Niederalpl – das unerkannte Freeridejuwel (21.03.2009)Es ist Frühlingsbeginn und der Lawinenwarndienst Steiermark spricht von bis zu 70 cm Neuschnee in den letzten 48 Stunden – und das bei tiefen Temperaturen! Also wieder mal ein Tag fürs Niederalpl, der unerkannten Alpenostrand-Freeridemetropole mit ungarischem Touch.
Dank Internet sind die Verhältnisse an sich theoretisch bekannt: 260 cm Gesamtschneedecke, davon ca. 60cm neu und tiefe Temperaturen (-9 Grad) bei wenig Wind. In der Praxis erweisen sich diese Parameter – in Zusammenhang mit den spezifischen regionalen Bedingungen (Konkurrenz – Fehlanzeige) als ideale Mischung für einen (nahezu) perfekten Freeridetag, der mich letztlich zu der ketzerischen neudeutschen Behauptung im Titel verleitet hat.
Aber nun zu den Zutaten im Einzelnen:
Die Gesamtschneemenge braucht Vergleiche mit den überfüllten Freeride-Metropolen aus Funk und Fernsehen (und dem Fremdenverkehrsprospekt) nicht scheuen:
Im Vorjahr gab’s hier sogar kräftige Investitionen. Mit dem Appartementhaus (inklusive gastlichem SB-Restaurant) „Holzbox“ werden moderne architektonische Akzente am sonst recht schmucklosen Pass gesetzt.
Ohne Umschweife geht’s gleich von der Sessellift-Bergstation zur Sache …
Es folgen ein paar Runs zum Ernten der pistennahen Hänge. Nach diesen Aufwärmrunden machen wir einen Spaziergang in den Wald – noch nutzen wir die Freerideschaukel noch nicht und gehen daher zu Fuss.
Der Hintenrumwald bietet sogar schöne Tree-Runs mit einigen interessanten Steilstückchen. Hier haben wir die kurze Steilzone allerdings schon hinter uns und genießen nahezu schwerelos den tiefen Fluffpulver im lichten Steilwald. Dank der generell hohen Schneelage und dem deutlichen Neuschneezuwachs waren die Schneeverhältnisse in diesem Wald heute ideal – so gut befahrbar habe ich diesen Wald bislang noch nie erlebt.
Wieder am Sessellift starten wir mit der weithin gerühmten Niederalpl-Freeride-Schaukel und ab geht es die nordseitigen Hänge hinunter.
Zurück dann mit der niederalpltypischen Freeride-Schaukel
Mit dieser Freeride-Schaukel geht’s gleich deutlich bequemer als zu Fuß und bald stehen wir wieder oben an der Sesselliftbergstation und fassen den „hochalpinen“ Teil ins Auge.
Wir machen uns schon auf anstrengende Spurarbeit gefasst als wir bemerken, dass eine mehr als 20köpfige ungarische Schneeschuh-Hochalpintouristengruppe, ausgerüstet mit Seil (!), Eispickel und sonstigem Schnickschack zumindest die erste Hälfte des Anstiegs „autobahnähnlich“ präpariert hat. Dankend nehmen wir diese Infrastruktur an und nähern uns mit hoher Geschwindigkeit den etwas steileren Gipfelhang. Das letzte Stück durften wir dann allerdings selbst spuren, ein herrliches Wintererlebnis, garniert mit einigen sonnigen Sekunden.
Die Schneefangzäune sollen den Wind dazu verleiten den Schnee bereits im Flachen abzulagern und dadurch die „Nährzone“ in den Steilhängen oberhalb der Passstraße austrocknen.
Unsere Aufstiegsspur in Richtung Wetterin (1530m)
Die Vorfreude auf die Abfahrt stieg mit jedem Höhenmeter
Abfahrtserlebnis – ohne Konkurrenzdruck. Wo gibt es das sonst noch?
Einziger Wermutstropfen: Für die Rückkehr muss wieder die Freeride-Schaukel aktiviert werden
Sabine wundert sich offensichtlich, warum Gerrit so langsam voranschreitet …
Dank der Freeride-Schaukel geht es ein letztes Mal für heute in den Hintenrumwald. Zur Abwechslung wieder mal eine Botanikeinlage.
Bevor es – wiederum nach einem kurzen Steilstück – hindernislos durch den Märchenwald runter geht.
Bei einem kurzen Stop an der Autobahn gibt es noch mal einen stimmungsvollen Rückblick an den Alpenostrand (Seehöhe des Aufnahmestandortes ca. 350m !).