Corne de Bâton, 14.3.2007
Grossartiger Berg im Schattendasein
Um kurz nach 9 Uhr hatten wir in Zermatt hervorragenden Anschluss an die Gornergratbahn. Wir haben die letzten Sitzplätze ergattert, bevor sich der Doppel-Doppeltriebwagen rappelvoll füllte. Je weiter der Direktzug ohne Zwischenhalt hinaufkraxelte, umso mehr spürte ich, dass mir mein suboptimaler Gesundheitszustand heute Probleme bereiten würde. Ich bekam immer weniger Luft, mir war schwindelig und nach dem Aussteigen am Gornergrat merkte ich, dass ich heute in den Beinen nur einen Bruchteil der gewohnten Kraft hatte. Am liebsten wäre ich sofort zurückgefahren und hätte mich ins Bett gelegt, aber das Stockhorn in seiner letzten Saison mit Pendelbahn bei bestem Wetter vor Augen würde ich mir selbstverständlich unter keinen Umständen nehmen lassen - das war klar. Klar wurde mir zu diesem Zeitpunkt aber auch, dass ich heute nicht aufs Klein-Matterhorn fahren und nicht nach Cervinia wechseln würde, was eigentlich für den Nachmittag geplant war - obwohl ich den Skipass-International gelöst hatte.
Vom Bahnhof am Gornergrat muss man doch erheblich hochsteigen, um die 1. Sektion der Stockhornbahn zu erreichen und meine Abschiedsfahrt mit der 1. Sektion hatte ich in diesem Winter bereits absolviert; und so fuhren wir die Kelle hinunter nach Gant. Besser gesagt war das bei mir mehr ein Rutschen auf der perfekt präparierten Piste als ein Skifahren. Dann gehts mit der 125PB hoch zum Hohtälligrat und für alles weitere lasse ich die Bilder sprechen, auch wenns in dieser Saison sicherlich zu einem Überfluss an Stockhorn-Bildern kommen wird.
^^ Die nicht benutzbare Kabine ...
^^ ... verlässt die Station
^^ Hinten der geniale Skihang
^^ Die Bahn zum Kommunisten-Zinken
^^ Hier kommt die zugelassene Kabine ohne Nummer. Die Idee, vom Stockhorn Schwarz-Weiss-Bilder zu bringen stammt bekanntlich nicht von mir und ich will auch gar keine Schwarz-Weiss-Bilder bringen, aber ich musste bei der Bildbearbeitung feststellen: Einige Aufnahmen dieser Bahn sehen in Vollfarbe einfach grauenhaft aus. Daher habe ich bei einigen Bildern die Farbsättigung soweit reduziert, bis die Bilder ansehnlich waren.
^^ Blick zurück zum Hohtälli und zum verbliebenen kläglichen Toteisfeld am Triftji-Hang
^^ Der Weitwinkel erfasst auch Matterhorn und Dent Blanche
^^ Aussterbende Seilumlenkung
^^ Von der Stockhorn-Station sieht der Grenzgletscher doch noch ein wenig anders aus als vom Gornergrat.
^^ Der eigentliche Stockhorn-Gipfel
^^ Snowotz voller Tatendrang
^^ Endlich rein in eine der schönsten aller Pisten!
^^ Den genialen Hang auf Gletschereis habe ich nochmal richtig genossen
^^ Nur nicht runter hetzen! Diese Fahrt muss man geniessen, wer weiss wann sie wieder möglich sein wird.
Ein Stück weiter unten gabs dann erst mal das böse Erwachen. Noch verwöhnt vom Gletscher plötzlich ein herbes Ratschen an Kante und Belag. Ein heftiger festgewachsener Stein hat mich völlig unerwartet erwischt. Mist! Der Gletscher ist schon zu Ende und ich bemerke, dass wir in einer Steinwüste stehen. Jetzt wird auch klar, warum das Stockhorn erst seit dem letzten Schneefall offen hat. Hier ist die Schneemenge einfach noch dünn und das Gelände sehr schneehungrig. Jetzt fahren wir ganz vorsichtig und ich sehe, dass man vom Triftji-Lift genau das gleiceh Stück passieren muss. Also gebe ich Snowotz den Rat, nicht mehr mit dem Triftji-Lift rauf zu fahren, sondern lieber schnell nach Gant und dann ab nach Cervinia, wo ihn viel Schnee erwarten würde. ich selbst hatte jetzt zeit und würde den Triftji-Lift nochmal fahren und was auch klar war, wenn ich keine Hetzjagt durch das Gebiet betreiben würde: Selbstverständlich würde ich bei Theo vorbeischauen. Also fuhr Snowotz seiner Wege und ich langsam runter zum Triftji-Lift - manchmal dem Ziehweg folgend und manchmal ganz vorsichtig im steinigen Gelände.
^^ An der Talstation des Triftji-Liftes
^^ Traurige Wahrheit: Noch vor kurzem schrieb Pause: "Ein Gletscherlift über 570 Höhenmeter". Was ist davon übriggeblieben? Die drei letzten Streckenstützen auf Gletschereis, darunter alles Geröllwüste. Der als steil berüchtigte Hang wirkt, wenn man drin steht und Ski fährt, eigentlich recht flach. Im Schlepplift aber spürt man die starke Steigung am Zug des Bügels. Mit dem Fotoapparat in der Hand musste ich mich teilweise mit beiden Händen an der orangefarbenen Stang festhalten, um nicht nach neben abzudriften. Ausser mir fuhr eigentlich niemand mit dem Lift. Wenn ich an den Erfolg des Freeride-Reviers an den Grands Montets denke - oder sogar an Super Saint Bernard, dann ist kaum verständlich, warum die genialen Berge Stockhorn und Rote Nase kaum jemanden anziehen. Offenbar ist aber auch die Schneelage zu unsicher. Hier führt man inzwischen offenbar ein Schattendasein.
^^ Man erkennt die neue Rampe zum letzten Felsen und den Übergang auf Eis.
^^ Auf etwas Toteis erreicht man die Rote Nase.
^^ Blick vom kurzen Resteis-Stück am Trifji nach unten zur Moräne des Findeln-Gletschers.
^^ Nochmal der Paradehang am Stockhorn
Danach gings - teilweise Ziehweg teilweise Gelände - nach Gant. Ganz unten wurden die Bedingungen im Gelände wieder besser. In Gant 15 Minuten Wartezeit (wird auf nächste Saison entlastet). In der EUB Gant-Blauherd 3 Stillstände, davon einer länger als 5 Minuten (das kannte ich bereits von der Giovanola-Bahn am St. Bernard). Danach habe ich bei Theo reingeschaut und wir haben seine Mittagspause gemeinsam bei einem schönen Mittagessen auf dem Rothorn verbracht.
^^ Dann bin ich gemütlich über die Tufternkumme nach Zermatt abgefahren. Das ist eine landschaflich wunderschöne Piste durch ein abgelegenes Tal, der Schnee war schon etwas weich, aber sehr schön zu fahren. An manchen Stellen gibts dort so schöne Felstore.
^^ Auch diese Stelle gefällt mir.
^^ Klassischer Tiefnlick auf Zermatt
Nach einem der beschaulichsten Skitage meines Lebens habe ich unten das Hotel für nächsten Februar reserviert und dann auf der Terrasse des Bahnhofsbuffets auf Snowotz gewartet, der Cervinia/Valtournenche in Grund und Boden gefahren hatte.
^^ Zermatt wurde in den Abendschatten getaucht, wenig später befreite sich Snowotz aus dem Skibus von Winkelmatten.
Ich finde es erstaunlich und ein bisschen schade, dass das Stockhorn trotz seiner Klasse im Vergleich zu anderen Freeride-Revieren so an Boden verloren hat und schade, dass die Schneelage es dem Stockhorn auch nicht gerade leicht macht. ich weiss leider nicht, wie sehr das eine das andere bedingt. Ich hoffe jedoch auf weiteres Skileben am Stockhorn.
Jetzt bleibt mir nur noch, k2k tolle Skiferein in Frankreich zu wünschen, falls er dies hier noch liest.