Am nächsten Tag war – zunächst letztmalig – ordentliches Wetter, wenn auch weiterhin sehr warm, angesagt. Daher stand ein besonderes Schmankerl gleich zu Beginn frühest möglich auf dem Programm: Bettolina alta.
Also mit dem Sessel auf die Bettaforca hinauf, Felle aufziehen und gemütlich zum Passo Bettolina hinaufgehen. Dort beginnt eine herrliche Panoramatour zurück nach Staffal. Mehr oder weniger durchgehend südostseitig exponiert und daher morgens perfekt aufgefirnt, die Nacht war hier oben kalt genug gewesen. Frühjahrsski perfekt bei tiefblauem Himmel.
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Nach ca. der Hälfte wurde der Schnee dann sehr weich, es hatte über Nacht weiter unten offensichtlich nicht hinreichend gefroren. Dennoch blieb der Schnee recht gut fahrbar und wir erreichten gut gelaunt Staffal. Wir hatten den Ruf der Wärme verstanden und so war der Indren unser nächstes Ziel bzw. unser nächster Startpunkt. Die kühle Balma hatte es uns angetan. Hier die neue Indren Bergstation – aus dieser Perspektive (bis aufs Dach) irgendwie alles andere als neu erscheinend. Ob das Absicht war?
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Und richtig, auch auf dem südseitigen oberen Teil der Balma war die Schneequalität leicht firnig über jeden Zweifel erhaben. Und wir waren heute erst die zweiten auf der Balma – das ist der Vorteil ohne Balma Lift.
Hier ein Blick zurück
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und nach unten in die Balma-Schüssel – ein Frühlingskigenuss bei blauem Himmel. Die Wolken hielten sich zum Glück auf Distanz.
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Beim Zurückschieben nach Bocchetta war dann großes Kino vom Aussichtsbalkon angesagt: südseitig donnerten Nassschneelawinen im 5 min – Takt zu Tal.
Und weil die Balma so schön war, gleich nochmal, diesmal vom Salati aus mit kurzem Aufstieg. Wie man sieht, hält sich der Andrang in engen Grenzen...
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-also Platz genug für eigene Spuren in der dünnen Pulverschneeauflage, ja nordseitig war der Schnee noch nicht angetaut.
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Der Einstieg ins Couloir ist ganz ordentlich geneigt und hat heute ein paar Buckel. Aber der Rest war wieder perfekt: fester Pulver frisch überzuckert.
Danach ließen wir es via Canale Grande ausklingen, ein perfekte Skitag ging zu Ende.
Der nächste Tag brachte entgegen der Wettervorhersage wieder dichte Wolken und Nebel, also war wieder Pistenfahren angesagt. Da für die nächsten beiden Tage aber noch schlechteres Wetter angesagt war und ab und zu kleine Nebellücken auftraten, hab ich am Nachmittag die Felle ausgepackt und bin zum Passo Zube hoch. Oben angekommen war der Nebel natürlich wieder da. Die Abfahrt ging direkt nach Pianalunga, der Schnee war fest und griffig mit nur wenigen harten Stellen und ohne Steine. Durch diese hohle Gasse muss es gehen...
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Und es ging, sehr gut sogar, trotz Zwangskurzsichtigkeit.
Über Nacht hatte Frau Holle es gut mit uns gemeint und uns so 10 – 25 cm Neuschnee geschickt, oben pulvrig unten nass. Auch auf den Pisten gabs das frische weiße Zeugs – ergo nix wie rauf auf den Salati und rein ins Olental. Kaum jemand hatte den Weg durch den Nebel ins Olental gefunden, d.h. viel Platz für viel Vergnügen im frischen Pulver. Gerade eine Handvoll Spuren mögen drin gewesen sein, jedoch war Fahren mit viel Gefühl angesagt, dann gesehen hat man wenig. Nach drei mal Olen war jedoch das meiste schon wieder verspurt, so dass ich mich zur Punta Indren aufgemacht habe – die Bahn lief tatsächlich. Eine Balma bei Neuschnee, was kann es besseres geben? Natürlich gute Sicht auf der Balma bei Neuschnee. Ok, heute nicht. Dafür war nur eine Gruppe von drei Skifahrern bisher die Balma gefahren. Sie haben die linke Variante gewählt, also ich zur rechten und rein ins Pulververgügen. Pulver vom Feinsten bis zum Balmaboden. A Traum trotz mieser Sicht.
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Unten wieder auf die Spur der Dreie und gemütlich zurück nach Bocchetta...
So habe ich mir das vorgestellt, schön wärs gewesen. Aber die Spur ging tiefer und tiefer, und es wurde mir klar, dass die wohl nach Alagna runter gefahren sein müssen. Ich indes hatte das nicht vor und so machte ich mich auf den mühsamen Weg nach Bocchetta. In 20 cm Pappschnee den Weg zurückspuren, zudem bei miserabler Sicht – ich habe mir das Balma-Vergnügen nachträglich noch hart verdienen müssen.
Danach wieder zum Indren und durch den Nebel über den Canale d’Aquila zurück nach Stafal. Direkt nach dem Canale rissen die Wolken auf und gaben den Blick auf den Schlusshang preis. Ein kleines Schmankerl zum Schluss - ich hab's so genossen, dass ich das Fotografieren vergessen habe
.
Der nächste Tag brachte dann den angesagten starken Schneefall – Indren blieb geschlossen. Morgens war es noch warm, unter 2200 m schneite es sehr feuchten Schnee. Daher weg von der Bettaforca und rüber zum Salati und in den Pulver – und die dichten Wolken und den frischen Wind. Da das Olental offensichtlich alle Freerider anzieht habe ich es gemieden und habe mich der Gabiet-Seite gewidmet. Dort gibt es ja ebenfalls schönste Hänge – und niemand der sie an dem Tag nutzte. Bei knietiefem Pulver und dichter Beschneiung von oben ein besonderes Flair, man muss es erlebt haben...
Gegen Mittag wurde dann aber die Sicht noch schlechter und der Wind immer stärker – die Salati-Gondel kam an die Grenze. Also ab nach Pianalunga auf der Piste, an Olental abseits der Pisten war nicht zu denken. Aber auch die Piste war leer, nur ein paar Unentwegte trieben sich darauf herum. Ergo fand sich Pulverschnee direkt auf der Piste. Der Funifor hat sich bei diesen Bedingungen bestens bewährt, trotz Böen von bis zu 17 m/s gings volle Kraft bergauf. Da hat es gut gepasst, dass ein Doppelmayr – Mitarbeiter gerade die Funktion des Funifor 2 videofilmenden kaufinteressierten Japanern erläutert hat. So konnte er auch die klemmende Tür beim Ausstieg öffnen
Nach drei Abfahrten hatte der Wind Sturmstärke erreicht und Monterosaski folgendes Schild aufgehängt:
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Trotzdem! war die Salati-Gondel noch langsam in Betrieb – zur Talbeförderung, was von einigen der wenigen Skifahrern in Anbetracht der Weltuntergangsstimmung in Anspruch genommen wurde. Ich dagegen bin runtergefahren, der erste recht steile Hang war echt heftig, bei vollem Gegenwind trotz Schussfahrt kaum Beschleunigung.
Der Sessellift zur Bettaforca war schon außer Betrieb und die Sesseln verstaut. Da aber einige nach Champoluc mussten wurde er gegen 16 Uhr nochmals angeworfen. Und während der Wartezeit auf die Sessel – klarte der Himmel urplötzlich auf und die Sonne kam heraus, der Wind legte sich.
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Dadurch kam ich in den Genuss einer letzten Abfahrt bei Sonne und einem trotz Wind nur leicht verfestigten Pulverschnee – Juchee.
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Der morgige Tag, was mag er bringen?
Zunächst einmal warten: um 8:45 war der Parkplatz schon gut gefüllt und die erwartungsfrohen Freerider mussten vor der verschlossenen Seilbahnstation warten, vermutlich weil noch Lawinen gesprengt werden sollten.
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Aber nach kurzer Wartezeit öffneten die Pforten und über Gabiet fuhren wir direkt zum Salati hoch. Von dort schnell übers Rifugio Guglielmina ins Olental. Nur wenige Skifahrer hatten schon ihre Spuren in die leicht windgepressten 50 cm Pulverschnee gelegt. Ein Gedicht!
Aber der Run auf das Olen Tal setzt jetzt voll ein. Scheinbar alle Skifahrer und Boarder aus Alagna und Gressoney wollen ihre Spur ins Olen Tal legen. Daher war klar, ein 2. Mal wird’s nichts bringen, was anderes muss her! Lage auf dem Salati sondiert, keine Fußstapfen erkennbar, also ein paar Schritte aufsteigen bis zum Eingang zur Balma. Zeitgleich hatten zwei Bergführer mit ihren Gruppen die gleiche Idee. Nachdem ich im Eifer des erwartungsfrohen Aufstiegs meine Stöcke unten gelassen hatte musste ich nochmals zurück und in der Gruppe mit aufsteigen. Egal, Gruppen sind ja meist, so auch hier, etwas langsam und so konnte ich doch als erster den Einstieg erreichen und ... mmmhhh
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Lecker!
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Und die Meute schläft nicht...
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...wie Ameisen fallen sie über den Hang her.
Auch ab Bocchetta geht heute noch der eine oder andere Ausritt ins Gelände
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Also wieder rauf zum Salati und wieder zur Balma, allerdings auf anderem Weg und für Faule ohne Aufstieg. Drei freundliche Skifahrer hatten schon einige Steine zur Rechten freigelegt, so dass die Hinderniss klar erkennbar waren. Die Einfahrt gestaltet sich daher bequem und steinfrei. Schön steil und tiefer Pulver – ein Genuss wie selten.
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Wie ist das noch zu toppen???
Auf zum Indren!! Balma vom Indren. Also 2x rauf UND... noch keine Spuren zur Punta Indren. Also nix wie los. Ach ja, 2 (andere) Bergführer mit ihren Gruppen hatten wieder die gleiche Idee. Ihre Begeisterung ob unserer Idee hielt sich in Grenzen – wir haben uns dafür artig fürs Spuren bedankt und ihnen abschnittsweise auch den Vortritt überlassen. Die Balma bietet ja wahrlich genug Platz. Was für ein Erlebnis, die Balma nach Neuschnee mit als erste zu befahren!
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Vom Salati nach Gabiet durch feinsten Pulver – der Wind muss dort schwächer gewesen sein – zur Alpe Endre und weiter zur Bettaforca.
Was unterscheidet Monterosaski trotz freerideparadise von anderen Gebieten?
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16:30, Betriebsschluss an der Bettaforca und wir ziehen die ersten Spuren in den schönen Starthang direkt unter dem Lift. Ein viel zu kurzer perfekter Freeridetag schließt einen tollen Urlaub ab. 14 Tage Skifahren am Stück, Pulver, Firn, Neuschnee, keine Ausfalltage, neue Routen, lange Abfahrten, steile Rinnen, kaum Betrieb und die Erfahrung des absolut relaxten Skifahrens unter meist sehr guten, kontrolliert fahrenden Skifahrern (und Boardern), was kann man mehr wollen? Vielleicht dass sich auch anderswo diese entspannte rücksichtsvolle Atmosphäre einstellen möge und sich auch im nächsten Winter ein ähnlicher Urlaub einrichten lässt.