Letztbefahrung: Kaserer, Lärmstange & Tuxer JochWo ein Rest ist, ist auch ein Weg 6Hintertux, 15.6.2013In der Serie "Wo ein Rest ist, ist auch ein Weg" fasse ich wie gehabt das ein oder andere kleine Restschneeabenteuer zusammen. Der Titel "Letztbefahrung" ist nicht wörtlich zu nehmen! Ich beanspruche damit keinesfalls, wirklich der Letzte zu sein. Gerade bei den traumhaften Hängen am Kaserer wäre das auch ziemlich tragisch! Angesichts der letzten warmen Tage und der bevorstehenden Hitzeperiode wird es für die beiden anderen Routen allerdings extrem dünn für eventuelle Nachkömmlinge.
Auch wenn ich nicht der große Videoschneider bin, sind die Fotos im Bericht dieses Mal nur dekoratives Beiwerk der Geschichte, das eigentliche Erlebnis steckt hauptsächlich in den bewegten Bildern der zwei Video-Clips!
Samstag, 15. Juni - ich war eine Woche unterwegs, eigentlich wollte ich Klettern und hatte bei der langfristigen Planung auf die Machbarkeit der ein oder anderen Hochtour gehofft, aber in diesem Frühjahr, was zwischenzeitlich seinen Namen nicht verdiente, war es anders gekommen und so zierte den Frühsommer noch eine Menge Weiß. Nach 5 Tagen Wandern auf dem was ohne weiteres machbar und vor allem mit der Gefährtin kompatibel war, befand sich letztgenannte beruflich bedingt im Zug zurück nach Deutschland und ich wollte für ein oder zwei Tage doch nochmal meine Ski zum Einsatz bringen. Ursprünglich wollte ich Samstag ins Stubaital hinüberwechseln und mit einem Restschneeveteranen zu einer Fachtagung im Skigebiet aufbrechen, aber mir kam Freitag Abend etwas in die Quere und ich blieb im Zillertal. Für Samstag standen die 750km Heimreise ins Ruhrgebiet auf dem Plan, es ergab sich dann aber die Perspektive, vorher doch noch ausgiebig Skilaufen zu gehen.
Ich war zeitig unterwegs, der Gletscherbus 1 lief bereits und an der Sommerbergalm musste revisionsbedingt in die alte 4er EUB ausgewichen werden. Der Blick hinauf zeigt die Schneelage des gestrigen Tages, in den Vortagen hatte es bereits ordentlich getaut.
Zu meiner Überraschung machte die gefrorene Wand ihrem Namen alle Ehre und war tatsächlich knochenhart durchgefroren was wenig später tollen Firn bedeutete. Das Wetter war klasse, die Temperaturen angenehm mild mit leichten Plusgraden am Gipfel des GB3. Bei dieser Schneelage war es ein Jammer, das der Kaserer-Bereich bereits den Betrieb eingestellt hatte. Andererseits - dann gibt es da doch mehr Hang für mich...
Von der Bergstation des Kaserer 1 gibt es einen Verbindungsziehweg hinüber zum Olperer. Ist in der Gegenrichtung ist es bei strammem Schritt nicht all zu weit zu laufen, wundert mich, dass das offenbar sonst keiner macht.
Am Olperer apern gaaanz langsam die ersten Sommervorboten wieder aus.
Auf dem Verbindungsweg hinauf zum Kaserer. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich beim halb-blinden Knipsen versehentlich ein Motivprogramm an der Kamera aktiviert hatte (wie auch beim Folgebild). Lassen wir es mal als künstlerisch wertvoll gelten...
An der Bergstation angekommen - kein Mensch auf Ski zu sehen. Nur im Revisionskorb schraubt ein Arbeiter an einer der RoBas.
Die weiten Hänge des Kaserer gehören mir ganz alleine! Meine Slalom-Carver sind zwar der falschest mögliche Ski für den weichen Untergrund, aber wer wird denn auf das Material angewiesen sein?
Von der SL-Talstation geht es nahtlos weiter in die Hänge unter der DSB Lärmstange. Bis auf zwei ganz kleine Abschnallstellen im untersten Stück komme ich nahtlos hinunter.
Wie eingangs erwähnt, sind die Fotos dieses Mal nur Beiwerk und die Videos erzählen das Abenteuer. Die ganze Abfahrt Kaserer+Lärmstange (am besten Vollbildmodus aktivieren):
https://vimeo.com/68469511Bei der Talstation der DSB Lärmstange angekommen und um 1100 Höhenmeter glücklicher, stand eigentlich der Fußmarsch zurück zur Sommerbergalm an. Ich war hatte Laufschuhe im Rucksack dabei und machte mich gerade abmarschbereit, da fiel mein Blick auf eine unbedachte Alternative:
Da zieht doch ein kleiner Wanderweg den Hang hinauf und endet an der Bergstation des kürzeren der beiden Schlepper der Sommerbergalm. Hm...Ski geschultert und auf geht's! (vielen Dank übrigens auch an den LKW-Fahrer der anhielt und fragte, ob er mich mitnehmen soll)
Zum Glück bin ich trittsicher, weder die baumelnden SKischuhe am Rucksack noch die Ski auf der Schulter stören großartig.
Zwischendrin querte der Weg diesen Lawinenstrich. Hätte ich meine GWG-Ski auf der Schulter - ich hätte es wohl gemacht.
Im Blick zurück sieht man noch einmal Kaserer + Lärmstange in voller Länge.
Oben beim SL angekommen viel Wiese und etwas Schnee. Eigentlich könnte ich noch ein Stück weiter hochlaufen...eigentlich noch etwas weiter...und noch ein Stück...
Eigentlich bis ganz aufs Tuxer Joch hinauf zur (noch geschlossenen) Hütte. Zum Glück betreibe ich daheim Laufsport, unterwegs überhole ich mit Sack und Pack einen dicken, aber sehr freundlichen Russen, der sich erstens vornimmt abzunehmen und zweitens irgendwie bis zur Hütte durchzuhalten. Oben treffe ich noch einen entspannten Mountainbiker, genehmige mir eine Brotzeit aus dem Rucksack und breche dann nach unten auf.
Es gab ein paar apere oder gar abschnallpflichtige Stücke, aber allesamt nur wenige Schritte kurz und zur Hälfte durch den geräumten Fahrweg verursacht.
Auch hier sind die Fotos nur Schmuck und das Video erzählt die Geschichte (am besten Vollbildmodus aktivieren):
https://vimeo.com/68474631Danach bin ich zurück zum TFH gegondelt und habe mich bis zum Ende des Tages von den dortigen Aufstiegshilfen auf dem Gletscher umherkutschieren lassen.
Ist zwar auch nett, aber mal ehrlich: So ganz zufrieden kann das alleine auf Dauer doch nicht machen, oder?
Sieben Stunden später stehe ich vor meiner Haustür im Ruhrgebiet.
In der Serie bisher erschienen:
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Ein Konzept - eine Erkenntnis - eine Liebe2013/14: 34 Tage - Hintertux, Pitztal, Hochzillertal, Sölden, Stubai, Obergurgl, Arosa/Lenzerheide, Adelboden, Grindelwald, Scuol, SFL, Ischgl, St. Anton, Lech/Zürs/Warth, Silvretta Montafon, Ehrwalder Alm, Grubigstein, Kaunertal, Hochzeiger, Venet, Imst, Gastein, Hocheck, Sillian, Kühtai