Sommerschi am Passo Stelvio (I) 26.06.2010Schon lange wollte ich mal wieder im Sommer Skifahren gehen. Nachdem es letztes Jahr nicht geklappt hat, und auch meine letzte Winterbilanz mit nur wenigen Skitagen sehr mäßig ausgefallen ist, hatte ich mir fest vorgenommen meine Absicht in diesem Sommer in die Tat umzusetzen. Nach dem teilweise doch eher kalten Frühjahr sollten die Voraussetzungen auf den Gletschern in diesem Jahr gut dafür sein. Zuerst hatte ich geplant nach Innsbruck zu fliegen um von dort aus jeweils einen Tag zum Stelvio und einen Tag zum Hintertuxer Gletscher zu fahren.
Die immense (Rest-)Schneelage in Cervinia ließen mich dann aber doch umdisponieren. So buchte ich zwei Tage vor Abreise dann einen Flug nach Mailand, was als Ausgangslage für Stelvio und Cervinia/Zermatt einigermaßen zentral in der Mitte der beiden Destinationen lag.
Am 25.06., nach meiner Ankunft in Mailand, machte ich mich dann abends bei hochsommerlichen Temperaturen um die 32 Grad mit dem Mietauto auf den Weg, vorbei am Comer See nach Bormio, wo ich ein Hotel gebucht hatte.
Interessanteweise lag das Hotel direkt im Skigebiet von Bormio im Ortsteil Ciuk und direkt vor dem Hotel stand die Ruine der leider vor 2 Jahren stillgelegten Pininfarina 6EUB Ciuk.
Im Hotel selbst hingen einige interessante historische Bilder aus Bormio und Umgebung:
ESL Bormio - Ciuk mit Holzstützen. Die 1. Generation Lift auf dieser Strecke. Beachtlich ist, wie klein Bormio (im Hintergrund) zu dieser Zeit noch war.
4EUB Bormio – Ciuk die den ESL ersetzte. Diese EUB wurde später durch die mittlerweile ebenfalls schon stillgelegte Pininfarina 6EUB ersetzt.
Ein Bild das ich nicht genau zuordnen kann. Vermutlich auch aus Bormio oder Umgebung: Man sieht eine Sprungschanze und einen Turm für die Wertungsrichter, dahinter einen interessant trassierten Schlepplift.
Passo Stelvio in früheren Jahren: Zu sehen ist der Korblift und daneben die im Bau befindliche PB. Das Bild dürfte aus den 70er Jahren stammen.
Am nächsten Morgen genieße ich zuerst den Ausblick auf den, wie ich finde, gelungenen Ort Bormio.
Hinter Bormio liegt das Skigebiet von Oga und Isolaccia.
Oberer Teil des Skigebietes Oga Issolaccia.
Stillgelegte Bergstation 6EUB Ciuk direkt vor meinem Hotel. Dies war der ehemals zweite Zubringer ins Skigebiet von Bormio. Darüber sieht man die noch aktuellen Sesselbahnen ins Skigebiet.
Nach einem kurzen Frühstück ging es los Richtung Stelvio:
Auffahrt in der Morgensonne an der südlichen Passseite von Bormio zum Passo Stelvio.
Gewaltige Felsformationen neben der Straße
Parkplatz an der Talstation der PB: Hier wird sofort deutlich, dass die Talabfahrt noch uneingeschränkt fahrbar ist.
Pistenplan, immer noch mit Nager SL allerdings mit dem Hinweis „in fase di ristrutturazione“
Nach dem Skipasskauf (36€) geht es mit der doch schon recht betagten PB zur Trincerone. Rechts die Talabfahrt.
Blick zurück zum Pass, links die Bergstation des ehemaligen ESL und ein weiteres Gebäude
Blick von der Bergstation des Funifors (Livrio) zurück zur Trincerone. Gab es dieses Versorgungskabel rechts neben der Bahn schon immer oder ist das noch recht neu?
Geisterlifte Richtung Geisterspitze. An der ersten Stütze gibt es erste Vermattungen. Der linke obere Teil der Pisten war am Morgen wegen Renntraining gesperrt.
Blick in den hinteren Teil des Skigebietes zu den Payer und Cristallo Liften. Hier lag noch massig Schnee.
Payer Lift von unten. Die Piste oben direkt neben dem Lift ist doch steiler als ich dachte.
Erste Auffahrt im gut frequentierten Cristallo-Schlepplift: Rechts neben dem Lift gibt es eine Wellenpiste mit z. T. sehr großen aufgeschütteten Wellen auf denen man sehr gut springen kann. Das ist eine nette Abwechslung zu den sonst doch recht planen Gletscherabfahrten.
Bergstation des alten Cristallo-Lifts und einer dieser stylischen italienischen Container der den Dieselgenerator vom alten und aktuellen Lift beinhaltet.
Blick am Cristallo Richtung Tal.
Liftmann an der Cristallo Talstation in echtem Sommerschioutfit.
Gegen 10:00Uhr war dann richtig viel los am Cristallo.
Payer-SL im oberen steileren Teil, dahinter der Cristallo-SL.
Danach ging es das erste Mal auf der Talabfahrt Richtung Pass runter vorbei an der Bergstation des alten Gletscherliftes zwischen Trincerone und Livrio der schon einige Jahre außer Betrieb ist dort rumgammelt.
Nagler-SL oder das, was noch davon übrig ist (Talstation, Bergstation und Stütze 1).
Talabfahrt etwa in der Mitte zwischen Trincerone und dem Pass.
PB Passo Stelvio – Trincerone.
Wieder oben an den Geisterliften. Im Hintergrund der Livrio-Komplex.
Cristallo im Zoom. Zu dieser Zeit (11:30Uhr) war es im ganzen Skigebiet schon deutlich leerer als am Morgen, die Trainingsmannschaften hatten ihre Trainings bereits beendet.
Blick in das bei Valfura abzweigende Seitental Richtung Osten. Irgendwo auf der Rückseite der Berge müsste das Skigebiet von Peio liegen. Evtl. hinter dem markanten Gletscher links im Bild?
Skigebiet Bormio, oberer Teil. An der KSB, die am Grat entlang verläuft, wäre zu dieser Zeit Sommerschi noch gut möglich gewesen.
Bergstation des Cristallo-SL. Hinter der Umlenkscheibe, wo das Fundament zu sehen ist, wird wohl eine neue Hütte für das Liftpersonal gebaut. Hinter dem Fundament, wie auch hinter dem linken Mann auf dem Bild geht es sehr steil (fast senkrecht) hinunter. Im Hintergrund sieht man den Talboden und den westlichen Teil von Bormio.
Blick ins Skigebiet von Oga/Isolaccia westlich von Bormio. Links kann man noch die bereits seit einiger Zeit aufgegebene Abfahrtsschneise nach Oga sehen, die oben wohl noch fahrbar, unten aber bereits sehr zugewachsen ist. Im Hintergrund ganz schwach zu erkennen, der fast nie geöffnete Grat-Gipfelschlepplift.
Nach einigen Fahrten an Cristallo und Payer wechsle ich für eine letzte Fahrt zu den Geisterliften. Dort wird mir am kurzen Geister-Lift bereits um 12:53 die letzte Fahrt untersagt, da ich bis 13:00 Uhr nicht mehr hochkäme, und das obwohl die Fahrt vielleicht maximal 3-4 Minuten dauert. Also geht´s noch mal runter zum Pass und dann mit PB und Funifor ein letztes Mal zum Livro hoch.
Geisterlifte, die seit neuestem am Nachmittag nicht mehr in Betrieb gehen und daher um 13:00Uhr bereits schließen.
Nördliche Passstraße Richtung Stilfs.
Livrio Bunker, der mehr nach Militärgebäude als nach Hotel aussieht. Innen war erstaunlich viel Betrieb, es gibt also tatsächlich noch Gäste die sich hier oben einmieten und ein paar Tage verbringen.
Livrio von vorne.
Im Hotel Livrio hab ich dann noch weitere interessante historische Bilder entdeckt:
Das Erste ist eine Aufnahme vom Livrio zur Geisterspitze die die erste Erschließung dieses Bereichs durch mehrere kürzere (Seil-)Lifte zeigt. Heute verläuft hier der Doppelschlepper Geister.
Interessant ist auch wie wellig und spaltenreich der Gletscher an dieser Stelle damals war.
Das zweite Bild zeigt die Erschließung der Naglerspitze durch ehemals 2 Schlepplifte.
Letzter Blick auf die Geisterlifte in der Mittagssonne, die man kreuzen muss, um auf die Talabfahrt zu gelangen.
Auf der Talabfahrt unterhalb Trincerone.
Noch weiter unten.
Letztes Stück der recht nett dem natürlichen Gelände folgenden Talabfahrt.
PB und letztes Stück der Talabfahrt. Obwohl die PB und der Funifor noch bis 16:30 fahren würden beende ich meinen Skitag um 14:30Uhr, da die Talabfahrt mittlerweile doch sehr weich und sulzig ist, und ich mir lieber noch einige andere Pässe und Skigebiete auf der Fahrt nach Mailand anschauen möchte.
Motorradmekka Stelvio.
Noch ein altes interessantes Bild, das ich in einem Gebäude am Pass gefunden habe. Es stammt vermutlich aus den 50er Jahren, zu einer Zeit als das Skigebiet noch gar nicht erschlossen war (noch nicht mal der ESL und der Korblift existierten damals). Auch damals gab es Zeiten im Sommer, an dem sich der Schnee sehr weit über den Pass hinauf zurückgezogen hatte!
Tibethütte oberhalb des Passes.
Auf der Rückfahrt nach Bormio…
…kann es manchmal ganz schön eng werden (wobei der Tunnel hier noch zweispurig ist, es gibt ja einspurige Abschnitte)
Von Bormio ging es dann weiter Richtung Gavia Pass vorbei an dieser schönen Leitner DSB in S. Caterina.
Links neben dem Skigebiet von S. Caterina schraubt sich die Straße den Hang hinauf. In der Mitte zu sehen, die Mittelstation der EUB, davor ein Schlepplift.
Auf der Südseite wird der Pass dann zeitweilig einspurig und man kommt an diesem See vorbei.
Einspurige Stelle der Straße die an vielen Stellen noch enger ist und oft ohne Leitplanken auskommen muss. Bis auf den neuen Belag ist das noch ein richtiger geiler italienischer Oldschool-Pass.
Am Ende des Passes in Ponte die Legno kommt man an der superflachen 8EUB und einigen KSBs vorbei. Die EUB verbindet Ponte die Legno mit den Passo Tonale
30 Minuten später kommt dann das Skigebiet von Aprica in Sicht. Hier der linke untere Teil.
Mittlerer und rechter Teil von Aprica.
Rechter Teil mit Agudio 6EUB, die heute leider nicht fährt
Nach Aprica auf der Passstraße runter Richtung Sondrio hat man einen schönen Blick auf das LSAP-Skigebiet Teglio. Leider lag es zu dieser Uhrzeit im Gegenlicht und es war recht diesig, so dass die Bilder nichts geworden sind.
Wer sich dafür interessiert, dem kann ich diesen Bericht empfehlen:
http://alpinforum.com/forum/viewtopic.php?f=32&t=35545Da es nun schon 19:00 Uhr war und ich noch zum Comer See und nach Mailand weiter musste, habe ich meinen geplanten Abstecher nach Chiesa in Valmalenco, der mich noch mal 1,5 Stunden gekostet hätte, ausgelassen, und fahre direkt zum Comer See weiter. Interessiert hätte es mich schon wie das Skigebiet von Chiesa heute aussieht, zumal man hier im Forum kaum Informationen bekommt und es da mal eine Ovovia, mehrere ESL und stylische Pendelbahnen gab.
1 Stunde später dann am Comer See auf der Überfahrt mit der Fähre nach Menaggio: Am See Varenna und oben Perledo.
Varenna
Comer See und Varenna.
Das nenn ich einen perfekten Abschluss eines tollen Sommerschitages. Heute Morgen/Mittag noch ideale Sommerschibedingungen inklusive Talabfahrt am Stelvio, dann nachmittags einige schöne Pässe und abends den Comer See bei immer noch 32Grad um 21:00Uhr genießen. Besser geht’s fast nicht.
Leicht getrübt wurde der Tag dann nur noch durch meine Weiterfahrt von Managgio nach Mailand. Eigentlich wollte ich den See entlang nach Como Richtung Süden fahren und von dort aus nach Mailand weiter. Südlich von Menaggio gab es dann eine Polizeisperre und mir wurde erklärt dass eine Weiterfahrt nach Como nicht möglich sei, da ein großer Steinschlag die Straße verschüttet hätte.
So musste ich dann über den Luganer See und Lugano einen Umweg von gut 1,5 Stunde in Kauf nehmen, so dass ich erst spät abends in Mailand ein meinem Hotel ankam und die Nacht bis zum nächsten morgen, an dem ich um 5:00Uhr Richtung Cervinia zum nächsten Sommerschitrip starten wollte, sehr kurz ausfiel.