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BeitragVerfasst: Do, 09.03.2006, 19:58 
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Mit dem Gletscherschwund und dem allgemeinen Nachfragerückgang nach Sommerski verschwanden viele kleine Sommerskigebiete von der Bildfläche. Betroffen waren vor allem "marginale" Gebiete, solche, die aufgrund geringer Höhenlage (z.B. Nutzung von Firnfeldern in der damaligen gletscherzuträglichen Zeit) in den heisseren Sommern der späten 1980er und der 1990er Jahre ihre Grundlage verloren haben, oder auch jene Standorte, die - abseits vom Rummel - nur schwer (tw. zu Fuss oder mit Geländewagen) erreichbar waren und nicht Teil eines grossen, übergeordneten Skizirkus waren.

Zurück bleiben auf alle Fälle jene Freaks, die sich beim Anblick alter Skipanoramen über den Hinweis auf Sommerski-Möglichkeiten wundern ...

Ein solches Gebiet ist auch der Bereich Uttendorf-Weisssee-Rudolfshütte (Enzingerboden) in den Hohen Tauern (Salzburg), wo auf alten Panoramen (z.B. im Kitzsteinhornpanorama vom Kurier aus den 1970er Jahren) ein Sommerski-Hinweis vermerkt ist.

Dies hat grosses Rätselraten ausgelöst. Die Rudolfshütte selbst (vormals Alpenvereinshütte und Ausbildungszentrum des ÖAV, heute Hotelbetrieb) liegt auf lediglich 2311m. Der Sessellift, der das eigentliche Höhenskigebiet darstellt (DSB Medelzkopf) liegt in einer Höhen von ca. 2250 - 2560m und erschliesst offensichtlich keine Gletscher oder sonstige für (Früh-)Sommerski geeignete Hänge (Firnfelder).
Bild

Ein Aufenthalt in Form eines Skitourenkurses auf der Rudolfshütte Ende Februar/Anfang März 2006 hat mir nun die Augen geöffnet und ich will den p.t. Lesern dieses Rätsels Lösung nicht vorenthalten.

Der Grund für den Hinweis auf Sommerski in den alten Panoramen ist ein Firnfeld/Gletscherrest namens Weissseekees, das sich nördlich der Rotkogelscharte (2533m) im Schatten von Tauernkogel (2683m) und Rotkogl (2657m) wacker gegen die Klimaerwärmung stellt. In der topographischen OK50 ist diese Firnfeld im Gegensatz zur AV-Karte 1 : 25.000 unbenannt (roter Pfeil).
Bild

Tatsächlich findet sich in der (genaueren) Alpenvereinskarte auch die Bezeichnung "Olympiahang" für diesen Bereich. Diese Namensgebung stammt aus den 1960ern (evtl. bereits früher ?) als dieses - skifahrerisch ideale - Firnfeld von den österr. und deutschen Skimannschaften im Sommer zu Trainingszwecken verwendet wurde. Damals existierten die heute bekannten, grossen Sommerskigebiete noch nicht, der Weisssee war jedoch aufgrund der Kraftwerkskette der ÖBB und der dazugehörigen Werksseilbahn sehr einfach zu erreichen. Der Fussmarsch von der Bergstation der Seilbahn dauert nur ca. 30 min und der Hang eignet sich ideal zum Training von Slalom und Riesenslalom. Tatsächlich sollen in den vergangenen Jahren ab und an alte Slalomstangen (noch aus Holz) ausgeapert sein.

Blick auf den Olympiahang (Weissseekees) von der Rudolfshütte
Bild

Hier eine Nahsicht des Hanges, aufgenommen direkt vom Hangfuss:
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Die Attraktivität dieses Hangs für den Skilauf haben wir selbstverständlich am eigenen Leib (und mit eigener Kraft) getestet:
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Der Hang ist ideales Skigelände:
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Hier nochmal der Hang aus einer anderen Perspektive (seitlich von Nordwesten). Unsere alten Spuren sind durch den geringen Neuschnee etwas verweht/zugedeckt.
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Und hier der Beweis, dass der Hang auch im Sommer zum Skifahren taugt(e). Das Foto wurde Ende Juli 1990 oder 1991 genau in diesem Hang aufgenommen und zeigt den Verfasser in jungen Jahren :wink:
Bild


Zuletzt geändert von helmut am Do, 09.03.2006, 21:26, insgesamt 2-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Do, 09.03.2006, 20:03 
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RetroRebel
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Hochinteressant!! Scheint so ähnlich zu sein, wie es auch in Sella Nevea war, wir seit dem Jänner wissen.


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BeitragVerfasst: Do, 09.03.2006, 20:15 
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Hier als Ergänzung eine Übersichtskarte zur regionalen Lage des Gebiets.
Bild[/img]


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BeitragVerfasst: Mo, 25.03.2019, 10:17 
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Danke Dir, Helmut, sehr rückwirkend für dieses Topic und die Dokumentation! Wäre es u.U. möglich, dass Du die Bilder-/Kartenlinks bei Gelegenheit nochmals aktualisierst?

Im Netz findet sich die gleiche Story, wie Du sie berichtest: http://bergstolz.de/20-bergstolz-magazin/bergstolz-issue-no37/153-weisssee-spot-report

Zitat:
Ab und an findet man in alten Skipanoramakarten den Hinweis auf „Sommerski“. So auch in den alten Panoramen rund um die Rudolfshütte. Grund dafür ist ein Firnfeld/Gletscherrest namens Weißseekees, das sich nördlich der Rotkogelscharte im Schatten von Tauernkogel und Rotkogel befindet. In den 1950er 1960er Jahren nutzten österreichische und deutschte Skimannschaften im Sommer diesen Hang zu Trainings­zwecken, unter ihnen auch bekannte Olympioniken wie Toni Sailer oder Karl Schranz. Aus dieser Zeit kommt auch die Namensgebung des „Olympiahanges“ die sich auch in der genaueren Alpenvereinskarte findet, wie uns Berg- und Skiführer Fritz Stadler erklärt.

Heute ist der breite Olympiahang die perfekte Freerideroute für Einsteiger und Fortgeschrittene. Mit der Doppelsesselbahn Medelz geht es hinauf auf das Medelzplateau auf 2560 Meter. Von dort über einen flachen Rücken in südwestliche Richtung auf eine Anhöhe. Von hier führt die Abfahrt über leichtes Gelände zum Kalser Törl. Am Fuß der steil abfallenden Wände des Tauernkogels geht es über flaches Gelände zurück (teilweise schieben). Immer im traumhaften Blick, der Weißsee.
Von hier aus starten mehrere Variationen: von leichten Abfahrten bis hin zu Runs für Experten. Für Hartgesottene ist die Tour rund um den Tauernkogel bis zum Weißseekess-Olympiahang zu empfehlen. Zurück geht es wieder am Weißsee entlang zu den Liften. Hinweis: Felle oder Schneeschuhe sind bei der Tour von Vorteil. Die ersten Powderschwünge in den Beinen, so kann es weitergehen.


1965 berichtete die "ZEIT" über Sommerski-Möglichkeiten: https://www.zeit.de/1965/26/sommer-ski/komplettansicht

Darunter:
Zitat:
Für jene, die unbedingt auch während heißer Hundstage sich Bretter anschnallen wollen und weißen Schnee nicht missen mögen, im folgenden einige Plätze, in denen man auch sommers Ski laufen kann:

Österreich

Pasterzengletscher und Hofmanngletscher am Großglockner, Kärnten (hier auch Sommerskikurse der "Bergsteigerschule Heiligenblut", Leihskier erhältlich), Stützpunkte: Oberwalderhütte und Erzherzog-Johann-Hütte oder Gletscherhotel Franz-Josephs-Höhe.

Weißseegebiet in der westlichen Glocknergruppe, Salzburg, Stützpunkte: Alpenhotel Weißsee-Rudolfshütte mit Skischule.


Die Frage, die sich mir nun stellt: Stand auf diesem Firnfeld jemals irgendeine Art von Lift? Wenn, dann vermutlich maximal einer der zeittypischen, transportablen Kleinlifte, oder? (wie er deutlich später ja am Schilthorn z.B. installiert wurde)


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