30.12.2006 - Pian di Vigezzo
'Neve-fa-niente'-Tour 2006 / 2007
Val Vigezzo... in vielfacher Hinsicht ein historisch relevanter Begriff für mich! Kennengelernt habe ich es 1993, als ich mit meinen Eltern im Sommer in Cannobio am Lago Maggiore im Urlaub war. Da mir als dreizehnjährigem Jungen etwas langweilig war - die Erholung tagelang im Hotelgarten zu sitzen brauchte ich damals nicht wirklich - fing ich an, die Wanderkarten der Umgebung zu betrachten - das habe ich schon damals geliebt. Insbesondere war ich natürlich auf der Suche nach Liften und Schigebieten und so dauerte es nicht lange, bis ich neben den anderen bekannten Gebieten wie Monte Tamaro, Cimetta, Monte Lema, Monte Mottarone etc. schließlich auch auf eine Bahn schon reichlich abgelegen in Richtung Alpenhauptkamm stieß, an der das magische Wort stand: Ovovia! Also überredete ich meine Eltern zu einem Ausflug - zu denen sie lieberweise immer wieder bereit waren - über die kleine Straße von Cannobio nach Santa Maria di Maggiore im Val Vigezzo, oberhalb dessen die Bahn startete. Die Fahrt entlang des Val Grande Nationalparks dauerte an sich schon ewig und von der beeindruckenden Landschaft hatten wir aufgrund der trüben tiefhängenden Wolken an diesem Tage wenig. Vor Ort mussten wir noch einmal trotz Wanderkarte eine kleine Oddyssey auf uns nehmen, um zu der reichlich versteckt gelegenen Talstation zu kommen (mittlerweile existiert eine neue Brücke von der Hauptstraße aus, die direkt zu der Bahn führt, damals musste man sich seinen Weg von den oberhalb gelegenen Dörfern aus suchen).
Vor Ort war ich erstmal etwas enttäuscht: ich hatte eine fixgeklemmte Stehgondelbahn à la Forcella Staunies erwartet. Dass ich etwas viel genialeres vor mir hatte, war mir damals nicht klar: eine Piemonte Funivie Eiergondelbahn vom Typ Alagna Belvedere - die erste kuppelbare Anlage überhaupt. Es war eine dieser klassischen Bahnen, die noch mit endlos vielen Gittermaststützen ausgestattet waren, jedes querende Tal hinab und wieder hinauffuhren und daher unzählige Stützencluster insbesondere von Niederhaltern hatten. Gerade diese faszinierten mich, stand doch an jedem Cluster ein großes Schild: "Attenzione! Passagio rumoroso!" Und das war nicht gelogen - so etwas lautes und klappriges habe ich davor und danach nicht wieder gesehen. Auch die Gondeln faszinierten mich mit ihrem Design, das an die alten Fiats der 50er Jahre erinnerte und aus denen mittlerweile faustgroße Stücke fehlten, durch die man hindurchschauen konnte. Die Stationen selbst waren ebenso beeindruckend: ein Krach, ein Lärm, eine Geräuschkulisse wie in einer großen Fabrikhalle. Unzählige sich drehende und bewegende Komponenten - faszinierend! Deutlich in Erinnerung ist mir auch noch die Schwerkraftbeschleunigung: die Gondeln hingen quasi bewegungslos am Einstieg, so dass man recht bequem auf die mit Wolldecken ausgestatteten Sitzplätze kam. Dann schob einer der Angestellten die Gondel auf die Beschleunigungsstrecke, das Ding raste ein kleine Rampe hinab und kuppelte unter unglaublichem Geschepper auf das Seil ein! Rattattattattattattattattattattatta!!! Die Niederhalter waren hinter uns, wir waren auf der Trasse. Die Fahrt dauerte eine halbe Ewigkeit, ich habe sie teilweise verfilmt (zum Glück!), kann allerdings das Video leider nicht digitalisieren. Oben fanden wir damals einen Haufen kreuz und quer laufender Schlepplifte und einen alten Doppelsesselift, dessen Trasse wir damals bis zur Hälfte folgten, bis uns das regnerische Wetter zur Umkehr zwang.
Neben diesen technischen Erinnerungen, ist mir aber etwas zweites geblieben, was ich später noch genauer versuchen sollte zu erforschen: diese einzigartige Stimmung dort oben. Die alte klapprige Bahn, mit der außer uns keiner fahren wollte, das Schigebiet, das ausgestorben im Sommer mit seinen toten Stützen vor sich hinschlief, vor allem dieser Sessellift, der einsam auf diesen kahlen, windigen Höhenrücken - die
Cima Trubbio - führte, über den Wolken und Regen peitschten: das alles hatte eine düstere, depressive Stimmung, die mich einerseits erschreckte, aber auch beeindruckte! (Meine arme Familie, ich fürchte, ich habe sie nicht das einzige Mal dort an einen so grauenvoll trostlosen Ort geführt). Im Prinzip begründete das etwas, was ich später weiter erforschen und in Bildern festhalten sollte: die Faszination von Schigebieten - gerade abgewrackten - im Sommer und vor allem Herbst. Alte rostige Anlagen, heruntergekommen, fast verfallen, die einsam an Nicht-Ort auf kahlen, windigen Höhenrücken stehen, Zeichen das einst Menschen dort waren und doch im Niemandsland. Kaum vorstellbar, dass diese bedrückenden Orte im weißen Schnee wunderschön, lebendig und voller Freude sein können. Dieser Kontrast bannt mich bis heute. Nicht zuletzt deshalb, ist die Bilderserie der Bocchetta Stationen vom September 2004 Kulminationspunkt dieser Entwicklung, derartige Orte bildhaft festzuhalten.
Ende 2006 kehre ich also nach dreizehneinhalb Jahren zurück. Die Ovovia ist 2004 durch eine EUB Leitner ersetzt worden, dies war mir bereits bekannt. Damit ist die letzte Piemonte Funivie Bahn der Alpen (Europas, der Welt??) endgültig verschwunden. Aber auch sonst hat sich so einiges geändert. Das Val Vigezzo ist an sich kein sehr reizvoller Ort. Es ist nicht hässlich, aber auch nicht gerade besonders schön - das ist aber auch nicht der Punkt. Ich habe festgestellt, dass es (in Italien) irgendwie was abgelegenere Gegenden angeht anscheinend zwei Sorten Tallandschaften gibt, die in einem recht exclusiven Verhältnis zueinander stehen (zumindest bin ich noch selten einer Mischung aus beidem begegnet). Entweder findet man solche Täler wie das Val Formazza, die einen trotz Abgelegenheit und reichlich zahmem Tourismus mit vielen ästhetischen Details beeidrucken, wo es kleine nette Alberghi gibt und man durch gute preisgünstige Restaurants und andere Besonderheiten überrascht wird. In solchen Täler kann man eigentlich hingehen, wo man will, man findet immer etwas Nettes.
Und dann gibt es diese Tallandschaften, die irgendwie auch nicht richtig blühen, aber industrialisierter sind, mit Großparkplätzen und Discountern, großen Gewerbegebieten und zersiedelten Strukturen. Dort wiederum kann man selbst in die oberhalb gelegenen Dörfer fahren, man findet seltenst hübsche Artefakte oder auch nur anständige Restaurants. Worum sich beides so ausschließt ist mir nicht klar, allerdings habe ich festgestellt, dass mir die Mentalität und Freundlichkeit der Leute, die sonst in Italien eigentlich sehr wichtig ist, gerade in diesen Tälern sehr zu wünschen übrig lässt. Das Val Vigezzo ist so ein Tal (das von Colliò übrigens auch). Die Menschen scheinen nicht auf Gäste eingestellt zu sein, vieles ist lieblos gemacht und man hat nicht gerade den Eindruck, wirklich willkommen zu sein. Die Leute sind nicht wirklich unfreundlich, aber einfach desinteressiert. Das Val Vigezzo ist eines dieser Täler, wo ich mich ungern aufhalte. Meine Freundin wollte abends noch unbedingt dort essen, nachdem wir Ewigkeiten an der Hauptstraße des absolut nichtssagenden Santa Maria di Maggiore langgelaufen waren, sind wir in der Nähe der EUB Talstation Essen gegangen. Das Essen war ok, aber nicht gut, und die Bedienung hat sich nicht wirklich für uns interessiert (außer die eine Kellnerin, aber das hat dann wiederum meiner Liebsten nicht gefallen!
).
Nun gut, von der großen Umgehungstraße fahren wir also an dem großen Parkplatz eines Discounters vorbei über die neue, etwas seltsam mitten in die Landschaft gebastelte Brücke, zur neuen EUB. Bis hierin finde ich das Tal eigentlich noch schrecklicher als ich es in Erinnerung hatte - zumal wesentlich mehr Gewerbefläche dazugekommen ist. Eine große Überraschung ist die neue Bahn! Eine so gelungene EUB Talstation habe ich noch nie gesehen!
Die Station nutzt zwar an sich die alte Ovoviastation, von dem eigentlichen Gebäude ist aber bis auf die Bar im Bild links unten nichts geblieben. Der gesamte restliche Teil des Gebäudes wurde abgerissen und komplett neu gebaut, die neue EUB startet nun auch eine Etage höher als früher die Ovovia und zwar auf einer Plattform. Dennoch ist das neue Gebäude nicht etwa ein nichtssagender Betonklotz, sondern höchstgradig stylish geraten. Allein der Einstieg auf der exponierten Plattform erinnert an frühere Korblifte und gefällt. Aber auch die Architektur mit ihren Schnitten und Winkeln ist ungewöhnlich, interessant und durchaus stilvoll. Nicht zuletzt die gelungene Farbgebung aus dem klassischen italienischen Seilbahnstations-Beige und einem kontrastierenden Cyan-Blau finde ich großartig. Das versetzt aufgesetzte Wärterhäuschen, die ungewöhnliche Rampe für die Garagierung, das interessant designte Metallgitter, das ebenfalls Cyanblau lackiert und nicht einfach bloß langweilig feuerverzinkt ist - das alles gibt der Station einen Stil, wie ich ihn wohl bei keiner anderen EUB Station der letzten fünfundzwanzig Jahre gesehen habe! Meines Erachtens hat diese hier einen Preis verdient - gerade in Zeiten total langweiliger Uni-G Massenware. Vor allem: es ist seit langem die erste Station, die nicht auf auf ein künstliches Terrainplateau gesetzt wurde, sondern an deren Rändern das Gelände seinem natürlichen Verlauf weiter folgt. Dadurch fügt sich die Station extrem gut in das Landschaftsbild ein! Ein kann es nur nochmal wiederholen: die mit Abstand aller gelungenste EUB Station, die mir in den letzten Jahren untergekommen ist.
Cool ist auch die außen verlaufende Treppe - sehr klassisch, sehr stylisch. Getrennt wird nach Ticketbesitzern und solchen, die noch eines erwerben wollen. Links oben im Gebäude befindet sich die Kasse.
Auf diesem Bild lässt sich die alte Ausfahrt erahnen. Der im Boden versunkene Betonrahmen stellt die Oberkante des alten Mauerwerkes dar, dass früher eine Ausschachtung seitlich stützte, aus der die alte Bahn aus dem unteren Geschoss hervor kam. Ebenfalls noch gut zu erkennen: die alten Niederhalter Fundamente.
Trasse wie immer mitten durch den Ort. Im Hintergrund die neue Brücke, die das Finden und Anfahren der Station heute wesenlich erleichtert.
Das Schigebiet am Pian di Vigezzo in seiner heutigen Form. Als Zubringer dient - wie schon erwähnt - eine Leitner EUB 8, die die alte Piemonte Funivie EUB 2 von 1964 ersetzt. Ursprünglich und so auch noch bei meinem Besuch 1993 fanden sich direkt am Pian di Vigezzo eine Unzahl kleiner Schlepplifte, die in teils aberwitzigen Kurventrassen mit extrem kurzen Strecken die umliegenden Hügelchen erschlossen. Skifahrerisch wohl kaum praktisch, aber irgendwie in seiner Individualität - nicht zuletzt aufgrund der Herstellervielfalt - auch wieder nett. Seit Anfang der 70er Jahre war dann die zentrale Anlage des Gebietes, die Leitner DSB
Cima Trubbio auf den gleichnamigen knapp über zweitausend Meter hohen Höhenrücken, betriebsbereit. Dieser Zustand hatte sich bis 1993 nicht verändert, und bereits damals machte das Gebiet wie berichtet ein höchstgradig maroden und düsteren Eindruck. In den Folgejahren kam dann noch links an einem Nordhang die SACIF DSB
Cima 2 hinzu, die unterhalb des unterersten der Schlepplifte startet und auf denselben Kamm zurückführt.
Wie es bis 2004 genau weiterging, weiß ich nicht. Ich habe die Vermutung -und meine auch etwas entsprechendes gelesen zu haben -, dass das Gebiet zeitweilig völlig stillgelegt war. Insbesondere der Zustand der DSB
Trubbio - dazu später Bilder - lässt auf eine lange wartungsfreie Periode schließen, da normalerweise keine in Betrieb befindliche Anlage derart verkommt (auch nicht in den hintersten Winkeln Italiens, so schlimm sah nicht mal der Balmakorblift am Ende seines Lebens aus!
). Dagegen spräche allerdings, dass zum einem die EUB als Zubringer zu der kleinen Siedlung am Pian di Vigezzo gebraucht wurde, zu der meines Wissens keine Straße führt, und zum anderen, dass jedenfalls 2004 genau jenes magische 40. Jahr war, in dem die Bahn ohnehin hätte generalüberholt oder ersetzt werden müssen. Trotzdem heißt es in einem offiziellen Dokument "riappertura" des Schigebietes, was zumindest hinsichtlich aller anderen Anlagen auf eine zweitweilige Aufgabe schließen lässt.
2004 wurde dann auch radikal modernisiert - so aufwendig, dass wohl Fremdgelder, vermutlich der Gemeinde oder Region, im Spiel gewesen sein müssen. Nicht nur die neue EUB wurde gebaut, auch eine weitere DSB - in jahrzehnte-alten Plänen schon mal als Projekt hinführt - kam hinzu. Es ist dies die Leitner Anlage Arvogno, die nicht nur eine höchst interessante Piste erschließt, sondern auch einen zweiten Zugang ins Gebiet über eine Stichstraße ermöglicht, so wie ich es verstanden habe. Außerdem scheint auf diese Art und Weise ein Großteil der ehemaligen Talabfahrt reaktiviert worden zu sein. Auf alten Luftbildern ist nämlich bereits vor dem Bau der DSB eine entsprechende Schneise zu sehen und alte Prospekte zeigen eine Talabfahrt in diesem Sektor. Vermutlich diente die Forststraße im unteren Teil als restliche Abfahrt. Schlussendlich wurden bei dieser Gelegenheit sämtliche Schlepplifte abgerissen, wobei mit Ausnahme des Gugnin Übungsliftes direkt an der EUB-Station, kein Ersatz folgte. Damit sind zum einen einige Beschäftigungsanlagen weggefallen, deren Pisten aber größtenteils noch erhalten sind, zum anderen dann aber auch bestimmte Pistenstücke verloren gegangen (wenn auch nicht so wesentliche) und teilweise Pisten nur noch über Ziehwege von der DSB
Cima 2 aus zu erreichen (was ärgerlich ist!). Ebenfalls in dieser Zeit dürfte der massive Ausbau der Beschneiung erfolgt sein.
Ein erster Blick auf das Pian di Vigezzo, keine Wetterbedingungen, die es sonderlich schön aussehen lassen, wobei der geneigte Leser das Ende der Berichtes abwarten möge...
Da der Tag als solcher nicht so sonderlich erlebnisreich war, beschränke ich mich großteils auf eine detailliertere, bebilderte Beschreibung der einzelnen Teile des Gebietes. Insgesamt kann man sagen, dass das Schigebiet in seiner Vielfältigkeit und Größe sowie der geschickten Nutzung des vorhandenen Geländes sehr überrascht. Ich kann in keiner Weise behaupten mich dort gelangweilt zu haben, im Gegenteil - und dass obwohl die neue DSB Avogno mangels Schnee leider geschlossen war.
Erstmal ein kleiner Überlick über die aktuelle Lage:
Dies ist ein Blick aus der DSB
Trubbio in deren Mitte. Der ganze
Trubbio Sektor, v.a. die Rückseite ist hier also nicht zu sehen. Dafür erkennt man den Sattel "Pian di Vigezzo", wo sich die Bergstation der EUB befindet. Rechts folgt der kleine Übungsschlepper und dann die DSB
Cima II. Wesentlich weiter rechts außen nicht sichtbar erschließt die DSB Avogno noch einen eigenen, nicht zu unterschätzenden Sektor.
Dies ist eine ungefähre Rekonstruktion des Maximalausbaus an Schleppliften, den ich aus alten Photos und Karten zusammengereimt habe. Im Bereich rechts des Pians sind also im wesentlichen keine Pisten weggefallen, da diese auch heute noch durch die
Cima DSB bedient werden. Allerdings muss man nun stets lange Ziehwege fahren, was auf Dauer nervt und die ein oder andere Beschäftigungsanlage wäre eigentlich schon ganz nett. Auch sind sind die Kuppen nicht mehr erschlossen, was nicht wirklich ein Verlust ist, aber als Aussichtspunkt sicher nett wäre. Vor allem die steile Kurvenschlepplifttrasse muss beeindruckend gewesen sein! Links hingegen fehlen zwei SL, die eine herrlich exponierte Panoramapiste erschlossen haben - und diese ist heute größtenteils verloren, die unteren zwei Drittel lassen sich durch eine lange Schrägfahrt durchs Gelände noch rekonstruiren, das ist aber nicht gerade das Gelbe vom Ei. Ganz früher muss es nach einer alten Karte noch einen weiteren langen Sessellift gegeben haben, der parallel vom Tal aus hinaufführte und vom Gebiet "Vigezzo" aus erreichbar war. Andersherum bestand aber wohl der Karte nach keine Verbindung, wobei möglicherweise ein kurzer Anschlussschlepplift existiert haben könnte, der in der auch ansonsten nicht gerade genauen Karte vergessen wurde.
Zurück zum Schigebiet. Wie auf der ersten von mir gezeichneten Karte oben zu sehen, teilt sich das Gebiet in drei Sektoren: a) den steilen Talkessel mit den Waldkuppen, der früher durch die SL und heute durch die DSB
Cima II erschlossen wird; b) den Sektor der neuen DSB Avogno, im Bild kaum sichtbar und c), den Trubbiosektor an der langen DSB. Im folgenden werde ich mal versuchen, ein bisschen die Sektoren vorzustellen.
Der Talkessel unterhalb des Pian di Vigezzos ist größtenteils westseitig und teils nordseitig gelegen und wird von mehreren breiten, autobahnmäßig ausgebauten, aber dennoch interessanten und vollbeschneiten Pisten bedient. Im oberen Bereich kreuzt die DSB
Trubbio. Unten vereinen sich alle Pisten an der DSB
Cima II, von wo aus man über einen Ziehweg zurück zum Pian di Vigezzo kommt, oder aber der Piste in den Avogno-Sektor, die wundervoll oben auf einem Grat verläuft, folgen kann. Auf dieser zweigt im oberen Drittel ein Ziehweg zurück zur DSB
Cima II ab.
Im oberen Bereich des Talkessels, die EUB Bergstation und die Siedlung befinden sich genau links außerhalb des Bildrandes. Im Vordergrund des DSB Trubbio. Oben auf den Hügelkuppen kommt der Ziehweg von der Cima II zurück - dort standen auch frühere einige der SLs.
Eine der vollbeschneiten Autobahnpisten im unteren Teil. Diese Pisten sind durchaus steil und bieten anspruchsvolle Passagen, wenn sie sich auch für Wiederholngsfahrten aufgrund des Ziehweges oben nicht wirklich eignen.
Blick aus der Cima II DSB auf den Talkessel. Links oben die Cima Trubbio mit der DSB, rechts im Sattel die EUB Bergstation. Im Vordergrund die Autobahnpisten, ab der Kuppe unten links bis zum Pian Vigezzo führte früher ein SL, der Wiederholungsfahrten ermöglichte. Auf den Sattel links dahinter führten zwei weitere SL, deren Piste heute leider verloren ist.
Bergstation der SACIF DSB Cima II.
Wundervolle Panoramapiste auf dem Sattel bei der Cima II, die die Verbindung zum Avogno Sektor ganz außen herstellt. Im Hintergrund der Monte Rosa.
Blick zurück zur Bergstation der Cima II.
Weiterer Verlauf der Piste, immer noch großartig trassiert! Hier ist die neue Leitner DSB Avogno sichtbar, die heute leider nicht in Betrieb ist. Hinter der letzten sichtbaren Kante zweigt der Ziehweg ab, der zurück zur Cima II führt.
Der Höhepunkt des Gebietes im wahrsten Sinne des Wortes ist die DSB
Cima Trubbio. Sie hat diesen merkwürdigen Südalpenstyle, den ich so mag. Ein verrostetes, verwittertes Ding, das sich erst durch Täler und Bachläufe zieht, um dann den einsamen steilen Höhenrücken zu erklimmen, auf dessen ausgesetzten, windigen Grat sie noch mehrere hundert Meter entlang führt, ohne Höhe zu gewinnen. Interessante Trassierung, die heute sicher auch nicht mehr so realisiert würde. Auf der Rückseite führen teils versteckt zwei schön trassierte Pisten zurück, die allerdings einige Schrägfahrten entlang des Hanges erzwingen, da die DSB im obersten Stück ja keine Höhe mehr gewinnt.
Talstation der Cima Trubbio - ein wirklich hässlicher Betonklotz! Diese Bahn trug schon 1993 wesentlich zu dem kaputten düsteren Style des Gebietes bei, der selbst bei Sonne und Schnee aufgrund dieser einsamen maroden Anlage nicht ganz überstrahlt wird. Aber gerade im oberen Teil auf dem verlassenen Höhenrücken hat das auch wieder eine faszinierende Stimmung zur Folge! Interessant auch der Schriftzug "Alt! Controlo Biglietto!" - fast wieder deutsch irgendwo oder?
Querung des Talkessels und hässlicher Stationskomplex.
Schrägfahrt und Querung von Bächen und Tälern, bis der Höhenrücken erklommen wird.
Blick zurück - eine tolle Perspektive! In der Mitte im Sattel Pian Vigezzo mit EUB Bergstation, DSB Talstation und dem Übungslift. Rechts unterhalb der Talkessel mit den Autobahnpisten, darüber die Hügelkuppen, wo früher die SL standen und heute der Ziehweg von der Cima II zurück zum Pian verläuft. Links des Pians die weiten Hügelflächen, deren Pisten nach Abbau der SL verloren sind.
Ehemalige SL Hänge.
DSB 'Event Horizon', die aus der Hölle zurückkam.
Wisst ihr jetzt, warum ich meine, dass diese DSB echt einen böse düsteren Style hat? Allein dieses total verwitterte heruntergekommene Betongebäude mitten in der Einöde auf dem kahlen Hochplateau - wie kann etwas nur so menschenfeindlichen wirken? Übrigens eine interessante Bauweise für eine Leitnerstation - habe ich so noch nie gesehen!
Die linke der beiden Abfahrten führt abgelegen die Rückseite der Cima Trubbio hinab und quert dann unten über einen Sattel zurück in das Haupttal. Die obere folgt der DSB auf dem Kamm, und stößt dann direkt die Frontflanke hinunter.
Hinter dem Sattel, links verdeckt das Pian, vis-à-vis der Kamm mit der Cima II, recht erkennt man den Ziehweg, der von der Avognopiste zurück zur Cima II führt. Die Avogno selbst kommt aus dem verdeckten Tal am rechten Bildrand hinauf. Im Hintergrund wie so oft der Monte Rosa.
Von dem Schigebiet bin ich bisher relativ angetan. Sehr abwechslungsreich, deutlich weitläufiger als ich gedacht hatte, interessante Pistenverläufe und verspieltes Gelände. Einzig die Ziehwege nerven etwas. Dafür fasziniert mich gerade zu magisch der dunkle Style der
Cima Trubbio... irgendwie ein im Verborgenen böser Ort! Die erste Enttäuschung kommt gegen Mittag! Es gibt nur ein Restaurant (alle anderen sind geschlossen) und das ist so eine düstere Bude im Keller der EUB-Bergstation. Unfreundliches Personal serviert kalte und extremst mittelmäßige Lasagne, die für eine handgroße Portion 7,- € (!!!) kostet. Ich bin richtig sauer. Das Val Vigezzo kann mich echt mal was Gastfreundschaft angeht. Das ist mal gar nicht Italien, wie ich es kenne. Vor allem gibt der Typ bei jedem Essen immer 7,- € ein! Die jeweilige Differenz geht vermutlich in seine Tasche. Echt, der Laden geht gar nicht.
Allerdings hängen dort wie so oft interessante alte Bilder, deren Repro mir allerdings mangels Licht nur sehr mäßig gelingen will.
Die rechte der beiden Autobahnen mit dem damaligen SL, der wohl hinter den Bäumen auch eine Kurve machte. Alle Bilder stammen etwa von 1970.
Unmittelbar vor der EUB Bergstation, mit den schönen alten Piemonte Funivie Gondeln. Im Hintergrund die Hügelkette, über die der Ziehweg von der Cima II DSB kommt. Der SL vorne wurde durch einen neuen Leitner ersetzt, der hintere SL kommt von den Autobahnpisten aus dem Talkessel und wurde ersatzlos abgerissen.
'Nuovo Seggiovia Al Trubbio' - tja, man will es kaum glauben!
Talstationsbereich der alten Piemonte Funivie EUB - man erahnt die unterirdische Ausfahrt.
Pian di Vigezzo, ca. 50m vor der Bergstation.
Die alte Bergstation, der untere Teil steht noch - dort ist die widerliche Bar - der obere Teil wurde abgerissen, auf der Plattform steht jetzt die Leitner EUB.
Das Wetter verschlechtert sich langsam, die Cirren einer nahenden Front jenseits des Alpenhauptkammes kündigen es an. Wir fahren noch einmal mit der DSB
Trubbio - bereits hier wird die düstere Bedrohlichkeit des Ortes intensiver...
Die letzte ausgesetzte Passage der DSB auf dem einsamen Grat.
Blick auf den Monte Rosa und das Tal bei Domodossola. Auf dem vorgelagerten Hügel ist das Schigebiet von Domobianca zu sehen, das ich morgen besuchen werde. Zwischen den Dreieinhalbtausendern dahinter liegt versteckt in einem Hochtal unser Hotel.
Die rechte der beiden Abfahrten an der Cima Trubbio, die die Frontflanke hinab führt - ein Heidenspaß, diese oben enge und insgesamt ausgesetzte Piste! Im Hintergrund die verlorenen SL Hügel.
Nach dieser schönen Abfahrt gönnen wir uns auf Wunsch meiner Freundin noch einmal die schöne Piste auf dem Grat an der DSB
Cima II.
DSB Cima II Bergstation.
Piste mit Blick auf den Monte Rosa.
Rückweg über die Hügel von der Cima II zum Pian die Vigezzo. In diesen Hügeln standen die SL, gegenüber erkennt man meines Erachtens auch noch eine der alten Trassen, und zwar die des Kurvenschleppliftes.
Cima Trubbio.
Meine Freundin mag an dieser Stelle den Schitag mit etwas Espresso in der Bar beenden. Mich aber reizt die aufziehende Schlechtwetterfront mit ihrer stillen Drohung. Was für eine Stimmung - dieser Ort bewahrt seine Düsterkeit selbst im Winter.
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Nur ungern verlasse ich diese Gendankenwelt, und komme auf meine Berichterstattung zurück... ich beende den heutigen Skitag auf Einladung meiner Freundin mit Grappa und Espresso. Der im anderen Teil der Bar wesentlich freundlichere Barman erzählt mir auch noch einige Kleinigkeiten über die Geschichte des Gebietes, die ich in diesen Bericht eingearbeitet habe. Anschließend heißt es anstehen an der EUB, aber nicht lange. Auch die Bergstation ist übrigens großartig gelungen - wiederum auf einer Plattform, dennoch beinahe ebenerdig zu erreichen, interessant ins Gelände eingefügt, cool designt und mit netten Details: beispielsweise dem Restauranschornstein mitten zwischen den Beschleunigungsstrecken oder der wirklich roots-mäßigen Betonausparung für den Gondelumlauf!
Man beachte den Schornstein hinten.
Wie geil ist diese Aussparung für die Gondeln? Roots!!
Alt und neu im Vergleich.
Abfahrt....
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Was fehlt?....
Was klingt in Gedanken nach?....
"Mich aber reizt diese düstere Stimmung" ...
... - ... die aufziehende Schlechtwetterfront mit ihrer stillen Drohung. Was für eine Stimmung - dieser Ort bewahrt seine Düsterkeit selbst im Winter.
...ich muss zurück an die
Cima Trubbio... ich will diese düstere Stimmung dort oben in Bildern bannen... eine weitere Serie über das verwitterte Verkommen, Verfall und Vergänglichkeit im eisigen Wind der einsamen südlichen Höhen... denen das Licht doch zugleich eine einzigartig fremde magische Schönheit zurückgibt, die sie eigentlich nicht verdienen...
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M e i d e t . d i e . v e r w u n s c h e n e n . P l ä t z e . . . . i n . d e r . a u f z i e h e n d e n . F r o n t . s a h . i c h . f ü r . d e n . B r u c h t e i l . e i n e s . M o m e n t e s , w a s . s i c h . d o r t . o b e n . w i r k l i c h . v e r b i r g t . . .
'Cold be hand and heart and bone,
and cold be sleep under stone:
never more to wake on stony bed,
never, till the Sun fails and the Moon is dead.
In the black wind the stars shall die,
and still on gold here let them lie,
till the dark lord lifts his hand
over dead sea and withered land.'
... Liebe Kinder, gute Nacht!