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Sommerskilauf am Stilfser Joch Gletscher und Geschäfte werden kleiner.
Am ältesten Sommerskigebiet der Welt hat man Sorgen. Petrus meint es mit seinen Sommertemperaturen selbst auf 2756 - 3200 m in diesem Jahr so gut, daß erstmals seit 6 Jahren keine Abfahrt zur Hotelsiedlung auf der Passhöhe möglich ist. Mußten sich die 13 Hotels mit zusammen 2000 Betten auf dem Stilfser Joch im vergangenen Jahr mit 10 Prozent Umsatzeinbuße abfinden, befürchtet Arthur Gfrei, Direktor des "Stilfser Jochhotels" und der größeren der beiden Liftgeselschaften für dieses Jahr noch einmal 5 bis 6 Prozent Rückgang. Dieser Einbruch gilt sowohl für die meist verkauften Skipauschalwochen, die einschließlich Vollpension, Lift benutzung und 4 Stunden täglicher Skischule zwischen 580 und 800 Mark kosten, als auch für die mit Bussen heraufgebrachten Sommerskiläufer aus Bormio und Santa Caterina Valfurva auf der altitalienischen und aus Trafoi und Sulden auf der südtiroler Passeite. Das von Gfrei geleitete Hotel ist d as äl·t este auf dem Pass. Es wurde bereits 1893 erbaut und diente bis in die Dreissigerjahre dem Tourengehen, vor allem zur Geisterspitze. Seinerzeit war die rund 150 Jahre alte Passtraße, die von österreichischen Pionieren errichtet wurde, noch ganzjährig benutzbar- und zwar im Winter von Pferdeschlitten, für die es eigens schmale hölzerne Schneegalerien gab. Erst mit dem Durchbruch der Motorisierung wurde die Passtraße mit ihren zusammen über 80 Kehren über Winter geschlossen. 1934 nahm die erste Skischule am Gletscher ihren Betrieb auf, der seinerzeit noch weit größer war. 1956 entstanden die ersten, noch transportablen Lifte für das reine Sommerskigebiet. Gustav Thönys Vater und der damals bekannte Skistar Bruno Alberti betrieben im Rahmen ihrer Skischulen diese Pendelschlepper.
1961 taten sich die Stilfser Joch-Hotels (mit Ausnahme des "Pirovano") zu der Sifas·Gesellschaft zusammen und bestellten bei Leitner in Sterzing die ersten festen Liftanlagen. Dabei darf
man das Wort "fest" nur mit Einschränkung registrieren. Jeder Lift wandert pro Jahr um gut 15 bis 20 Meter. Tröstlich ist lediglich die Gleich mässigkeit der Gletscherbewegung, die Umstellarbeiten
auf ein Minimum beschränkt. Im Herbst werden Antrieb, Getriebe und Gehänge nacheinander demontiert und zur winterlichen Pflege zu Leitner nach Sterzing gebracht. Bei Betriebsende an Allerheiligen sind allenfalls noch drei oder vier von den ins·gesamt 8 Sifas·Liften mit total 4500 P/h in Betrieb. Wenn es nicht zu früh schneit, gelingt es mei st, die ersten drei Liftanlagen noch im Herbst startklar für die neue, Ende Mai beginnen·de Saison fertig zu machen.
Der hohe Kostenaufwand für die Lifte beruht aber nicht nur auf Umstellenund Einmotten, sondern auch auf dem Verschleiß überhaupt. Stationen müssen zum Beispiel spätestens nach zehn Jahren komplett erneuert werden. Etwas (aber auch nur etwas) weniger anfällig verha lten sich die beiden Sektionen der von HölzllMeran gelieferten Pendelbahn, die im unteren Teil mit 75 -Personenk abi nen 900 und im oberen Te il mit 25plätzigen Wagenkästen 500 P/h schafft. Jahrelang haben viele Sti lfser·Joch·Engagierte mit dem Gedanken eines ganzjährigen Skibetriebs geliebäuge lt. Aber alle Kalkulationen scheiterten am Wasser, das bereits im Sommer zu den großen finanziellen Hürden der 13 Joch·Hoteliers gehört. Auch das Konkurrenzunternehmen der SIFAS, die Pirovano-Gesellschaft mit ein em Sessel· und 4 Schlepplift en, hat dieseTräume nun mehr aufgegeben. Pirovano betreibt seine "Universitll dello Sei" geheißene Organisation übrigens als Club in der Art des Club
mediterranee. Außerdem ist heute sehr zu bezweifein, daß selbst eine Unterfelsbahn Aussicht auf Genehmigung haben könnte. Schon se it Jahren verweigert die Aufsichtsbehörde in Bozen die
Konzessionierung von 3 resp. 4 leistungsfähigeren Liftanlagen, die lediglich bestehende Lifte ersetzen sollten. Die Raupenpräparierung auf dem Gletscher spielt spätestens seit der Erfindung der Heckfräsen e ine große Rolle. Seit dem Einsatz dieser Maschinen, von denen die SIFAS vier eigene hat und zwei ange mietete Neumddelle verschiedener Hersteller (die dort da·mit auch ihre Erfahrung en sammeln) ist die in Abtransporten ausgedrückte Unfallquote am Gletscher von zwei pro Tag auf 3 pro Woche zurück gegangen. Die Pflegemaschinen bleiben über Winter am Joch, soweit sie nicht zur Überholung in die Werke gehen. Eine zweifache Saison haben die bis zu 300 Skilehrer, die das Kader der 13 Skischulen bilden, und die meisten der 45 Bahnangestellten der SIFAS und der 18 Mann von Pirovano, die über Winter in den Skiort en des oberen Vinschgau oder in und um Bormio dem gleichen Gewerbe nachgehen.