Registriert: Do, 15.11.2007, 19:34 Beiträge: 1111 Wohnort: gmunden/österreich
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nicht aktuell, aber interessant: http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/ ... index.html(rechte spalte - dritter link) Tiroler Gletscher: Ewiges Eis? Fünf Gletscherschigebiete in den imposanten Gipfelregionen der Tiroler Berge sind das Thema der neuesten Ausgabe von Stadt-Land-Österreich. Was im Winter Liebhabern aller Sportarten im kühlen Weiß Vergnügen bereitet, im Sommer eine Herausforderung für Wanderer, Bergsteiger und Kletterer darstellt, ist gefährdet: Das dramatische Schmelzen der Gletscher und die begrenzten Möglichkeiten, es zu verzögern, ist ein Thema der Sendung. Seit langem fühlen sich Menschen von der majestätischen Größe eisbedeckter Berge angezogen. Die meisten Gipfel erlebt man nur nach anstrengenden Aufstiegen; fünf Gletscher in Tirol sind leichter zu erreichen: es sind Schigebiete am Ende von parallelen Tälern, die am Alpenhauptkamm enden: im Tuxer-, Stubai- und Ötztal, im Pitz- und Kaunertal. Hintertuxer Gletscher Im Winter sind die Gletscher kaum zu sehen, eine Schneeschicht bedeckt das Eis, das von Forschern regelmäßig beobachtet wird. Jahr für Jahr schmelzen bis zu 10% seiner Fläche. Dieser Rückzug vollzieht sich vor den Augen von Tausenden, wie z.B. am Hintertuxer Gletscher. Noch ist er vier Kilometer lang und bis zu 120 Meter tief. Mit Sorge sieht man in Tirol, dass die Schneegrenze in den vergangenen 20 Jahren im Durchschnitt um 150 Meter nach oben gewandert ist. Forscher meinen, wenn die Klimaerwärmung unvermindert anhält, wird in Zukunft immer mehr Wintersport in Gipfelnähe betrieben werden. Das Gletschereis bewegt sich bis zu 40 Meter pro Jahr, vom sogenannten "Nährgebiet“ am oberen Ende nach unten in das "Zehrgebiet“. Das Eis bildet die Grundlage für viele kilometerlange Pisten. Sie liegen im Tuxertal zum Teil über 3.000 Meter hoch. Wenn es im Tal schon grünt, herrschen oben Bedingungen wie im tiefsten Winter. 1968 begann man sehr bescheiden mit der Gletschererschließung; seither wurde ständig erweitert. Die Lifte können nun 35.000 Personen pro Stunde transportieren, an manchen Wochenenden befindet sich die Population einer Kleinstadt auf diesen Hängen. Rund um das Gletschergebiet befinden sich im Winter auch auf den Hängen des Tuxertales Pisten; im Sommer geht es ruhiger zu, auf den Wiesen grasen Kühe, Wanderer genießen ungestört Berge und Almleben. Bergbauern werden zunehmend als Landschaftspfleger gesehen, ohne deren Arbeit die Hänge zuwachsen und die vielgerühmten Kulturlandschaften der Alpen verschwinden würden. Die vier Ferner des Stubaitals Wenige Kilometer entfernt liegt das Stubaital, ein Nebental der Brenner Route. Hier lebt Elisabeth Span, die das Tal so schön findet, dass sie das einstige Urlaubsziel zum Hauptwohnsitz machte. Sie hat in einen Bauernhof eingeheiratet und sich auf die Zucht von Ziegen spezialisiert. 120 Tiere bevölkern derzeit den Biohof. Es sind lauter Damen, denn ein Bock in ihrer Mitte würde das Aroma der Milch beeinträchtigen. Diese verwendet sie zur Erzeugung von Käse, was im Tal anfangs belächelt wurde. Neben der mittlerweile großen Auswahl an Käsesorten erzeugt sie auch einen "Goasschnaps“ und Würste. Sie experimentiert immer weiter und scheut kein Risiko. Bei Elisabeth Span kann man, wie in vielen anderen Höfen, einen Urlaub verbringen. Man wird in das Dorfleben eingebunden; so wie sie selbst, die Zuagraste mittlerweile von den Einheimischen akzeptiert wird und als "Ziegenliesl“ sogar eine lokale Berühmtheit geworden ist. Bevor die vielen Fremde kamen, galten die Bewohner der Alpentäler als verschlossen, pflegten ihr bäuerliches Erbe und zeigten wenig Interesse an der Welt draußen. Seit die meisten vom Tourismus leben, ist das anders. Es wurde viel gebaut und in den einst ärmlichen Dörfern verbreitet sich ein gewisser Wohlstand. Schon von weitem sieht man am Ende des Stubaitales die weiße Fläche eines Gletschers leuchten. Auch hier befindet sich ein Schigebiet auf mehr als 3000 Meter Höhe. Zwischen den Berghängen erstrecken sich insgesamt vier Gletscher, der Fernau-, Gaißkar-, Windach- und Eisjochferner. "Ferner“ bedeutet Gletscher und wurde wahrscheinlich von "Firn“ abgeleitet. Auf den Stubaitaler Gletschern erwarten die Sportler besonders lange Abfahrten mit insgesamt 110 Kilometern. Die Saison beginnt früh, schon im September und dauert bis Mai. Rettenbach- und Tiefenbachferner: Das Ötztal Fast in Sichtweite liegt das nächste Schigebiet: auf dem Rettenbach- und Tiefenbachferner im Ötztal. 20.000 Personen können pro Stunde können hier befördert werden und 20 Quadratkilometer groß sind die beiden Gletscher mit spektakulären Pisten am Rande hoher Eiswände. Die Gebiete sind mit einem Tunnel für Schifahrer verbunden. Eine gewagte Plattform über einer Felswand ermöglicht besonders schöne Aussichten auf die Kulisse der Ötztaler Alpen mit vielen Dreitausendern. Manchen reicht die Aussicht nicht und sie wagen sich ins Gelände: Tourengeher, Entdeckungsfreudige, Tiefschneefahrer - die Gefahren scheinen vielen nicht bewusst zu sein, die Unfälle häufen sich. Nicht ungefährlich sind die Eiswände: Durch die globale Erwärmung tauen Eis- und Steinregionen auf, der Frost wirkt nicht mehr als Kitt und Brocken brechen heraus. Auch Gletscherspalten sind unberechenbar, verändern sich und wandern. Immer wieder verunglücken Wintersportler darin. Gletscher waren den Einheimischen unheimlich; im Ötztal berichten Sagen von Dörfern und Städten, die im Eis versunken waren. Geheimnisvolle Kristallpaläste sollen sich dort befinden, die helfenden und auch strafenden Wesen, den "Saligen Fräulein“, gehören. In Darstellungen erscheinen die Gletscher als menschenfressende und ausspeiende Monster. In Vent, in einem Nebental des Ötztales, riegelte mehrmals ein plötzlich schnell fließender Gletscher, der Vernagt Ferner, das Tal ab. Dahinter staute sich Wasser, bis der Druck zu groß wurde und es zu Gletscherausbrüchen kam. Millionen Kubikmeter Wasser hinterließen im 17.,18. und 19. Jahrhundert Verwüstungen im ganzen Tal. Heute besteht keine Gefahr mehr, der Gletscher ist zu klein. Haupteinnahmequelle Tourismus Auch das Ötztal hat sich durch den Tourismus verändert: früher gab es wenige Existenzmöglichkeiten, viele Bewohner wanderten aus. Nun ist es umgekehrt - vor allem in der Wintersaison kommen Arbeitskräfte von überall her. Neubauten entstehen, die Dörfer wuchern hinaus in die Landschaft. Wenige sind kompakt geblieben, selten sieht man schöne alte Höfe und Gasthäuser. Das Dorf Lehn ist eine Besonderheit, ein Freilichtmuseum, dessen Häuser zum Teil noch bewohnt sind. In einigen anderen wird die bäuerliche Welt des Ötztales in Erinnerung gehalten, etwa in einem sogenannten Mittelflurhaus. Es verfügt über mehr Räume und ist besser ausgestattet als die meisten, etwa die Stube mit Zirbenholzverkleidung. Sie als blieb einziger Raum rauchfrei, dank einem Kachelofen, der von außen beheizt wurde. Überall sonst konnte man die Rauchküche riechen, die bis 1950 in Betrieb war. Wildromantisches Pitztal Im Pitztal haben Bäche aus den Bergen eine tiefe Schlucht in das Gestein geschnitten. Inmitten dieser wild romantischen Landschaft: eine Brücke für Wanderer. Sie trägt den Namen Benni Raich Brücke. An ihr haben Bungy Springer ihre Freude. Die Absprungbasis wurde eingerichtet von Florian Raich, dem Bruder des Schirennläufers. Benni Raich fährt seit zehn Jahren Rennen, er ist ein Allrounder und war der erfolgreichste Läufer der Schi WM 2005. Auch derzeit führt er im Weltcup. Nach jedem Sieg wird die Zahl der Fans größer, besonders im Pitztal. Benni Raich ist im Pitztal verwurzelt. In Leins, einem kleinen Dorf, wohnen seine Eltern. Sie betreiben hier eine Landwirtschaft und einen Ferienhof. Der Vater ist Schitrainer, der seine Kinder schon früh mit auf die Pisten nahm, außerdem Bauer und Tischler. Die meisten Möbel des Hauses hat er selber angefertigt, so auch zum Beispiel für die Ferienwohnungen, die die Mutter betreut. Bauernhöfe werden wie Hotels auch mit Kategorien bewertet, statt Sternen gibt es Blumen und der Hof der Raichs hat vier, die höchste Auszeichnung für einen Bauernhof.
Auf den Gletscher des Pitztales gelangt man mit einem Schrägaufzug. Dann geht es mit Seilbahnen bis auf 3.440 Meter in das höchstgelegene Schigebiet Österreichs. Auf diesem Gletscher hat Benni Raich das Schifahren gelernt; bisweilen legt er auch heute hier Sonderschichten ein, um sich für Rennen in Form zu bringen. Die guten Pistenbedingungen am Pitztaler Gletscher haben einen Nachfrageboom bei alpinen Nationalmannschaften ausgelöst. Bis zu 20 Nationen stehen Schlange, um ihr Training hier absolvieren zu können. Zusätzlich werden Europacupbewerbe, deutsche und österreichischen Meisterschaften ausgetragen. Mit dem Autobus zum Pistenrand Wenn im Kaunertal der Schnee schon schmilzt, bringt der Bus noch immer Schifahrer auf den Weißseeferner - es kommt wohl nicht oft vor, dass man mit einem öffentlichen Verkehrsmittel an den Rand eines Gletschers bis zu den Pisten fahren kann. Der Weißseeferner ist bekannt als eines der ersten Gebiete, in dem Einrichtungen für Snowboarder gebaut wurden. Zu Beginn jeder Saison - Mitte Oktober - treffen sich schon seit 20 Jahren Tausende zum größten Snowboard-Opening Europas. Schigebiete auf Gletschern zu betreiben ist nicht problemlos: manche Lifte stehen direkt auf dem Eis. Durch seine Bewegungen verschieben sich die Standorte der Stützen. Sie müssen daher immer wieder versetzt werden, teilweise bis zu dreimal pro Jahr.
Seit dem Höchststand 1850 haben die Alpengletscher die Hälfte ihrer Masse verloren, besonders viel nach den extremen Temperaturen im Sommer 2003. Um dem entgegen zu wirken haben sich die Verantwortlichen der Schigebiete zu einem gemeinsamen Vorgehen zusammengeschlossen. Man deckt exponierte Stellen mit weißen Vliesmatten ab, einer österreichischen Erfindung. Sie sollen Sonnenstrahlen abhalten und werden am Ende des Sommers entfernt. Unter den verpackten Stellen hält sich bis zu eineinhalb Meter mehr Schnee und Eis als in der Umgebung. Alles abzudecken ist unmöglich, außerdem wenden sich Naturschützer gegen verpackte Landschaften. In den vergangenen Jahren veränderten sich nicht nur die Gletscher rapide, sondern auch die Vegetation: Alpenpflanzen siedeln sich in immer höheren Regionen an - eine Reaktion der Natur auf den Klimawandel. Die Kraft des Wassers Im Kaunertal findet man häufig abgeschliffene Felswände - hier wälzten sich die Gletscher vorbei und glätteten das Gestein mit ungeheurer Kraft. Immer wieder sieht man Schluchten, in denen das Schmelzwasser von den Gletschern abfließt. Davon gibt es immer mehr - wenn es früher im Sommer geschneit hat, fällt heute oft Regen. Die Energiewirtschaft blickt neben dem Tourismus als zweiter Wirtschaftsbereich seit langem begehrlich auf die hochalpinen Regionen und nützt die Kraft des Wassers für die Stromerzeugung. Im Kaunertal befindet sich eines der größten Speicherkraftwerke Österreichs. Durch Stollen in den umliegenden Bergen wird auch aus den Nebentälern Wasser eingeleitet. Energiegewinnung und Tourismus im Hochgebirge als Gegenpole zur Ruhe der Natur. Von insgesamt mehreren Hundert Gletschern Tirols sind einige für den Wintersport erschlossen - das scheint nicht viel. Aus bescheidenen Anfängen des Alpinismus wurden große Schigebiete entwickelt, aus wenigen Liftbetreibern beachtliche Wirtschaftskräfte. Überall wird investiert und ausgebaut. Die Schönheit der Bergwelt wollen viele erleben, immer leichter wird sie verfügbar. Der Massentourismus im Hochgebirge breitet sich aus.
_________________ im "winter" auf atomic beta race & movement random im "sommer" nur auf movement random & hagan chimera 3.1 & scott scale 29 sram xx1 http://de.wikipedia.org/wiki/Firngleiter
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