Seit fast 15 Jahren fahren wir zu viert jeweils eine Woche in den Skiurlaub. Jedes Jahr ein anderes Gebiet. In Frankreich waren wir aber noch nie. So fiel unsere Wahl auf die 3 Vallees.
Anfahrt:
Abfahrt bei uns in Lippe am Freitag, 03. März pünktlich um 13 Uhr. Bis kurz hinter Kassel war die Welt auch noch in Ordnung. Schon am Kirchheimer Dreieck begann der Schneefall, der uns in den kommenden Tagen nicht mehr verlassen sollte. Bei der Überquerung des Taunus ging dann nichts mehr. Einige LKW konnten die Steigung zwischen Obermörlen und Friedberg nicht schaffen und blockierten die 3-spurige Fahrbahn. Wir benötigten satte 3 Stunden für ca. 5 km. Rund um das Frankfurter Kreuz dann festgefahrene Schneedecke auf voller Autobahnbreite. Bei einer kurzen Pinkelpause kurz vor Darmstadt stapften wir durch feinsten Pulverschnee, der bis zur Mitte des Schienbeins reichte. Unglaublich. Inzwischen war es längst dunkel geworden. Ab Heidelberg ging es dann viel, viel besser. Man konnte teilweise sogar 80 rasen. In Karlsruhe ging der Niederschlag dann in Regen über. Jetzt ging es richtig ab. Wir hatte nur ein Problem - Um 22 Uhr mussten wir eigentlich unsere Zwischenübernachtungsmöglichkeit, die Jugendherberge in Fribourg (CH) erreicht haben. Das war definitiv nicht mehr zu schaffen. Telefonisch avisierten wir unsere Verspätung. Die ?Herbergsmama? brachte uns viel Verständnis entgegen. Sie legte uns den Schlüssel und eine Beschreibung, wie wir unser Zimmer finden konnten, in den Briefkasten. Um 23.30 erreichten wir endlich Fribourg, nach dem es in der ganzen Schweiz wie aus Eimern geregnet hatte. Ein Scheibenwischer ist eine geniale Erfindung. Permanent lief er von Kassel her ? ca. 10 Stunden am Stück. Gute Arbeit!!!
In der Jugendherberge angekommen beschlossen wir gemeinsam, am nächsten Tag erst einmal auszuschlafen. Angesichts der Wettervorhersage, war an einen schönen ersten Skitag ohnehin nicht zu denken. Wir genossen unser Herbergsfrühstück und brachen dann um 7.30 Uhr am Samstag in Richtung Frankreich auf. Die Fahrt rund um den Genfersee war von tollen Ausblicken geprägt. Ich hätten den Blick wohl lieber auf der Straße gelassen. Habe den Blitzer in Lausanne übersehen. ca. 130 km/h bei erlaubten 100. Das ist nicht gut. Mal sehen, was mir die Schweizer schicken.
Nach der Grenze entschieden wir uns für den weiteren Weg über Chambéry und die Autobahn. Im Stau gestanden hatten wir am Vortag schließlich genug. Es goß schon wieder wie aus Eimern und der Scheibenwischer arbeitete wieder auf Hochtouren. Kurz vor Moutiers dann noch schnell den Tank aufgefüllt und dann die letzte Etappe den Berg hinauf. Bis St. Martin de Belleville hat dann alles auch prima geklappt. Es war kurz nach 11 Uhr. Und dann stand plötzlich wieder alles. Unglaublich ? für die letzten 8 km haben wir dann noch einmal 2,5 Stunden gebraucht. "Stop and go" und ganz viel "wait" bis zum Keisel in Les Menuires. Um 14 Uhr am Samstagnachmittag erreichten wir dann, nach fast 17 Stunden Fahrzeit und 1.027 gefahrenen Kilometern unsere Appartement. So was habe ich noch nie erlebt.
Die Rückfahrt war übrigens recht problemlos. 11 Stunden 45 Minuten mit 45 Minuten Pause. So ist es ok.
Wetter: (in Kurzform)
Sa: Schneeregen / oben Schnee
So: Schnee
Mo: leichter Schneefall, etwas Sicht
Di: Sonnenschein am Morgen, einsetzender Schneefall ab 16 Uhr
Mi: Schnee, Schnee, Schnee
Do: Sonnenschein, ab 15 Uhr einsetzender Schneefall
Fr: leichter Schneefall bis 11 Uhr mit etwas Sicht, dann immer stärker werdender Schneefall.
Sa: Na, ihr könnt es wohl erahnen ? Schneefall
Temperatur:
In Les Menuires teilweise nur um den Gefrierpunkt. Somit am Sa und Mi teilweise sehr matschiger Neuschnee. In den Gipfellagen teilweise richtig kalt. Bis ?20 Grad.
Schneehöhe:
Jeden Tag Neuschnee. Am Abfahrtstag dürften es am Berg wohl mehr als 200cm gewesen sein.
Schneezustand:
Ab 2000m teilweise feinster Pulverschnee. Darunter oft pappig und schwer.
Geöffnete Anlagen:
Das ist in den 3 Vallees schwer zu überblicken. Es war auf jeden Fall sehr ärgerlich, dass an einigen Tagen die meisten attraktiven Bahnen nicht in Betrieb waren. Die Cime Caron war die ganze Woche nicht in Betrieb. Die Bahn auf den Mont du Vallon lief, wenn ich das richtig gesehen habe, nur am Dienstag. Und da sind wir in Courchevel gefahren.
An den Neuschneereichen Tagen (So, Mo, Mi, Do u. Fr) gingen die oberen Bahnen (Bruyeres 2, 6KSB Mont de la chambre, 4KSBBecca, etc.) erst gegen Mittag oder gar nicht in Betrieb, sodass uns nur die Anlagen im unteren Bereicht zur Verfügung standen.
Offene Pisten:
Auch hier ein ähnliches Bild. Viele Pisten waren geschlossen oder in einem unpräpariert schlechten Zustand. Die rote ?montaulever?, die direkt vor unserer Wohnung zur Bruyers 1 führt, wurde in der ganzen Woche nur 2x präpariert.
Meisten gefahren mit:
Keine Ahnung. Ich denke Bruyeres 1.
Wartezeiten:
Auch damit habe ich nicht gerechnet. In allen Skigebieten, die wir in den vergangenen Jahren immer Anfang März besucht haben (Saalbach, Serfaus, St. Anton, Samnaun) gab es keine (bis 3 Minuten sind für mich keine) Wartezeiten. In den 3Vallees haben wir teilweise an einer 4KSB mehr als 15 Minuten gewartet. Dank unseres Skiguides (dazu später mehr) konnten wir diese aber vielfach umfahren.
Gefallen:
+ bin noch nie so viel Tiefschnee gefahren
+ unvorstellbar großes Gebiet
+ die beiden Touren mit thomasg nach Meribel und Courchevel
+ hatte bis dato noch nie einen Stangenschlepper gesehen. Die sind sehr genial
+ sehr freundliche Franzosen. Das hatte ich anders erwartet
+ Öffnungszeiten der Anlagen. 4KSB Les Menuires läuft bis 17.30 Uhr. Die meisten Anlagen bis 17 Uhr
+ Unsere Wohnung im Appartementhaus Adonis. Übrigens von Wiede und Sigma empfohlen. Tolle Empfehlung ? an dieser Stelle ein herzliches DANKESCHÖN!!!
Nicht gefallen:
- die Anfahrt ist für uns ?Nordlichter? heftiger als erwartet
- in den 3 Vallees konzentriert sich alles auf den An-/Abreisetag am Samstag. Tausende Urlauber quälen sich die enge Passstraße hinauf. Hier ist das samstägliche Chaos vorprogrammiert. Dagegen ist der Fernpass ein Vergnügen.
- Wartezeiten
- natürlich das sehr schlechte Wetter
- uralte Poma 4SB/KSB in Val Thorens. Hier bekommt man manchmal nicht mal die Ski auf die Stützen, so eng sind die
- die Pistenpräparierung. Vielleicht lag es aber auch am Wetter. Vielleicht wird einfach nicht so viel präpariert, wenn sie vorher schon wissen, dass es am Folgetag wieder schneit.
- Preise: Weizenbier bis 7 Euro // Spagetti bis 11 Eur. Kann man aber mit Dosenbier, Butterbroten, Mars und Snickers gut umgehen. Es gibt aber genügend Leute, die es bezahlen können und wollen.
Fazit: 4 von 6 Maximalen.
Abzüge: siehe ?Nicht gefallen?
Ein kurzer Steckbrief unserer Tagesetappen:
Samstag:
In den drei Stunden, die uns am Anfahrtstag noch zur Verfügung standen sind wir an den Talliften in Les Menuires gefahren. Alles andere war ohnehin gesperrt.
Sonntag:
10 Uhr treffen mit Thomasg. Er zeigt uns das komplette Gebiet in Les Menuires. Wieder sind alle interessanten Anlagen gesperrt. Highlight ist der Stangenschlepper Montaulever, der die Skifahrer in Richtung Val Thorens bringt (wenn die Verbindung, so wie an diesem Tag, nicht gerade gesperrt). Hier hatten wir ne Menge Spass. Das Ding geht ab wie die Sau. Das macht einigen schwer zu schaffen.
Montag:
Das Wetter bessert sich. Weiterhin sind Bruyeres 2, KSB Mont de la Chambre etc. gesperrt und wir sind ganz überrascht, dass die Verbindung über den Montaulever nach VT geöffnet ist. Wir fahren (viel Tiefschnee) in Val Thorens. Wie schon erwähnt bleibt die Cime de Caron und einige andere Höhepunkte (Glacier de Thorens) für uns unerreicht.
Dienstag:
Der Morgen überrascht und mit blauem Himmel. Wir rufen Thomasg an und verabreden uns für 9.30 Uhr am Mont de la Chambre. Es geht auf die Hängen rund um Meribel und Mottaret. Wir bekommen immer nur kurze Anweisungen. ?Wir schießen da unten rechts in den Ziehweg und dann an die KSB.? (oder so ähnlich). Wartezeiten an der Pas du Lac. Ausweichen an die 3SB Ramees. Leider geht es nicht weiter, weil die Grand Rosiere wg Lawinensprengungen an der Sauliere nicht läuft. Also wieder runter bis nach Meribel und über den Col de La Loze nach Courchevel. Hier wieder rauf und runter. KSB, EUB und auch mal wieder ein Stangenschlepper. Immer auf dem günstigsten Weg. Hut ab vor dem, was Thomas drauf hat. Er kennt das Gebiet wie seine Westentasche. Die Jockeys runter nach Courchevel-Le Praz ist in einem Top Zustand. Und die anschließende Fahrt in den Eiergondeln ein Erlebnis. Über die Saulire und den Mont de la Challe geht zurück. Mit Abstand der schönste Tag dieser Woche. Garant dafür war sicher die tolle Betreuung durch den Skiguide thomasg.
Mittwoch:
Nasser Neuschnee und Nebel prägen diesen Tag. Wir fahren nicht viel. Bleiben in Les Menuire. Gönnen uns zur Abwechslung mal eine Einkehr im Restaurant Grand Lac an der Talstation der 6KSB Granges. Nettes Restaurant, sehr freundliche Bedienung. Preise: Naja
Donnerstag:
Ein weiterer Tag mit Thomas. Wir wollen wieder nach Courcevel. Leider sind wieder alle oberen Lift geschossen. Die KSB Becca soll um 11 Uhr öffnen. Wir entschließen uns zunächst zu Masse zu fahren. Gute Idee, dachten wir. Schon auf der Fahrt sehen wir riesige Menschentrauben an den Talstationen der Tallifte. Wir haben nur eine Erklärung: Die Verbindung von Meribel und Val Thorens ist schon geöffnet. In die andere Richtung geht es noch nicht. Folge: Wartezeiten von mehr als 15 Minuten an der 4SB Tortolette und weiter geht es mit Wartezeiten an der Roc de 3 Marche und am Becca. Thomas schüttelte immer nur mit dem Kopf. So etwas habe er noch nie erlebt.
Wir fahren heute über die Saulire nach Courchevel und dann ganz rüber in Richtung 1650. Hier ist viel weniger los und die Pisten sind gut hergerichtet. Leider trübt es sich gegen 14 Uhr ein. Der Rückweg führt uns über den Col de Loze. Die Abfahrt in Richtung Meribel ist eine vollkommen verbuckelte, kaum abgesicherte und ....blau markiert Piste auf der sich viele Anfänger den Berg hinunter quälen. Wir schütteln nur den Kopf. In der EUB auf die Tougnette beginnt es zu schneien. Die Abfahrt nach LM ist dann schon wieder ein einiges ?gestochere?. Keine Sicht und starker Schneefall.
Freitag:
Wir sind ganz früh dran. Die Wolkenlücken über uns schüren ein wenig Hoffnung. Wir fahren an der Menschentraube an der Bruyeres 1 vorbei direkt runter zur Masse 1. Hier sind wir die ersten. Oben angekommen fahren wir direkt zum Stangenschlepper. Ich ist vor mir nur einer gefahren. Der Liftboy. Meine Ski versinken im Neuschnee, der teilweise bis zum Oberschenkel reicht. Die Sicht ist nicht schlecht. Wir schwingen fast schwerelos in ca 40 cm Neuschnee auf gewalzter Piste. Hier kann jeder Tiefschnee fahren. Leider hält die Sicht nur zwei Fahrten. Wir wechseln wieder rüber und fahren wieder an der Bruyers. Hier wird es noch einmal kurz heller. Ab 11 Uhr wird der Schneefall heftiger. Wir entschließen uns ab 14 Uhr den Skitag zu beenden und das Auto freizuschaufeln. Ich kann mich aber mit dem Gedanken nicht anfreunden, dass das alles gewesen sein soll. Wir sitzen in der Wohnung und warten auf eine Wolkenlücke. Um 16 Uhr will ich es noch mal wissen. Ich fahre allein. Runter zur Bruyeres. Hier steht die Ampel schon auf Rot. Dann eben zum Masse. Einmal zur Mittelstation. Auf der anderen Seite wieder rauf mit der 4 KSB Dordon. Anschließend noch mit der Roc de 3 Marche. Der Wind wird heftiger. Ich sitze allein in der Gondel, die gegen die Stützen zu schlagen drohen. Oben angekommen erwarten mich arktische Winde. Egal ? ich hätte ja den Becca noch mal genommen. Schon zu. Auf dem Weg nach Hause kommt mir der Stangenschlepper noch in die Quere. Ich zeige dem Wettergott, dass er mich nicht kleinkriegt und nehme das Ding noch mal. Dann ist aber wirklich Ende.
Nun zu den Bildern:
Unsere Zwischenübernachtungsmöglichkeit in Fribourg: Die Jugendherberge. Sehr zu empfehlen.
Die nette ?Herbergsmama? bereitet uns das Frühstücksbuffet. Preis für Ü/F übrigens: knapp Eur 20,-
Lasst Euch von den folgenden Bilder nicht blenden. Die Fotos, die ich hier eingestellt habe, sind vorwiegend am Dienstag und Donnerstag entstanden. Die meiste Zeit sah es so aus. (Bild von unserem Balkon)
An der Bergstation Funitel Peclet mit Blick auf den Gletscher. Der Sessel war leider nicht in Betrieb.
Ein Stück weiter nach rechts. In der Summe liegt noch nicht viel Schnee. Das Blankeis schaut noch hervor.
Der Blick vom Balkon am frühen Morgen. So hatte ich mir das vorgestellt.
Ebenfalls vom Balkon:
Die EUB Bruyeres 1 öffnet um Punkt 9 Uhr. Bereits 15 Minuten vorher entsteht diese Schlange. Wer sich um 9 Uhr anstellt, muss erst einmal 15 Minuten Geduld mitbringen. (oder gleich rüber zu Masse fahren
)
Am Dienstagmorgen waren es schon 160cm am Berg. 5 Tage vorher war es noch nicht einmal 1 Meter. Und es kam ja noch reichlich dazu.
Blick hinauf zu unserem Appartementhaus. Sehr geniale Lage. Vom Skikeller auf die Piste. Und eben diese ist, wie oben beschrieben, wieder einmal nicht präpariert.
Wir sind mit thomasg unterwegs. Vom Mont de la Chambre in Richtung Meribel. Rechts die EUB Plattiers.
Kurz angehalten. Der Blick hinauf zur Saulire. Unten: Die ersten Häuser von Meribel-Mottaret.
Rechts der Mont de la challe mit den beiden SL Roc de tougne. Im Hinterrund der Mont Vallon. Wurde an diesem Tag gegen 11 Uhr geöffnet. Da waren wir schon auf dem Weg nach Courchevel.
Nur zur Erinnerung: Meistens sah es so aus
Aus unserem Schlafzimmer. Die EUB Bruyeres 1
Les Menuires von La Masse aus gesehen. Nicht unbedingt hübsch, aber ich habe es mir viel schlimmer vorgestellt.
Thomasg mit Begleitung im 3SB Roche Noir auf dem Weg zur Masse
An der Bergstation der neuen 8EUB Roc des 3 Marches mit Blick in das Gebiet La Masse.
Oben an der Saulire. Ein Stück zurück die Bergstation der Viselle. Im Hintergrund müsste die Aiguille des Fruit sein.
Der bekannte Hang von der Saulire hinunter nach Courchevel. Hier hat am Donnerstag niemand präpariert. War aber auch nicht schlimm. War ganz lockerer Pulverschnee. Traumhaft zu fahren.
Die PB auf die Saulire
Courchevel Altiport
Freitagmorgen an der Masse. Wir waren die ersten. Die erste Abfahrt im 40cm Tiefschnee auf gewalzter Piste genossen wir ohne anzuhalten. Diese Fotos entstanden erst bei der zweiten Abfahrt.
Das sieht man öfter. Die Übersetzung funktioniert nicht immer so.
Am Freitagnachmittag hieß es dann: Auto freischaufeln
Am Samstag lag übrigens das gleiche noch mal drauf.
Abschließend gilt mein Dank noch Wiede und Sigma, die ich in etlichen Mails mit vielen Fragen nerven durfte. Die Unterkunft war wirklich toll. Sie trug sicher dazu bei, dass wir für uns ein Fazit gezogen haben.
Wir werden wieder kommen. Nicht im nächsten Jahr. Dafür ist die Anfahrt einfach zu weit. Aber wir werden uns das Gebiet noch einmal ansehen. Bei Sonne!!!