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'The Great Southern Trendkill'-Tour 2008 [Update: La Grave] ./reportagen-f8/-the-great-southern-trendkill-tour-2008-update-la--t1025.html |
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Autor: | ::: trincerone [ Di, 12.02.2008, 14:22 ] |
Betreff des Beitrags: | 'The Great Southern Trendkill'-Tour 2008 [Update: La Grave] |
OK, in ca. 1h verlasse ich das Haus und breche auf. Soweit möglich, halten wir Euch hier unterwegs schonmal ein wenig auf dem laufenden. Wir sind die Retrorebels + Seraulta (zwei Tage) + ggf. Krisu einen Tag. Ziele sind unter anderem die 4 Vallées, die Punta Helbronner und La Grave... In diesem Sinne: "THE GREAT SOUTHEEEEEERN TRENDKILL - THAT'S RIGHT!!! " Over'n out! |
Autor: | k2k [ Mi, 13.02.2008, 3:38 ] |
Betreff des Beitrags: | |
Seht selbst auf die Uhrzeit. Innerhalb der nächsten 15 Minuten sollte Chasseral da sein, dann geht's richtig los. YIPPPIEEEEHHHH.... |
Autor: | gerrit [ Mi, 13.02.2008, 9:01 ] |
Betreff des Beitrags: | |
Demnächst verläßt auch der letzte Retro-Rebel seine Behausung, um sich nach seinem Nachtdienst auf den weiten Weg zu machen! |
Autor: | ::: trincerone [ So, 16.03.2008, 17:45 ] | ||
Betreff des Beitrags: | |||
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Autor: | ::: RetroRebels [ So, 16.03.2008, 17:58 ] |
Betreff des Beitrags: | |
::: 'The Great Southern Trendkill'-Tour 2008 ::: ::: "Prolog" ::: irgenwann im Herbst 2007... ::: [trincerone] ::: ::: Prolog ::: :::Golden scheint das Licht durch das Dachfenster, noch hat die Spät-Oktobersonne die Kraft mich zu wärmen. Zufrieden blicke ich auf den Monitor, die letzten Zeilen des längsten und aufwendigsten Berichtes, an dessen Entstehung ich je beteiligt war, sind nun verfasst. In wenigen Stunden, wenn das „Go“ aller Beteiligten vorliegt, wird dieses letzte Kapitel der 3A-Trilogie online gehen und damit ein anderes geschlossen: dasjenige des bisher aufwendigsten, ambitioniertesten und fasznierendsten Projektes, das auf Sommerschi.com je stattfand. In diesen Tagen habe ich noch einmal vieles davon Revue-Passieren lassen: die Freude und Sorge, die ewigen Stunden der Planung, die Ungewissheit und schlussendlich das geniale Gefühl, es vollbracht zu haben. Seit meiner ersten Tour mit Michi und Steffen nach Alagna im Januar 2005 habe ich immer wieder kleine Skiausflüge im Anschluss zu meinen Reisen in die Alpen organisiert, meist mit einem einzigen ganz bestimmten Ziel und ein paar Abstechern in die nähere oder weitere Peripherie. Doch dieses Projekt, die Reise zum 3A, dies war eine ganz andere Kategorie von Tour. Der Organisationsaufwand war unvergleichlich höher, die Planungen dauerten Monate, aber auch das Erlebnis war umso außergewöhnlicher, etwas, woran man noch lange denkt und von dem man noch nach Jahren berichten kann – etwas, dass keiner von uns allein in dieser Form je hätte so bewerkstelligen können. Nun sind die letzten Zeilen auch dieses wundervollen Abenteuers verfasst, das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu. Was wird der nächste Winter bringen? Was plant man, wenn man sich Kielwasser einer Reise wie der zum 3A befindet? Ich habe bereits beschlossen, dass es diesen Winter wieder eine Tour geben wird – länger und großartiger als alles, was ich in den vorigen Wintern bisher organisiert habe. Was ist es, dass diese Reisen auszeichnet? Sicherlich die Menschen, die daran teilhaben, mit denen dies überhaupt möglich ist und mit denen man das gemeinsam Erlebte teilen kann. Aber was noch, was darüber hinaus? Was bringt eben jene Menschen dazu, einen derartigen Aufwand hinzunehmen, um an diesen Touren teilnehmen zu können? Ich glaube, es ist die Intensität, mit der all dies erlebt wird, die Intensität, die aus den ungewöhnlichsten Orten voller intensivster Stimmungen, den großartigsten Szenerien und der Tatsache resultiert, dass es sich hierbei eben schlichtweg nicht um Erlebnisse handelt, die man für entsprechendes Kleingeld in jedem Reisebüro einkaufen könnte. Es gibt keine Pauschalreisen wie diejenige zum 3A, es gibt keine Veranstalter, die derartige Events organisieren. Es bedarf enormer Eigeninitiative, eines standfesten Durchhaltevermögens und einem außergewöhnlichen Willen eben genau dies und nichts anderes zu tun - dann tut man den Schritt in diese wundervolle Welt... Und so beschließe ich, dieser Tradition treu zu bleiben. Einen derart unwahrscheinlichen und faszinierenden Ort wie das Rifugio 3A werde ich nicht nochmals bieten können, das weiß ich. Aber eine Verbindung aus Erlebnissen, eine Reise zu den schönsten Orten der Alpen, den höchsten Gipfeln, den beeindruckendsten Kulissen, den größten Gletschern und ursprünglichsten Dörfern, den letzten großen Abenteuern - davon träume ich! Freerideparadiese als verbliebene Kleinode, Abfahrten aus den höchsten Eisregionen hinab in die lieblichsten Täler. Jeden Tag ein neuer Ort, ein neues Gefühl, eine neue Szenerie – jede anders als die vorherige und dennoch jede auf ihre ganz eigene Art unvergleichlich schön. Das Wissen um jene Orte, das Wissen, welche dazu gehören und warum, das Wissen, wie man es schafft, dies alles zu verbinden – dies ist es, was ich diesmal werde bieten können. Und so stehen schnell die ersten beiden Destinationen fest: das gigantische Mt.-Blanc-Massif mit seiner alten, abenteuerlichen Pendelbahn in drei Sektionen vom italienischen Bergsteigerort Courmayeur hinauf in das ewige Eis der Punta Helbronner und die Barre des Ecrins, jene letzte Bastion der höchsten europäischen Gipfel vor dem südlichen Meer, bevor das Klima mild und mediterran wird, jenes Massiv, das mit seinen unbeschreiblich steilen und spitzen, unwirklichen Gipfeln wie aus einer Legendenwelt in unsere Realität herüber gekommen zu sein scheint. Dort in den schattigen Tälern im Angesicht der Viertausender liegt La Grave, der letzte große Freeriderort der Alpen – Legende unter all denen, die jenseits der Fangzäune und Vollremodellationen ihre Spuren in den einsamen Schnee ziehen. Eine weitere dieser Legenden liefert Oli mit einer genialen Idee: auf dem Weg nach Courmayeur werden wir zunächst in Super St.-Bernard halt machen und dort die berühmte „Piste Italienne“ nach Italien, hinab auf die Südseite der Alpen fahren und so die Alpen auf Schi überqueren. Und noch einen ähnlich faszinierenden Ort hat er zu bieten: als aller erste Station werden wir die „Quatre Vallées“ ansteuern, wo diesen Winter seit Jahren nun das erste mal wieder die Bahn zum mythischen Mt. Gélé geöffnet sein wird. Und weitere Gipfel dieser Art kommen mir in den Sinn: der Pic Blanc im Anschluss an La Grave, und später dann das diesen Winter tief verschneite Trentino bis schließlich – am letzten Tag – der Freeride-Klassiker der Tiroler Alpen einen goldenen Abschluss darstellen wird: der Nordpark! Es soll die Tour der Touren werden, die Tour, die Träume wahr werden lässt. Lange vorher suche ich bereits die Hotels heraus, mit meinen eigenen besonderen Methoden finde ich die kleinen teils abgelegenen Alberghi, wo uns die Übernachtung nur 20,- € kostet und dennoch ein wundervolles Ambiente wartet, Authentizität, Stil und eine Atmosphäre der Behaglichkeit, die vielen großen und luxuriösen Hotels abgeht. In den letzten Tagen, lange nach unserer Rückkehr, bekam ich einen Artikel aus der FAZ zugespielt, in dem es um eine erstaunlich ähnliche Tour ging. Auch hier bot der Veranstalter die großartigsten Freeridespots der Alpen, auch hier stand die Route nie hunderprozentig fest, sondern war alles so offen und modular geplant, dass je nach Wetter und Schneelage spontan umdisponiert werden konnte, stets eine Back-up-Lösung parat war. Und auch dieser Veranstalter hatte als Ziele das Mt.-Blanc-Massif, Super St.-Bernard und La Grave ausgewählt – „strange likelynesses, aren't they...?“. Dort sammelte sich die Freerideelite der Welt zu spektakulären Abfahrten... Die Kosten für die Teilnahme betrugen etwa 500.000,- €! Meine Reise findet ohne Helikopter und Kamerateams statt, ohne Pressemeldungen und Fernsehberichte: wir sind nur eine kleine Gruppe abenteuerlustiger Enthusiasten, und nicht „die Freerideelite der Welt“. Dafür kostet meine Tour aber eben trotz allem dennoch nur etwa 70,- - 80,- € am Tag! Und während Skireisen in die Nordalpen immer gefragter, immer teurer und immer perfektionierter, immer austauschbarer, immer steriler und immer pauschaler werden, führe ich meine Gefährten in den unwegsamen, vergessenen tiefen Süd-Westen, wo wir genau das Gegenteil alldessen vorfinden werden, was sich der Norden als Fortschritt auf die Fahnen schrieb.... Und so sitze ich Stunden, bevor ich in den Zug nach Karlsruhe steigen werde, an eben diesem Rechner, als mir plötzlich bei den Klängen des guten alten Panterasongs nun endlich klar wird, was diese neue Tour denn letztlich ausmachen wird und wie daher ihr einzig möglicher Titel lauten muss: Es ist die ::: „The Great Southern Trendkill“-Tour 2008 ::: ! |
Autor: | ::: RetroRebels [ So, 16.03.2008, 18:01 ] |
Betreff des Beitrags: | |
::: 'The Great Southern Trendkill'-Tour 2008 ::: ::: "Der große Rückschlag" ::: Quatre Vallées - Verbier, 13.2.2008 ::: Chasseral, k2k – Bildbearbeitung: [trincerone] ::: ::: Fort... ::: ::: Chasseral ::: Die "Great Southern Trendkill"-Tour verfolgte konsequente Ziele: Berühmte, naturbelassene Skirouten in hochalpiner Umgebung; Erschließungen, die noch den Geist der Ersterschließung tragen; und als Unterziel das Ansteuern von Funitels und DMCs, die ja so herrlich mit den vorgenannten Zielen korrespondieren. (leichte Ironie) Eine freeridelastige Tour sollte es werden – so wurde das Thema an mich herangetragen. Auch war klar, dass Ziele angesteuert würden, die für mich völlig neu wären. War es doch so, dass ich in den letzten 10 Jahren ausschließlich die Nordalpen im Bereich zwischen Zugspitze und Montblanc zum Skifahren angesteuert habe, also den Bereich der Alpen, den man vom Belchen im Schwarzwald aus sieht . Der Grund lag einfach darin, dass ich mit der Zeit effizient umgehen wollte und die Anreisestrecke in einem akzeptablen Verhältnis zum Skierlebnis stehen sollte. Mit der 3A-Tour im Sommer 2007 habe ich diesen Grundsatz erstmals seit langer Zeit durchbrochen; 570 km Anreise für 3 Übernachtungen waren für meine Verhältnisse doch happig. Das Erlebnis war diese Anreise jedoch absolut wert und so habe ich die Maßstäbe diesbezüglich ein ganzes Stück verschoben. Mir war klar geworden, dass man in südlicheren Gefilden Dinge erleben kann, die so in den Nordalpen nicht zu finden sind. So war es für mich auch keine Frage, ob ich an der Tour teilnehmen würde, sondern nur das „wann“, das „wie lange“ und das „wo“. Auch wenn einige Eckpunkte feststanden, war die Planung ein Gemeinschaftswerk, das erstaunlich problemlos und diskussionsarm über die Bühne ging. Es kam eine Tour heraus, die einen eleganten Weg durch den Südwesten der Alpen nehmen sollte und logistisch stellenweise genial würde (dazu später mehr). Auch war es möglich, mit Ausnahme der Rückreise (für mich) mit überschaubaren Anfahrtswegen auszukommen. Beginnen sollte die Tour als "Prolog" mit einem Verbier-Besuch, noch ohne Gerrit. Warum Verbier, das noch nicht so ganz dem Südwesten der Alpen zuzurechnen ist? Kein anderes Großskigebiet setzt so konsequent auf eine Vielzahl ungewalzter und meist auch unkontrollierter Routen - und das erstaunlicherweise auch auf den Haupt-Verbindungsabfahrten. Es ist in Verbier sogar so, dass in diesen Geländekammern, in denen die extrem verbuckelten Haupt-Routen liegen, keine Alternative in Form gewalzter Pisten bestehen und zu den Geländekammern selbst ebensowenig. Kein anderes Gebiet würde sich eine solch mutige Strategie zutrauen. Die Aufstiegsanlagen wurden zwar im Sektor Verbier umfassend erneuert, am Erschließungskonzept selbst hat sich aber in den letzen 40 Jahren kaum etwas geändert. Verbier ist und bleibt ein Klassiker. Der Mt.-Fort-Sektor wiederum ist eine tourismushistorisch gesehen sehr junge Erschließung, wurde aber mittels eines sehr klassischen Erschließungskonzeptes in Form eines monumentalen Pendelbahn-Dreibeins am Col de Gentianes aufgebaut und befindet sich noch vollständig im Originalzustand der Ersterschließung. So konnte uns das mir bereits bekannte Verbier perfekt an das Thema Freeride heranführen, und es liegt auch optimal am Anreiseweg zu den nächsten geplanten Zielen. Pistenplan: Der Tag sollte ein Paukenschlag werden mit konsequentem Befahren der berühmten Routen Vallon d'Arby, Mt. Gelé, Mur de Chassoure, Col de Gentianes, Plan du Fou - und gegebenenfalls des Mt-Fort-Gipfelhanges, der zwar kontrolliert (und damit schwarz markiert), aber oben nicht gewalzt ist. Hauptziel war der Mt. Gelé, dessen besonderer Reiz zweifelsohne darin bestand, dass er die letzten beiden Winter überhaupt nicht geöffnet war und jetzt eine umso größere Anziehungskraft ausübte. Der Mt. Gelé wurde wesentlich früher erschlossen als der höhere Mt. Fort, was oft ein Indiz dafür ist, dass der "ältere" Skiberg der bessere ist. Überhaupt war ich sehr gespannt auf diesen "Zweikampf der Skiberg-Giganten". Den Mt. Fort kannte ich bereits mit seinen beiden steilen Buckelhängen ("Mädchen- und Bubenhang"), zu denen es keine weiteren Abfahrtsalternativen gibt. Neuland war für mich der Mt. Gelé, der je nach Perspektive unscheinbarer, aber auch wilder aussieht als der Mt. Fort. Um 4.00 Uhr früh starten [trincerone], k2k und meine Wenigkeit pünktlich in Karlsruhe. Die Vernunft rät dazu, das zeitlich und kilometermäßig wesenltich effizientere Le Châble anzusteuern. Der Übermut, konsequent die optimale Ski-Tagesroute zu in Angriff zu nehmen, treibt uns aber dazu, das weiter entfernte Siviez anzusteuern und direkt in der Mitte der 4-Vallées zu landen. Wir kommen um 8.30 Uhr am Parkplatz an, lassen es betont ruhig angehen. 10 Minuten nach unserer Ankunft parkiert ein Pinz hinter uns – ATV ist am Start. Er hat zunächst aber eine andere, mehr Printze-lastige Tagesroute in Planung. [trincerone] und k2k beim Ausladen. Wir beschließen, den Mt. Fort fest in unsere Tagesplanung aufzunehmen - meine beiden Begleiter waren bislang noch nie auf diesem höchsten Skigipfel der 4-Vallées. Beim Einstieg in die 4KSB Tortin kommen wir zu dem Entschluss, sofort den Mont Fort anzusteuern, bevor das perfekte Wetter dort gegen Nachmittag für Wartezeiten sorgen würde ... ... die Fahrt auf der recht langen 4KSB - noch von ATV begleitet - geht recht flott vonstatten. Auf Tortin "schlüpfen" [trincerone] und ich gerade noch durchs Drehkreuz für die wartende 125er Kabine zum Col des Gentianes. Für k2k öffnet sich das Drehkreuz nicht mehr und er muss alleine im Schatten ausharren, um auf die nächste Kabine zu warten - ... - während wir oben am Col DIE SONNE genießen. Pendelbahn zum Col de Gentianes. Oben steht das interessante PB-Dreibein für die Richtungen Tortin, Mt. Fort und La Chaux. Schauen wir uns das Ganze doch mal näher an: Die klassische 125er PB Tortin-Gentianes hoch über dem Rhônetal. Zurück führt nur eine ziemlich kniffelige, lange und buckelige Route - eines der Markenzeichen der 4 Vallées. Der etwas neuere 150er "Jumbo" bringt die Gäste aus Verbier von der Station La Chaux nach oben. Bei weitem nicht den gesamten Gästestrom muss die stützenlose 40PB zu den steilen Buckelpisten des Mt.-Fort-Gipfels transportieren. Nach dem Eintreffen von k2k und einigen Minuten Wartezeit bis die Gondel halbwegs gefüllt ist, fahren wir in die Bergstation am Mt. Fort ein. [trincerone] zückt das Telephon: "Moin Gerrit! - Ja, gerade oben auf dem Mt. Fort! - Ey, Buben natürlich! Was denkst Du? - Yo, danke! - Komm gut rum! Ich funk Dich nachher einfach nochmal an." Wie wahr. Wir sollten uns später noch mal melden - und nicht nur einmal ... Blick zurück auf das Pendelbahndreibein am Col des Gentianes. Wir lassen den Blick schweifen und blicken auf die grandiose Landschaft aus Walliser Bergen und Mont-Blanc-Massiv. Der Blick ist schon sehr beeindruckend, aber auch ein wenig unüblich. Das Matterhorn erscheint aus der Ferne nur als kleiner "Zeigefinger", der Mont-Blanc hält sich als unscheinbare Kappe im Hintergrund - [trincerone] wollte gar nicht glauben, dass dies der Mont Blanc sei. Der Mt. Fort hat eine Position und Höhe, die zwar einen guten Überblick verschafft, von der aus viele Berge aber weder so richtig mächtig aussehen, noch steht man "über" ihnen. Einzig der Grand Combin wirkt so richtig bombastisch. Ihm gegenüber hat man den perfekten "Balkonblick". Überhaupt ist der Mt. Fort für einen Skiberg von mehr als 3300 m Höhe gar nicht so richtig "klotzig" oder aufragend wie man meinen möchte. Er ist schon ein eindrucksvoller Skiberg, fügt sich aber doch eher bescheiden in das Ensemble ein. Blick nach Westen mit schwalbennestartiger Hütte im Vordergrund und Grand Combin mit beachtlichem Gletscher im Hintergrund. Recht bald schreite ich zügig die Treppe hinab zu den Skipisten - das "sportliche Programm" und die Mittagspause der Mt.-Gelé-Bahn vor Augen, k2k folgt mir. Wie von trinc mit Gerrit vereinbart und von uns auch nicht angezweifelt schreiten wir zur "Bubenpiste" direkt unter der Pendelbahn. Etwas ungeduldig warten wir auf trinc. Dann sehen wir ihn, noch oben an der Station. Er begutachtet die Station, gibt ein paar Verbrennungsrückstände in die Atmosphäre ab und genießt sichtlich das, gemessen der Höhe nicht überwältigende aber absolut gesehen doch beeindruckende, Panorama. K2k und ich tätigen nach Traversieren einer etwas abgeblasenen Passage die ersten Schwünge. Mir verlangen die ersten 3 Kurven in dem extrem steilen Buckelgelände nach einigen Stunden Autofahrt, wenig Schlaf und ohne Einfahren erstaunlich viel Konzentration ab. Die nächsten Schwünge sind dagegen dann schon Routine. Etwas Einfahren hätte im Nachhinein jedoch sicherlich nicht geschadet, denke ich. Der Untergrund ist eigentlich ideal: Die Buckel sind nur knie- bis hüfthoch; der Schnee ist fest, aber sehr griffig. Der Pulverschnee war in diesen Höhen noch nicht angetaut und vereist. Schließlich kommt auch trinc die Treppe herunter und es geht langsam und ohne Hast weiter. Trinc quert unterhalb der Station, ein paar Zuschauer finden sich auch. k2k fährt voraus. trinc folgt; nachdem die ersten Kurven auch etwas holprig waren, gelingen ihm die nächsten recht elegant und flüssig. Trincs flüssige Fahrweise könnte man doch mal auf einem Clip festhalten! Kamera in Position gebracht; Mist! Jetzt fällt er gerade hin. Zum Glück unkritsch und in langsamer Fahrt. Bis er sich aufgerappelt hat schwenke ich mal nach unten zu k2k, vielleicht kann ich von ihm ein paar flotte Schwünge auf den Chip bannen. Da will er auch gerade losfahren und ich drücke den Auslöser. Huch! Er hält wieder an! Was ist jetzt? Dann spielt sich dieses Szenario (Link öffnen) auf meinem Kameramonitor ab. "Halt doch irgendwie an", denke ich. Aber er wird immer und immer schneller und als beide Skier weggeflogen sind, gibt es kein halten mehr und geht in rasender Geschwindigkeit zu Tal. Ich bin unsicher, wie lange ich dieses Spektakel überhaupt filmen soll und drücke irgendwann den Auslöseknopf, um zu stoppen. Er überschlägt sich mehrfach und kommt erst hunderte Meter weiter unten auf dem flachen Gletscher zum Stillstand, wo der Ziehweg beginnt. Erstmal Erleichterung: Er setzt sich sofort auf, was mich extrem beruhigt. Ich hoffe, das es schlimmer aussah als es war und dass er sich mal in Blues-Brothers-Manier durchschütteln und weiterfahren würde. K2k ruft mir zu, ich solle den einen Ski aufsammeln; völlig verwirrt peile ich den Ski an, den k2k dann selbst aufsammelt und habe übersehen, dass ganz in meiner Nähe ein weiterer Ski liegt. Wir fahren zu trinc ab, er ist inzwischen aufgestanden und meint, dass er seinen Arm nicht mehr bewegen könne. Damit ist für mich klar, dass der Arm zumindest ausgekugelt ist und dass die Skifahrerei für ihn im Rahmen dieser Tour beendet sein würde. Während k2k bei ihm bleibt, fahre ich schnell zur Talstation, um nach oben zu fahren und das restliche Equipment am Hang einzusammeln. Die Kabine fährt vor meinen Augen davon und es dauert einige Minuten, bis sie so gefüllt ist, dass man sie zur erneuten Abfahrt startet. ::: k2k ::: Als ich mit dem verlorenen Ski in der einen und meinen Stöcken in der anderen Hand bis zu trinc abgefahren bin, hat sich dieser bereits wieder berappelt und steht mit schmerzverzerrtem Gesicht vor mir. Schnell ist klar, daß "nur" der Arm verletzt ist, dieser aber so schwer daß an Ski fahren erst mal nicht mehr zu denken ist. Während Chasseral sich auf den Weg zur Seilbahn macht, um den zweiten Ski aus dem Hang zu holen, gehen wir langsam die Piste entlang in Richtung Col de Gentianes. Unterwegs treffen wir auf einen Angestellten des Pistendienstes, und es kommt zu einem denkwürdigen Dialog, der unter anderem folgende Wortsequenzen enthält: "Did you wear a helmet?" - "No..." "Please go and buy a helmet!" "But before, go to the church this evening!" "We saw you from the station and everybody was sure you were gone!" "You were really lucky!" Nachdem er sich vergewissert hat, daß wir keine weitere Hilfe benötigen, setzen wir unseren Marsch fort - d.h. trinc geht zu Fuß, während ich meine Ski anbehalte und neben ihm her rutsche, um nicht zwei Paar Ski tragen zu müssen. Wenig später holt uns Chasseral ein, und übergibt mir den verlorenen Ski. Da es nicht nötig ist, trinc zu zweit hinunter zu bringen, und wir außerdem am Col de Gentianes noch eine kleine Aufwärmpause einlegen wollen, beschließen wir, uns am Auto zu treffen. Vom Col de Gentianes nehmen wir schließlich die Seilbahn hinunter nach Tortin und weiter die 4KSB nach Siviez. Dort endet vorerst meine zweite Gelegenheit, das Skigebiet von Verbier kennenzulernen, nachdem es schon beim ersten Mal, zwölf Jahre zuvor, nicht dazu kam. Und mit dem Funitel bin ich auch nicht gefahren, denke ich mir - halb im Spaß, halb ernst, denn zunehmend wird mir klar, wieviel Glück bei diesem Unfall im Spiel war... ::: Murs et Glace ::: ::: Chasseral ::: Ich fahre mit einem verdammt schlechten Gefühl nach oben und sammele Ski und Stock im Hang ein und fahre dann zu trinc und k2k, die sich bereits recht weit über den Ziehweg in Richtung Station Col des Gentianes vorgearbeitet haben. Trincs Gesamtzustand sieht nicht gerade beruhigend aus. Neben der Verletzung scheint er massiv unter Schock zu stehen. Immerhin kann er laufen, wir sind handlungsfähig und nicht auf die Bergrettung angewiesen. Nach kurzer Beratung beschließen wir folgendes: K2k läuft mit trinc zur Station Col des Gentianes hinauf, um sich in der dortigen Hütte etwas aufzuwärmen. Später würden sie mit Pendel- und Sesselbahn hinunter zum Parkplatz in Siviez fahren, wo wir uns wieder treffen würden. Ich fahre über den Gletscher hinüber zum Start der Buckelroute hinunter nach Tortin. Die vielen offiziellen Buckelrouten in Gebiet von Verbier / 4 Vallées haben alle ihren eigenen Charakter. Die Route Gentianes-Tortin hat ungewöhnlich viele Kuppen und Kurven. Für eine Buckelpiste ist sie extrem lang und abwechslungsreich. In vielen Abschnitten hat man auch die Wahl zwischen mehreren Geländekammern. Die Route ist extem spannend und sucht in den genannten Eigenschaften ihresgleichen. Die Schneelage ist leider etwas dürftig und zwischen vielen Buckeln sind Steine zu erwarten und zu finden. Die Fahrt verlangt deshalb äußerste Konzentration - will man nicht mit ruinierten Skiern unten ankommen. Während der Fahrt überschlage ich kurz die Zeitsituation und bedenke, dass ich erheblich vor den anderen beiden unten ankommen würde. Ich fasse daher einen Entschluss: Der Mont Gelé war zwei Jahre lang nicht geöffnet; jetzt ist er es. Man weiß nicht, wann sich die nächste Gelegenheit bieten wird, jetzt ist sie da. Und wie sagt man so schön: Gelegenheit macht Diebe. Also nichts wie hin; jetzt ist ein Zeitfenster vorhanden - wenn auch in einem unangenehmen Kontext. Wenn alles gut läuft müsste ich etwa zeitgleich mit den anderen unten ankommen, so meine überschlägige Rechnung. Ich verschärfe nochmals die Fahrt, wohl wissend, dass der ein oder andere Stein die Kanten meiner alten, teilweise schon zerfetzten Ski kitzeln würde. Unten in Tortin eine kleine Warteschlange an der 8EUB Tortin-Chassoure. Mit Hilfe aktiven Anstehens - das im französischsprachigen Raum eigentlich unüblich ist und mir normalerweise auch gegen den Strich geht - gelingt es mir, die Wartezeit im Bereich einer guten Minute zu halten. Während der Bergfahrt strahlt der traumhafte Hang der Mur de Chassoure in bestem Zustand. Die ebenfalls legendäre Route hat wiederum einen völlig anderen Charakter als diejenige vom Col des Gentianes. Während letztere sich sehr kupiert und variantenreich, ja teilweise filigran präsentiert, steht die Chassoure wirklich da wie eine Wand. Ein ewig breiter, nahezu planer und gleichmäßig steiler Hang überwindet die Steilstufe quer zur Bahnachse. Da sieht man sie nun wie kleine Punkte - die menschlichen Individuen; teilweise sichtlich ihren Spaß auskostend, teilweise hilflos nach vermeintlich besseren Fluchtwegen aus der weißen Hölle suchend als bemitleidenswerte Kreaturen. 8EUB Tortin mit der verbuckelten Hauptpiste Mur de Chassoure. Oben angekommen geht's sofort in die Abfahrshocke in Richtung Lac des Vaux. Ein kurzer Fotostopp bannt das gegenüberliegende Ensemble auf dem Attelas auf den Chip. Station Attelas 1 (Attelas 2 liegt links davon knapp außerhalb des Bildes) mit einfahrender Kabine der Mt.-Gelé-Bahn. Ich sehe die Kabine der Mt.-Gelé-Bahn bei der Einfahrt auf Attelas. Würde die Kabine eine zeitlang warten? Würde ich sie erreichen? Es geht im Schuss weiter und mit Schwung in die Einstiegszone der 4KSB Lac des Vaux 1, wo ich auf dem Sessel unvermittelt auf dem Schoß einer hübchen Dame lande. - Nein, so schlimm war es dann doch nicht und ich nehme den folgenden, freien Sessel. Kaum die Mitte der eher kurzen Bahn erreicht, verlässt die einspurige Mt.-Gelé-Bahn schon wieder die Station. Das "kostet" natürlich etwas Zeit, aber immerhin: Die Bahn pendelt also in kurzen Abständen. Es besteht also offenbar ein allgemeines Interesse an diesem höchst verlockenden Skiberg. Damit ist auch ausreichend Zeit, den Skigipfel, der seit Jahren mein Wunschziel ist, gebührend abzulichten. Prächtig und stattlich steht er da, der "Vereiste Berg". Interessant: Auch hier vorn fahren Leuter herunter, auch an diesem Tag. Also lichte ich auch noch die schmale Ausfahrt der einspurigen und aussenperronlosen Bahn ab. Ich betrete den Warteraum der Talstation, der sich erstaunlich schnell füllt. Oben fährt die Kabine bereits wieder aus der Bergstation aus. In weniger als 10 Minuten würde ich auf meinem Traumgipfel stehen. Ich bin gespannt, aber auch traurig, dass ich das Erlebnis nicht mit den anderen teilen kann und nervös ob des Zeitverbrauchs und des "heimlichen Ausbüchsens". Die Kabine wird schnell gefüllt, die Kapazität von 45 Personen reicht exakt für die eingetroffenen Fahrgäste. Die Gondelführerin drückt den Abfahrtsknopf und los gehts. Oben angekommen lasse ich die Menschen erstmal entströmen und bewundere das menschliche Werk auf diesem Gipfel. Offene Bergstation der Mt.-Gelé-Bahn Das archaisch anmutende Eisenmonster ist im Ruhezustand bereits beeindruckend. Endgültig entrückt wirkt es aber dann, wenn sich das Räderwerk dreht wie ein gewaltiges, außerirdisches Uhrwerk (Clip durch Klick öffnen). Danach "kümmere" ich mich erst mal um die ausfahrende Kabine.Gewaltiger Talblick auf Attelas 2, Attelas 1 und Verbier. Aber was ist das Wichtigste hier oben? Skifahren! Ein schmaler Querweg bringt die Menschen im Gänsemarsch zum Start der Abfahrten. Das Bild, das sich mir hinter der Biegung bietet, überwältig mich: Eine riesige Combe wirkt höchst einladend und stellt die hervorragenden bislang erlebten Hänge nochmal in den Schatten. Hier kombinieren sich auf einen Schlag alle Vorzüge der berühmten Routen Verbiers: So abwechslungsreich wie Gentianes-Tortin, so breit wie die Mur de Chassoure, nicht so eng und schattig wie der Mt. Fort. Der Mt. Gelé ist der wahre Skigipfel - das wird sofort klar. Einfahrt in die Gipfelmulde am Mt. Gelé Diese Combe ist eine riesige, sonnenbestrahlte Gipfelmulde mit breiten Hängen und kleinräumigen Geländekammern jeder gewünschten Steilheit. Die Markierungen wählen einen Weg, der die Mulde in östlicher Richtung relativ weit ausnutzt und die Steilheit in Grenzen hält, im vorderen Bereich sind alle erdenklichen steileren Abfahrtsvarianten möglich. Dabei kann man überdies wählen, ob man sich lieber durch Felsen hindurchschlängelt und lieber breite und über längere Strecken plane Abschnitte wählt. In jedem Fall fährt man dennoch einige Kuppen und Biegungen. Nach unten heraus wird die Combe dann nach und nach enger, insgesamt flacher und noch kupierter. Das bedeutet, dass man trotzdem immer wieder steilere Abschnitte befährt, bevor man ganz unten auf die zunächst ewig weit entfernte Route Gentianes-Tortin trifft. Es ist beeindruckend, welche Weite dieses Gebiet hat, während es auf dem Pistenplan eher kompakt erscheint. Der Schnee ist trotz des Südhanges hervorragend. Hier liegt der gleiche pulvrige bis feste, aber immer griffige Schnee wie am Nordhang des Mt. Forts. Die Steilheit der Hänge geht nach meiner ersten Einschätzung normalerweise nicht über die Steilheit der "Bubenpiste" hinaus, liegt bei vielen Variante durchweg deutlich niedriger, allerdings werden bei allen Routen Neigungen erreicht, die mindestens der "Mädchenpiste" entsprechen. Blick in den kupierten und schmaleren unteren Teil. Die Seilbahn und Route Gentianes-Tortin liegen zwischen den beiden nächsten Höhenrücken; man sieht dort oberhalb der Bildmitte einen sonnenbescheinten Bereich und zwei Seilbahnmasten. Wieder die geniale, sonnig Combe am Mt. Gelé; hinten ist Osten - dorthin führen die Markierungen. Steil und variantenreich geht es nach unten. Ich halte mich eher im westlichen, felsigeren und steileren Bereich. Blick von unten in den westlichen Bereich, der Mt.-Gelé-Gipfel ist rechts oben. Blick in den östlichen Bereich, wo es weniger felsig ist. Die Abfahrt ist wahrlich grandios. Skifahren klappt perfekt. Unter dem bestehenden Zeitdruck vergesse ich zu schauen, wo die Strecke nach La Chaux abzweigt und in welchem Zustand diese ist. Für mich ist allerdings klar: Das Duell der Skiberg-Giganten in den Quatre Vallées gewinnt klar der Mt. Gelé. Während der Mt. Fort nur zwei relaiv gerade geführte Abfahrten in Schattenlage bietet, brennt der Mt. Gelé ein ganzes Feuerwerk an sonnigen Hängen, Rinnen und Kuppen ab. Am Mt. Gelé gäbe es bestimmt zwei Tage lang interessante Routenvarianten zu entdecken. Den Vorteil der größeren Meereshöhe und der teilweisen Gletscherbedeckung kann der Mt. Fort dagegen nicht in Form skifahrerischen Nutzens ausspielen, abgesehen von der besseren Schneesicherheit. Kurz vor Tortin angekommen will ich besonders schlau sein und abkürzen, was mich direkt an die Oberkante eines senkrechten Absturzes bring. Also Kommando zurück, beziehungsweise andersherum über ein Stück Steine und braunen Schnee. In diesem Moment läutet das Telefon und k2k fragt, wo ich sei. "in 5 Minuten bin ich da", antworte ich, was ich auch schaffe. Die kurze Ebene überquere ich im Vierersessel, bevor ich die recht gut frequentierte und maschninenbeschneite blaue Piste nach Siviez im Schuss nehme - immer mit gebührendem Sicherheitsabstand zu den anderen Skigästen. Meine Zeiteinschätzung war richtig - infolge des nicht 100% optimalen Verlaufs treffe ich 5 Minuten nach den beiden anderen in Siviez ein. Unsere nächste Etappe führt uns nach Sion ins Spital zwecks Diagnose. Das Spital ist standardmäßig im Navi abrufbar und so werden wir problemlos dorthin geroutet. Trincs Laune hebt sich spürbar, sinkt aber beim Betreten des Spital wieder in den Keller. Wir "geben ihn" zwecks Diagnose "ab" und erledigen einige Formalitäten für ihn. Zwei Stunden verbringen wir im Wartezimmer und mich für eigentlich nichts interessierend merke ich weniger, dass hier offenbar in engem Zeittakt "Skikunden" angeliefert werde. Allerdings sehe ich, dass hier durchaus einige gravierendere Fälle auf Tragen und mit Infusionsflaschen versehen durch die Notaufnahme geschoben werden. Nervös laufe ich zeitweise durch die Flure, um eventuell etwas zu erfahren. Jetzt nach zwei Stunden, gegen 14.00 Uhr, treffe ich die Bedienstete, die unsere Anmeldung entgegengenommen hat. Sie sagt, dass es ihm gut gehe, dass er gleich eine Schiene bekomme und mit uns zusammen das Spital verlassen könne. Nach weiteren zehn Minuten erblicke ich den noch ungeschienten trinc in einem Behandlungszimmer und erfahre, dass die Verletzung doch komplizierter ist, als ich zuvor aus der Aussage der Bediensteten geschlossen hatte. Nach weiteren zehn Minuten ist der frisch geschiente trinc abreisebereit. Wir schreiten zum Auto und beschließen, nochmal über Le Châble nach Verbier zu fahren. Wir würden k2ks Drang zum Funitel und meinem zum Vallon d'Arby Genüge tun, trinc mit Hilfe von Gerrit und der Krankenversicherung beraten, wann und wie ein vorzeitiger Rücktransport nach Deutschland anzustreben sei, damit die durchzuführende Operation in Angriff genommen werden kann. Um 14.45 sind wir in Le Châble. Trinc fährt mit uns nach Verbier auf das sonnige Hochplateau, um dort in der Mittelstation auszusteigen und eine Terrasse aufzusuchen. Sonnenhang von Le Châble nach Verbier. Die alte 4er-Gondel wurde technisch auf den Stand eines Neubaus gebracht (Garaventa-MCS) und in die alten Gebäude integriert. Dies führt zwangsläufig zu ergonomischen Nachteilen für die Benutzer, die extrem viele Treppen zu bewältigen haben. Zermatt bietet in dieser Hinsicht inzwischen einen perfekten Komfort, von dem Verbier noch weit entfernt ist. Mit einem Verletzten in der Truppe fällt dies erst so richtig auf. Unter uns ein verdächtiges Geräusch - da auf der Bank sitzt er, der Alphornbläser! K2k und meine Wenigkeit bleiben sitzen und streben unbändig dem Funitel auf der dritten Sektion entgegen. Die parallelen Medran-Bahnen von Verbier nach Ruinettes sind etwas kurios: Die ältere 4er-Gondel mit der "altmodischeren" Trassenführung ist komplett modernisiert mit MCS-Klemmen und höherer Geschwindigkeit. Die effizient und hoch (aber nicht schön) trassierte neue 6er-Gondel hat noch Giovanola-Klemmen und ist mit ihnen ein klein wenig langsamer unterwegs. Man beachte die extrem unterschiedliche Seilführung der beiden parallelen Bahnen. Die 4er-Gondel links geht mit dem Gelände mit, während die neuere 6er-Gondel rechts extrem hohe Stützen hat, die Geländeform ausgleicht und damit eine nahezu gerade Seilführung ohne Niederhalter aufweist. Die beiden Stützen im Vordergrund stehen praktisch unmittelbar nebeneinander und die rechte Stütze ist um ein Vielfaches höher als die linke Stütze. Ausfahrt des Funitels. Blick aus dem inzwischen bestiegenen und von k2k intensiv fotographierten Funitel (Funispace) auf die 6KSB Attelas 2 und den von der Tal-Berg-Tal-Kombibahn erschlossenen Haupt-Skiberg Verbiers. Man beachte, wie schön die breite Hauptpiste von Buckelstrecken eingerahmt ist. Buckel sind halt das Markenzeichen Verbiers. Oben angekommen beschließen wir, als Hauptroute die Skiroute von Lac des Veaux über den Col des Mines nach Verbier zu fahren. Die Uhr lässt uns aber noch ein wenig Raum für zwei Wiederholungsfahrten im oberen Bereich. Wir wählen die schwarze Piste von Attelas 1 hinunter nach Ruinettes. Oben in der Einfahrt kommt der Charakter Verbiers gleich voll zur Geltung: Die Einfahrt ist ausgesetzt, ungewalzt und extrem steil. Im weiteren Verlauf ist die Piste sehr variantenreich und beim Rundumblick ist festzustellen (was mir bekannt war), dass neben den Routen auch nahezu alle gewalzten Pisten von freien und ideal aussehenden Buckelhängen sekundiert sind. Leider erreicht man von Attelas 2 nicht die schwarze Piste, so dass wir auf der blauen mit ein paar Off-Piste-Abstechern zum Lac des Vaux fahren und die 3SB Lac des Veaux 3 nehmen, die zum Col de Chassoure führt, wo die 8EUB von Tortin endet. Die 3SB Lac de Vaux 3 ist eine der wenigen verbliebenen Bahnen aus der "Städeli-Vergangenheit" Verbiers. Von hier oben müssen wir wiederum eine blaue Quer-Piste nehmen, um elegant in die Vallon-d'-Arby-route einzubiegen. Ansonsten wäre ein kurzer Aufstieg vom Lac des Vaux fällig gewesen. Einfahrtshang vom Lac des Vaux ins Vallon d'Arby - selbstverständlich verbuckelt. Nach kurzer Fahrt kommt die berühmte Bobbahn, die sich über mehrere Serpentinen und geschätztem einen Kilometer Länge nach unten zieht. Am Ende der Bobbahn blicke ich neidisch auf die weiteren Skihänge im Vallon d'Arby; diese führen hinunter nach Tzoumaz und die Liftschlusszeiten erlauben es nciht mehr, die dortige 8EUB zu erreichen. Also bleibt diese Route für uns tabu, und wir müssen am Ende der Bobbahn hinüber queren zum Col des Mines. Aber erstmal sind wir noch im letzten Stück der Bobbahn. Hier ist die Traverse hinüber zum Col des Mines; man erkennt, dass viele sich viele Skifahrer auf den ungewalzten Routen tummeln. Nicht alle habe eine perfekte Skitechnik. Dies stützt meine (von vielen Skigebieten ignorierte) These, dass es viele Leute gibt, die nciht unbedingt gewalzte Pisten auf allen Hängen brauchen. k2k mit Trverse und Bobbahn im Hintergrund. Hinter dem Col des Mines führen herrliche Sonnenhänge zurück nach Verbier. Wir fahren ab dem Col des Mines die Route hinunter nach Verbier. Die Buckel sind nicht allzu hoch. Oben sind sie eher hart, unten heraus leicht angefirnt - es geht sehr gut zu fahren. Wir nehmen nicht den ersten Ziehweg hinüber zur gewalzten Talabfahrt, sondern fahren noch etwas Off-Piste durch lichten Baumbestand bis zur Bergstation des Stangenschleppers, der das Übungsgelände am Dorfrand erschließt. Jetzt müssen wir aber endgültig hinüber zur Talabfahrt, wenn wir den Treffpunkt mit trinc ohne längeren Fußmarsch erreichen wollen. Hier bestätigt sich auch, warum Gerrit uns eindringlich empfohlen hat, nicht in Le Châble zu parkieren: Die beschneite Talabfahrt nach Verbier ist eng und nachmittags stark frequentiert. Bekanntlich sind abendliche Talabfahrten auf zusammengerutschten Maschinenschnee kein Vergnügen. Wir sind aber in wenigen Minuten unten und die suboptimale Talabfahrt hat für uns keine Rolle gespielt. Einerseits gab es die gravierenden Negativerlebnisse des Tages und andererseits ist das Skigelände rund um Verbier so beeindruckend, dass einen das bisschen Talabfahrt unten auch "nicht mehr juckt". Fazit Verbier: Die ungewalzten Routen auf Hauptverbindungen (Mt. Gelé, Gentianes, Chassoure, Vallon d'Arby, Col des Mines, Mt. Fort - und vermutlich auch Plan du Fou und Éthaygeon im anderen Gebietsteil) geben dem Gebiet einen eindrucksvollen Charakter. Weiterhin gibt es zahllose Buckelhänge jeder Schwierigkeit rund um die gewalzten Pisten. Damit gewinnt das Gebiet ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Es gibt wohl kein zweites Skigebiet in den Alpen, das dermaßen konsequent auf Gäste mit einer ausgereiften Skitechnik ausgerichtet ist. Erreicht wird dies annähernd nur von den Grands Montets und von einem kleinen Dorf in den Südalpen. Auch Zermatt hat dieser Gästegruppe bei guter Schneelage enorm viel zu bieten, seine Gesamtkonzeption ist jedoch vielschichtiger. Die attraktive Felslandschaft, durch die die Lifte führen und der Tiefblick ins Rhônetal krönen diesen Eindruck und unterstützen ihn perfekt. Für mich ist Verbier - „Quatre Vallées“ zusammen mit Zermatt das beste Großskigebiet, das ich bislang besucht habe. Heute haben griffiger Schnee und perfektes Wetter ein Übriges zum perfekten Eindruck beigetragen. Jammerschade, dass der Skitag für meine beiden Begleiter sehr eingeschränkt bis gar nicht stattgefunden hat... Nach sehr intensiven knappen zwei Stunden sammeln wir an der Mittelstation Médran in Verbier wieder [trincerone] ein, der sehr gut beraten war, die trostlose Zeit hier oben auf dem sonnigen Plateau zuzubringen und nicht unten im schattigen Tal - zumal sich bei ihm jetzt langsam die Schmerzen melden. Wir fahren gemeinsam in der Gondel hinunter ins schattige Le Châble. Mit einem Verletzten zusammen fällt einem die Ergonomie respektive deren Gegenteil in den Seilbahnbauten besonders auf. Diesbezüglich sind die Stationen dieser Seilbahnkette gelinde gesagt optimierungsbedürftig, was mir als gesundem und halbwegs rüstigem Menschen normalerweise egal ist. Was würde Le Châble uns bringen? Eine auffallende Präsenz an Apotheken, was in Anbetracht des hochalpinen Gebietes auch sinnvoll erscheint! Was würde die Apotheke uns bringen? Die durchschlagendsten Produkte, welche die Schmerzmittelindustrie derzeit zu bieten hat! Leider bringen [trincerones] telefonische Abklärungen über Zeitpunkt und Art des Rücktransportes für heute keine endgültige Klärung; in Deutschland ist um 17.00 Uhr überwiegend Feierabend. Die Klärung dieser Frage scheint aber für den kommenden Morgen in greifbarer Nähe. Was würde die Fahrt zum nächsten Ziel, userer ersten Unterkunft, bringen? Der Blick auf die Berghänge zeigt, dass der Schnee in den oberen Bereichen immer stärker abgeblasen ist, je näher man dem Alpenhauptkamm kommt. Außerdem bringt die Fahrt geldfressende Tankautomaten, die eine geringe Fehlbedienung nicht verzeihen, was dadurch gelöst wird, dass der Betriebsinhaber trotz Feierabend noch anzutreffen ist. Umliegende, im Blickfeld liegende Skigebiete intressieren weniger, zu sehr sind wir gedanklich mit anderen Dingen beschäftigt. Schnell ist das Motel erreicht, dessen Name darauf schließen lässte, dass wir im Zelt übernachten müssen. Stattdessen finden wir ein hübsches Hotel vor, dessen Reception unsere Reservierung erstmal nicht kennt, uns dann aber auf der Gästeliste des zugehörigen Motels findet, das sich uns als überdimensionale "Gartenhütte" hinter einer Baumreihe präsentiert - zumindest auf den ersten Blick von außen. Innen bietet das kleine Gebäude dann allerdings völlig normale, durchaus anständige, wohnliche Zimmer. Motelgemäß hat jedes Zimmer seine eigene Außentür, was zum Heißwachsen der Skier äußerst praktisch ist. Verlängerungskabel habe ich immer dabei und wachse auch unserem Holmenkol-Servicemann, den wir praktischerweise dabei haben, die Skier bevor die Dunkelheit endgültig Besitz von diesem hochalpinen Tal zuz St. Bernard ergreift. Immer noch nicht genau wissend, wie es am nächsten Tag weitergehen würde, betreten wir das Hotel, wo uns ein sehr gutes Essen in sehr angenehmer und ungezwungener Atmosphäre erwartet. Die "Umtriebigkeit" des Tages würde einer Ruhe und Entspannung weichen ... |
Autor: | 3303 [ So, 16.03.2008, 18:56 ] |
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Puh. Wahnsinn! Das übertrifft noch meine "Erwartungen" an einen seit Langem geplantem Aufenthalt in Verbier, mit einem Freund, der vor vielen Jahren schon mal dort war. Nächstes Jahr Ostern wird es eventuell endlich klappen. Ein solch detailliertes Portrait dieses Gebietes findet sich sonst wohl nirgends. Vielen Dank dafür! Jammerschade natürlich [trinc]'s "Abflug" am Mont Fort. Dann auch noch auf der ersten Abfahrt des ersten Tages. Mit dem Wetter hattet Ihr ja extremes Glück. Wenn ich mir überlege, wie oft einem wegen Nebel, Wind, Schneefall, zu viel Neuschnee, zu wenig Schnee etc. etc. einem viele der Top-Destinationen wie der Mont Gelé verwehrt bleiben... |
Autor: | Chasseral [ So, 16.03.2008, 19:08 ] |
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^^ Es gibt bessere Beirchte der 4 Vallées. Zum Beispiel Gerrits Bericht von 2007, oder den hier, bei dem leider die tollen Bilder nicht mehr angezeigt werden. Allerdings ist meine Schilderung offenbar die erste in den einschlägigen Foren, welche die Mt.-Gelé-Abfahrt zeigt. |
Autor: | ::: trincerone [ So, 16.03.2008, 19:10 ] |
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Also ich finde Deinen Bericht ziemlich cool ehrlich gesagt. Nichts gegen die anderen, aber dass die unbedingt besser wären? In Deinem Bericht sind genau die zwei Spots, die mich am meisten interessiert hätten und haben. (Mt. Fort und Mt. Gelé). |
Autor: | 3303 [ So, 16.03.2008, 19:18 ] |
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Ja genau. Ich wollte damit jetzt nicht sagen, dass Andere noch keine super Berichte gemacht hätten. Bei diesem/Deinem ist aber eben der Mt. Gelé mit dabei. Ich finde auch die Schilderung der Geographie irgendwie ziemlich cool. Zumindest ich kann mir dabei alles sehr gut vorstellen. (Das ist ja nicht gerade einfach herüber zu bringen!) |
Autor: | Chasseral [ So, 16.03.2008, 20:02 ] |
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^^ Freut mich natürlich immer, wenn die Schilderungen weiterhelfen. Die anderen Berichte sind halt umfassender und kaprizieren sich auf eine längere Anwesenheit. |
Autor: | starli [ So, 16.03.2008, 20:22 ] |
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.. so langsam wird auch bei mir das Interesse an Verbier geweckt :) Glaub, bei meinem 3. Wallisurlaub werd ich's doch nicht mehr ignorieren können ... Wie steil sind die Hänge am Mont Fort / Gélé im Vgl. zur Nord- und West-Abfahrt am Super St. Bernard ? Etwa gleich oder leichter oder heftiger? |
Autor: | ATV [ So, 16.03.2008, 22:01 ] |
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Etwa so wie wenn du die Uni mit dem Kindergarten vergleichst. Ne ganz ehrlich. Das sind andere Massstäbe. |
Autor: | Chasseral [ So, 16.03.2008, 22:13 ] |
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@starli: Als Basis nehme ich mal die ersten Meter der beiden Hauptabfahrten am St. Bernard. Dann gilt: - Die Bubenpiste am Mont Fort ist steiler. - Die Mädchenpiste am Mont Fort ist vergleichbar mit den ersten Metern am Bernard, die Steilheit hält aber deutlich länger an. - Mt. Gelé ist sehr unterschiedlich. Du kannst ihn leicht flacher fahren (konsequent Markierung folgen) und du kannst ihn extrem steiler fahren. Aber auch bei der "flachen" Variante am Mt. Gelé gilt: Der ganze Spaß ist erheblich länger als das sehr steile am Bernard. Unabhängig davon kommt es aber in erster Linie auf die Schneelage und die Verhältnisse an. Letzten März mit 3 Meter Schnee und ohne Fangzäune war der Bernard recht einfach. Diesen Februar mit den Fangzäunen und einigen Steinen war der Einstieg doch recht kniffelig. Umgekehrt waren Mt. Fort und Mt. Gelé dieses Jahr bei optimalen Verhältnissen sehr gut zu fahren. Vor 2 Jahren wa der Mt. Fort wesentlich kniffliger. |
Autor: | 3303 [ Di, 18.03.2008, 14:45 ] |
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Was ich noch sagen wollte: Morgens bzw. über Nacht hinfahren und dann gleich auf Drei Drei hoch Ich hab mich bisher an solchen Tagen immer mindestens einen halben Tag akklimatisiert, bevor ich über die 3000er Grenze gefahren bin, bzw. bin nur direkt hochgefahren, wenn ich schon einen Nacht in einigermaßener Höhe verbracht hab. Am Corvatsch (3303m) kursierte früher immer so eine Horrorstory von einem Hamburger, der über Nacht ins Engadin - und dann sofort ganz hoch gefahren ist, wo er dann angeblich an Herzversagen oder so gestorben ist. Vielleicht war der aber auch nicht fit bzw. krank oder so. Trotzdem finde ich es ehrlich gesagt schon ziemlich cool, sofort so hoch zu fahren. |
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