Es sei davor gewarnt, jedes Wort in folgendem Report (Teil 1 und 2) ernst zu nehmen.Teil 1: Paradies Fernab der großen Skiarenen der Nordalpen versteckt sich in den Tiroler Bergen ein Skigebiet, in dem die Welt noch in Ordnung ist. Heute jedoch verschleiert dichter Nebel den beschaulichen, familären Skiberg.
Reif überzieht den nahezu unberührten Bergwald.
Abwechslungsreich winden sich naturbelassene Abfahrten durch die lichten Mischwälder der Region.
Geruhsame Schlepplifte führen abseits der Pisten durch die ruhige Winterlandschaft.
Düster, ja fast schon etwas morbid wirkt die Atmosphäre auf den verlassenen Pisten.
Doch das rührige Familienunternehmen hat den Anschluss nicht verloren. Eine hochmoderne Liftanlage setzt architektonisch Zeichen und katapultiert uns in eine andere Welt hinauf.
Kurz unterhalb der Bergstation bleibt das Nebelmeer unter uns zurück und wir schweben förmlich über den Dingen.
Ganz still ist es hier oben. Eine Rastbank an den Resten einer alten Liftanlage lädt dazu ein, den Alltag hinter sich lassen.
Wer die Mühen auf sich nimmt und den Gipfel zu Fuss besteigt, wird mit einem spektakulären Steilhang für die Mühen belohnt.
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Teil 2: HölleÜberall Menschen. Warteschlangen am Parkplatz, an den Kassen, an den altertümlichen Sesselbahnen und am Klo. Aus den Lautsprechern erklingen bereits um 9 Uhr morgens fröhliche Après-Ski-Hits. Ich hätte es wissen müssen, ertönt doch bereits beim Betrachten der Internetpräsenz des Betreibers ein Musikstück, in dem es um Mega-Snowtime und Sunshine geht. Die Sonne ist aber leider nicht zu sehen.
Langweilige, künstlich beschneite Pistenautobahnen ziehen sich entlang der Liftanlagen zu Tal. Da jede Hauptanlage nur eine echte Abfahrt erschließt, geht es auch auf den Pisten eng zu. Dort wo die Pisten leer sind, sieht man vor lauter Nebel nicht viel.
Mittags kehren wir in einer gemütlichen Tiroler Alm ein, in der landestypische Speisen serviert werden. In gemütlicher Runde lassen wir den Tag in der warmen Stube ausklingen.
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Teil 3: WahrheitWahrheit ist relativ, doch auch an Teil 1 und 2 ist Vieles wahr. Es sind subjektive Momentaufnahmen eines Skitages an der Christlum in Achenkirch in Tirol, häufig überspitzt, manchmal übertrieben und zum Teil mit einer Prise Ironie. Dass ich diese Eindrücke so verpackt habe, war nicht geplant sondern hat sich mir während des Tages irgendwie aufgedrängt
Dass das Ziel Christlum hieß, war ein klassischer Kompromiss. Für den Verein, in dem ich Jugendreferent bin, organisieren wir jeden Winter auch einen Skitag. Da aber nicht jeder meine Vorlieben beim Skifahren, die etwas anderen 5 A (alt, außergewöhnlich, abseits, aussichtsreich, abwechslungsreich) teilt und ich für eine kurze Anfahrt plädierte, fiel die Wahl auf die Christlum in Achenkirch.
Wie Herr Kofler, der Geschäftsführer, einmal gesagt hat, ist die Christlum eigentlich kein Skigebiet, sondern nur ein Skiberg. Genauer gesagt nur ein Hang dieses Berges. Wer das Gebiet nicht kennt, dem sei ein Blick auf die Homepage empfohlen, sofern derjenige sich das antun möchte.
Wahre Begeisterung wollte sich bei mir anfangs nicht einstellen. Schuld daran war nicht nur die Homepage (der Name des Gebiets plus .at), sondern auch der Auftakt des Tages gemäß Teil 2. Doch im Laufe des Tages entdeckte ich ganz unerwartet immer wieder auch Dinge, die mich positiv überrascht haben.
Klar gab es langweilige, glatte, modellierte Waldschneisen mit endlos vielen menschlichen Störfaktoren und vor allem unkontrollierten Schwachmaten (sorry für die Ausdrucksweise
). Auch die Christlumalm ist alles andere als schön, aber zumindest die Organisation war gut. Und die positiven Aspekte wie einzelne nette Pisten oder immerhin Pistenabschnitte, Schlepplifte im Wald und Sonne über dem Nebel gab es auch. Der Rest aber ist Dichtung.
Schleppliftfahrt im Winterwald (Suchbild)
Leider reichte es am Nachmittag nicht mehr für das Auftauchen aus der Nebelsuppe, doch dafür war es mittags einfach nur schön. Auch wenn der "spektakuläre Gipfelhang" gerade mal 10 Höhenmeter hat
Ich werde ziemlich sicher kein Fan der Christlum, doch während die guten Eindrücke von diesem Skitag mit einer netten Gruppe bleiben, wird sich der Nebel des Vergessens über den Rest legen. Darum wollte ich spontan festhalten, dass auch 0815-Gebiete mehrere Seiten haben können.
Und nein, ich habe keinen dieser Tees getrunken, die nicht nur bei Besuchern solcher Skigebiete beliebt sind