Breite Ries – Uralt-Klassiker in Niederösterreich
Die Breite Ries– ein ausgeprägtes Kar in der Nordostflanke des Schneebergs – zählt zu den traditionsreichsten Abfahrten Ostösterreichs (aka Balkan). Es war das Steilkar der Breiten Ries, das bei der Erstbefahrung im Jahr 1905 durch den (alt)österreichischen Skipionier M. Zdarsky die Überlegenheit der alpinen Skitechnik gegenüber der – damals vorherrschenden – nordischen offen legte – die mitstreitenden Norweger trauten sich gar nicht reinfahren …
Ein Uraltklassiker also schlechthin. In der alten Skiführerliteratur wird gar von der Breiten Ries als einer der bekanntesten Abfahrten der nördlichen Kalkalpen gesprochen.
Das Steilkar der Breiten Ries – die Einfahrtsroute der Standardvariante versteckt sich hinter einem Felsriegel ganz oben
Mittlerweile haben sich die Zeiten geändert, auch die westösterreichischen Provinzen wurden skitechnisch zivilisiert und haben den balkanischen Osten längst den Rang abgelaufen und diese geschichtsträchtige Abfahrt genießt nur noch lokalen Ruf, wobei sie auch hier längst zu
einer Standardroute geworden ist. Selbst die zahlreichen schwierigeren Einfahrtsvarianten bzw. Möglichkeiten im Umfeld der Breiten Ries, von denen der Skiautor Hans Schwanda in den 1960er Jahren noch schrieben, dass sie „… nur von den Besten, den Superextremsten befahren werden können …“ haben ihren Nimbus der Exklusivität verloren und werden heute vielfach befahren.
Uns reichte heute aber die Standardroute durch die Breite Ries, zumal ja die Skischwächen meines Kletterkumpels noch zu offenkundig sind.
Die Verhältnisse waren langweilig wie schon seit Tagen bzw. knapp zwei Wochen, also strahlendes Hochdruckwetter mit dichter Nebelsuppe in den Niederungen.
Der mittlerweile gewohnte Tiefblick auf das Nebelmeer
Puchberg und dahinter die Hohe Wand, deren – nicht sichtbaren – Südabstürze eines der Kletterzentren Wiens darstellen
Blick vom Kaiserstein (mit 2061m der niedrigere der beiden Schneeberg-Gipfel) auf den Einfahrtsbereich der Breiten Ries: Links vorne Privatries, rechts hinten Standardeinfahrt
Blick in die Einfahrtsrinne
Die ersten Schwünge sind geschafft – Gerhard in der Einfahrtsrinne
Uuuups
Schon etwas besser …
Rückblick zur Einfahrtsrinne
Nur die ersten ca. 150 Höhenmeter sind rinnenartig, danach dreht sich die Fahrtrichtung und es weitet sich der Hang zu dem vom Tal aus so schön sichtbaren Kar.
Tiefblick Breite Ries
Genussabfahrt im Kar
Die Schneeverhältnisse waren der herrschenden Wetterlage entsprechend: harter, windgepresster Schnee, der aber durchaus griffig war. Bei etwas höherer Geschwindigkeit hatte ich aber bei jedem Rechtsschwung Angst, dass meine Schrauben aus dem Knie herausgeschüttelt werden.
Nichtsdestotrotz kommt der Hang dem Idealbild einer Skiabfahrt nahe: An die 700-800 Höhenmeter hindernisloser Abfahrt bei nahezu gleich bleibender Hangneigung.
Unten ging es dann entlang eines tw. etwas vereisten Weges durch anfangs recht lichten Wald zügig weiter. Ein kleiner Waldspaziergang durch später dichten Hochwald bei kaum vorhandener Schneelage blieb uns aber doch nicht erspart (wenige hundert Meter):
Waldspaziergang
Der Ausgangspunkt – das kleine Skigebiet Losenheim – wird dann allerdings wieder bequem auf einen Ziehweg erreicht.
Fazit
Ein Klassiker, der hält was er verspricht. Eine der wenigen Abfahrten (in Verein mit den schwierigeren Varianten) Ostösterreichs, die wohl auch eine weitere Anreise lohnen würde.