Hi Lukas,
Ich selber kann dir leider nur mit rudimentären Wissen dienen, da meine eigenen hochalpinen Erfahrungen nur mit Führer zustande gekommen sind und meine theroretische Ausbildung nicht über das Anfangsstadium hinaus gekommen ist. Lediglich mein Interesse für Alpinismus und insbesondere für Glazeologie (inkl. fast-akademischer Arbeit) erlauben mir überhaupt eine Aussage - auch wenn erfahrene, praktische Anwender sinnvolleres sagen können.
Im Rahmen der im Link begutachteten Tragödie ist festzuhalten, dass derartige Spalteneinbrüche eigentlich unter gegebenen Umständen selten vorkommen. Gefeit davor ist man allerdings leider niemals. Das Begehen eines Gletschers bleibt IMMER mit einem Restrisiko verbunden.
Die Dimension eines Spaltenbruchs hängt immer auch von dem Gletscher ab - Auf der Zugspitze ist das Risiko in eine sehr tiefe Spalte zu stürzen um einiges geringer als auf einem schnell fließendem Gletscher mit ordentlicher Mächtigkeit und heftigen Geländestufen. Zudem ist die Schneeauflage, die stärke der Brücke, maßgeblich für das Sturzrisiko. Mit zunehmender Schneehöhe und Setzungsdauer des Schnees über den zeitlichen, saisonalen Verlauf, steigt die Festigkeit der Brücken. Anfänglich sich sie häufig einfach nur optisch zugeweht und daher auch sehr tückisch wie gefährlich und später, in der lokal variierenden Hochzeit für Touren, liegen häufig einige, stabile Meter Schnee über ihnen. Lokale Kenntnisse wie spezifische Informationen sind hier ein "Fast-Garant" fürs überleben.
Gletscher bewegen sich, da das zunehmende Gewicht, welches sich in der Nährzone akkumuliert, auf Grund der Hangneigung nach unten drückt - Gletscher fließen, bewegen sich ähnlich wie Wasser: In einem ebenen Bett gleiten sie sachte dahin ohne weitere Verwerfungen (idR - Außnahmen gibt es), an einer Geländekuppe reißen sie an der Oberfläche auf, bilden heftige Spalten, Verwefungen, teils Türme (Seracs genannt) und in Mulden verdichtet sich die Oberfläche meist.
Zudem ist die Fließgeschwindigkeit in Zonen hoher Massedichte schneller als in Zonen geringer. Daher fließt ein Gletscher idR in der Mitte schneller als am Rand.
Das war nun ein MINI-Abriß - es gibt seeehr viel mehr zu wissen und zu lernen. Besonders wenn man lokale Gegebenheiten zu berücksichten hat. Aber es lässt sich grundsätzlich festhalten, dass aus dem Studium guter Karten, einer soliden theoretischen Wissenbasis und einer ordentlichen Portion Erfahrung ein Gletscher lesen lässt und demgemäß Touren gewählt werden können, die ein minimiertes Risiko versprechen.
Bezüglich Ausbildung:
Aus meiner aktiven Kletterzeit kann ich mich noch daran erinnern, dass die Sektion München des DAV das "Eisklettern" und die "Hochtouren"-Kurse - also die Gletscherkurse, fast ausschlißlich am Taschachferner im Pitztal durchgeführt hat. Dieser Gletscher ist für ostalpenverhältnisse ein recht wilder, an dem sich wirklich gu üben lässt. Bezüglich des Kitz kann ich keine wirklich qualifizierte Aussage treffen - hier kenne ich nur mehr Bilder aus dem Sommer, welche mir ein sehr trauriges, bescheidenes Bild vermitteln. Ob hier noch genug Gletscher übrig ist um wirklich gescheit zu lernen vermag ich nicht zu beurteilen. Der ÖAV hat aber in der Nähe ja noch genug andere Gletscher zur Auswahl!
Grundsätzlich ist der Tip mit den Alpenvereinen ein sehr guter:
Diese sind wirklich fachkundig, bieten idR ein reichhaltiges wie gutes Lehrwesen und sind durchaus sehr Risikobewusst und risikosensibilisiert. In Anbetracht des Gebotenen sind sie zudem sehr billig - gerade in den Jugendprogrammen. Hier hast du auch ohne weiteres eine gute Chance Gleichgesinnte zu treffen. Informier dich und gib dem ganzen eine Chance.