Schnepfenried, 13.12.2008
Aus dem Nebel ...Im Tal liegen nur etwa 10 cm Schnee, als ich - mit meinem 4-Jährigen und meinem Vater bestückt - die Bergstraße nach Schnepfenried in Angriff nehme. Dunkle Wolken bedecken das Tal, obwohl der Wetterbericht herrliches Wetter vorhergesagt hat. Würde es oben aufreissen? Würde die Schneedecke so mächtig werden, wie ich das erhoffte? Die Voraussetzungen scheinen gut. Eine Woche vorher hat es in einer Höhe um die 1000 m massiv Nassschnee abgeladen, welcher dann im Verlauf weiterer Niederschläge immer pulvriger wurde. Das sollte passen. Insgeheim erhoffte ich einen optimalen Schneedeckenaufbau, wie er nur selten anzutreffen ist. Auf den letzten Kehren vor der Skistation wird der Schnee wirklich immer höher und sollte sich bei knapp einem Meter einpendeln. Die unterste Wolkendecke ist passiert, als wir auf dem Parkplatz des Deybach-Liftes einrollen, aber von Sonne keine Spur. Einige hundert Meter höher befindet sich eine zweite Wolkendecke, in welcher die Lifte bis zur Unkenntlichkeit verschwinden.
Schnepfenried ist ein Skigebiet, das die Eigenschaft besitzt, massiv unterschätzt zu werden. Der Pistenplan erscheint wenig interessant: Geringe Höhendifferenzen und die Lifte mehr oder weniger parallel an einem Hang. Diese Eigenschaft führt dazu, dass der Schnepfenriedkopf der Berg der Locals und Familien ist, weniger der Berg der Gäste. Denn der Berg hat enorme Pluspunkte: Ideal geneigte Carvingpisten auf natürlichen Hängen in lichtem Baumbestand und den famosen Bronner-Sektor mit mehreren offiziellen Freerideouten auf reinen Nordhängen enormen Gefälles. Weiterhin ist die Station ausgesprochen gemütlich und familiär. Die hektische Betriebsamkeit anderer Stationen sucht man hier vergebens. Interessant auch, dass die rote Piste M nicht gewalzt wird (wie auch alle 4 Schwarzen). Hier geht man davon aus, dass der Gast beide Stilarten fahren will. Schnepfenried kann nicht mit objektiven Kriterien glänzen, aber es ist hochgradig sportlich und gemütlich; Schnepefenried ist Kult.
^^ Pistenplan
^^ Schnepfenriedkopf im Abendlicht mit den Liftschneisen Panoramic, Golf, Bellevue und Deybach
Der Blick auf die Lifte ist nicht so prickelnd. Ich lasse mir beim Kartenkaufen Zeit und hoffe, dass uns die Sonne doch noch am Parkplatz abholt - leider vergebens.
^^ Der Skilift Panoramic verschwindet im Nebel.
^^ Weiter oben sieht's dann so aus.
Der Schnee ist optimal wie erhofft, aber die neblig-düstere Stimmung drückt ein wenig aufs Gemüt, vor allem wenn es -7° kalt ist. Am besten ist die Sicht im Bereich der Station und so beschliesse ich, mich mit meinem 4-Jährigen ein wenig in diesem Bereich - am Schlepplift Bellevue und dem parallelen Übungslift - zu tummeln und meinen Vater zum Kilometerfressen zu schicken.
^^ Im Übungslift Bellevue, links der eigentliche Bellevue-Lift
^^ Bei diesen Bedingungen bietet es sich an, einen Slalom mit meinen Stengel-Tennisbällen zu stecken; links der Deybach-Lift, der vom tiefsten Punkt des Skigebietes heraufführt.
^^ Ab geht's durch den Slalom ...
^^ ... und durch "Geheimabfahrten" zwischen den Bäumen.
^^ Grau in grau zwischen den beiden Wolkendecken - hier am Golf-Lift.
Nach einer Pause im Restaurant beschliessen wir um halb zwölf, in den interessanten Bronner-Sektor zu wechseln und fahren mit dem Panoramic-Lift hinauf zum Schnepfenriedkopf. Ich habe genug von Nebel und Wolken und bestelle jetzt die Sonne - und zwar verbindlich!
^^ Verbindungsweg Schnepfenriedkopf-Bronner. Es wird doch heller, oder?
^^ Jep! Die ersten Sonnenstrahlen touchieren den Schnee im Bereich der Bronner-Bergstation.
^^ Der Himmel kommt durch. Fast geschafft!
^^ Blick zurück zum Schnepfenriedkopf mir der Panoramic-Bergstation. Dazwischen liegen drei famose Freeride-Pisten.
^^ Der Schnee ist ein Traum. Aus solidester Unterlage liegen 30 cm feinsten Pulvers, allerdings schon etwas zerpflügt. Mit meinem Kleinen muss ich leider wieder hinausqueren, bevor es richtig steil wird. Aber die Begleitung durch meinen Vater wird mir dennoch ein paar Solo-Abstecher erlauben.
^^ Wenns noch unberührt wäre, wärs maximal.
^^ Die Combe-Route (D). Die ist schwarz markiert, aber stets ungewalzt und selbst für eine Schwarze ungewöhnlich steil.
^^ Die Brimbelles (E). Noch einen Tick steiler. Immer noch hängt etwas Dunst vom Nebel im Hang.
^^ Der Kleine fährt die rote Bronner-Piste (A). Diese geht weit aussen rum und ist im Verhältnis zur überschaubaren Liftlänge (rund 700 Meter) erstaunlich lang. Die Piste dürfte deutlich über einen Kilometer lang sein.
^^ Bronner-Talstation. Im Hintergrund und mehr als 200 Höhenmeter darüber die Objekte der Powder-Begierde: Combe und Brimbelles.
^^ Etwas näher beigeholt: Die Combe. Viele mühen sich hier richtig ab.
^^ Der Blick zum Höchsten (in dieser Region).
^^ Nochmal der Kamerad, diesmal vom Schnepfenriedkopf aus
^^ Am Schnepfenriedkofp wrid's eng. Hier die Bergstationen Bellevue und Golf, aufgenommen vom Ausstieg des Panoramic-Liftes, der ein paar Meter höher hinaufgeht.
^^ Bellevue-Ausstieg mit Hohneck im Hintergrund
^^ Chalet-Piste (H). Hinter der Kuppe beginnt der Snowpark. Bei Sonne sieht doch alles irgendwie freundlicher aus.
^^ Meine Begleiter.
^^ Völlig natürliche Idealhänge hat die Natur hier hingezaubert. Hier die Bellevue-Piste (I).
^^ Tiefblicke - die Wolkenfetzen werden immer weniger.
^^ Übergang von der Oberen Deybach-Piste (K) auf die Untere Deybach-Piste (L) mit Bergstation des Deybach-Lifts. Hier war heute vormittag die Slalom-Aktion.
^^ Gasthaus Deybach und Talstation des Deybach-Liftes - tiefstgelegener Punkt des Skigebietes, laut Pistenplan 1020 m, laut topographischer Karte 990 m.
Fazit: Nach einem etwas holprigen Anlauf in nebliger Kälte hat das Skigebiet wieder alle Stärken offenbart. Der Schnee war ein Traum. Es wurde seinem Kult-Status in bester Manier gerecht.