Madesimo: Freeride extrem (Überblick)Umgebung:Madesimo liegt mit seinem Skigebiet direkt am Alpenhauptkamm, der Sessellift hinunter ins Val di Lei überschreitet diesen sogar. Zudem liegt
Madesimo direkt an der Trennlinie zwischen West- und Ostalpen, die laut Wikipedia entlang der Linie Splügenpass - Comer See verläuft. Man könnte
Madesimo also mit Fug und Recht als Mittelpunkt der Alpen bezeichnen.
Darüberhinaus ist das unbewohnte Val di Lei das einzige italienische Tal, welches in die Nordsee über den Rhein entwässert. (NB: Das andere italienische Tal mit Abfluss nach Norden ist Livigno, welches über Inn und Donau in das Schwarze Meer entwässert.) Wer hätte das gedacht?
In der Nähe befinden sich Chiavenna und der Comer See. Wer nach dem Ski fahren Lust auf Frühling verspürt, wird ihn dort finden. Das mittelalterliche Chiavenna ist zudem sehr sehenswert mit seinen verwinkelten Gässchen, kleinen Läden, Bars und Restaurants: Italienisches Lebensgefühl pur!
Hochwinterlich präsentiert sich hingegen das Dorf Monte Spluga unterhalb des Splügenpasses in ca. 1.900 Metern Höhe. Oft ist das Erdgeschoss der wenigen Häuser unter einer dicken Schneedecke begraben. Man kann es kaum glauben, aber inmitten dieser unwirtlichen Gegend liegt die höchstgelegene Enothek Italiens: Das Hotel Ristorante Posta. Hier kann man auf 1.900 Meter Höhe zwischen über 1.000 italienischen Weinen auswählen. Es ist schon ein besonderes Gefühl, nach einem harten Skitag inmitten Unmengen von Schnee in wildromantischer Landschaft Wildgerichte "en gout" und eine Flasche Brunello di Montalcino zu geniessen.
Historisches:Der nahe gelegene Splügenpass war in früheren Zeiten einmal einer der wichtigsten Alpenübergänge. Spätestens seit dem Bau des San Bernardino Tunnels hat der Pass weiter an Bedeutung verloren.
Italien hat vor Jahren das Gebiet um die Talsperre des Lago di Lei an die Schweiz verkauft, die sich dadurch territorial leicht ergrößert hat. Im Gegenzug ist nach Errichtung der Staumauer durch die Schweiz den Italienern ein gewisser Prozentsatz der durch das Wasserkraftwerk produzierten Energie zugesichert worden. Diese wird aber angeblich nur Nachts geliefert, wo sie keiner braucht
Das Skigebiet hat in den letzten Jahren dank eines neuen finanzkräftigen Investors enorme Umgestaltungen erfahren. Einerseits sind fast alle veralteteten und schlecht erschließenden Anlagen durch moderne kuppelbare Anlagen ersetzt worden. Andererseits steht die PB auf den Pizzo Groppera, welche nicht nur in topografischer Hinsicht den Höhepunkt des Gebiets darstellt, auf der "Abschussliste". Durch die bereits erfolgte Schließung der ersten Sektion und des ESL Alpe Groppera - Cima Sole sind die berühmten Routen Canalone et al. bereits jetzt schwieriger zu wiederholen als früher.
Anfahrt:Vom Norden kommend ist die Anfahrt lang und beschwerlich, denn der Splügenpass hat Wintersperre. Von St. Moritz als Ausweichroute sind es über Malojapass und Chiavenna dann immer noch gut 1 1/2 Stunden Autofahrt. Die direkte Auffahrt von Chiavenna nach
Madesimo ist steil und sehr eng. Wenn man ein größeres Auto fährt, empfiehlt sich der kleine Umweg über Isola, denn auf der direkten Straße muss in den Kehren mit einem größerem Auto unter Umständen schon einmal rangiert werden.
Gebietsbeschreibung:^ Panorama-Karte
MadesimoDas Skigebiet von
Madesimo liegt zwischen 1.540 und 2.880 Metern Höhe und verfügt über insgesamt 50 km Pisten, welche von 1 Tunnel-Standseilbahn, 1 EUB, 1 PB und 9 SB´s erschlossen werden.
Obwohl 50 Pisten-km vom Ausmaß her ganz respektierlich klingen, ist das Skigebiet für den normalen bis sportlichen Skifahrer recht uninteressant, denn die Pisten oberhalb von
Madesimo und Motta sind genau genommen eher etwas langweilig. Einzig die SB Val di Lei erschliesst 3 bis 4 interessante Pisten. Wohl fühlen sich in
Madesimo eher Anfänger, die auf den Pisten in der unteren Etage ein ausreichendes Betätigungsfeld vorfinden und extreme Freerider. Letztere haben an den Hängen und Flanken des Pizzo Groppera einen außerordentlichen Wirkungskreis, welcher Vergleiche mit etablierten Freeride Zentren a la La Grave nicht scheuen muss.
Folgende Routen gelten als Klassiker:
1: Canalone (dt.: Großes Couloir)
2: Camosci (dt.: Gämsen-Route)*
3: Diavola (dt.: Teufelsroute)*
4: Le Streghe (dt.: Hexen-Route)**
5: Sotto i Cavi (dt.: Unter den Seilen)**
6: Fiammifero (dt.: Das Streichholz)***
7: Cavallina (dt.: Pferdekopf-Route)**
8: Groppera - Colmenetta*
9: L´Antenna (dt.: Die Antenne)***: Ca. 10 Min. Aufstieg zum Gipfel, unten dann nochmal 15 Minuten Gegenanstieg am Passo Angeloga
50: Angeloga*: 15 Minuten Gegenanstieg am Passo Angeloga
*) Lawinenausrüstung und -Erfahrung empfehlenswert
**) wie oben, zudem absolute Sicherheit auf Skiern erforderlich, Lebensgefahr bei Sturz, alpinistische Erfahrung bzw. Führer sehr empfehlenswert
***) wie oben, zudem: Sehr schwierige und extrem steile Route, stellt äußerste Anforderungen an Konzentration und Ausdauer. (etwas für Adrenalin-Junkies also
)
^ Routen 1 - 4.
+) Bergstation der PB Pizzo Groppera
O) Abzweig der Routen 5 - 8 (rückseitig)
^ Routen 5 - 8.
+) Bergstation der PB Pizzo Groppera
Hier noch ein paar weitere Bilder, die ich im März 2001 aufgenommen habe. Jener März war ein außergewöhnlich schneereicher...
^ Mittelstation Cima Sole der PB auf den Pizzo Groppera. Hier werden Skifahrer-Träume wahr.
^ Die Traumhänge der Camosci-Route (Nr. 2) bei idealen Bedingungen. Immer wieder 940 Höhenmeter Tiefschnee-Vergnügen.
^ Im Hexen-Couloir (Nr. 4)
^ Die Hexen-Route in ihrer ganzen Pracht. Aber Vorsicht: Vor ein paar Jahren ist hier ein einheimischer Bergführer von einer Lawine hinuntergespült worden. Zum Glück endete das Ganze "nur" mit einem Beckenbruch.
^ Abfahrt der Route Cavallina (Nr. 7). Der steile und immer enger werdende Trichter im obersten Streckenabschnitt verhindert, das viele Variantenfahrer die Route wagen. Schade, denn danach kommen ca. 700 Höhenmeter sorgenfreier Tiefschneegenuss pur.
^ Blick vom Groppera hinüber zum Pizzo Stella (3.163 m). An seinen Hängen rechts und links lassen sich hervorragende Skitouren unternehmen. Auch im Sommer!
^ Das L´Antenna-Couloir (Route Nr. 9). Erfordert 10 minütigen Aufstieg zum Gipfel bevor´s losgehen kann. Oben kostet eine oft meterhohe Gipfelwächte etwas Überwindung, in das ca. 45 Grad steile Couloir hineinzuspringen. Abbremsen dann nicht vergessen
Zudem ist bei dieser Variante die Uhrzeit wichtig, da südseitig. Ca. 10 - 11 Uhr ist es meist am sichersten.
^ Ende der Routen Nr. 9 und 50 (Antenna, Angeloga) in Frasciscio (1.340 m)
^ In Frasciscio lädt das einzige Bar Ristorante zur Einkehr ein. Hier kann man mittags lecker Pasta essen und auch den kurzen Rücktransport nach Campodolcino organisieren. Entweder Taxi rufen oder per Anhalter zurück, funktioniert auch. Von Campodolcino dann zurück ins Skigebiet mit der Tunnel-Standseilbahn über Motta.
^ Abendliche Auffahrt nach Montespluga. Soviel Schnee gibt´s hier öfters.
^ Im Zentrum Montesplugas. Der Eingang zu Italiens höchtgelegene Enothek war aber noch frei
Ab diesem Wochenende bin ich wieder dort, kann´s kaum erwarten!
Hoffentlich kann ich danach einen schönen Bericht posten