Zweimal Alpenhauptkamm: Drüber und drunterDer Alpenhauptkamm hat was speziell Faszinierendes an sich. Seien es besondere Wetterphänomene (wie z.B. die berühmt-berüchtigte Föhnmauer), die spezifische Geschichte (z.B. jahrhunderte alte Säumerrouten über die vielen – oft hochalpinen - Übergänge) oder die Tatsache einer Wasserscheide von europäischer Bedeutung. Es gibt vieles zu entdecken am Alpenhauptkamm. Glücklicherweise hat Österreich gleich einige sehr unterschiedliche Skigebiete in der Nähe oder teilweise sogar direkt am Alpenhauptkamm. Kaunertaler Gletscher, Obergurgl, Gletscherwelt Weisssee und Sportgastein fallen z.B. sofort ein. Auf der Südseite sind v.a. der Mölltaler Gletscher (Wurtenkees-Schareck) bzw. das Ankogelskigebiet bei Mallnitz zu nennen. Letzteres soll im nachfolgenden Trip Report eine (Neben-)Rolle spielen.
Ganz besonders spannend sind natürlich Skiüberquerungen des Alpenhauptkamms. Dank erwähnter Skigebiete sind manche fast gänzlich ohne anstrengende Aufstiegsmühen möglich. In Mallnitz bietet die Ankogelbahn (ursprünglich eine Pendelbahn, heute eine Gruppenbahn von Wagner-Biro) einen bequemen Zugang.
Von der Bergstation (2626m) sind es – nach kurzer Abfahrt – lediglich 300 Höhenmeter oder ca. eine Stunde Aufstieg zur Radeckschafte (2874m), die dann den Übergang nach Norden ins Gastein (via Anlauftal) ermöglicht.
Die Radeckschartenabfahrt hatte ich schon seit Jahren auf dem „Radar“. Aber nie erschienen mir die Bedingungen gut und sicher genug oder ich hatte überhaupt andere Pläne. Diese Osterfeiertage nun wollte ich zu einem kurzen Ausflug nach Mallnitz nutzen und falls sich die Bedingungen diesmal als günstig erweisen endlich die ersehnte Abfahrt anprobieren.
Bei meiner Ankunft am Gründonnerstag begrüßte mich ein veritabler Schneesturm am Bahnhof in Mallnitz. Für Karfreitag war Wetterbesserung und Sonnenschein angesagt. Also erstmal den frischen Schnee am Mölltaler Gletscher (Wurtenkees-Schareck) schnuppern und auf eine Besserung der Lawinensituation warten. Kurzfristig wurde also ein Treffen mit ein paar Freeride-Kollegen aus Klagenfurt bzw. Villach organisiert und wir verbrachten den sonnigen Vormittag mit dem Zerpuren des Wurtenkeeshangs ehe uns eine Knieverletzung sowie Nebel- und Bewölkungsaufzug vertrieb …
Nächsten Morgen war das Wetter wieder tadellos und die Lawinensituation hatte sich verbessert. Also auf in Richtung Ankogelskigebiet. Im Bus traf ich dann zufällig zwei Freerider aus Linz, die das gleiche Ziel wie ich hatten: die Abfahrt über den Alpenhauptkamm von der Radeckscharte (2874m) nach Böckstein im Gastein bzw. zum Nordportal des Tauernbahntunnels (1172m).
Hier sieht man schon die Aufstiegsspur von der Bergstation aus …
Der Aufstieg hält sich mit ca. 300m (man verliert von der Bergstation wieder knapp 100 Höhenmetern) in Grenzen.
Etwas nervös machten mich nur zwei Tourengruppen, die vor uns losgegangen waren. Zwar war mir bekannt, dass die Radeck-Abfahrt durch freie, breite Hänge gekennzeichnet ist, doch wer will schon Pulverschnee teilen?
Oben angekommen, stellte sich dann heraus, dass die Tourengeher alpinistischer motiviert sind (der nahe Ankogel, 3250m, lenkt viele vom Wesentlichen ab) und den Riesenhang für uns allein übrig liessen.
Blick nach Norden ins hintere Anlauftal …
… nach Nordwesten das Anlauftal hinaus …
… und nach Südwesten …
Im Westen zeigt sich der Grossglockner …
Wir verloren aber keine Zeit und machten uns daran einen günstigen Einstieg in den Hang zu finden …
Die ersten paar Meter waren steinig und dann gab's noch für wenige Meter Schneedünen. Darunter war dann allerdings alles erste Sahne. Blick zurück auf den Starthang …
Roland's Grinser nach dem ersten Abfahrtsstück spricht Bände …
Es folgte eine Abfolge von Hängen in tollen Hochgebirgspulverschnee …
Die Hänge sind riesig breit und offen. Anfangs steiler, werden sie nach unten zunehmend flacher.
Ungefähr vor dem letzten Hangdrittel ...
Und schließlich der Rückblick vom Talgrund …
Unsere drei einsamen Skispuren im unteren Teil des Hanges …
Dann geht’s flach – aber meist ohne Anschieben – weiter das Anlauftal hinaus …
Nach einem längeren Ziehwegstück erreichen wir die Strasse kurz vor dem Bahnhof zum Nordportal des Tauerntunnels …
Mit dem Autoverlad ging es dann durch den Tauerntunnel zurück unter dem Alpenhauptkamm nach Mallnitz womit einer meiner absoluten Höhepunkte dieser Saison zu Ende war. Den Nachmittag verbrachte ich dann (leider bei deutlich schlechterem Wetter) noch im Skigebiet Ankogel, wo ich im leicht verspurten noch gemütlich herumkurvte.
Das Skigebiet selbst ist zwar vom vordergründigen Liftangebot relativ bescheiden, besticht allerdings durch die Weite und das hochalpine Ambiente.
Natürlich musste ich auch ganz zum Schluss den Köfelelift an der Talstation der Ankogelbahn austesten …