Friuli – Veneto Tour 09Einleitung und AnreiseErst spät in diesem Jahr schaffen es Thomas K. und Alpenkönig, noch eine kurze Tour nach Italien auf die Beine zu stellen. Ohne große Vorplanung werden die Regionen Venetien und Friaul zum Erkundungsgebiet auserkoren, einzig ein Stapel an Tabacco Karten soll das Auffinden der einen oder anderen Destination einschlägiger Gattung etwas erleichtern. Bleiben Thomas aufgrund beruflicher Verpflichtungen lediglich zwei Tage übrig, stehen Alpenkönig insgesamt wenigstens drei Tage zur Verfügung.
Tag 1: Samstag 28. September 2009Der Treffpunkt ist schnell vereinbart und wir checken frühmorgens am Bahnhofvorplatz in Wörgl noch letzte Details. Welche Destinationen es am ersten Tag sein werden, das soll folgende Übersicht veranschaulichen.
1 … Monte Avena - Feltre
2 … Monte Cesen – Valdobbiadene
3 … Nevegal – Belluno
Ziele sind – wie bereits eingangs erwähnt – die Regionen Venetien und das Friaul, wo wir uns wieder einige seilbahntechnische Leckerbissen erwarten. Die Reise beginnt mit der obligatorischen Brennerüberquerung – wir testen in Sterzing erstmals die Mautspur für Kreditkarten, die sich tatsächlich als sehr praktisch erweist. Über den einsetzenden Nieselregen sind wir weit weniger angetan. Nach Bozen erfolgt die endgültige Ernüchterung, starker Dauerregen begleitet uns bis nach Cavalese. Erst nach Predazzo beginnt sich das Wetter langsam zu bessern und erste Risse in der Wolkendecke werden sichtbar.
Am Passo di Rolle werden die dortigen Anlagen kurz inspiziert, wirklich nennenswerte Teile konnten wir auf die Schnelle jedoch nicht ausmachen. Talwärts nach San Martino di Castrozza werden unsere Blicke auf eine exponierte Stütze der Funivia zur Rosetta gelenkt, aber mehr als zu einem kurzen Panoramakartencheck reicht die Zeit nicht mehr.
Zum ersten definitiven Fixziel wird die Sesselbahn zum Monte Avena auserkoren, die über abenteuerliche Straßen erreicht wird und irgendwo am Ende der Welt zu liegen scheint.
1. Feltre - Monte AvenaEndlich gefunden! Eine Graffer DSB, die …
…. steil den Hochwald hinaufzieht und von ordentlicher Länge zu sein scheint.
Viel Information auf der Tafel – Hauptlebensader für den Sommerbetrieb dürfte die Downhillstrecke sein. Für uns galt jedoch: „Chiuso“!
Der erste Eindruck einer Sesselbahn im Niemandsland will aber trotz aller Angebote nicht weichen.
Strecke nochmals im ZoomDa es einen Fahrweg auf den Monte Avena gibt, nützen wir die Chance ohne große Anstrengung die Bergstation der Sesselbahn ausfindig zu machen. Auf einer ausgewaschenen, aber gut fahrbaren Schotterpiste erreichen wir problemlos das Plateau.
Die unendlichen Weiten des Monte Avena mit einer zweiten Anlage, die uns bereits aus der Karte bekannt war … jedoch hätten wir bereits während der Auffahrt etwas mehr erwartet.
Und wo ist nun die Bergstation der Sesselbahn?
Vielleicht irgendwo hinter der Almhütte...?
Nach einiger Suche am Waldrand öffnet sich eine verdächtig breite Schneise ... wie geschaffen für eine Pistenraupe.
Gefunden! Eindrucksvolle Stationen sehen jedoch anders aus …
Antrieb bergseitig/i]
[i]Oberer Teil der Abfahrt + DownhillstreckeDie Bergstation der DSB liegt etwas tiefer als die Schleppliftbergstation. Trotzdem ist es nicht möglich, von einem zum anderen Lift ohne Schieben zu kommen. Dazwischen ist das Gipfelplateau doch noch so hügelig, dass man mindestens 3 – 4 Gegensteigungen in Kauf nehmen müsste. Zumindest für Langläufer findet sich hier ein ideales Trainingsgelände.
(Anm.: Verbindung stellt ein Pistentaxi her, kann man hier im Forum nachlesen)
Der Blick nach Venedig bleibt an diesem trüben Septembermorgen verwehrtAls nächstes steht die Inspektion der Schleppliftanlage an, die wir bereits während der Auffahrt gequert hatten. Unserer Karte nach hätte parallel dazu noch ein Sessellift existieren sollen … was sich aber eindeutig als kartographischer Fehler herausstellt. Zumindest an dieser Stelle.
Die Bergstation …
...im typischen Italo-Rost-Design
Düstere Stimmung an den Ausläufern der Belluneser Dolomiten
Made by Doppelmayr , oder?
Nicht ganz, die Rollen sind eindeutig Marchisio.
Der untere Teil der Trasse samt Talstation.... was ist das für ein verdächtiges Gebäude links neben dem Schlepper?
Das war er also der vermeintliche Parallellift, der auf der Karte als Sessellift eingezeichnet war. Ein klassischer Marchisio mit seinen dicken Rundrohrstützen, später im Restaurant wurde unsere Vermutung anhand einer alten Aufnahme bestätigt.
Die Talstation des Schleppers...
...samt unterem und steilsten Teil der Strecke...
... und 2 Stützen-Wechsellastkombi.
SpeicherteichIn unmittelbarer Nähe stoßen wir noch auf einen Graffer Übungslift neueren Datums
Bergstation TalstationWir beschließen zum Abschluss zwecks Informationsbeschaffung noch einen Cappuccino in der angrenzenden Hütte zu trinken. Das Rifugio wird dem verfallenen Außencharakter im Inneren gar nicht gerecht und ist durchaus gemütlich. Die Informationen fallen aufgrund sprachlicher Barrieren eher spärlich aus … wenigstens entdecken wir beim Verlassen noch ein älteres Bild, das beide Schlepper in Betrieb zeigt.
Doch ein letztes Rätsel bleibt bis zu unserer Heimreise unbeantwortet – gab es eine Sesselbahn von Feltre herauf oder nicht? Auf dem Weg dorthin halten wir nach dieser Ausschau – doch vergebens – unsere Suche bleibt unbelohnt.
Erst zu Hause im Zuge der Nachrecherche werden wir feststellen, dass diese Anlage tatsächlich existierte … Interessierten sei deshalb folgender Link empfohlen ->
Seggiovia del Monte Avena2. Valdobbiadene – Monte CesenNach Valdobbiadene müssen wir nur eine kurze Strecke zurücklegen, dennoch erschweren unergründliche Straßensperren die Fahrt dorthin, die Verzögerungen halten sich jedoch in Grenzen.
Zudem verhüllt sich der komplette Kamm des Monte Cesen zunehmend in Wolken und die Fernsicht bleibt an diesem Tag bis zum Schluss eher bescheiden. Aber kein Vergleich zur Ersterkundung aus dem Jahre 2005, als Starli und Alpenkönig aufgrund einer dicken Nebelsuppe am Gipfelplateau ihr Vorhaben sogar abbrechen mussten.
Das Plateau des Monte Cesen, das …
... aus vielen kleinen, mehr oder weniger hohen Hügeln weiblicher Natur gebildet wird.
Die Bergstation des ESL mit ihren überdimensionalen „Schneestangen“
Auch hier ist der 1.Weltkrieg durch diverse Kriegerdenkmäler präsent
Auf jeden Fall ist der Monte Cesen eine „kuh(le)“ Location
Der erste von den insgesamt 3 Hügelschleppliften …
...dessen Talstation in auffallendem Rostrot gehalten ist, das so gar nicht zu den Stützen passen will
Die komplette Strecke des 216 Meter langen Leitner Tellerschleppers Pozzette - Scarpezza, der den Referenzen nach 1970 erbaut wurde.
Der Aufstieg erfolgte bis zur Ruine einer alten Almhütte. Der Schlepper ist zwar nicht lang, aber dafür einigermaßen steil – also durchaus ein ansprechender Hang.
Fensterblick zur Bergstationen des Rückbringer Schleppliftes und der ESL
Links noch einmal die Talstation des Leitner Schleppers
Vor uns liegen die nächsten Ziele... zuerst wandern wir zur Talstation des Schleppers zum Monte Orsere … von dort aus wieder retour zum Ausgangspunkt
Weitere Impressionen von unterwegs …
... bevor wir die Talstation des exponierten Schleppers zum Monte Cesen erreichen
Die anfangs verwachsene und steile Trasse führt nach der Talstation über ein kleines Gerinne.
Gespenstische Nebelfetzen ziehen über das hügelige Hochplateau
Die Trasse anfänglich komplett zugewachsen
Die Fahne in Sichtweite, wir haben es bald geschafft
Spendable Ausführung der Bergstation
Stylische Italo-Trash Abdeckung der Umlenkscheibe mit Antrieb
Unser Kammweg zurück zum Ausgangspunkt
Noch ein kurzer Anstieg und wir haben die Bergstation der Sesselbahn Pianezze – Monte Barbaria erreicht
Wir nähern uns der Bergstation dieser imposanten und einzigartigen Anlage. Trotz aller Neugier ist ein Eindringen ins Stationsgebäude unmöglich. Ein hoher Zaun und Videokameras machen leider ein solches Unterfangen unmöglich. Schade, denn gerade in diesem Gebäude hätten wir uns noch ein paar aufschlussreiche Fundstücke erwartet.
Aufgrund der Einzigartigkeit drängt sich natürlich die Frage nach dem Hersteller auf.
Dankenswertweise wurde bis dato das Herstellerschild am Niederhalter der Talstation nicht entfernt. A. Scardellato aus Treviso!
Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich bei der Sesselbahn und den beiden Schleppliften um Unikate dieses Herstellers aus Treviso.
Die Firma (->http://www.scardellato.net/) ist nach wie vor existent, vom Seilbahnbau hat man sich aber längst verabschiedet, immerhin datiert die Anlage aus dem Jahr 1968. Soll man den wenigen Informationen im Netz Glauben schenken dürfen, wurde der Betrieb bereits 1985 eingestellt. Ebenso, dass ein Abbau bereits seit Jahren geplant ist …
Die Fernsicht bleibt weiter bescheiden.
Stationskonstruktion à la Scardellato
Nochmals die Monte Cesen – Barbaria und alle sonstigen Montis-Furchen-Verbindungen im Überblick
Wir begeben uns auf der teils recht interessant angelegte Straße (mit nicht unerheblichen Gegensteigungen und einer langen Querfahrt) zur Talstation der Sesselbahn.
Das Corpus delicti versteckt sich sehr gut im dichten Blätterwald und es sind keine Unterschiede zu Alpenkönigs Besuch vor 4 Jahren auszumachen.
Detail mit Umlenkscheibe
Ausfahrtniederhalter und die erste zugewachsene Stütze.
Abschied vom Monte Cesen und Valdobbiadene
Im Zuge der Aufbereitung wurde auch Starlis Bericht studiert. Darin ordnet er das Skigebiet aufgrund der Anschriften an der Bergstation des Monte Orsen Schleppliftes dem Militär zu. Diese Theorie würde die Tatsache der streng eingezäunten und mittlerweile videoüberwachte Bergstation unterstützen. Das Gelände konnte aber auch nachträglich erworben worden sein. Interessant auch die breite Straße auf den Monte Cesen. Eventuell ein Relikt aus dem ersten Weltkrieg, da die k.u.k. Armee nach der Frühjahrsoffensive 1917 sehr weit südlich vorrückte.