Feuerkogel, 14.1.2009 - Feuerwerk oder Strohfeuer?Feuerkogel, 24. Januar 2009. Am Berg 435 cm Schnee, im Tal immer noch 50 cm. Wahnsinn! Fast alle Latschen sind zugeschneit. Toll! Alle Hänge sind befahrbar; es hat schon über eine Woche nicht mehr geschneit, und trotzdem kann man noch an allen Hängen neue Spuren legen. Die Pisten bilden einen lustigen, kleinen Skizirkus, sind interessant trassiert und lassen geniales Carven zu. Die Talroute ist extrem fordernd und spannend und macht bei dieser Schneelage einen riesen Spaß. In diesem Gebiet kann man es mehrere Tage aushalten.
Zurück zur Realität des 24. Januars: Mit Dachstein will ich mich am Feuerkogel treffen. Um zwanzig nach Acht funkt er mich mobil an und schlägt ein Treffen um viertel vor Neun an der Talstation vor. Ich bin bereits an der schattigen, kalten Talstation angekommen und spreche mich - die Höflichkeit etwas verdrängend - für ein Zusammentreffen an der sonnigen Bergstation aus.
Im Tal liegt kein Schnee, der Schattenhang des Höllengebirges ist angezuckert und von oben wird eine Schneehöhe von etwa einem Meter gemeldet. Über den Pistenzustand gibt es widersprüchliche Aussagen von sehr gut bis steinig im unteren Bereich. Letzteres sollte sich - das darf ich vorwegnehmen - nicht einstellen. Die oben erträumten, begnadeten Verhältnisse herrschen nicht, aber das ist weniger schlimm. Mir geht es darum, mir einen persönlichen optischen Eindruck von diesem eher unbekannten Skigebiet zu verschaffen, über das in den Foren doch schon einiges geschrieben wurde und das mein Interesse geweckt hat.


^^ Blick aus der Talstation auf 2/3 der Trasse. Bis zur Stütze 1 ist die Landschaft nur hauchdünn angezuckert.

^^ Kabinenkreuzug über steilen Kalkfels. Beim Bau galt diese Bahn ja als ausgesprochen spektakulär. Heutzutage kann man sie immer och als interessant bezeichnen. Die Bahn ist mit bis zu 12 m/s im Personenverkehr recht flott unterwegs. Dabei geht sie ohne abzubremsen über die Stützen. Mechanisch ist sie sogar auf 14 m/s ausgelegt. Diese unglaubliche Geschwindigkeit wird aber nur zu Testzwecken gefahren. Die Wassertanks unter der Kabine dienen der Versorgung von Bergstation und der angrenzenden Siedlung, denn in diesem Karstgebirge kann man am Berg kein Wasser fassen oder aus dem Boden gewinnen.

^^ Einen guten Überblick auf die Grubersunk-Piste gewinnt man nur aus der Kabine. Diese einigermaßen steile Piste ist durchaus ansprechend trassiert. Jedoch hat man sie anscheinend sanft eingeebnet (deshalb heißt der Ort unten Ebensee - am See gelegen und Pisten eingeebnet). Ursprünglich hatte sie sicherlich teilweise Quergefälle und konvex ausgeprägte Stellen; deren Beibehaltung hätte die Attraktivität noch ein wenig erhöht.
Um die Wartezeit auf Dachstein etwas zu verkürzen, möchte ich einen kurzen Schlepplift oben fahren, um dann zur nächsten eintreffenden Kabine bei der Bergstation zu sein. Ich nehme eine Piste, zu der ich nicht schieben muss, und unversehens bin ich unfreiwillig in der Gsollpiste gelandet. So lande ich in der DSB, deren Länge mir zunächst unbekannt ist. Schnell kommt eine Kuppe, doch dann ...

^^ ... geht die Bahn steil nach unten (man beachte meine Skis), um anschließend über eine sehr lange Strecke in Richtung Bergstation zu schweben. Die nächste Kabine ist schon auf dem Weg; ich habe keine Chance, sie bei der Bergstation abzupassen. Na ja, Dachstein würde vermutlich ober warten, sofer er drinnen ist.

^^ Oben trifft die Gsoll-Bahn mit dem Grubersunk-Lift zusammen. Allerdings kann man nur aus der Gsoll-Bahn ohne zu schieben zu den oberen Schlepplifte wechseln. Vom Grubersunk-Lift geht das nicht. Dies macht die Erschließung etwas unergonomisch, was in einem solch eher kleinen Gebiet aber auch seinen Reiz hat. Auf diese Art und Weise wird der Weg durch das Gebiet zwangsläufig länger.

^^ Oben angekommen ist noch kein Dachstein zu sehen, dafür aber ein wunderschöner Blick aufs Dachstein-Massiv.


^^ Und schon kommt die nächste Kabine. Diesmal sollte es klappen mit Dachstein, den ich bislang nicht kenne, aber leicht an der angekündigten Kleidung erkenne.
Im Hintergrund der Traunsee mit Gmunden; rechts der markante Traunstein; die Anhöhe dazwischen ist der seilbahnerschlossene Grünberg.
Wir haben uns schnell gefunden und starten zunächst nochmal auf die Gsoll-Abfahrt, da diese direkt zu erreichen ist. Die Gsoll-Piste ist attraktiv trassiert und führt durch eine hübsche Waldgrenzenlandschaft mit einigen felsigen Bereichen. Sie ist klasse um schnell zu fahren. Nichtsdestotrotz ist sie mir insgesamt etwas zu glattgebügelt, was auch für die nahezu konstant gleiche Breite gilt. In einem solch sanft entwickelten Skigebiet stelle ich mir die Pisten eigentlich etwas uriger vor. Der Schnee ist oben okay, nach unten wird's relativ hart und teilweise eisig. Entgegen gehörter Befürchtungen allerdings ist der Hang bis unten blütenweiß.
Danch liften wir mit dem (Vorderen) Edeltallift nach oben und der obere Skigebietsteil mit den Schleppliften offenbart sich uns komplett. Richtig hübsch ist das anzuschauen hier oben. Die Karstlandschaft ist für den Westalpengewohnten sehr originell und der Skizirkus mit Liften in alle Himmelsrichtungen wirkt echt klasse und interessant. Weiterhin tun der Dachsteinblick und der herrliche Panoramablick auf dem mehr als 100 Höhenmeter tiefer liegenden Traunsee und das Flachland ihr Übriges. Auch der markante Felsgipfel (Alberfeldkogel?) mit dem stets wachsenden Europakreuz verleiht dem Gebiet eine besondere Note. Ja, das Gebiet liegt schon sehr exponiert hier oben, macht aber dennoch einen sehr sympatischen, gemütlichen und originellen Eindruck.
So beginnen wir unsere Runde unter Dachsteins sachkundiger Führung, die uns über alle Lifte und Pisten führen wird.

^^ Blick hinüber zu Steinkogel. An der recht steilen Hauptpiste wurde offenbar auch stärker Hand angelegt, als zum Entfernen von Latschen und Steinbrocken erforderlich gewesen wäre. Ergebnis ist eine Piste, die dankenswerterweise auch bei dieser geringen Schneelage sehr gut zu fahren ist, aber mit ihrer Kürze und Glattheit dafür sorgt, dass man in wenigen Sekunden wieder unten ist (etwa 4 langgezogene Schwünge). Allzu großer Abfahrtsspaß will dabei nicht aufkommen.

^^ Die gleich Piste im Profil von der Seite - aufgenommen von der Bergstation Heumahdgupf. Bei sehr guter Schneelage, die hier angeblich gar nicht so selten herrscht, kann man eventuell den ganzen Buckel frei befahren. In der Nähe unseres Standortes sehen wir kurze Zeit später Fundamentreste vom Hinteren Edeltallift.

^^ Und jetzt der Blick exakt in die Gegenrichtung - zum Heumahdgupf. Der Schlepplift auf diesen windanfälligen Buckel (höchster Punkt der verbliebenen Liftanlagen) wurde vergangenen Sommer komplett erneuert und - soweit ich es verfolgt habe - bislang den ganzen Winter als geschlossen angegeben. Somit dürfte dies heute einer der ersten Betriebstage des neuen Lifts sein. Bei sehr viel Schnee geht wohl von der Bergstation zur rechten unteren Bildecke eine Skipiste.

^^ Hier ist er - der neue Schlepplift Heumahdgupf; ganze 250 Meter lang! Oben ist die Piste heute keine 10 Meter breit. Dass sie überhaupt als solche existiert ist wohl mühevoller Handarbeit im Schneeschaufeln zu verdanken. Dafür bin ich den Liftlern sehr dankbar. Rechts im Hintergrund der markante Berg mit dem Europakreuz.

^^ ... und der Blick in die Gegenrichtung - von oben hinab auf die Siedlung Feuerkogel; rechts der (Vordere) Edeltallift, der nur unwesentlich länger ist und der einzige von zwei flachen Liften auf dem Feuerkogel.

^^ Blick vom Steinkogel auf die Bergstation der Pendelbahn und den markanten Traunstein. Rechts der Bildmitte die Bergstation der DSB Gsoll. Diese befindet sich einige Höhenmeter untehalb der PB-Bergstation. Um ohne zu schieben zur Bergstation zu gelangen, muss man den links im Bild undeutlich zu erkennenden Denkmallift nehmen, der gleichzeitig die Verbindung zum Heumahdgupf-Lift herstellt. Der Ausstieg des Grubersunk-Lifts befindet sich noch einige Höhenmeter tiefer, so dass man von diesem Lift weder direkt zur Bergstation noch zu den oberen Schleppliften gelangt.

^^ Die Hänge des (Vorderen) Edeltallifts in voller Länge (oder besser Kürze?). Sie stellen perfektes Übungsgeläde für Kinder dar und sind perfekt zum "Eincarven". Nahezu auf der direkten Verbindungslinie zwischen den Häusern rechts (PB-Bergstation) und den Häusern links verläuft (noch wesentlich flacher als der Edeltallift) der Denkmallift. Der Schnee auf diesen Hängen ist perfekt und super gewalzt.

^^ Der ebenfalls komplett erneuerte (Vordere) Edeltallift en détail mit den durch Carvingspuren verzierten Pisten. Die Szenerie mit dem lockeren Baumbestand finde ich sehr hübsch.

^^ Blick zum Hochschneid, der seine mechanische Erschließung vor gut 25 Jahren verloren hat. Dieser Berg war sicherlich das Highlight des Gebiets, wäre aber bei dieser eher geringen Schneelage sicherlich nicht befahrbar gewesen.

^^ Blick vom Heumahdgupf über die Vorderen Edeltalhänge zu den Bergstationen von PB und DSB.

^^ Im Steinkogellift, der so steil ist, dass man Fangnetze gegen Abrutschen gespannt hat. Interessanterweise ist das Gebiet vom Typus her eindeutig ein Familienskigebiet, viele Lifte und Pisten sind aber so steil, dass man Anfänger nicht guten Gewissens dort hoch lassen kann. Ist also ein Gebiet für die Familie, die einigermaßen Ski fahren kann.

^^ Der Vollständigkeit halber noch ein Bild vom Denkmallift

^^ Der Grubersunklift sieht technisch dem Steinkogellift ähnlich und ist auch recht steil.
Nachdem oben jede Piste mindestens einmal abgefahren ist, geht's ein drittes Mal auf die Gsoll-Piste. Die schlängelt sich recht schön durch Einzelbäume, felsige Bereiche und Wald. Sowohl landschaftlich als auch skifahrerisch ist hier einiges geboten. Aber auch diese Piste ist mir ein wenig zu stark vegleichmäßigt. Gerade auf folgendem Bild wird deutlich:

^^ ... Sofern hier keine Rennen gefahren werden, wäre es viel schöner gewesen, diese Felstraverse sehr schmal zu halten. Dadurch wäre ein richtig hochalpiner Eindruck entstanden und hätte der Piste einen gewissen "Kick" gegeben. Diese Chance wurde vergeben; wenn man voll carvend in Aktion ist, nimmt man die landschaftliche Besonderheit dieser Stelle kaum wahr, da die Piste zu sehr "weichgespült" ist. Den Fangzaun halte ich nicht für allzu unsinnig. Da neben geht's schon ordentlich hinab.

^^ Ganz unten dann ein nochmal ein perfekter Abschnitt: Das tolle, natürliche Muldenprofil beschert perfekten Skispaß. Dieser wird heute jedoch durch die Schneebeschaffenheit getrübt - hier "unten" ist es knallhart. Zumindest meine Kanten erlauben kein Carven mehr.

^^ Aus der Sesselbahn kann man in Ruhe auf Traunsee und Pendelbahn schauen.

^^ Einfahrt in die Bergstation. Die Leute da drinnen haben einen schönen Tag vor sich. Wir selbst werden nach einer letzten Verbindungsfahrt mit dem Denkmallift die Zelte hier abbrechen und weiterziehen.

^^ Alte Seilbahnkabine mit Dachsteinblick

^^ Auf der Talfahrt: Eine verbliebene Stütze der ehemalige Pendelbahn (bis 1985).

^^ Kabinenkreuzung knapp oberhalb Stütze 1
Fazit: Der sehr positive erste Eindruck ist doch relativ schnell skifahrericher Ernüchterung gewichen. Die genialen Verhältnisse, die das Befahren sämtlicher Hänge und der Tal-Route ermöglichen, haben nicht geherrscht. Wenn man auf die gewalzten Pisten angewiesen ist, wird nicht sonderlich viel geboten. Die Hänge oben sind extrem kurz und entweder kerzengerade oder ziehwegig. Es hat den Anschein, als hätte man bei den von Natur aus nicht komplett ebenen Hängen auch noch stärker Hand angelegt, als dies zum Entfernen von Latschen und Felsbrocken erforderlich gewesen wäre. Ergebnis: Kurze Pisten, die so glatt, eben und teilweise steil sind, dass man mit 3-4 Schwüngen in wenigen Sekunden wieder unten ist. So stehen das Liftfahren und das Skifahren in einem sehr ungünstigen Verhältnis zueinander.
Bei den Pisten Gsoll und Grubersunk ist der Abfahrtsspaß länger und größer. Dennoch hat man auch hier die Fahrzeit durch Glättungsmaßnahmen unnötig verkürzt. Allerdings ist dies Jammern bei diesen Pisten auf hohem Niveau. Beide Pisten sind durchaus attraktiv.
Von der Gesamtatmosphäre her ist der Feuerkogel eher ein Familienskigebiet, in dem ich wirklich auch mal gerne mit der gesamten Familie fahren würde (wenn die Anfahrtsentfernung erträglich wäre). Allerdings hat das typische Familienskigebiet in der Regel flachere Lifte und Pisten, so dass ich zweifle, ob der Feuerkogel den Typus des Familienskigebiets in bester Weise ausfüllt. Rekapitulieren wir - Lifte mit als steil zu bezeichnender Trasse und/oder Piste sind: Heumadhgupf, Steinkogel, Grubersunk, Pendelbahn-Talroute. Die Familie, die komplett solide bis gut fährt und bewusst etwas Überschaubares sucht, wird hier sicherlich bestens bedient. Bei sehr guter Schneelage wird möglicherweise auch der sehr gute Skifahrer, der eine Alternative zum Trubel großer Skigebiete sucht, fündig. Dies konnte ich jedoch nicht testen. Für andere Zielgruppen, Anforderungen und Bedingungen sehe ich den Feuerkogel als suboptimal. Schade eigentlich, denn der Berg hat an und für sich ein riesen Potenzial:
- Lage, Landschaft und Panorama sind absolut klasse
- Die Pisten könnten landschaftsbedingt einen höheren Spaßfaktor bieten - dieser wurde ihnen offenbar fallweise künstlich genommen
- Der augenscheinlich hochattraktive hintere Skigebietsteil wurde vor 25 Jahren ersatzlos stillgelegt - was ein Jammer ist.
Es erschiene genial, wenn die genannten Faktoren in positiver Weise zusammenträfen. Aber bis auf die nach wie vor grandiose Lage ist dies Schnee von gestern.
Die Zukunftsplanung für den unteren Skigebietsteil verspricht eine vor allem ergonomische Verbesserung. Aber es ist dennoch schade zu sehen, dass man unten im ("finstren") Wald erweitert, anstatt den landschafltlich ud geländemäßig hochinteressanten hinteren Teil zu reaktivieren. Als Realist ist mir aber auch klar, dass Aufwand und Nutzen für die vorliegende Planung sprechen.