Am Donnerstagabend machte ich meinen üblichen Check der diversen Lawinenlageberichte. Dabei fiel mir beim Salzburger LLB die geradezu "hymnische" Beschreibung der Wettervorschau für Freitag auf: von extrem trockener Luft (bei zu erwartenden wolkenlosen Himmel) und starken Morgenfrost war da die Rede. Und dass dies den Neuschnee dieser Woche als Pulver konservieren würde.
Sofort traf ich die Entscheidung kurzfristig den Freitag frei zu nehmen und was Skimaessiges zu planen. Nach einigem Hin und Her entschied ich mich für das Edelgriesskar am Dachstein, einer weithin bekannten und gerühment Freeride-Route runter vom Bereich der Bergstation der Dachsteingletscherbahn. Das Edelgriess ist nämlich eine schmerzliche Lücke in meiner Sammlung (gerüchteweise sollen da sogar bereits norddeutsche Flachlandbewohner mit Ski wie aus einer anderen Zeit gesichtet worden sein

).
Heute in der Früh gins also los, genau um 6h57 fuhr der Zug vom Wiener Südbahnhof ab und brachte mich zuverlässig über die Obersteiermark und das Ennstal nach Schladming (Ankunft 11h09), wo mich bereits der Lokalbus in die Ramsau zur Talstation der Gletscherbahn erwartete (Ankunft 11h55).
Nach kurzer Wartezeit gings gleich mit der 12h00er Gondel hinauf. In der Gondel lernte ich dann Daniel kennen, ein Student aus der Ramsau, der das gleiche Ziel hatte und er hatte nichts dagegen, dass ich mich seiner Führung anschloss.
Oben gings gleich ohne zu zögern über eine kurze Piste und mit dem kleinen Austrialift (Tellerlift) zur berühmten Leiter, dem Zugang zum Rosmariestollen, der wiederum zum Beginn der Edelgriessabfahrt führt.
Die Leiter (eigentlich ein System von Leitern, bzw. am Fels montierter Eisentreppen) ist genauso wie sie trincerone so plastisch geschildert hat
Durch den "dunklen" Stollen (ca. 20 m lang) gehts dann rüber auf die andere, die Südseite des Dachsteinstocks.
Hier beginnt dann die durchaus ausgesetzte Querung über eine überaus steilen Schnee- bzw. Firnflanke zum eigentlichen Startpunkt der Abfahrt. Zum Glück wird diese Querung von Mitarbeitern der Bergbahn unermüdlich frei geschaufelt, so dass es -sieht man von den drohenden Abgründen ab - an sich ein recht gemütlicher Weg ist.
Die unangenehmste Stelle ist jene, wo der Weg sich recht schmal direkt an Felsen windet
Nach diesem "alpinen Touch" erreicht man dann die Einfahrt ins Edelgriesskar auf einer Gratwächte (man könnte aber auch ein Stück weiter runter gehen, um nicht über die Wächte einfahren zu müssen).
Dort bekam ich erstmal einen Grinser. Liess sich doch bereits erkennen, dass erst eine Handvoll Leute die Route nach den Neuschneefällen der vergangenen Tage befahren haben. Die Aussicht auf das Ziehen frischer Spuren beflügelte uns dann auch gleich für den "Hopser" über die Wächte (bisschen Überwindung erfordert das doch, da es schon recht steil weg geht gleich).
Der allererste Hang war einfach nur ein Pulverschneetraum. In dieser Höhenlage (2600m) konnte angesichts der kühlen Temperaturen selbst die Aprilsonne noch nichts gegen diesen willkommenen Wintergruss anrichten.
Im weiteren Verlauf des Kares hielten wir uns dann immer an den linken, nach Westen gerichteten Hängen. Auch hier war der Schnee noch pulvrig. Ein Abfahrtsgenuss erster Sahne.
Unser Ziel war es, möglichst direkt in die Ramsau runter zu fahren (und nicht wieder zur Seilbahntalstation zurück). Daher mussten wir etwas weiter unten eine lange Querung machen - um die Hänge der sogenannten Kramllahn oberhalb von Ramsau zu erreichen.
Am Ende dieser Querung (tw. mit Treppelschritten etwas bergauf) gings dann wieder mittels Wächtenhoppser (fast noch aufregender als der ganz oben) in einen steilen Riesenhang, der hinunter in Richtung Ramsau zieht, hinein, der Kramllahn.
Diese heisst übrigens nicht zu unrecht *Lahn. Die nur oberflächig zugeschneiten beinhart gefrorenen Ablagerungen einer alten Lawinen versperrten diesen Traumhang etwas. D.h. fast 100 Höhenmeter mussten wir uns über diese gefrorenen Knollenungetümer runterplagen.
Als wir endlich einen ersten Gasthof der Ramsau erreichten war ich dann ziemlich fertig und brauchte dringend eine Rast.
Nach dieser kleinen Erholungspause gings dann endlich die letzten - flachen - Meter über die Piste eines Übungsliftes bis zur Hauptstrasse und damit zur Busstation.
Von dort hatte man dann einen schönen Rückblick auf den Riesenhang der Kramllahn.
