Sonntag, 2.Februar 2009
Irgendwie bin ich heuer immer auf der falschen Seite der Alpen und kann derzeit nur all die tollen Berichte über Rekordschneehöhen südlich des Alpenhauptkamms mit einer Mischung aus Neid und Vorfreude (immerhin soll es ja im März endlich in diese Richtung gehen) verschlingen.
Der im Vergleich zu den südlichen Gefilden zwar mäßige, für den Osten Österreichs in Zeiten wie diesen aber doch zufriedenstellende Schneefall der letzten Tage sollte nun aber doch irgendwie genützt werden. Durch die Semesterferien in den Schulen der östlichen Bundesländer sind die Schigebiete alle hoffnungslos überfüllt, die Hunde wollen auch beschäftigt werden, also steht eine Schitour auf dem Programm. Allerdings lässt der Schneedeckenaufbau zu wünschen übrig, der zuletzt gefallene Neuschnee trifft auf eine kompakte gefrorene Altschneedecke, was letztlich Lawinenwarnstufe III ergibt, daher sollte von der Befahrung steilerer Hänge Abstand genommen werden.
Wohin soll es gehen? Die klassischen Touren in den Voralpen südlich von St. Pölten sind sicher schon gestern recht gut „eingefahren“ worden und auch heute werden wahrscheinlich wieder Heerscharen von sonnen- und schneehungrigen Tourengehern unterwegs sein, wir hätten es aber gerne ein bißchen ruhiger.
Unser Ziel sind daher die Wildalpe, ein flacherer Bergrücken südlich des Göllers, der auch bei den herrschenden Verhältnissen eine sichere Schitour zulassen sollte. Mit von der Partie sind Sabine, Helmut und die beiden Vierbeiner Naya und Angus. Während Angus ja schon einige Tourenerfahrung hat, beschränken sich Nayas Schi-Erfahrungen bisher auf den Aufstieg zur Loserhütte auf der im Winter gesperrten Mautstraße.
Bei der Abfahrt zu Hause sieht es noch reichlich trüb aus, doch finden sich schon am halben Weg nach St. Pölten bereits deutliche blaue Löcher in der Wolkendecke und bald zeigt sich der Niederösterreichische Winter von seiner besten Seite. Meist wünsche ich mir ja, dass die gesamte Gegend zwischen Muckenkogel und Donau während der Entstehungsphase der Alpen einfach ersatzlos „weggefaltet“ worden wäre, diese Gegend braucht doch ohnehin keiner (naja, vielleicht die Leute, die dort wohnen.....
), doch gleissendes Sonnenlicht verwandelt auch das von mir sonst so ungeliebte Flachland in eine zauberhafte Winterlandschaft.
Bald geht es hinein ins Traisental, klassisches Alpinterrain der Wiener und Niederösterreicher seit etwa einem Jahrhundert. Ein Schild in Lilienfeld weist auf den „Schibetrieb“ am Muckenkogel hin, früher das erste Schigebiet für unsere Gegend mit langem (noch vorhandenem) Einersessellift und einigen Höhenschleppern, die mittlerweile alle von der Bildfläche verschwunden sind. In Freiland zweigen wir links ab und durch Hohenberg, St. Ägyd und Kernhof geht es Richtung Gscheid, auch einem klassischen Schigebiet meiner Jugend, an dem die Schischule Tulln in den 70-er Jahren ihre Kurse abgehalten hat. Doch mein schon am Morgen etwas unsicheres Gefühl bezüglich der Wahl unseres Ziels hat offenbar recht behalten: der angesagte Süd-Ost-Föhn hat schon eingesetzt und der Gipfel des Göllers versteckt sich hinter dichten Wolken, knapp nach der Passhöhe macht sich auch im Tal ein heftiger Sturm bemerkbar, im Süden zeigt sich eine dichte Wolkendecke, sodass wir – vor allem angesichts des schönen Wetters nördlich von uns – nicht mehr wirklich motiviert sind, im Föhnsturm auf die Wildalpe zu steigen. (Wie sich später bei Konsultation "einschlägiger" Foren zeigt, waren die Verhältnisse dort aber gar nicht schlecht.)
Nachdem wir aber ziemlich spät aufgebrochen sind, ist die rasche Wahl eines Ausweichziels angesagt. Was tun? Hoher Ulreichsberg? Auch hier noch eine dichte Wolkendecke. Hinüber nach Annaberg oder Türnitz und doch auf Tirolerkogel, Schwarzenberg oder Eisenstein? Irgendwie nicht ganz das Wahre. Doch da gibt es ja noch ein ehemaliges Schigebiet in Hohenberg, das Hohenberger Gschwendt. Zwei Schlepper in einer schneereichen Kamm-Mulde, seit Jahren stillgelegt, die zugehörige Hütte an Wochenenden in Betrieb. Der „Schitourismus-Historiker“ in mir meldet sich, ich bin dort noch nie Schi gefahren, würde das Gebiet aber gerne einmal im Winter sehen, auch wenn sich die Talabfahrt hauptsächlich auf Forststraßen oder einen engen Graben beschränkt.
Natürlich sind wir nicht die einzigen, die heute diese Idee gehabt haben, aber mit etwa 15 Autos am Ende des geräumten untersten Teils der Zufahrtsstraße hält sich der Andrang doch in Grenzen, und um 12 Uhr Mittag freuen sich nicht nur die Hunde, endlich aus dem Auto heraus zu kommen und Schnee unter den Schiern / Pfoten zu spüren.
Das Hohenberger Gschwendt ist zugangsmäßig ziemlich „luxuriös“ erschlossen, man hat die Wahl zwischen zwei weit ausholenden Forststraßen und dem markierten Wanderweg dazwischen, der durch einen etwas steileren Graben hinaufführt und einiges an Wegstrecke abkürzt. Diesen wählen wir und Zwei- und Vierbeiner freuen sich an der gemütlichen Wanderung durch den Winterwald.
Stetig gewinnen wir an Höhe und treffen schließlich auf die Relikte des ehemaligen Schigebiets.
Die weite und für ihren Schneereichtum bekannte Mulde wurde durch zwei mäßig lange Schlepper erschlossen, an der „Mittelstation“ befindet sich auch heute noch die Gschwendt-Hütte.
Den "Trampelpfad" vom ehemaligen Parkplatz dorthin benützen wir nun.
Wenn auch der Aufstieg im Wald durchaus nett war, so macht sich angesichts der sonnenbeschienenen Wiesenhänge nun auch richtiges „Schitourenfeeling“ bemerkbar. Und auch die Relikte früherer Schigebiets-Infrastruktur machen sich (in manchen Augen) nett in der Winterlandschaft.
Und schon ist auch das Highlight des heurigen Tages in Sicht, der knapp 150 Höhenmeter umfassender freie Hang oberhalb der Gschwendthütte.
Blick auf den unteren Schlepplift
Natürlich lassen wir die Hütte zunächst links, d.h. eigentlich rechts, liegen und steigen auf der Trasse des oberen Schleppers weiter bergwärts.
Schließlich biegen wir nach rechts zum obersten Punkt des breiten „Hüttenhanges“ ab.
Der Winter ist vielleicht doch die schönste Jahreszeit!
Ob sie das auch so empfindet?
Heute sind auch einige "Hundekollegen" unterwegs.
Vorfreude kommt auf!
Eine kurze Pause noch in der Sonne, und dann kommt der schiläuferische Höhepunkt unseres Ausflugs, die knapp 150 Höhenmeter hinunter zur Hütte. Ein kaum merklicher Harschdeckel schafft es nicht den Genuss wesentlich zu schmälern und allzu schnell ist die Fahrt wieder vorbei.
Etwas anstrengender ist der Weg hinunter für Naya und Angus. Die Husky-Retriever-Mischlingshündin folgt meinen Abfahrtsspuren folgt und bahnt sich einen Weg durch den Tiefschnee.
Der Border-Collie, der sich schon beim Aufstieg durch ständiges Vor- und Zurücklaufen mehr verausgabt hat als seine mit ihren Kräften sparsamer umgehende „Stiefschwester“, wählt zum Hinunterlaufen die Aufstiegsspur und quert erst dann zu mir hinüber.
Dann folgen Sabine und Helmut.
Viele Abfahrtsmöglichkeiten gäbe es hier noch.
Aber wir sind spät dran, irgendwie etwas faul, deshalb machen wir keinen zweiten Aufstieg, denn schließlich muss nun auch der Hüttenwirt durch eine entsprechende Konsumation ein positives Feedback für seine Tätigkeit erhalten, und so laben wir uns bald an Apfelsaft, Radler, Almdudler und Grammelknödeln.
Nach dem Essen gibt es noch ein bißchen Pulver am flachen Hang des unteren Lifts.
Im Anschluss kommt der zwar längere, aber bei weitem langweiligere Teil der Abfahrt, nachdem uns der Aufstiegsgraben nicht wirklich reizte, glitten wir gemütlich über die südlichere Forststraßenvariante hinunter ins Tal, wobei sich die schon gut eingefahrene Aufstiegs- und Abfahrtsspur als tragfähige Trasse für Naya und Angus erweist.