Endlich versprach der Wetterbericht einmal ideales Bergwetter. Nicht zu heiss, geringes Gewitterrisiko und eine gute Fernsicht. Mein Vater und ich nutzen den Tag darum für einen Ausflug ins Ausland, ins Fürstentum Liechtenstein um genau sein.
Von Triesen aus führt eine kurvenreiche Passstrasse nach Malbun. Kurz vor dem Scheiteltunnel zweigt ein schmales Nebensträsschen nach Gaflei ab. Ein historischer Ort für den Tourismus im Ländle, stand dort doch das erste Kurhaus Liechtensteins. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde es durch einen modernen Neubau ersetzt. Doch die klassische Bergkur kam immer mehr aus der Mode, das Haus stand längere Zeit leer und wurde vor ein paar Jahren abgerissen. Aber das nur am Rande.
Über ein Alpsträsschen erreichten wir das erste Etappenziel bei der Alp Bärgälla. Bis dorthin wurden wir von zahlreichen schwerbeladenen Gleitschirmpiloten begleitet, welche dort zu ihren luftigen Höhenflügen starten. Eine Besenwirtschaft lockt zudem zur Einkehr. Da wir aber erst gut eine halbe Stunde unterwegs waren, verzichteten wir darauf. Die Strasse führt noch ein paar Meter weiter zum Bärgällasattel, wo sie endet und der eigentliche Bergweg beginnt. Vorbei an ein paar neugierigen Pferden stiegen wir zum Kaminsattel auf. Über einen unmarkierten Trampelpfad erreichten wir den Alpspitz, mit 1997m der höchste Punkt der Tour. Von diesem Gipfel aus geniesst man einen wunderbaren Blick über das Rheintal vom Pizol bis zum Bodensee. Auf der anderen Seite sieht man die mächtige Rhätikongruppe und im Tal die alte und unverfälschte Walsersiedlung Steg. Sogar Teile des Malbuner Skigebietes sind bei genauem Hinschauen erkennbar, wie das Ratebild und die Fotos in diesem Bericht beweisen. Ein idealer Ort für eine Pause also und wir genossen folglich den mitgebrachten Proviant.
^^Rheinabwärts Richtung Bodensee.
^^Blickt man den Rhein hinauf, sticht der markante Rücken am Pizol ins Auge. Wer entdeckt das Skigebiet?
^^Hier ist es im Zoom zu sehen.
^^Auch Richtung Rhätikon bietet sich eine schöne Sicht! Hier sieht man die gut erhaltene Walsersiedlung Steg. Fährt man nach links in ein Seitental, kommt man nach Malbun.
^^Im Zoom ist die Bergstation der 4KSB Hocheck zu erkennen. Dahinter befindet sich das Vaduzer Täli, in das eine 6KSB/B führt.
^^Wir waren nicht alleine auf dem Gipfel! Neben anderen Wanderern leistet uns dieser prächtige Schwalbenschwanz Gesellschaft.
Frisch gestärkt ging es über den gleichen Pfad wieder zurück zum Kamin. Dieser trägt seinen Namen zu Recht, es ist eine steile Scharte, in der der Wanderweg nun im zickzack hinuntersteigt. Gefährlich ist es jedoch nicht, der Weg ist sehr gut ausgebaut, sogar Geländer sind vorhanden. Unserer Ansicht nach haben sie es etwas übertrieben, weniger wäre mehr gewesen! Man kann einen Wanderweg auch sichern ohne ihn mit Beton, Holz und Stahl auf über einen Meter zu verbreitern.
^^So sieht der Kaminweg von oben aus. Von diesem Punkt aus sieht man den betriebenen Aufwand nicht so gut.
^^Ist man unten hingegen schon.
Ganz abrupt endet dieser Hochleistungswanderweg in einer kurzen Geröllhalde, die man vorsichtig bewältigen muss. Vom Fuss dieser Halde ist es nur noch ein Katzensprung zum Gafleisattel. Hier verzweigt sich der Weg. Nach rechts geht es Richtung der drei Schwestern. Nein, das ist nicht eine Alphütte mit hübschen Sennerinnen, sondern ein Berg mit eben drei Gipfeln! Über sie führt ein ausgesetzter, aber gut gesicherter Steig, der auch ohne Kletterausrüstung begangen werden kann. Sicher auch spannend, aber wir nahmen den linken Weg, der zum Fürstensteig führt, und der hat es ebenso in sich!
Er führt mitten durch eine ausgesetzte Bergflanke, teilweise wurde er aus der Felswand hinausgesprengt, und das bereits 1898! Aber auch hier braucht es lediglich hohe, halt gebende Wanderschuhe aber keine Kletterausrüstung. Der Weg ist nämlich an allen kritischen Stellen mit Seilen und Geländern gesichert. Einige Stege parallel zum Hang sowie eine kurze Leiter gibt es auch. Trittsicher und schwindelfrei sollte man hingegen schon sein, denn neben dem circa 80 cm breiten Weg geht es meistens über 500, an einer Stelle sogar bis zu 1000 Meter(!) mehr oder weniger senkrecht nach unten und an der anderen Seite eben so steil nach oben! Da ist man über das Kabel an der Wand oder die vereinzelten Geländer mehr als froh! Der tolle Blick aus der Vogelperspektive über das Rheintal entschädigt den mutigen Wanderer; aber auch der spektakuläre Steig ist natürlich schon für sich allein gesehen mehr als nur attraktiv! Entsprechend viel begangen ist er darum auch, wer kann sollte unter der Woche gehen.
^^Zu Beginn des Fürstensteiges werfe ich einen Blick zurück Richtung Gafleisattel. Bis jetzt alles im grünen Bereich.
^^Nochmals der Einstieg. Ganz nett, aber sieht noch nicht so spektakulär aus, nicht? Das lässt sich ändern…
^^Na das ist doch schon ein anderer Anblick! Fast der ganze Steig in der Totale. Im Vordergrund die erste Kehre mit den für diesen Weg typischen Stegen. Man beachte die Wegführung im Hintergrund!
^^Felsrippen werden geschickt genutzt um Höhe abzubauen (oder zu gewinnen, je nach Gehrichtung). Diese hier ist Teil der ersten Kehre. Ganz Mutige können noch bis zur kleinen Spitze vorstossen, ich habe es lieber gelassen!
^^Vom gleichen Standort zurückgeschaut.
^^Wie gesagt, es geht steil und weit runter. Tief unten im Tal liegt der Ort Schaan.
^^Ein weiterer Felsvorsprung, der ebenfalls traversiert wird. Einige der wenigen Stellen mit Geländer, ansonsten wird mit Seilen gesichert. Ebenfalls sichtbar ist die aus dem Fels gesprengte Fortsetzung. Wer genau hinsieht kann andere Wanderer erkennen.
^^Ein wenig danach überquert man einen weiteren Steg und dann folgt die einzige, kurze Leiter des Fürstensteiges. Die Wanderer passieren übrigens gerade den Aufnahmepunkt vom vorherigen Foto.
^^Jetzt sind wir im herausgesprengten Teil des Weges. Obwohl er am Rande des Abgrundes steht
, hat mein Vater ein Lächeln für die Kamera übrig.
^^Nach dieser Passage gibt es eine kurze Verschnaufpause, bevor es wieder sehr ausgesetzt weitergeht.
^^In diesem Stück musste der Weg sogar mit Stützmauern (rechts im schattigen Bereich) gesichert werden. Müssen mutige Handwerker gewesen sein damals!
^^Wieder ein Blick zurück. Beachtet bitte den roten Fels. Dort hat ein Felssturz den ursprünglichen Weg unpassierbar gemacht. Die Umleitung führt mit einer kurzen Gegensteigung oben an der Abruchstelle vorbei.
^^Man ist nun bereits genug abgestiegen damit die ersten Föhren den Weg säumen. Doch noch immer ist man mitten in der Wand. Unglaublich, wie wenig Platz diese Bäume brauchen um Wurzeln zu schlagen! Dieses Foto gefällt mir sehr gut, weil der Weg scheinbar um die Ecke ins Nichts geht.
^^Nach der Biegung begeht man diesen Abschnitt.
Nach etwa einer Dreiviertelstunde waren wir am Ende angelangt. Durch einen angenehmen Schatten spendenden Bergwald ging es nun in einer halben Stunde zurück zum Ausgangspunkt Gaflei.
Mein Fazit ist eindeutig: Der Fürstensteig ist einer der spektakulärsten Wanderwege die ich bisher begangen habe! Ein fürwahr fürstliches Vergnügen für schwindelfreie und trittsichere Wanderer!