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Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur
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Seite 1 von 2

Autor:  Nordlicht [ Mo, 23.03.2009, 21:14 ]
Betreff des Beitrags:  Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur

Nach Durchsicht der verschiedenen Freeride-Berichte habe ich mir mal ein paar Gedanken zum Natur-,speziell Wildschutz gemacht.
Auf der einen Seite sind die Berichte natürlich sehr faszinierend, auf der anderen Seite
wird durch das Skifahren abseits der Pisten die Natur,insbesondere das Wild doch schon stark beeinträchtigt bzw gestört. Die Alpen sind schon stark durch Bergbahnen u. ä. erschlossen. Muss denn jetzt auch jeder Naturraum dazwischen genutzt werden ?
Gerade bei der jetzigen Schneelage verbrauchen die Tiere bei jeder Störung extreme Energie,und das Nahrungsangebot ist sehr bescheiden.
Ich bin Pistenfahrer und habe darum schon manchmal ein schlechtes Gewissen wegen der Natur-Störung.
Wie seht Ihr das ? Würde mich über Meinungen freuen.

Autor:  missyd [ Di, 24.03.2009, 20:35 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur

Die genau gleiche Frage habe ich mir auch schon gestellt .... ?! :?

Also ich selber möchte nicht dort runterfahren wo ich weiss dass es das Wild in der Schutzzone stören würde (z.B. im Wald).

Autor:  helmut [ Di, 24.03.2009, 21:26 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur

Gämsen bevorzugen im Winter meist abgeblasene Rücken oder gleich irgendwelche Felswände. Beide Geländeformen gelten nicht gerade als ideales Skigelände. Persönlich habe ich Gämsen (wie auch Steinböcke) beim Skifahren eigentlich noch nie aus ganz naher Entfernung gesehen (im Gegensatz zum Sommer, wo sie durchaus gerne mal seelenruhig im (Kletter-)Weg herumstehen).

Mit dem Rotwild ist das was anderes, das ja im Wald gehegt und gepflegt wird. Im Winter hält sich Rotwild - aus naheliegenden Gründen - meist an den Fütterungsstellen auf. Skiabfahrten und Skitouren umgehen diese meist grossräumig.

Es gibt auch Skitourenberge (z.B. am Göller in Niederösterreich), wo es - ähnlich zu den gesperrten Wald- und Wildschutzgebieten in Nähe von Pistenskigebieten - Ruhezonen gibt, die nicht befahren werden sollten (da gibt es dann einschlägige Hinweise, dass man nicht versehentlich diese Zonen für Aufstieg/Abfahrt wählt).

Generell wird bezüglich Wild und der angeblichen Problematik mit Skifahrern gerne von einer gewissen Lobby (Jägerschaft) übertrieben (siehe auch Jägerlatein :wink:). Leider lassen sich Naturschützer nur zu oft vor den Karren der Eigeninteressen der Jagdlobby spannen.

Persönlich hab ich nichts gegen Wild (esse ich auch gerne). Tatsächlich ist das Wild sogar der natürliche Verbündete des Skifahrers, da ja das Wild gerne mal an den frischen Trieben der jungen Bäumchen knabbert. Dadurch reduziert das Wild die Aufforstungsgeschwindigkeit von freien Flächen im Wald :wink: . Und dichter Wald und Skifahren ist ja auch nicht perfekt kompatibel.

Autor:  Fab [ Di, 24.03.2009, 23:28 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur

Habe vor zwei Wochen morgens Gämsen aus dem Matterhorn-Express in Dorfnähe beim Hennu-Stall gesehen!!!
Zufälligerweise war die Frau/Freundin eines Försters aus Z in der Gondel. Die sagte dieser Winter sei eine Katastophe fürs Wild. Der Förster habe schon viel von Füchsen aufgebrochene Tiere gefunden.
Früher Wintereinbruch, viel Schnee und eine ungewöhnlich lange Kälteperiode haben das Wild schon sehr geschwächt und die ständigen Störungen durch die Freerider gäben den Rest.
Den Energieverlust durch 4-malige Störung pro Tag können die Tiere nicht ausgleichen.

Auf meinen kaltschnäuzigen Einwand "Zermatt ist eben ein Industriegebiet und dafür schauts doch ganz gut aus" hab ich von den Mitfahrern böse Blicke geerntet. Restlos unbeliebt hab ich mich mit der Bemerkung gemacht "Hier entstehen, evolutionär bedingt, nicht störbare Gämsen"

Autor:  3303 [ Di, 24.03.2009, 23:45 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur

helmut hat geschrieben:
Persönlich hab ich nichts gegen Wild (esse ich auch gerne).....

:lol:

Also, die von mir im "Prison & Jail" Bericht erwähnten Schutzzonen beschränken sich auf die Wälder. Ob sie auch abseits der Skigebiete erlassen wurden, weiß ich nicht.
Jedenfalls existiert vom Kanton sogar eine Positivliste, die die von als Führer tätigen Personen legaler Weise zu benutzenden Areale etc. regelt. Da sind beispielsweise sämtliche Abfahrten oberhalb der Waldgrenze im Gebiet Corviglia mit drin. (nur wo endet das Gebiet?) Das wäre also schonmal alles im grünen Bereich, von der rechtlichen Seite her. Ob der Wald, wo Ihr die Lawinenschneisen befahren habt, eine Schutzzone ist, weiß ich nicht.
Ich könnte mir wie ja bereits erwähnt auch vorstellen, dass diese Zonen wegen der Frequentierung nur in Skigebietsnähe existieren.
Sonst hätten ja fast alle Tourengeher ein ernsthaftes Problem.

@Gewöhnung: Zumindest Steinböcke (die ja nicht domestiziert sind) ignorieren ja Wanderer in bemerkenswerter Weise. Ob das ein Gewohnheitseffekt ist, weiß ich nicht. Kann ich mir aber vorstellen. Schließlich laufen die Tiere ja auch nicht gegenseitig voreinander weg (es sei denn, sie wollen sich gegenseitig auffressen ;-)

Autor:  baeckerbursch [ Mi, 25.03.2009, 9:56 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur

Ich empfehle:

http://www.amazon.de/Stabile-Ungleichge ... 3518260057


Sehr interessant und räumt mit vielen "Naturschützern" die eher Geschichtsschützer sind auf.

Autor:  firngleiter [ Mi, 25.03.2009, 11:44 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur

angeblich haben wir (zumindest in östereich) einen künstlich hochgehaltenen und exorbitant hohen wildbestand.
hubschrauberflüge des bundesheeres bringen in schneereichen wintern futter zu den eingschneiten tieren.
die jagdgäste schießen die künstlich "gemästeten" tiere dann gegen hohe geldbeträge ...
der verbiss ist in vielen gegenden enorm, schutzwälder werden vom wild angegriffen.
ein natürliches gleichgewicht ist somit nicht mehr gegeben.

ich mag die tiere einerseits gern in den bergen, andererseits auch mal am teller (um mit helmut übereinzustimmen).
tendenziell sehe auch ich in der schneefreien zeit mehr wild als im winter. (nicht nur am teller)

absichtlich in ruhezonen einzufahren verbiete ich mir und anderen.
unbeabsichtigte störungen versuche ich zu vermeiden.

Autor:  ::: trincerone [ Mi, 25.03.2009, 15:17 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur

Also mal ganz generell halte ich den Ansatz, es gäbe durch Tourengeher / Freeride irgendeine Störung der Natur für gänzlich verfehlt. Das sich freie Bewegen aus eigener Kraft im Gebirgsraum ist die einzige verbliebene Wintersportart, die - ganz ungeachtet ihrer Einmaligkeitsstelunng aufgrund einer jahundertelangen Tradition - quasi keinerlei Eingriff in die dortigen Gegebenheiten darstellt.

Das sollte man sich mal grundsätzlich vor Augen halten!

Das wir zusätzlich jährlich Millionen von Menschen mit ihren verbrennungsmotorgetriebenen Fahrzeugen in die Alpen schleusen, Industriebetriebe in den Talräumen ansiedeln, Infrastruktur durch Straßen, Bahnlinien, Strom- und Wasserleitungen, Wasserkraftwerke etc. pp; dort ganze Tallanschaften völlig umgestalten, Flüsse kanalisieren; insbesondere dort gigantische Freizeitparks mit völlig denaturierter Räumen über Flächen von vielen Quadratkilometern schaffen, mag man aus ökönomischen und anderen Gründen für richtig - oder auch für falsch oder zumindest zu weitgehend erachten -; angesichts dieser Tatsache aber Freeriden oder Tourengehen in irgendeinerweise als zu weitgehenden Eingriff in die natürlichen Gegebenheiten zu erachten, erscheint wohl kaum möglich, ohne infame Ignoranz gegenüber der Gesamtschau der durch Menschen verursachten Manipulationen im Alpenraum.

Im Nachsatz sei auch dazu erwähnt: die natürliche Gleichgewicht im Alpenraum ist wie auch sonst überall bereits derart gestört hinsichtlich des Wildbestandes, dass man auch hier den Ansatz überdenken muss (darum ist die Jagd auch grundsätzlich sinnvoll zur Wiedererlangung dieser Balance (so wie Förster bestimmte Bäume fällen und andere pflanzen), auch wenn außer Frage steht, dass es wiederum bestimmte Gegenden mit einem Jagdtourismus geben mag, wo dieser Gedanke ad absurdum geführt wird.

Autor:  extremecarver [ Do, 26.03.2009, 11:58 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur

Also ich sehe dass auch nicht so kritisch. Nich in engste Waldstuecke reinfahren in denen man davon ausgehen kann, dass selbst wenn vom Skigebiet umschlossen (Beispielsweise der ganz enge Wald am Oetscher im Bereich Riffelboden) Tiere Ueberwintern. Hier hab ich ab und zu auch im Winter Wildspuren sehen koennen. Schutzzonen sind sowieso tabu. Wenn aber ein Sessel durch eine Schutzzone fuehrt - dann frag ich mich schon welche Tiere sich darunter ansiedeln (und werd dementsprechend außer ich bin in Vorarlberg) auch die Lifttrasse befahren.

Der Abfahrende Freerider ist uebrigens fuer die Tiere keine allzu große psychische Belastung. Der Aufsteigende Freerider/Skitourengeher ist wegen der Langsamkeit (anschleichen) fuer das Wild viel stoerender. Ein Wanderer im Sommer deutlich stoerender als ein Mountainbiker (dessen Bodenerosion nichts gegen den Jeep vom Jaeger ist).

Autor:  valdebagnes [ Do, 26.03.2009, 15:05 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur

ein Jäger, der sich wegen möglicher Störungen von Freeridern beklagt ist ja wohl die Scheinheiligkeit per se.
Ein Jäger u.a. hat in seinem Gebiet die Aufgabe, den Wildbestand mangels ausgestorbener natürlicher Feinde unter Kontrolle zu halten. Falls sich dieser Bestand durch die Störung von Freeridern reduziert, dann müsste er sich ja freuen, da so ein Teil seiner Arbeit bereits erledigt ist. Die Tatsache, das ihm dann auch das Jagdtglück entgeht stimmt ihn wohl eher zur gegenteiligen Meinung. :D
Und was ist für ein Tier humaner:
- wenn ein Skifahrer vorbeifährt?
- ein natürlicher Feind ihm hinterherjagdt?
- ein Jäger es totschiesst?

vdb

Autor:  Fab [ Do, 26.03.2009, 23:44 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur

trincerone hat geschrieben:
Also mal ganz generell halte ich den Ansatz, es gäbe durch Tourengeher / Freeride irgendeine Störung der Natur für gänzlich verfehlt. Das sich freie Bewegen aus eigener Kraft im Gebirgsraum ist die einzige verbliebene Wintersportart, die - ganz ungeachtet ihrer Einmaligkeitsstelunng aufgrund einer jahundertelangen Tradition - quasi keinerlei Eingriff in die dortigen Gegebenheiten darstellt.

Das sollte man sich mal grundsätzlich vor Augen halten!


Auch wenn man Tourengehen u. freeriden liebt, sollte man sich aber auch vor Augen halten, daß der Mensch am winterlichen Berg, evolutionär gesehen, nicht natürlich vorkommt und damit grundsätzlich dort oben stört.

Autor:  baeckerbursch [ Fr, 27.03.2009, 5:10 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur

Gegenfragen:

Wo stört denn der Mensch nicht?

Und ist die Evolution nicht eine dynamische Betrachtung?


Ich finde es wäre mal wichtig daß viele Menschen einsehen daß sie grundsätzlich (schon mit ihrer puren Existenz) das gesammte Ökosystem beeinflussen. Das würde uns IMHO vor einigen "Hardcore" Ökos beschützen :) Darum empfehle ich auch das oben genannte Buch. Ist wirklich interessant und kurzweilig.

Autor:  ::: trincerone [ Fr, 27.03.2009, 13:56 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur

Zitat:
Auch wenn man Tourengehen u. freeriden liebt, sollte man sich aber auch vor Augen halten, daß der Mensch am winterlichen Berg, evolutionär gesehen, nicht natürlich vorkommt und damit grundsätzlich dort oben stört.


Na ja, da wär der Ötzi aber sicher anderer Meinung (wobei ich auch schon die Theorie gehört habe, es solle sich um zwei Ostfriesen gehandelt haben, die verstecken spielten, und der Ötzi habe gewonnen... :P :D ).

Wie dem auch sei, worum es hier geht, ist die Relation. Das Wildschutzgebiete und Aufforstungen Sinn machen und deren Zweck und Bestehen nicht durch Ausübung welcher Sportart auch immer gestört werden sollte, versteht sich von selbst.

Das ändert aber nichts daran, dass die Tatsache, umweltschädigende Einflüsse dem Tourenschilauf unterstellen zu wollen, in meinen Augen eine infame Verkehrung der Tatsachen durch entsprechende Interessengruppen darstellt, weil das etwa so ist, als würde man in der Nordsee anfangen, Surfer zu kritisieren, weil das Sonnenöl auf ihrer Haut teilweise ins Wasser gelangt (während dort tausende Tanker und Frachtschiffe kreuzen, Off-Shore-Windparks errichtet werden, massiver Fischfang stattfindet und außerdem eine Vielzahl Ölbohrinseln stehen. Für alle vorgenannten Dinge mag es bessere oder schlechtere Rechtfertigungen geben, nur kann man dann mE nicht beim Surfer aus ökölogischen Aspekten ansetzen. Gleiches muss für den Tourenschilauf gelten!).

Autor:  Chasseral [ Fr, 27.03.2009, 20:51 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur

[trincerone] hat geschrieben:
... weil das etwa so ist, als würde man in der Nordsee anfangen, Surfer zu kritisieren, weil das Sonnenöl auf ihrer Haut teilweise ins Wasser gelangt (während dort tausende Tanker und Frachtschiffe kreuzen, Off-Shore-Windparks errichtet werden, massiver Fischfang stattfindet und außerdem eine Vielzahl Ölbohrinseln stehen. Für alle vorgenannten Dinge mag es bessere oder schlechtere Rechtfertigungen geben, nur kann man dann mE nicht beim Surfer aus ökölogischen Aspekten ansetzen. Gleiches muss für den Tourenschilauf gelten!).

Excellenter Vergleich! :D

Autor:  Nordlicht [ Fr, 27.03.2009, 22:55 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Freeride vs. Verantwortung gegenüber der Natur

Chasseral hat geschrieben:
[trincerone] hat geschrieben:
... weil das etwa so ist, als würde man in der Nordsee anfangen, Surfer zu kritisieren, weil das Sonnenöl auf ihrer Haut teilweise ins Wasser gelangt (während dort tausende Tanker und Frachtschiffe kreuzen, Off-Shore-Windparks errichtet werden, massiver Fischfang stattfindet und außerdem eine Vielzahl Ölbohrinseln stehen. Für alle vorgenannten Dinge mag es bessere oder schlechtere Rechtfertigungen geben, nur kann man dann mE nicht beim Surfer aus ökölogischen Aspekten ansetzen. Gleiches muss für den Tourenschilauf gelten!).

Excellenter Vergleich! :D


Schon interessanter Vergleich, aber nicht ganz korrekt. Wenn ich im Winter mit grossen Schneehöhen durch dichten Wald skifahre, scheuche ich das Wild auf, und dies ist in der jetzigen Extremsituation oft tödlich - jedenfalls für die Tiere.
Beim Surfen, Segeln oder Radeln hat die Natur doch deutlich grössere Chancen.
Ich will ja auch das Freeriden nicht verdammen, aber vielleicht sollte man manchmal einfach etwas zurückstecken.
Wenn ich dann Berichte lese, wo Leute bei Nebel und schlechter Sicht oder Schneefall durch den Wald cruisen - muss das denn sein ?

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