----- Gstaad Westseite: Eine leise Enttäuschung -----Mit der MOB fahre ich nach dem Kurzbesuch im Rellerli-Gebiet von Schönried durch das tief verschneite Saanenland nach Rougemont. Vom Skigebiet Eggli-Videmanette erhoffte ich mir eine etwas alpinere Umgebung als dies am Morgen der Fall war. Gstaad oder Saanen wären auch Einstiegspunkte ins Gebiet, doch nur in Rougemont steht die Talstation in erträglicher Nähe zum Bahnhof.
PistenplanIn Rougemont liegt die Talstation einer langen und im oberen Teil spektakulären Müller-Gondelbahn, die bei mir Erinnerungen an die baugleiche Hohsaas-Bahn (mittlerweile ersetzt) weckt. Wegen der bescheidenen Kapazität heisst es 15 Minuten anstehen, nicht weiter tragisch, da es die einzige nennenswerte Wartezeit des Tages ist. Trotz den kleinen Kabinen finde ich die Fahrt gemütlich, auch wegen den leicht nostalgischen Gefühlen. Nach der Mittelstation Quoquaire wird das Trasse steiler, die Bahn überwindet Steilstufen zwischen felsigen Wänden, bevor man durch einen kurzen Tunnel die Bergstation erreicht.
Rougemont mit der schönen Müller-Gondelbahn
spekatkuläre Strecke der 2. Sektion der Gondelbahn
Tunnel und Bergstation der Gondelbahn zur Videmanette
Die Station La Videmanette auf 2150 m.ü.M. befindet sich tatsächlich an ziemlich ausgesetzter Lage. Über eine kurze, nicht präparierte Piste oder mit einer kleinen Pendelbahn erreicht man das eigentliche Skigebiet, das also von dieser Seite her ziemlich versteckt liegt. Unterhalb der Steilstufe stehen die Bergstationen der 2SB Rubloz und der neuen 4KSB Les Gouilles, die hier mir ihren beinahe 3 Kilometern die Hauptanlage ist. Leider ist das wellige Gelände durchschnittlich zu flach, so dass die beiden Pistenvarianten mit einigen Ziehstücken durchsetzt sind.
Stütze der kurzen Pendelbahn an der Steilstufe zur Videmanette
Blick hinunter nach Les Gouilles mit den drei Liftstationen
Panorama ins Berner Oberland
Überblick über das Gelände, indem sich einige flache Pistenabschnitte zeigen
2SB Rubloz, links im Hintergrund das andere Hauptgebiet von Schönried, Saanenmöser und Zweisimmen
Strecke der 2SB Rubloz - manchmal stand sie still, weil sich niemand auf dem Lift befand
auf der langen KSB Chalberhöni - Les Gouilles
einer der markanten Gipfel: Gummifluh, 2458 m.ü.M.
letzter Abschnitt der 4KSB, im Hintergrund die Steilstufe zur Videmanette
Nach einiger Zeit wechsle ich in den deutschsprachigen Sektor des Gebiets am Eggli. Wie alle Gstaader Skiberge besteht dieses hauptsächlich aus längeren Liften, die vom Tal auf den Grat hinaufführen und so gleichzeitig Zubringer- und Beschäftigungsfunktion ausüben. Dazu kommen hier noch die beiden flachen Schlepplifte Stand und Schopfen. Erreichbar sind die Hänge mit der 2SB Chalberhöni-Stand, die etwas suboptimal liegt, da sie die schönsten Pisten an diesem Gegenhang nicht direkt erschliesst.
auf der Ebene Chalberhöni - ein langes Schiebestück verbindet hier die Lifte
2er Sesselbahn Chalberhöni-Stand
Bergstation der 2SB
Blick hinüber zu den Hängen um Les Gouilles, die Station Videmanette ist auf der Krete in der Bildmitte zu erkennen
Im Gegensatz zu zahlreichen Waldpisten wie beispielsweise in der Mythenregion finde ich die blaue Abfahrt nach Saanen nicht allzu spannend, denn es fehlen Geländeübergänge, Kurven im Pistenverlauf und auch engere Waldschneisen. Spürbar interessanter ist dagegen die schwarze Talabfahrt hinunter nach Gstaad. Hier treffe ich zu meinem Erstaunen auf einige apere Stellen auf der Piste, trotz den ergiebigen Schneefällen finden sich auch zahlreiche Steine.
schönes Wetter, viel Schnee, aber zu flache Pisten, wie hier hinunter nach Saanen
4KSB Saanen-Eggli, links im Bild der Skilift Schopfen, der den Sessellift im oberen Drittel verdoppelt
nochmals die 4KSB vor dem Saanenland
Gondelbahn Gstaad-Eggli, auch ein älteres Exemplar
Talstation der Gondelbahn in Gstaad auf 1040 m.ü.M.
Skilift Stand
Kurve im flachen Skilift Stand
Am späteren Nachmittag begebe ich mich wieder zurück in den französischsprachigen und spannenderen, landschaftlich verwinkelten Teil des Gebiets. Bezüglich Off-Piste fahren habe ich die gleichen Erfahrungen wie morgens am Rellerli gemacht: Es herrscht die latente Gefahr, stecken zu bleiben. Da bin ich nicht der einzige, man konnte ganze Gruppen beobachten, die ihr Glück vergeblich versucht haben. So ist es nicht weiter erstaunlich, dass zahlreiche Hänge in Pistennähe unverspurt blieben.
4KSB Les Gouilles, rechts der felsige Rubli (2285 m.ü.M.) mitten im Skigebiet
nochmals die felsige Gummifluh aus etwas anderer Perspektive als zuvor
Pendelbahn Videmanette mit 8er Kabinen
Mit der Talabfahrt nach Rougemont habe ich mir die schönste Piste für den Schluss aufgespart. Eindeutig das Plus hier, keine Flachstücke, die den Fahrspass abwürgen. Eindrücklich ist der Kessel direkt unter des markanten Felsgipfels Rubli. Kurz vor der Talstation hat man eine Tempo30-Zone auf der Piste eingerichtet, weshalb auch immer.
auf der Talabfahrt nach Rougmont, die hier einen grossen Bogen durch einsames Gelände macht
weiter unten führt die Talabfahrt tief durch den Wald
Nach der ersten Fahrt von Les Gouilles aus und der zweiten ab der Mittelstation Quoquaire geniesse ich in der Abendsonne die letzte Fahrt mit der Gondelbahn nach La Videmanette. Ein Lob für die langen Betriebszeiten gebührt den Bahnen, denn als ich oben ankomme ist es bereits 16 Uhr 40. Obwohl ich die 1200 Höhenmeter ohne Pause in einem Zug bewältige, verpasse ich unten den Zug, wobei mir das schliesslich ziemlich egal war.
Letztlich habe ich mir von diesem Gebiet mehr erhofft. Das Dolomiten-Feeling stellte sich nur in der Umgebung Videmanette ein, während der deutsprachige Sektor auch bezüglich Landschaft nur blasser Durchschnitt ist. Eigentlich sind so gut wie alle Lifte Zubringer- oder Verbindungsanlagen bei geringem Gefälle – darum sind die Talabfahrten fast die einzigen wirklich lohnenswerten Pisten, sofern wie dieses Mal genügend Schnee vorhanden ist. Das gilt im Besonderen für die Talabfahrt nach Rougemont, wegen der sich der Besuch auf alle Fälle gelohnt hat. Was mir an der ganzen Region gefallen hat, ist die Möglichkeit, mit einem Skipass durch das ganze Saanenland zu reisen, womit ausserordentlich grosse Distanzen zurückgelegt werden können.