Piste. So haben wir auch diese Etappe geschafft.
^^ Nochmal geht es hoch. Einmal vor Mittag geht es noch. Danach ist Pasta angesagt. Plötzlich taucht ein Hubschrauber auf. Wird wohl ein Unfall sein. Dann noch ein zweiter und noch einer. Doch wir kümmern uns nicht darum, wir stürzen uns nochmal ins Gelände und erfreun uns am Schnee. Bald ist schließlich die Saison vorbei.
^Wieder geht es nahe des Lifts hinunter. Schließlich lande ich bei dieser Nuederhalterstütze, deren Rollenfluchtung etwas seltsam anmutet, was eine Grafferkrankheit sein muss. Angeblich gibt es derer mehrere, die ein Rollenfluchtungsproblem haben. Die Hubschrauber kreisen immer noch herum, das Knattern der Rotoren ist laut zu vernehmen.
Schließlich erreichen wir bei merklichem Bremsschnee die Hütte bei der Talstation. Hier wird nun eine ordentlich Portion Pasta verdrückt. Das Bestellen übernimmt dankenswerterweise Starli. Ich komme mit meinem Italienisch vermutlich nicht so weit wie er. Nach einer ordentlichen Portion Pasta ging es wieder Richtung Lift.
^^ An der Talstation wartet dieses Mal niemand. Schnell entern wir die Körbe. Ich beobachte weiter die Hubschrauber, die in der Luft sind und nun das Kar über dem Lift anfliegen. Dürfte wohl eine Lawine gewesen sind. Und in der Tat sehen wir ein kleines Schneebrett, was im Kar über dem Lift abgegangen ist. Aber wegen der "Kleinigkeit" so einen Aufstand? Von Gerrit weis ich aber, dass man als Lawinenauslöser in Italien nichts zum Lachen hat. Dennoch wir kümmern uns nicht darum.
^^ Nochmal geht es durchs Gelände abwärts. Und noch mehr Hubschrauber tauchen auf. Wir wundern uns noch, was da oben los ist, muss wohl doch was größeres sein. Und so machen wir noch eine Fahrt am Korblift.
Als wir unten ankommen, ist der die Polizei da. Und der Lift gesperrt. Na bum. Der Liftwart sagt nur was auf Italienisch - maccina ciuso, oder so was in der Richtung. Wir verstehen nur Bahnhof. Starli versucht, etwas in Erfahrung zu bringen, scheitert aber auch. Schließlich erfahren wir nach dem stillen Post System, dass die Polizei den Lift hat sperren lassen. Immer mehr Uniformierte kommen zum Lift. Und wir verstehen immer noch nicht, was eigentlich los ist.
Schließlich können wir in Erfahrung bringen, dass der Lift für heute geschlossen ist. Das war es also. So packen wir unsere Schi und verlassen etwas enttäusch die Szenerie. Nach wenigen Minuten sind wir beim Auto, ziehen uns um und beobachten oben im Kar die landenen Hubschrauber.
Richtig seltsam wird es, als ein Polizist unser Kennzeichen notiert, als wir den Staudamm verlassen. Und so findet der Schitag sein viel zu frühes Ende um 14:45. Schnell erreichen wir wieder das Sellajoch und tauchen dann in das frühlingshafte Grödnertal ab.
In St. Ulrich machen wir noch kurz einen Stopp. Hier besichtigen wur noch kurz die Talstation des ESLs und schließlich den Schlepplift Ronc. Dieser ist etwas abseits gelegen und wir müssen erst einen Parkplatz suchen, was anfangs gar nicht so leicht ist. Schließlich finden wir einen und gehen zum Schlepper, welcher ein ziemliches Gebastel zu sein scheint. Jedenfalls stammt die Talstation von Leitner. Bei den Stützen bin ich sehr ratlos.
Schließlich brechen wir die Zelte endgültig ab und fahren zurück nach Innsbruck, welches wir um etwa 5 Uhr erreichen. Ich verstaue meine Sachen im Schikeller und mache mir was zum Essen. Immer noch denke ich an die Hubschrauber, an die Lawine da unten. Was da wohl passiert ist?
Einen Tag später wissen wir es.
Es kann hier nachgelesen werdenDas war als mein etwas verpäteter (
) Bericht über diesen genialen Tag.
MFG Dachstein