Von Argentière gings am Nachmittag (ca. 17h00) dann wieder los zur nächsten - und letzten - Station meiner Westalpen-Skireise, nach Zermatt. Seit meiner Kindheit hab ich Zermatt auf meiner Traumwunschliste der zu besuchenden Skigebiete. Lang hats gedauert aber nun war es endlich soweit. Nach dem Chamonix-Tal hoffte ich nun auf einen weiteren Höhepunkt.
Quartier habe ich im netten (und preisgünstigen) Bergdörfchen Randa bezogen und war sofort von dem Ausblick begeistert. Hier der Blick aus meinem Zimmerfenster (aufgenommen am frühen Morgen am Tag nach meiner Ankunft).
Blick auf Randa und Gornergrat mit Breithorn im Hintergrund im Morgenlicht.
Berühmt ist Randa aus pyhsiogeographischer bzw. geomorphologischer Perspektive vor allem durch den Bergsturz, der sich im Mai 1990 ereignete und das Mattertal bei Randa grossflächig verschüttete. An diesem Bild des Bergsturzes erkennt man auch schön die nicht unbedingt tolle Schneelage - vor allem im Tal
.
Vorneweg gleich meine Eindrücke als Zermatt-Neuling in Stichworten unter besonderer Berücksichtigung der off-piste-Geschichte:
* Stockhorn bietet umfangreiches (und übersichtliches) Freeride-Gebiet, leicht (20-30min) zu erreichen, konkret vorige Woche bot es den besten Schnee (Pulver mit jedem Morgen frischen 2cm Oberflächenreif) aller von mir besuchten drei Gebiete
* viele andere Freeride-Möglichkeiten (wegen Schneelage hab ich die meisten davon ausgelassen, einige mir theoretisch zwar bekannte, z.B. Schwarztor, unterer Theodulgletscher etc. hab ich mangels konkreter Orts- und Bedingungskenntnisse überhaupt gar nicht in Erwägung gezogen)
* insgesamt ist die Weite des Skigebiets gigantisch (und das landschaftliche Umfeld sowieso)
* trotz hundertprozentiger Massentourismusorientierung kein Ballermann-Gedösel à la österr. Grossskigebiete
* dank Bahnanschluss auch von den günstigen Quartieren der Orte vor Zermatt gut und bequem zu erreichen (die Liftkarte ist schliesslich teuer genug ...)
* ohne Stockhornbahn verliert Zermatt viel an Anziehungskraft für Freeriden (dann kann ich viel günstiger gleich wo Touren gehen und hab meinen Tiefschnee gratis)
* in der Nebensaison sind die interessanten Spots ziemlich leer (die Masse fährt Theodulgletscher/Klein Matterhorn)
* nächstes Jahr komm ich wieder (da ist die Stockhornbahn noch garantiert) - falls genug Schnee ist
Nun zu den eigentlichen Zermatt-Erlebnissen.
Skitour Cima die Jazzi (3803m)
Gleich am ersten Tag gings so schnell wie möglich mit der alten Bahn auf das Stockhorn (3405m) und von dort weiter per pedes in schön ausgetretener Stapfspur auf den "echten" Stockhorngipfel (3532m). Dort angekommen war ich zunächst mal für einige Minuten von der mir umgebenden Bergwelt fassungslos beeindruckt.
Das MonteRosa-Massiv: links Nordend (3609m) und rechts die Dufourspitze (4633m), höchster Gipfel der Schweiz.
Gleich daneben überragt nicht minder eindrucksvoll der Lyskamm (4527m) den Grenzgletscher, einen Zubringer des Gornergletschers
Das Matterhorn zu fotographieren konnte ich natürlich doch nicht widerstehen.
Rückblick zur Bergstation der Stockhornbahn
Vom Gipfel des Stockhorns hatte ich bereits einen guten Überblick über die Verhältnisse bezüglich des Aufstiegs zu meinem eigentlichen Ziel des heutigen Tages, der Cima di Jazzi (3803m), einem Skimugel direkt im Grenzkamm zu Italien. Es war eine schön angelegte Aufstiegsspur zu erkennen, die die vorhandenen sichtbaren Spaltensyteme gut umging. Angesichts des schönen Wetters (gute Sicht ist unbedingt erforderlich sonst besteht die Gefahr sich in der weiten Gletscheinöde des Stockhornpasses zu verlieren) empfand ich einen Aufstieg auch als Solist vom Risiko her akzeptabel, zumal ich auch Gruppen vor und hinter mir wusste.
Ich begab mich also runter zum Stockhornpass und montierte die Felle und begann mit dem Aufstieg. Dieser war zunächst reichlich flach und zog sich etwas dahin. Bald gelang mir eine Premiere in diesem Winter: es gelang mir eine Gruppe zu überholen (später stellte sich heraus, dass das älteste Mitglied der Gruppe eine Frau, die die 70 sicher schon überschritten hatte, war
)
Beim dann doch steileren Gipfelhang ärgerte ich mich, die Harscheisen im Quartier zurück gelassen zu haben (keine Ahnung warum, aber ich nehm die immer dann nicht mit, wenn die Wahrscheinlichkeit sie zu brauchen hoch ist und umgekehrt). Mit grosser Vorsicht meisterte ich das steilste Stück auf durch den Wind glasglatt modelliertem Schnee um dann endlich im bereits wieder flacheren Gelände auszurutschen, zu stürzen und letztlich erst wieder etwa 30 Höhenmeter weiter unten zum Stillstand zu kommen (mit Fellen und auf Aufstieg eingestellter Bindung ist das Bremsen eindeutig keine leichte Angelegenheit wie ich nun weiss ...). Anschliessend gings dann besonders vorsichtig (und auch immer langsamer werdend, ab ca. 3700 m merkte ich dann die Höhe doch reichlich deutlich) auf den Gipfel.
Leider enttäuschten mich meine Erwartungen hinsichtlich eines tollen Tiefblicks nach Italien (konkret ins Tal von Macugnaga), da sich direkt am Grenzkamm Cumuluswolken gebildet haben (exakt wie im Wetterbericht angekündigt). Die vorher erwähnte Gruppe war so nett, ein Gipfelfoto zu machen. Den mir angebotenen Gipfelschnaps in Form eines Schweizer Kirsch konnte ich daher entgegen meinen üblichen Gepflogenheiten nicht abschlagen.
Nach einer gemütlichen Gipfelpause (es war de facto vollkommen windstill) gings dann mit der Abfahrt los. Die Cima di Jazzi bietet eine traumhafte, kilometerlange Abfahrt über die weiten Gletscherhänge des riesigen Findelgletschers. Auf knapp 1600 Höhenmeter (davon etwa 1200 auf schönen flachen bis mässig steilen Gletscherhängen) gehts runter bis zur Station Gant des Zermatter Skigebiets.
Rückblick zur Cima di Jazzi nach den ersten Hängen
Blick auf die "Carvinghänge" des Findelgletschers (aufgenommen von der Höhtälli-Seilbahn) mit der ungefähren Abfahrtsroute. Während es oben noch trockenen, gesetzten Schnee gab, war in den unteren Bereichen schöner Firn vorzufinden.
Gesamtansicht (mit Ausnahme des unteren Bereichs im Gletschervorfeld) der Abfahrt in der Frontalen (aufgenommen am nächsten Morgen, daher das Glänzen der gefrorenen Schneeflächen auf dem Gletscher).
Am Gant angekommen war ich dann schonmal zunächst mit Zermatt zufrieden und genoss noch ein paar Runden auf den Pisten im Bereich Rothorn und Hohtälli, wobei mir besonders die White Hare sowie die Talabfahrt über Petrularve gefallen haben. Für den morgigen Tag nahm ich mir dann eine genauere Besichtigung der vielgerühmten Freeride-Möglichkeiten im Stockhorn-Areal vor.
[Fortsetzung folgt]