I. Eröffnungsmarsch Monte Curcio – Monte Botte Donato oder von der EUB zum KorbliftTag 1, Freitag der 10.08.2007Übersicht => Tag 2Sehr kontrastreich gestaltete sich der letzte Abschnitt der Anreise in die Bergregionen der Sila. Während Cosenza sich als eine Stadt ohne jegliches Flair präsentierte, ließ der Blick bergwärts an den steilen Westflanken der Sila schon eine baldige Änderung der Landschaft erahnen. Eine gut ausgebaute Straße kämpfte sich an diesen in weiten Bögen hoch und die karge Landschaft wich bald dicht bewaldeten Berghängen. Zudem blieb die Temperatur für die Jahreszeit sehr gedämpft und man hätte keineswegs das Gefühl, irgendwo im Süden Italiens unterwegs zu sein. Vielmehr sah man sich in einer typischen Mittelgebirgslandschaft unserer, aber auch noch nördlicherer Breitengrade wieder. Kurz vor Camigliatello Silano war der lange Anstieg von Cosenza aus beendet und eine etwas unscheinbare Ausfahrt führte uns zur Talstation der Anlagen des Monte Curcio. Nach wenig Schlaf und vielen Stunden Anreise (müssen wohl so um die 19 Stunden gewesen sein), galt oberste Priorität dem Aufsuchen einer Unterkunft. In recht unkomplizierter Art (ein Telefonat reichte aus) vermittelte uns ein Seilbahnbediensteter ein Zimmer, welches wir beinahe willenlos annahmen. Unsere Sorge, dass gerade in der Ferragosto alles ausgebucht sein könnte, erwies sich als unbegründet, im Landesinneren schien man vom großen Ansturm verschont geblieben zu sein. Ein Eindruck, der auch an den folgenden Tagen bestätigt werden sollte.
Trotz aller Müdigkeit entschieden wir uns nur für eine kurze Rast, das Programm war dicht gedrängt und das Wetter besserte sich wie angekündigt - zur dichten, aber niederschlagsfreien Bewölkung gesellten sich mittlerweile ein paar Sonnenstrahlen, die auch in uns wieder Leben erweckten. Ein paar Takte Sepultura und ein Korblift in unmittelbarer Umgebung ließen den Energiehaushalt weiter kontinuierlich steigen und so brachen wir kurz nach Mittag zum ersten Ausgangspunkt, der Gondelbahn zum Monte Curcio, auf.
Die Sila im ÜberblickZitat:
Geografische Lage
Mit einer Fläche von 75 000 Hektar erstreckt sich der Park in der Region Kalabrien und umfasst die Bergmassive der Sila. In seinem Gebiet liegen die Provinzen Catanzaro, Cosenza und Crotone.
Es war einmal...
Der griechische Name ist „hyle“, der lateinische „silva“. Damit wäre die Wurzel des Wortes Sila erklärt, das soviel wie Wald bedeutet, denn als die Griechen an den Gestaden des Ionischen Meeres landeten, war Kalabrien nichts anderes als ein undurchdringliches Gehölz, das vom Monte Pollino bis zur Straße von Messina reichte. Oft zitiert wurde die Sila von klassischen Autoren wie Sallust, Strabon oder Plinius dem Älteren. Selbst Vergil beschreibt in seiner Aeneis grausame Stierkämpfe vor der beeindruckenden Kulisse der Sila.
Deshalb lohnt sich ein Besuch
Ein Meer in den Farben des Himmels, eine unendliche azurblaue Weite, die sanft unter der Sonne Kalabriens wogt, macht das Gebiet zu einer überaus attraktiven Urlaubsdestination. Doch auch weiße Winterzauberlandschaften tragen dazu bei, dass das Hochplateau der Sila als ausgezeichnetes Skigebiet weithin bekannt ist.
Beschreibung
Der 1997 gegründete Park umfasst die Gebirgszüge Sila Greca, Sila Grande und Sila Piccola, deren höchste Erhebungen der Monte Botte Donato (1928 Meter) und der Monte Gariglione (1764 Meter) sind.
Die Vielfalt an Pflanzen, Bäumen, Gräsern und Büschen ist der Wildheit der Natur und der Hand des Menschen zu verdanken. In höheren Lagen prägen Kastanienhaine das Landschaftsbild, doch typisch für die Gegend sind Nadelwälder, hier vor allem durch die Schwarzkieferart Pinus laricio vertreten. Daneben bestimmen Tannen und Buchen den Baumbestand.
Charakteristische Beispiele für die hiesige Fauna sind Wolf, Otter und die vom Aussterben bedrohte Wildkatze. Bemerkenswert ist zudem der große Bestand an Eichhörnchen und Wildschweinen, während die Vogelwelt von Aasgeier, Rotmilan, Schlangenadler, Habicht und Uhu vertreten wird.
Von den Stauseen in der Gegend sei der Lago Ampollino (angelegt 1926) erwähnt, der vom gleichnamigen Fluss gespeist wird.
Was alle Städtchen der Sila gemein haben, ist die wunderschöne Landschaft, die jeden Ort wie verzaubert scheinen lässt, schwebend zwischen Vergangenheit und Jetztzeit, Tradition und Moderne.
Besonderheiten
Im 14. und 15. Jahrhundert siedelten sich viele Emigranten aus Albanien an der ionischen Küste der griechischen Sila an; einige ihrer Gemeinschaften bestehen bis heute: In den befestigten Bergdörfern San Giorgio Albanese, San Cosmo Albanese und Vaccarizzo Albanese, Bova, Condofuri, Roccaforte del Greco und Roghudi wird nach wie vor ein neugriechischer Dialekt gesprochen, der für Außenstehende unverständlich ist.
Das 1987 eingerichtete biogenetische Naturreservat „I Giganti di Fallistro“ hat sich dem Schutz eines außergewöhnlichen, über 100 Jahre alten Pinienhains verschrieben.
Nützliche Infomationen
Der Park kann ganzjährig besucht werden. Im Winter wird die Sila zum Sport-Eldorado für Langläufer und Alpinskifahrer, im Frühling und Herbst locken die Wälder mit Beeren und Pilzen, was Profisammler und Naturliebhaber mit Hang zum Gourmet gleichermaßen zu schätzen wissen.
Diese Jahreszeiten bieten sich außerdem dazu an, auf zahlreichen Wegen zu Fuß, per Mountainbike oder hoch zu Ross Täler, Bäche und Märchenwälder zu erkunden.
Wahre Angelsportparadiese sind hingegen die Orte in der Nähe von fließenden Gewässern, die mit reichen Forellen- und Karpfenbeständen aufwarten.
(Quelle:www.italia.it)Nationalpark Sila:
http://www.parcosila.it/en/Der schicke Talstationkomplex der 8 EUB Tasso - Monte CurcioOb es am schlechten Wetter lag oder allgemeines Desinteresse Ursache für den spärlichen Besuch an der Seilbahn war - wir wissen es nicht genau. Camigliatello Silano war jedenfalls gut besucht und auch die Preise waren mehr als fair: Bergfahrt -> 2,50€ - Berg- und Talfahrt -> 3,00€ !
Ein paar Daten: Leitner, Baujahr 2001, Streckenlänge 1810 Meter, Höhenunterschied 398 Meter, Opfer 1 Korblift und 1 ESLDie Talstation des Sesselliftes, mittlerweile Herberge für Pistengeräte und diverses GerümpelEndstation des beigen Plastikachters am Monte Curcio, 1768 Meter hochCurcio Gondola Number one styled by Leitner, kreisförmige Sitzanordnung im InnerenWolkenstau am südlichen Gegenüber und unserem nächsten Ziel, dem Kamm des Monte Botte DonatoRätselten wir an der Talstation noch über den spärlichen Besuch, so mag wohl ein Grund dafür sein, dass am Monte Curcio herzlich wenig geboten wurde. Das einzige Rifugio war fest verschlossen und Alternativen gab es dort oben einfach keine. Die planierte Geröllwüste tat ihren Rest ... sehr sehr enttäuschend. Aber unser eigentliches Ziel lag ja ganz woanders ...
Ein Auszug aus einer der wenigen käuflichen Sila Wanderkarten, Prädikat bedingt brauchbarHervorgehoben dargestellt jener Bereich, der unsere Fußsohlen am ersten Nachmittag unserer Ferragosta Tour zum Rauchen bringen sollte. Die Planung sah vor, zuerst vom Monte Curcio über das Macchia Sacra zum Monte Sorbella zu wandern und von dort aus über die Kammstraße irgendwann auf den Korblift zu stoßen, der diese kreuzte. Ohne Karte wäre dieses Unterfangen kaum durchführbar gewesen und abgesehen von ein paar Wegweisern war jegliche weitere Markierung Fehlanzeige. So war es nicht wirklich verwunderlich, dass man nicht einmal bei der Talstation der EUB eine Auskunft über die Route bekam ("Tut uns leid, aber dorthin führt kein Weg") und abgesehen von einem Wanderer begegneten wir bis zum Korblift keiner weiteren Menschenseele mehr.
Interessantes Detail am Rande: Anscheinend gab es Pläne, die beiden Gebiete des Monte Curcio und Botte Donato mit einer Liftkette zu verbinden. Abgesehen von den Plänen auf dieser Karte (die Legende spricht von "impianti programmate") sind wir auf keine weiteren Indizien mehr gestoßen ...
Die Rückseite des Monte Curcio unter LSAP VerdachtNur wenige Meter von der Bergstation entfernt, drängte sich der erste LSAP Verdacht auf und die ersten Fundamente ließen auch nicht lange auf sich warten. Der Schlepplift auf der Rückseite des Monte Curcio war möglicherweise ein Opfer seiner Südlage geworden ... näheres dazu konnten wir allerdings nicht in Erfahrung bringen.
Ein Fundamenti Krieger auf Entdeckungsreise, Monika kämpft derweilen mit den Tücken der PlanierungFundamenti pur, wir tippen auf VipitenoNochmals Monte Curcio Süd mit ehemaliger Talstation, Lifttrasse und PisteWunderbar, gleich zwei Wegweiser Idylle im Buchenwald, nur wohin geht es weiter??Mangels weiterer Markierungen orientierten wir uns an der Straße - der Höhenzug des Monte Botte Donato wird erstmals deutlich sichtbarTrotz aller Einsamkeit bleiben wir nie ganz unbeobachtetMonte Botte Donato???Nach einem kurzen Anstieg erreichen wir den Kamm und wähnen uns bereits in der Nähe des Korbliftes. Ein Irrtum, wie sich bald herausstellen sollte, die Straße schlängelte sich Kilometer um Kilometer am Rücken entlang, ohne dass wir das Objekt der Begierde zu Gesicht bekommen. Erste Zweifel an der Zuverlässigkeit des Kartenmaterials oder unserer eingeschlagenen Richtung kamen auf.
Doch endlich, hinter der xten Kurve ist die Rückkehr in die Zivilisation vollzogen und gelbe Körbe blinzeln aus dem Grün hervor. Dazu noch ein lautes Motorengeräusch und die Welt ist plötzlich wieder in Ordnung.
Inmitten der Sila GrandeEin richtiges Gebirge schaut sicherlich anders aus, trotzdem geniessen wir die zahme und nordeuopäisch anmutende Mittelgebirgslandschaft mit dem schönen Ausblick zum Lago Arvo.
Ein- und Ausstiegsplattform der Cabinovia Codecola di CoppoSchöne Landschaft hin oder her, unser Augenmerk galt ab jetzt nur mehr dem Korblift. Gespannt näherten wir uns der Bergstation und beobachteten erst einmal das dortige Treiben. Solch eine Bahn sieht man ja auch nicht jeden Tag. Die Bergstation machte einen recht gepflegten Eindruck und auch sonst schien die Anlage gut in Schuss. Unsere Vermutung, dass der Korblift nicht mehr in Betrieb ist, wurde somit schnell widerlegt. Die Tickets bewegten sich auf einem ähnlichen Preisniveau wie in Camigliatello Silano und so verlangte man für die Hin- und Retourfahrt lediglich 3,50€. Und das für eine Fahrzeit von etwa 45 Minuten, Unterbrechungen nicht eingerechnet.
Endlos lang erschien die Strecke, gut 2,2 Kilometer sind es bis zum Valle del CavaliereEin kleiner Geländeeinschnitt wird mit Hilfe einer wuchtigen Niederhalterkombination überwundenTalstation im Valle del CavaliereObwohl spärlich besucht, wird im Talstationsbereich so Einiges geboten. Neben einer großzügigen Parkplatzanlage (KSB tauglich), überraschen dann doch die Existenz einer Sommerrodelbahn (ein seltsames Fabrikat, dessen Schienenaufbau sogar an den Alpine Coaster erinnert) und einiger weiterer Attraktionen für die jüngere Klientel. Und so ganz nebenbei waren auch die Lokalitäten geöffnet.
Die Attraktion für die großen Buben - ein Leitner LSAP TeilDie einzige Panoramakarte, die von diesem Gebiet existiert.Ergänzend die einzig brauchbaren Informationen im Netz:
Zitat:
Lorica (cs)
Dove di trova:
Sul lago Arvo a circa 30 minuti d'auto da San Giovanni in Fiore. Gli impianti di risalita portano sulla cima del monte Botte Donato.
Impianti:
Cabinovia: lunghezza 2206 m, dislivello 472 m
Skylift: lunghezza 688 m, dislivello 195 m
Skylift: lunghezza 763 m, dislivello 212 m
Pista Blu rientro cabinovia: lunga 3300 m (da quota 1.877 a 1.405), dislivello 472 m
Pista Rossa sciovia Cavaliere: lunga 1000 m (da quota 1584 a 1389), dislivello 195 m
2 Piste rosse Valleinferno lunghezza 1000 m 350 (da quota 1867 a 1665), dislivello 212
Pista bob artificiale
Informazioni: 0984 577300 - 0984 537093
Obwohl die Anlage eher unter dem Namen Monte Botte Donato geläufig ist, wäre die exakte Bezeichnung wohl Cabinovia Valle Cavaliere-Codecola di Coppo. Wie aus der Wanderkarte ersichtlich, liegt der Botte Donato doch einige Kilometer weiter westlich entfernt. Zusätzlich zum Korblift führen vom Berg aus noch zwei parallel geführte Tellerlifte ins Valle dell' Inferno (geiler Name!), mehr dazu aber später. Und zumindest ein Schlepper im Talstationsbereich - evtl. sogar zwei - dürfte schon seit längerer Zeit LSAP sein. Wissen wir aber nicht so genau, weil wir aus Zeitgründen dann doch lieber eine der letzten Bergfahrten zurück erwischen wollten ....
Back to Codecola di CoppoNoch ein paar Wort zum leidigen Thema Hersteller: Beschildert ist die Anlage mit CCM, die vor ein paar Jahren für die Revitalisierung zuständig waren. Körbe sind eindeutig Marchisio zuzuordnen und dann wird es schon bedeutend schwieriger ... laut den Unterlagen ist auch der Rest Marchisio ... trotzdem mit Fragezeichen
Überquerung der AbfahrtDie Doppelschleppanlage ins Valle dell' Inferno (1674 - 1884 Meter)Nascivera Doppeltellerschlepper, die unten eher flach und erst im letzten Abschnitt verdammt steil nach oben führen. Habe mich bei einer Rutschpartie im lockeren Erdreich von der Steilheit des Geländes überzeugen lassen. Beide Anlagen können in der Stunde zusammen knapp 1500 Südtialiener nach oben ziehen, die Schlepplänge bis dorthin beträgt 801,34 Meter. Falls sie es denn auch alle schaffen.
Stützen 11 und 12 mit Lago di CecitaMixtur aus Nascivera, Italfunivie (mit Sacif Aufklebern) und Ing G. Gatti (Como) GehängenEin letzter Blick zurück zu den Anlagen des Codecola di Coppo Der Kammweg zurück zum Monte Curcio, eine vermeintliche Abkürzung querfeldein scheitert an unzulänglicher MarkierungGut 120 Minuten später begrüßen uns der Plastikachter und die ehemalige Sesselbahn wiederVielleicht kann es ja noch jemand am blauen Schild erkennen, die ESL ist eine austroitalienische Coproduktion. (Marchisio-Doppelmayr). Neben dieser Anlage sind mir bisher nur eine weitere ESL im ligurischen Apennin (Monte Gropa) und eine Fundstück von Starli nahe Cortina mit dieser ungewöhnlichen Herstellerkombination bekannt.
Bei einbrechender Dunkelheit steigen wir über die Schipiste nach Camigliatello Silano abEin Bild aus vergangenen Zeiten - viele Postkarten präsentieren noch die alten Anlagen Drei Generationen Seilbahnen im Überblick:
v.l.n.r.: Korblift (Marchisio), 8 EUB (Leitner) und ESL (Marchisio/DM) Tasso - Monte CurcioDie Aufstiegshilfen des Monte Curcio vor 2001Der Vollständigkeit halber - ein Leitner Tellerlift im TalstationsbereichObwohl die seillose Anlage den Eindruck erweckt, als ob sie nie wieder in Betrieb gehen würde, waren an der Talstation rege Umbauarbeiten auszumachen. Schien ganz so, als ob das angejährte Teil einer Generalrevision unterzogen wurde. Könnte möglicherweise sogar der abgebaute Südhangschlepper gewesen sein?
Damit nahm ein erster anstrengender Tag sein Ende und nach erfolgter Kultivierung mussten erst einmal drei schwer hungrige Gestalten versorgt werden. Natürlich in einer leckeren Pizzeria, wie könnte es auch anders sein.