Die Wettervorhersage für gestern sah am Freitagabend nicht allzu gut aus - zumindest für den Pistenfahrer: Nullgradgrenze um die 2.000 m ansteigend, dazu Neuschnee & Regen am Vortag. Ich hatte weder auf Wasserschi noch Sulzschlacht Lust und suchte mir daher ein hochgelegenes Gebiet, während ich die Erwartungen möglichst weit nach unten schraubte (eher untypisch also). Das Wallis oder Graubünden fielen aufgrund der weiten Anfahrt raus, die meisten anderen Gebiete hatten auch gegen 7:30 Uhr noch keine aktualisierten Öffnungen. Nicht so am Gemsstock: bereits am Nachmittag des Vortages aktualisierte man den Schneebericht und die erwarteten Liftöffnungen. Der einzige Nachteil hier: mit einem dynamischen Preis von 76 CHF + 5 CHF für's Parkieren würde es relativ teuer werden. Mir waren jedoch möglichst gute Pistenbedingungen wichtiger als 20 CHF zu sparen.
Schon beim Verlassen der Autobahn, auf der Rampe nach Andermatt, war Kolonne angesagt. Doch viele Fahrzeuge nahmen die erste Ausfahrt im Kreisverkehr. Trotzdem war der Parkplatz um 8:05 Uhr bereits auf der rechten Seite voll. Auch aus den Bussen kamen haufenweise Skifahrer mit Powderlatten angerannt. Bis ich fertig war und den Skipass in der Hand hielt, waren bereits einige Leute vor mir, so dass ich erst gegen 08:50 Uhr auf Gurschen ankam. Fast alle sprinteten direkt zum Eingang der zweiten Sektion, wo sich bereits eine große Traube am Eingang gebildet hatte. Die Öffnung war für 10 Uhr angekündigt. Ich konnte es dagegen entspannt angehen lassen, mir war der Powder herzlich egal.
Auch wenn das Konzept mit den dynamischen Preisen nicht direkt mit einem Premiumprodukt in Verbindung gebracht werden kann, empfinde ich die Öffnung des Skilifts Lutersee um 09:30 Uhr als ein wenig unangebracht. Und dann läßt man die Leute haufenweise zur Talstation fahren, weil der Lift schon läuft, um sie dann den Ziehweg zurück aufsteigen zu lassen - Schilder stellt man nämlich keine auf. Kurz nach 9 war es den Liftlern vermutlich zu blöd und sie ließen die Ersten rauffahren.
Die Befürchtung, dass es auf den wenigen Pisten rund um Gurschen extrem voll werden konnte, bewahrheitete sich zum Glück nicht. Gefühlt 90 % der Gäste wollten in den Tiefschnee, die Pisten hatte man den Vormittag über für sich. Erst ab Mittag, als fast alles zerfahren war, wechselteten mehr und mehr Skifahrer auf die präparierten Abfahrten oder starteten ihren Skitag hier. So hielten sich die Pisten bis zum frühen Nachmittag extrem gut und der Schnee war schön pulvrig. Erst auf dem letzten Drittel der Talabfahrt wurde es leicht sulzig, aber selbst kurz davor war es noch schön griffig - von Eis keine Spur. So gesehen war der Gemsstock die perfekte Wahl, gerade in Hinblick auf die Rückmeldungen aus so manch anderen Skigebieten. Die schönste Abfahrt war definitiv die Sonnenpiste, auch wenn die Auffahrt mit der zweiten Sektion eine Wartezeit von 20 bis 30 Minuten bedeutete und es einen etwas nervigen Gegenanstieg gibt (ich kann es nicht positiver formulieren, weil es mich gestern einfach ein wenig gestört hat). Am Luterseelift war nur eine Piste präpariert. Dort konnte das lange Flachstück mit dem kleinen Gegenanstieg durch rechtzeitiges Schussfahren problemlos überwunden werden. Leider standen genau an der schmalsten Stelle die Freerider zum Kaffeekränzchen. Einzig an der Plastikschüssel kann man von oben bis unten durchfahren, immer schön dem Gelände folgend. Nur schade, dass es die Kombination aus SL und DSB nicht mehr gibt. Wartezeiten gab es an den beiden Liften auf der mittleren Etage so gut wie keine. Als es am Nachmittag etwas unruhiger wurde, hat es mich noch einmal ordentlich zerlegt, was ggf. auch an den neuen Ski lag. Obwohl der Sturz recht heftig war, blieb niemand stehen und fragte kurz, ob alles ok sei. Das ist schon ziemlich schwach. Immerhin ist nichts passiert.
Noch ein paar Worte zu Historie: im ETHorama finden sich alte Luftaufnahmen vom Gemsstock.
1971:
http://viewer.e-pics.ethz.ch/ETHBIB.Bil ... _L1-7156451975:
http://viewer.e-pics.ethz.ch/ETHBIB.Bil ... _L1-7585021980:
http://viewer.e-pics.ethz.ch/ETHBIB.Bil ... 5-0004-104Auf dem Bild von 1971 ist für mich kein Luterseelift erkennbar - auch nicht der Vorgänger (ist auch erst Bj. 75 lt. bergbahnen.org). Kann das sein? Die Aufnahme von 75 ist nicht ganz so gut aufgelöst, trotzdem ist eine Trasse zu sehen. Das Bild von 1980 zeigt, dass man mit etwas Wagnis den alten Skilift Gurschenalp nach unten hin ein paar Meter länger hätte bauen können.
Bevor ich zu meinen Bildern komme, noch ein Hinweis auf einen dieser großartigen Sommerschi-Berichte vom Gemsstock:
viewtopic.php?t=262&postdays=0&postorder=asc&&start=25Aber nun der visuelle Eindruck des gestrigen Tages.
Der morgendliche Blick in Richtung Realp und Wallis mit dem ehemaligen Skigebiet Winterhorn
Ausschnitt aus dem Bild oben: der obere, gleichnamige Skilift - sieht nach einem entspannten Hang aus
Die untere DSB, nur die Talstation ist von hier aus nicht zu sehen
Die einzige Option am Morgen, wenn man nicht ewig an den beiden Pendelbahnen anstehen wollte
Blick ins Seitental, durch das auch die Sonnenpiste führt. Eine weitere Aufstiegshilfe würde die Abfahrt zwar „besser“ erschließen, ihr vermutlich aber den eigenen Charakter nehmen.
Der Gipfel wirkte noch unerreichbar
Nur 15 Minuten Autofahrt entfernt und es fühlte sich nicht mehr nach Winter an. Die Pisten waren erstaunlich griffig, vom Neuschnee am Freitag kaum etwas zu spüren.
Ein Winteridyll
Ein Vorzeigeskilift: steil, dazu eine Kurve und eine Brücke
Das Teilgebiet am Gegenhang war so weit weg...
Die noch unberühten Hänge, der Anblick kein Vergleich zum Nachmittag
Die ersten Meter auf den Luterseepisten, durch die vielen Richtungsänderungen war man immer ganz gut gefordert
Auch der Skilift ist durch die vielen Stufen alles andere als langweilig trassiert
Das Flachstück konnte man gut überwinden
Wird hier normalerweise eine direkte Variante präpariert?
Es war genügend Platz vorhanden, jeder konnte sein Lieblingseck finden und genießen
Dann war es endlich soweit!
Auf der Rückseite, als alle schon weg waren. Für wenige Momente hatte man das kleine Plateau für sich.
Die nächste Ladung kommt
Der obere Teil der Sonnenpiste. Auch diese konnte man meistens in Ruhe genießen.
Start der Felsental-Abfahrt?
Zeit für einen neuen Blickwinkel
Plastikschüsseln gegenüber
Gemsstock-Tetralogie
Spielplatz
Jeder Quadratmeter wird genutzt
Es geht noch einmal durch das Seitental
Interessant aussehende Gipfel am Horizont
Die Wand
Eine weitere Gruppe macht sich bereit
Im Bereich der Skibrücke lag den ganzen Vormittag eine Münze mitten in der Trasse. Jeder zeigte darauf, aber niemand bekam sie zu greifen. Irgendwann wagte ich einen Anlauf, konnte sie aber in der Zeit von drei unbesetzten Bügeln nicht finden. Erst im zweiten Anlauf konnte ich sie finden, es waren 2 Franken.
Wartezeiten hier Fehlanzeige
Die Bügel fuhren direkt über die Tische hinweg, sah aus der Nähe ganz lustig aus. Weniger witzig war die Einfahrt zum Einstieg. Weil die Schranken defekt waren oder nicht mehr benötigt wurden, war nur eine schmale Zufahrt unter dem Vordach verfügbar, vor der sich noch eine kleine Rampe befand. Warum nicht einfach den großen Bereich daneben freigeben, was gerade für die Snowboarder deutlich angenehmer gewesen wäre (zumindest vor der bevorstehenden Liftfahrt)?
Das fahrbare Perron ist mir wegen des Trubels auch erst aufgefallen, als meine an die Wand gelehnten Ski umzufallen drohten
Blick Richtung, ja was eigentlich, Sedrun?
Und nochmal, nun fast gesamt - verlief der Vorgänger wirklich auf direkter Trasse?
Zum Abschluss auf die Talabfahrt, die in einem erstaunlich guten Zustand war
Super griffig und damit eine schöne Alternative ohne große Wartezeiten
Der kurze, minimal schlechtere Abschnitt. Am linken Rand wurde es dann sulzig. Der imposante Berg gegenüber kommt auf der Aufnahme kaum zur Geltung.
Auch so kaum, das Hüttendach zum Größenvergleich links unten fiel leider der Objektivkorrektur zum Opfer
Blick auf Andermatt, der Ortskern wirkt noch recht beschaulich
Feierabend!