Sportgastein / 9.2.2008
VORSICHT: Dieser Bericht kann bei seinen Lesern Neid hervorrufen!
Eins ist ganz klar: Dieser Tag stellt alles, bisher in dieser Saison da gewesene, bei Weitem in den Schatten. Selbst die Tage in Zauchensee und Obertauern sind im Vergleich mit diesem Wahnsinns-Tag bestensfalls als "nett" zu bezeichnen.
Naja - angesichts der vorangegangenen Tage und der Wetterprognose für heute könnt ihr euch denken, dass ich in der Nacht bereits um 1 Uhr, um 4 Uhr und dann nochmals um halb 6 Uhr aufgewacht bin. Der Wecker ging dann um 6:15 Uhr. Vorfreude ist eben die schönste Freude!
Knapp 2 Stunden brauche ich für die Anfahrt aus dem Salzkammergut an den Alpenhauptkamm, besonders die letzten 10 km sind dann besonders spannend - die Gasteiner Alpenstraße ist schon irgendwie was Besonderes. Unbeleuchtete Tunnel ohne Betonverschalung findet man heute eben - leider - nur mehr sehr selten (ich kenne nur mehr einen weiteren - den Tunnel zum Tiefenbachferner in Sölden, oder ist der etwa mittlerweile auch schon beleuchtet?).
Dreiviertel neun ist es bei der Ankunft in Sportgastein. Logischerweise steht die Goldbergbahn noch, dort geht´s nämlich um genau 09:00 Uhr los!
So hat man aber wenigstens Zeit, sich in Ruhe anzuziehen, sich angescihts der morgendlichen Kälte warm einzupacken, die VS-Geräte zu testen, und um die Vorfreude ins beinahe Unermessliche zu steigern!
Parkplatz in Sportgastein. Noch ist der Talboden im Schatten. Die Schneeberge vor der Sportgastein-typischen Kugel zeigen, wo der Winter noch zu Hause ist!
Knapp oberhalb der Mittelstation durchflutet dann gleißendes Sonnenlicht unsere Gondel. Da ich mit dem Rücken zum Berg sitze und eine schwarze Jacke an habe, wird mir gleich ganz warm auf den Rücken.
Der Ausblick von der Bergstation auf die weiten Skihänge im oberen Bereich der Goldbergbahn ist überwältigend. Baumfreie, kuppierte Abfahrten vor einer unglaublichen Kulisse machen den Reiz der Pisten von Sportgastein aus.
Wir blicken rüber zum Schareck, dessen Vorgipfel eigentlich spektakulärer ist als der eigentliche Gipfel. Ursprünglich sollte hier nach den Plänen der Gasteiner Bergbahnen eine 150er-Pendelbahn raufführen und so das Tor Gasteins zu den 3000ern öffnen. Leider (oder zum Glück?) ist es nie zur Verwirklichung dieser Pläne gekommen. Genug Berge sind inzwischen von Seilbahnnetzen durchzogen, die Goldberggruppe ist - mit Ausnahme der wenigen Liftanlagen in Sportgastein und Rauris - weitestgehend unberührt. Und das ist wahrscheinlich auch gut so.
Auch die Pisten sehen heute einfach traumhaft aus, uns zieht´s aber - wie sollte es anders sein - raus ins Gelände, weit abseits jeglicher Zivilisation.
Wenn man so will, so kann man diese Kugel eigentlich als Miniaturmodell der projektierten Schareck-Bergstation bezeichnen - hach, irgendwie wär´s ja schon auch geil gewesen...
Nun geht´s aber rein ins Vergnügen - im relativ bahnnahen Teil der Weißenbach-Variante sind wir logischerweise (Sportgastein wurde bereits gestern wieder nach den Schneefällen geöffnet) nicht die Ersten - ganz links am Bild deutet sich aber doch an, dass da noch Einiges an Platz ist.
Da wir heute jemanden mithaben, der Sportgastein quasi wie seine eigene Westentasche kennt, und noch 3 weitere Leute mit sind, die wirklich viel Erfahrung abseits der Pisten haben, stoßen wir heute in Bereiche vor, die ich auch im letzten Jahr noch nicht gesehen habe. Die Verhältnisse sind vor allem sonnseitig wirklich sehr gut - weitestgehend stabil, nicht zu viel Neuschnee, und vor allem auch schon etwas gesetzt. Offensichtlich ist der Schnee hier am Kreuzkogel weitestgehend ohne Windeinfluss zu liegen gekommen. Vor allem am Nachmittag ergeben sich somit fast schon firnartige Verhältnisse - demnach gibt´s morgen wohl einen Harschdeckel, und dann ist der Spaß zumindest am Vormittag doch deutlich gedämpft...
Aber gut - nun zurück zum heutigen Tag.
Untracked!
Tja, was soll man noch großartig dazu sagen...
Wir blicken rüber zur Landesgrenze Salzburg/Kärnten, die hier direkt am Alpenhauptkamm verläuft.
Nach knapp 800-900 Höhenmetern unglaublichem Pulvergenuss wartet der etwas unangenehmere Teil des Vergnügens - knapp 3-4 km Strecke mit nur etwa 200 hm sind im Talboden des Nassfelds zu überwinden. Wir finden jedoch eine gute Linie, und daher ist dies in etwa 20-30 Minuten zu machen. Die Abfahrt entschädigt für diese Strapazen.
Nachdem wir einem ins Weißenbachtal abgefahren sind, wagen wir uns einmal in die Nord rein. Dies ist die wesentliche bekanntere Variantenabfahrt Sportgasteins mit mehr als 1400 hm Skivergnügen, dementsprechend ist die Nord jedoch auch deutlich mehr verspurt. Für die steilen Einfahrtsrinnen hat´s großteils zu wenig Schnee (vor allem, wenn die Gruppe - wie heute - etwas größer ist), wir bewegen uns daher weitestgehend auf der Hauptabfahrt.
Einfahrt in die Nordvariante.
Der erste Hang liegt hinter uns, nun öffnet sich das Kar immer weiter. Unser Ziel sind die Hänge am linken Bildrand.
wie ich mittlerweile gelernt habe - ein ganz normales Bild im Gasteinertal - unten grün/braun, oben tief-winterlich.
Links in der Sonne ist noch genügend Platz für 7 Spuren.
Wie ihr schon gemerkt habt kommt heute auch das Fotografieren nicht zu kurz - Stress hat man an Tagen wie diesen keinen! Ein Freeride-Schwung wie aus dem Lehrbuch!
Knapp vor der Ausfahrt aus den freien Hängen rein in die Serpentinenstraße runter zum Heilstollen, die heute schon bobbahnartig ausgefahren ist, blicken wir noch einmal zurück in die Nordabfahrt. Auch sehr schön zu fahren - angesichts der aber noch um Einiges besseren Verhältnissen auf der Südseite des Kreuzkogels werden wir hier heute nicht mehr runterfahren.
Mit dem Skibus fahren wir die immerhin 350 Höhenmeter von der Mautstelle zurück zur Talstation der Goldbergbahn. Für kurze Zeit begeben wir uns somit zurück in die Zivilisation und werfen einen Blick auf die blaue Abfahrt zur Mittelstation.
Oben angekommen, entschließen wir uns, zum Gipfel des Kreuzkogels auf 2686 m aufzusteigen, um die tolle Aussicht genießen zu können.
Weiters gibt´s dort oben eine knackige Einfahrtsvariante, für deren Befahrung wir uns nach kurzer Beratung entschließen.
Erneut ergibt sich der Blick auf ein unglaublich weitläufiges Gelände, das in diesem Bereich schon ziemlich verspurt ist. Macht nichts, unser Sportgastein-Kenner weiß schon, wo heute noch niemand gefahren ist.
Äh ja, untracked...
...jetzt nicht mehr!
Ein Traumhang jagt den Nächsten - einfach unglaublich. Und dazu dieses Wahnsinnspanorama - ich glaube mal, selbst der Arlberg kann das nicht mehr wirklich toppen.
Hier der Beweis: Ich war wirklich dabei!
Nach 3 Fahrten in der Süd und einer in der Nord ist es bereits 14:30. Die Mittagspause haben wir gestrichen - aufgrund der Anstrengungen und vor allem auch aufgrund des unglaublichen Tages hat ohnehin niemand einen Hunger. Wir entschließen uns zu einer letzten Fahrt in der Süd, quasi als krönenden Abschluss.
Vorher steht jedoch ein kleines Nickerchen in der Goldbergbahn an, das natürlich blöderweise fotografiert wurde.
Auch für die letzte Abfahrt finden wir weite, völlig unverspurte Kare. Während uns 3 Gemsen aus sicherer Entfernung aufmerksam beobachten, legen wir diese Spuren in den Schnee.
Noch einmal geht´s also über den Talboden raus zur Talstation der Goldbergbahn, mit fortschreitender Distanz meldet sich mein linker Oberschenkel (Talfuß beim Queren) mehr und mehr zu Wort - gerade recht zum Aufhören. Um 15:45 Uhr haben wir fertig zusammengepackt, und wir begeben uns zurück in die Zivilisation.
Warum ich diese Zeilen schreibe: Ich habe hier (und im Alpinforum) derart viel gesehen und gelernt, ich will euch quasi etwas zurückgeben. Ich bitte euch aber trotzdem, die Bilder nicht irgendwo anders zu verlinken, bzw. evtl. sogar im Alpinforum einen Link zu setzen. Das bleibt hier intern - somit ist gesichert, dass da hinten auch wirklich nur Leute hinfahren, die das von ihrer Alpinerfahrung her auch wirklich machen können.
So, und jetzt gehe ich schlafen - morgen ist ja schließlich auch noch ein Tag!
Lanschi wünscht viel Spaß beim Sabbern!