Wie am Freitag bereits angekündigt hab ich mich gestern auf den Weg nach Innsbruck gemacht um dort den Nordkettenbahnen einen kleinen Besuch abzustatten.
Ausschlaggebend für die Wahl meines Zieles war zum einen die Tatsache, das die beiden Rinnen am Hafelekar laut Webseite befahrbar waren, und zum anderen die Wettervorhersage, welche sonniges und kaltes Wetter in ganz Tirol für den Samstag ankündigte.
Zudem war die Lawinenwarnstufe während der letzten Woche wieder auf 2 gesunken, was auch auf weitere Ausflüge ins nicht gesicherte Gelände hoffen ließ.
Auf unverspurte Hänge mit Pulverauflage machte ich mir aufgrund der Wetterkapriolen der letzten Woche (Es soll bis fast zur Bergstation Hafelekar hinauf geregnet und auch ordentlich geblasen haben) erst mal keine Hoffnung.
Da es jetzt auch schon länger nicht mehr richtig geschneit hatte, und die beiden Rinnen auch schon sehr lange geöffnet waren, hoffte ich vielmehr das ich 2 ordentlich verbuckelte Routen vorfinden würde, was aber dann (leider) auch nicht der Fall war. Aber dazu dann mehr bei den Bildern.
Was mich am Freitag noch am meisten Beschäftigte war die Frage, wie viel würde an diesem nachweihnachtlichen Samstag im Nordpark los sein?
Da der Wetterbericht bestes Wintersportwetter prophezeite lag die Befürchtung nahe, das die ohnehin schon zahlreichen Winterurlauber noch Konkurrenz von einer Vielzahl von Tagesausflüglern aus dem süddeutschen Raum bekommen würden.
Bei meiner Auffahrt auf die A9 gegen 05:30 gab’s dann auch gleich mal den ersten kleineren Schock.
Eine für diese Uhrzeit ziemlich große Blechlawine war Richtung Süden unterwegs, und auch der Verkehrsfunk meldete schon regen Verkehr auf den Autobahnen Richtung Österreich. Trotzdem ging es dann relativ problemlos und ohne Stau an München vorbei und durchs Inntal nach Innsbruck.
Am Inntaldreieck merkte man schon das ein Großteil der Skifahrer Richtung Salzburg unterwegs war, und ab dem Zillertal war dann auf der Autobahn fast gar nichts mehr los wodurch ich dann gegen ca. 08:15 Uhr die Ausfahrt Innsbruck Mitte erreichte.
Allerdings lag das komplette Inntal unter einer dichten Hochnebeldecke was mich kurzzeitig etwas an meinem Vorhaben zweifeln ließ.
Nach einer kleinen Odyssee durch Innsbruck (ich hätte doch das Navi meiner Eltern mitnehmen sollen
) erreichte ich um 8:30 Uhr die Parkgarage des Kongresszentrums, welche für Käufer eines Skipasses kostenlos zur Verfügung steht.
Irgendwie ist es ja schon ein komisches Gefühl sich in einer Tiefgarage einer Großstadt auf‘s Skifahren vorzubereiten, während die meisten anderen Parkenden sich in den Nachweihnachtlichen Umtauschwahnsinn stürzen.
Gegen 9:00 Uhr war es dann soweit und ich stieg in die erste Sektion der Nordkettenbahn, die einem vom Kongresszentrum zur Hungerburg bringt. Der Andrang hielt sich in Grenzen. Neben mir und noch ca. 5 weiteren Ski- bzw. Snowboardfahrern stiegen lediglich noch ein paar Touristen asiatischer Herkunft mit ihren Photoapparaten in die Standseilbahn.
Danach hieß es dann umsteigen in Sektion 2.
War es an der Talstation noch Grau in Grau (was sich übrigens den ganzen Tag nicht ändern sollte)...
... so durchbrach man bei Stütze 3 der Pendelbahn (= Talstation des gleichnamigen Sessellifts) die Nebeldecke und ein strahlend blauer Himmel kam zum Vorschein.
Pendelbahn und DSB Stütze 3
Ein erster Blick auf die Karrinne - sieht ganz gut aus
Da die 3. Sektion noch keine Skifahrer transportierte ging es erstmal auf harter, aber nicht eisiger Naturschneepiste Richtung DSB Stütze 3.
Wenn ich das richtig gesehen habe, gibt es im gesamten Gebiet keine Beschneiung.
Ich konnte jedenfalls keine einzige Schneekanone entdecken. Und das in einem Skigebiet das komplett nach Süden ausgerichtet ist! Ob das jetzt ein Vor- oder Nachteil für das Gebiet ist will ich jetzt mal nicht beurteilen. Bei der aktuellen Schneelage und Schneebeschaffenheit habe ich eine Beschneiung auf jeden Fall nicht vermisst.
Lediglich auf dem letzten Abschnitt der Talabfahrt musste man mit etwas "Materialeinsatz" fahren.
Nach 3 weiteren Fahrten an den DSB's (2 x Stütze 3 und 1 x Frau Hitt), bei welcher ich mir die beiden Routen "Langes Tal" und "Osthang" unter die Skier genommen habe, welche zu meinem Entsetzen beide frisch präpariert waren (eine Unart die man leider in immer mehr Skigebieten beobachten kann), ging es dann über die Skiroute "Tobel" (ebenfalls präpariert) auf die Talabfahrt Nr. 3.
Im Großen und Ganzen eine tolle Waldabfahrt die aber wohl aufgrund der hier fehlenden Beschneiung nicht allzu oft befahrbar sein dürfte. (Bilder davon gibt’s später)
Wieder zurück an der Bergstation Sektion 2 waren Skifahrer in der Karrinne zu erkennen, was mich dazu veranlasste gleich auch noch in die 3. Sektion hinauf zum Hafelekar einzusteigen.
Zuerst ging es erst mal auf den ca. 5 minütigen Fußmarsch von der Bergstation zum Einstieg der Karrinne.
Einstieg Karrinne
Blick zurück Richtung Bergstation Hafelekar
Blick in die Karrinne. Leider nur leicht verbuckelt
Die Schneeverhältnisse in der "Rinne" (unter einer Rinne stelle ich mir eigentlich etwas Engeres vor) waren dann überraschend gut.
Zwar kein knietiefer Powder
, aber eine gut zu fahrende, harte, windgepresste Schneedecke, welche dann am Nachmittag auch noch ganz leicht auffirnte. Das untere Drittel war dann zwar mit gröberen Schneebrocken gespickt, welche man aber mit etwas mehr Speed in Verbindung mit größeren Radien problemlos durchpflügen konnte.
Karrinne mit 2 Tourengehern
Meine Bewunderung ist den beiden sicher, aber eine Steigung von wohl um die 40 Grad mit Skiern hoch zu laufen, wenn daneben eine Pendelbahn ans selbe Ziel führt, halte ich für wenig sinnvoll
Blick zur Station Seegrube. Im Hintergrund der Alpenhauptkamm.
Zurück bei der Bergstation Hafelekar ging es dann erst einmal ins freie Gelände, von unten gesehen rechts, neben der Seilbahnrinne.
Auch ordentlich Steil und wohl mit den besten Verhältnissen dieses Tages ausgestattet
Mir ist gestern jedenfalls klar geworden, dass sich das Freeriden im Nordpark nicht nur auf den Bereich der beiden Rinnen beschränkt. Vielmehr bietet das riesige Areal unterhalb der Hafelekarspitze optimale Voraussetzungen für Ausflüge ins Gelände und die einspurige Pendelbahn der 3ten Sektion ist hierfür ein optimaler Zubringer. Legt man nach Ankunft an der Bergstation eine kurze Photopause von 3 – 5 Minuten ein, so hat man das komplette Gelände für sich alleine.
Zurück quert man auf Höhe des Endes der Skiroute "Langes Tal" um schließlich zur Talstation der DSB Stütze 3 zu gelangen.
Und dann wurde noch vor dem Mittagessen die Seilbahnrinne in Angriff genommen.
Eingestiegen bin ich, wie alle anderen an diesem Tag auch, allerdings nicht von ganz oben.
Dafür lag etwas zu wenig Schnee im Einstiegsbereich, und es kamen ein paar kleinere Felsbrocken zum Vorschein.
Der Einstieg erfolgte über die von oben gesehen linke Seite etwas unterhalb der Bergstation (zu erahnen in der Bildmitte)
"Seitlicher" Einstieg in die Seilbahnrinne
Blick auf eine andere, ziemlich steile Variante die in die Seilbahnrinne mündet.
Zwischen Karrinne und Seilbahnrinne gibt es ohnehin noch einige etwas extremere Varianten in felsigem Gelände.
Blick Richtung Stubaier/Ötztaler Alpen
Etwa auf halber Strecke. Blick zurück in die Seilbahnrinne und abwärts Richtung Seegrube. Auch hier waren die Schneeverhältnisse durchaus gut.
Von der Seilbahnrinne kommt man (ohne Gegenanstieg) nicht direkt zurück zur Station Seegrube. Über die Route "Langes Tal" geht es zur Talstation DSB Stütze 3, und mit dieser zurück zur Seilbahnstation.
Danach war erstmal eine wohlverdiente Mittagspause angesagt, bis es nachmittags nochmals 3-mal in die Karrine und 3-mal ins freie Gelände unterhalb der Hafelekarspitze ging.
Hier noch ein paar Impressionen vom Nachmittag:
Löcher in der hartnäckigen Hochnebeldecke ermöglichten einen kurzen Blick auf den Bergisel.
Messfeld der Lawinenkomission.
Auf dem Weg zur Karrinne. Blick in die bayerischen Voralpen die fast komplett unter dem Hochnebel versteckt bleiben.
Lediglich vereinzelte Berge ragten aus dem Nebelmeer heraus.
Blick in die entgegen gesetzte Richtung.
Um 15:40 war dann Schluss mit lustig, denn der Seilbahnführer teilte mir mit, dass die Bahn zwar noch weiter fahren würde, für den Skibetrieb aber nur bis 15:30 geöffnet sei. So machte ich mich zähneknirschend auf in Richtung Talabfahrt, die aber nochmals ein richtiges Highlight darstellen sollte.
Da die Talabfahrt Nr. 2 geschlossen war ging es, wie am morgen schon, über die präparierte Route Tobel und die Abfahrt Nr. 3 in Richtung Talstation.
Das Gute an diesem Skigebiet ist allerdings, dass es für das gemeine Pistenfahrerpublikum so gut wie nichts zu bieten hat.
Sieht man mal von den beiden Talabfahrten ab, so bietet das Gebiet gerade einmal 2 offizielle Pisten an der DSB Stütze 3 und eine blaue Piste an der DSB Frau Hitt.
Die anderen Abfahrten sind entweder Routen (bzw. als Routen in den Pistenplan eingezeichnet) oder die beiden Talabfahrten, welche aufgrund mangelnder Beschneiung auch ziemlich selten geöffnet sein dürften.
Das "Massenpublikum" bleibt folglich dem Nordpark fern, und man kann auch an einem der wohl schlimmsten Tage der Hochsaison (wie z.B. gestern) einen gemütlichen Skitag verbringen.
Da ein großer Teil des Publikums gestern zudem noch aus Anfängern bestand, welche mit der Bahn wieder ins Tal fuhren, war auch am Nachmittag noch eine bestens mit Naturschnee präparierte Talabfahrt vorzufinden.
Hier ein paar Impressionen, man beachte die Frequentierung.
Da hat sich wohl jemand verirrt
Die Abfahrt besteht im wesentlichen aus 2 Geländekammern die über einen Ziehweg verbunden sind.
Geländekammer Nummer 2, schon unterhalb des Hochnebels. Hier kamen dann auch die ersten Steine zum Vorschein.
Den Abschluss bildet ein langer, und gestern zudem noch sehr eisiger und steiniger Ziehweg, welcher allerdings immer ein gutes Gefälle aufweist und somit auch für Snowboarder gut zu befahren ist.
Und ab hier ging dann wirklich nichts mehr. Fußweg ca. 300 Meter zur Talstation Sektion 2 (hinter den Büschen zu erkennen)
Fazit: Ein ziemlich geiler Skitag, und das am Samstag zwischen Weihnachten und Neujahr. Das schreit geradezu nach einer Wiederholung. Genau das Richtige um mich von meinen vorweihnachtlichen Reinfall in den Dolomiten etwas zu rehabilitieren.
Der Nordpark wird mich jetzt auf jeden Fall mindestens einmal jährlich sehen, wenn die Umstände passen (Neuschnee + gutes Wetter + Zeit) auch öfter.