Ein Anstieg der Schneegrenze (bzw. Firnlinie) um 200 Hm kann durchaus gravierend sein. Das ist eigentlich sogar enorm viel. Für einen konkreten Gletscher kommt es dann natürlich auf die Flächenverteilung an. Wenn z.B. vorher das Gros des Nährgebiets im Höhenbereich zwischen 3000 und 3200m liegt, dann ist es relativ gleichgültig, ob der Gletscher noch auch (kleine) Anteile in noch höher gelegenen Bereichen aufweist (z.B. geht der Taschachferner bis 3700m rauf, aber nur mit kleinsten Anteilen, die vom Flächenanteil her wichtigsten Höhenstufen sind wohl so rund um die 3000-3400m). Im Netz findet man für etliche Gletscher deren Anteile pro Höhenstufe - hab jetzt aber grad keine urls bei der Hand. Für viele Gletscher gibt es ja auch schöne Szenarienberechnung, was passiert, wenn die Schneegrenze auf 3200m, 3300m etc. ansteigt.
Auch für einige Gletscher bei Zermatt ist die Höhenstufe zwischen 3000-3400 flächenmässig recht bedeutend (z.B. Findelgletscher). Wobei in Zermatt ja die Schneegrenze tendenziell auch vorher eher über 3000m lag (dort sind ja aufgrund der Trockenheit alle Höhenstufen nach oben "verrückt").
In Österreich galt früher die Faustregel: Silvretta West: 2700, Silvretta Ost: 2800/2900, Ötztaler 3000-3100, Glocknerregion: 2800-2900, Dachstein: 2500-2600. Natürlich abhängig von der jeweiligen Exposition. Mittlerweile sind ja in Österreich nach heissen und trockenen Sommer viele Gletscher vollständig Zehrgebiet. Eine durchschnittliche Anhebung der Schneegrenze über 200 Hm bedeutet daher für viele (auch durchaus grössere) Gletscher in Österreich langfristig das Aus.
Für den den Sonnblick (3105m) gibt's ja "langfristige" Daten. Hier ist seit 1890 die durchschnittliche Sommertemperatur um ca. 2 Grad angestiegen. Gleichzeitig zeigen Messungen für die Gletscher dieser Gebirgsgruppe (Goldberggruppe), dass de facto keine Korrelation zwischen der Winterbilanz und der Ganzjahresbilanz besteht. Konkret heisst das, dass für das jeweilige regionale Klimaregime der Winter "keine Rolle" spielt. Das aber nicht, weil es keinen Winterschnee braucht, sondern weil die Winterbilanz relativ gering variiert (was ja auch nicht ganz unlogisch ist, im Gletscherbereich ist es ja ca. 8 Monate lang Winter und da gleichen sich meist die unterschiedlichen monatlichen Schneemengen recht gut aus (Extremereignisse gibt's natürlich trotzdem, aber die Varianz der maximalen Jahresschneehöhe ist offensichtlich doch nicht so hoch).
Interessant auch der Anteil der festen Niederschläge an der Gesamtsumme am Sonnblick:
November bis April: 100 %
Oktober / Mai: 98 %
Juni: 81 %
Juli: 65 %
August: 63 %
September:78 %
Durchschnitt/Jahr: 90 %
Übrigens schneits in Summe (Durchschnitt 1971-2000) kumulativ pro Jahr am Sonnblick ca. 22,7 m. Ganz schön ordentlich
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Viele dieser Zahlen findet man (auch für einige andere alpine Stationen Österreichs wie z.B. Obergurgl, Arlberg etc.) auf
http://www.zamg.ac.at unter Klima -> Klimadaten.
Die Daten dürften sich auf die 1960er Jahre beziehen. Irgendwo hab ich auch mal eine Statistik gefunden, die gezeigt hat, dass sich der Schneeanteil im Sommer gegenüber diesen Werten verringert hat (klar, ist ja auch wärmer geworden).