Die Erschließung des Pécletgletscher spielte in den ursprünglichen Plänen der SEFCO nur eine untergeordnete Rolle, der Gletscher stellte sich an und für sich als zu steil und zu klein (auch damals schon) für eine Erschließung für den Sommerschilauf dar. Demgegenüber war eine Erschließung des Chavièregletschers trotz vorhandener Konzessionen vorerst finanziell undenkbar. Für 1972 bestand seitens der Geldgeber ein Investitionsprogramm in Höhe von etwa 11,5 Millionen Franc, inflationsbereinigt also in etwa 4 Mio €, das der vorerst gesamten Grunderschließung des Schigebietes von Val Thorens dienen musste. Dazu gehörte unter anderem die Anbindung an die 3 Vallées mittels des damaligen gleichnamigen Sesselliftes, die Erschließung der Hänge zwischen Montée du Fond und Caron durch zwei weitere Schlepplifte und die Erschließung des Pécletgletschers durch eine Kabinenbahn, einen Sessellift und drei Schlepplifte (!).
Die sehr dünne Kapitaldecke bewirkte jene seinerzeit für Val Thorens so typische Installation sehr langer Anlagen mit großem Höhenunterschied, so wurden mittels des TSF 3 Vallées etwa die gesamten Südhänge der Station erschlossen bei gleichzeitiger Anbindung an das restliche Schigebiet, die Anlage war über 2km lang und wies einen Höhenunterschied von über 600m auf. Bei einer Geschwindigkeit von 2,5 m/s bedeutete das immerhin eine Fahrzeit von etwa 14 min! Entsprechend lang waren dafür auch die erschlossenen Pisten, so dass diese Zeit wohl nicht so sehr ins Gewicht viel, auch waren Trasse und Panorama der Anlage von bemerkenswerter Schönheit! Problematisch war allerdings, dass schon ein starker Wind im obersten Gratbereich ausreichte, um die gesamten Südhänge des Schigebiete schließen zu müssen.
Télécabine de Péclet (PHB)
Das Herzstück des Erschließungskonzeptes und Zubringer zum Péclet war die 4er-Kabinenbahn "Télécabine de Péclet" des Hersteller PHB, der mit Montaz-Mautino zu dieser Zeit assoziert war, um im franzöischen Markt Fuß zu fassen. Die Anlage fühte von 2275 auf 2940m an den Rand des ewigen Eises, bei einer Länge von knapp 2,7 km (!). Sie wurde zunächst mit einer Geschwindigkeit von 5,5 m/s betrieben, später dann nur noch mit 3,75 m/s, was die Fahrzeit empfindlich verlängert haben dürfte (von etwa 8 Minuten auf etwa 12 Minuten). Zu ihrer Infrastruktur zählten 127 Kabinen mit Giovanola-Schwerkraftklemmen und 18 Stützen, die Kapazität lag bei knapp 1100 P/h. Da sich die Bulldozer jener Zeit dem Geröll unterhalb des Pécletgletschers nicht gewachsen sahen, verzögerte sich der Bau der Straße zu Bergstation erheblich, so dass die Anlage statt zum Beginn der Wintersaison 1972 / 1973 erst im März 1973 eröffnet werden konnte.
Auch gab es Probleme mit dem Seil. Während das originale von PHB gelieferte Seil einwandfrei funktionierte, stelle die Aufsicht fest, dass es nicht den französischen Normen hinsichtlich des Durchmessers entsprach. Daraufhin musste ein neues Seil nach nur einer Saison eingezogen werden, dass im französischen Bourg produziert worden war. Dieses allerdings war im Herstellungsprozess mit einem Gleitmittel getränkt worden, dass chemisch mit den Einlagen der Umlenkscheiben und der Rollen reagierte, so dass schließlich ein drittes Seil eingezogen werden musste...
In ihren Betriebsjahren bis zur Eröffnung des Funitels auf annähernd gleicher Trasse im Jahr 1990 sowie der anschließenden sporadischen Inbetriebnahme bis zum Abbruch 1993 beförderte die Anlage gut 6 Mio Passagiere. Obwohl sich der Pécletgletscher insgesamt nur beschränkt für den Sommerschilauf eignete, konnten doch zumindest in den 70er Jahre regelmäßig an die tausend Gäste pro Tag willkommen geheißen werden. Erst in den 80er Jahren ließ das Interesse - wie überall in den Alpen - deutlich nach, seit Mitte der 90er Jahre war der Betrieb des Gletschers im Sommer kaum mehr möglich aufgrund der geologischen Änderungen, die der Gletscherschwund mit sich brachte. Um die Jahrtausendwende fand dieses Abenteuer in Val Thorens ein Ende - dazwischen lagen aber viele denkwürdige Momente, über die es noch zu berichten gilt.
Fortsetzung folgt.
_________________ ... the echo of a distant time ...
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