Wer 3303s
Bericht von diesem Herbst aufmerksam gelesen hat, weiß, dass es zur Troposcatter-Station am Dosso dei Galli eine Gegenstation gab. Sie befand sich auf der höchsten Erhebung des Schwarzwalds, dem 1493 m hohen Feldberg. Der Begriff "Gegenstation" kann dabei beliebig über diverse Gemeinsamkeiten und Unterschiede ausgedehnt werden: Die Sendeanlagen am Dosso dei Galli stehen noch, während am Feldberg längst alle Spuren militärischer Aktivität beseitigt sind und nur noch der Sendeturm des SWR sowie die Wetterwarte des DWD verblieben sind. Beide Stationen liegen in unmittelbarer Nähe eine Passhöhe (Passo Maniva bzw. Feldberg-Passhöhe) und eines Skigebiets. Die südseitige Station beeindruckt durch die Sicht ins Flachland der Poebene, die nordseitige u.a. durch den Blick auf die Alpenkette, von der Zugspitze bis ins Berner Oberland.
Die Skigebiete könnten kaum unterschiedlicher sein: Am Feldberg ein modernes, sehr gut und manchmal sogar zu gut besuchtes, zentrumsnahes (Freiburg) Gebiet mit stark ausgebauter Beschneiung und teils sehr modernen Hochleistungsanlagen. Am Passo Maniva dagegen ein kleineres, eher abgelegenes Gebiet, das längst nicht so stark frequentiert sein dürfte.
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Feldberg-GipfelDiverse Dinge haben im Verlauf des Sommers dazu geführt, dass ich die Skisaison eigentlich schon mehr oder weniger abgehakt hatte. Doch immer wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo eine Schneefront her - oder so ähnlich. Jedenfalls schneite es hier im Vorland der Schwäbischen Alb ununterbrochen von Mittwochmorgen bis in die Nacht von Donnerstag auf Freitag. Und so kam mein Vater vergangene Woche auf die Idee, am Samstag an den Feldberg zu fahren. Zunächst war ich jedoch skeptisch. Schließlich gilt der Feldberg in unseren Breiten als extrem überlaufen, und die Fahrt dort hin als nur unwesentlich kürzer wie z.B. ins Allgäu, wo dafür tendenziell mit besserem Schnee und weniger Leuten gerechnet werden kann. Dennoch entschieden wir uns zu fahren, und spekulierten ein bisschen darauf, dass die Massen am dritten Adventssamstag lieber die Innenstädte bevölkern als den Feldberg. Zudem galt es, die Bedingungen zu nutzen: Schneehöhe 110 cm, ein Großteil davon Neuschnee, und dazu die Ankündigung, dass die Sonne am Nachmittag Wolken und Nebel vertreiben sollte. Dazu kam die Neugierde, denn ich war noch nie Ski fahren am Feldberg, und mein Vater zuletzt vor ca. 30 Jahren.
Die erste Überraschung erfolgte bei der Anreise, die wesentlich schneller verlief als erwartet und in gut 90 Minuten über die Bühne ging - womit das erste Vorurteil schon bei der Ankunft um 8:45 Uhr widerlegt war. Dichter Nebel empfing uns am gut gefüllten Parkplatz, bei Temperaturen um die -7 °C. Von der angekündigten Sonne war noch nichts zu sehen. Doch das sollte sich bald ändern.
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Nach dem Einfahren am Seebuck im dichten Nebel wechseln wir nach Fahl, wo es nicht nur anspruchsvolle Pisten sondern im Wald auch etwas mehr Kontrast gibtF03
Dann bricht so langsam die Sonne durch. Erst noch zaghaft...F04
...dann immer stärker.F05
Auch das gibt's am Feldberg: Eine Buckelpiste. Allerdings nur ein kurzer Abschnitt. Der war aber sauber herausgefahren und hat durchaus Spaß gemacht.F06
Im Silberwiesenlift. Jetzt ist die Sonne ganz da.F07
Blick zum Aussichtsturm am SeebuckF08
Tolle Winterlandschaft an der Rothausbahn, benannt nach der Brauerei die den Bau gesponsert hat - was in diesem Fall gar nicht mal stört, wie ich findeF09
Der Gipfel mit dem SWR-Sendeturm und (vermutlich) dem Wetterradar des DWDF10
Mystische Stimmung durch die letzten NebelschwadenF11
Winterromantik am HerzogenhornF12
Der Aussichtsturm am SeebuckF13
Seebuck mit KSBF14
Abfahrt am Zeller I - PulverschneeF15
Der Seebuck - gewalzt auf schätzungsweise 300-400 m BreiteF16
Zoom über das Herzogenhorn in Richtung AlpenF17
MittelgebirgspanoramaF18
Zeller IF19
Wind, Nebel und SonneF20
Blick zum Belchen am NachmittagF21
Seebuck im späten NachmittagslichtF22
Einer von zahlreichen Kite Skiern, die zwischen Seebuck und Feldberggipfel unterwegs waren. Es wird Abend.F23
Noch einmal der Blick in Richtung Alpen in der DämmerungF24
Der Gipfel im letzten Licht des TagesF25
DämmerungF26
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Dann geht es auf die letzte AbfahrtMein Fazit: Der Feldberg ist durchaus eine Reise wert - wenn die Bedingungen passen und nicht zu viel los ist. Der Seebuck ist ein ziemlich guter Carving-Hang, der dank seiner enormen Breite die 3000 p/h der 6-KSB locker verträgt, wenn die Wartezeiten der Bahn so wie gestern im Bereich von fünf Minuten liegen. Ich konnte am Nachmittag durch intelligente Linienwahl immer 30-40 m Pistenbreite ausnutzen, ohne irgendwem zu nahe zu kommen. Von der Beschneiung am Seebuck hat man nicht viel gemerkt bei diesen Schneeverhältnissen, dank der eher mäßigen Neigung wurde die dicke Neuschneeauflage nicht abgefahren und die Piste blieb ganztags in sehr gutem Zustand. Auf den Pisten in Fahl kann man sich gut austoben, neben der vollbeschneiten und deshalb recht harten und abgefahrenen Weltcuppiste gibt es auch noch diverse weitere Abfahrtsvarianten, darunter eine ordentliche Buckelpiste. Auch in Fahl stimmte gestern das Verhältnis von Transportkapazität und Pistenkapazizät, obwohl man an der Rothausbahn Wartezeiten von 5-10 Minuten hatte und zusammen mit den Silberwiesen-Liften rund 4000 p/h weggeschaufelt werden. Ein echter Schwachpunkt ist der Zeigerlift wegen seiner Rückbringerfunktion, dort stand man am Nachmittag 15 Minuten - grenzwertig. Die Pisten sind meines Erachtens so gut wie gar nicht remodelliert, und dank fehlender Beschneiung gab es im Bereich Grafenmatt am Zeller I gestern eine der schönsten Pulverschneepisten, die ich seit langer Zeit erlebt habe.
Mit Freeride-Möglichkeiten sieht es dagegen nicht so gut aus. Es wäre aber wohl ohnehin alles sehr schnell verfahren. An einem anderen Tag hätte ich vielleicht eine Abfahrt vom Gipfel nach Todtnauberg gewagt, die bei diesen Verhältnissen sicher genial gewesen wäre. Allerdings braucht es da einen Fahrer, um wieder zurück zu kommen.
Wenn man sich also darauf einstellt dass man nicht allein ist, und sich die Zeit gut aussucht, kann man den Feldberg durchaus anfahren.