Zuerst mal ein bisschen Statistik.
Wetter:Di: stark bewölkt und stürmischi
Mi: Mix aus Sonne und Wolken, starker Wind
Do: bewölkt
Fr: sonnig
An allen Tagen sehr kalt!
Schneehöhe:Tal ca. 80cm, Berg bis 500cm (alle Angaben geschätzt)
Schneezustand:Pulver- und Kunstschnee
Unverhofft kommt oft, heisst es. Das stimmt, an Weihnachten wurde ich mit einer Einladung nach Täsch überrascht! Das ist das Nachbardorf von Zermatt, es ist der Ort ab dem die Strasse gesperrt ist und man nur noch per Schmalspurbahn weiterkommt. Vom 2. Februar sollte ich bis Samstag dort in der Ferienwohnung von Bekannten zu Gast sein.
Je näher der Abreisetag rückte, desto nervöser verfolgte ich die Wetterprognosen. Tja, sah nicht so toll aus, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Hier war das am Freitagvormittag beim Betrachten der Anzeigetafel der geöffneten Anlagen der Fall, aber dazu später mehr.
PistenplanAm Montag reisten wir bei recht passablen Wetter an, aber da wir erst frühen Nachmittag ankamen, beschränkten wir uns aufs Einrichten der Wohnung.
Für den Dienstag war schlechtes Wetter, ja sogar Sturm angesagt. Als wir am Morgen durchs Fenster schauten, merkten wir, dass die Wetterfrösche Recht behalten haben. Vom angekündigten Sturm allerdings keine Spur, nicht einmal ein laues Lüftchen regte sich. Wir liessen das Skifahren bzw. Snowboarden trotzdem sein, keiner hatte Lust im Nebel herumzustochern. Ausserdem, wer sagt nicht, dass es in der Höhe doch stürmt? Am Abend in der Tagesschau sahen wir dann, dass es tatsächlich so war. Ein heftiger Sturm hat in der Schweiz gewütet.
Der Mittwoch begann freundlicher mit einem Mix aus Sonne und Wolken. Wir frühstückten ausgiebig und als dann die Wolken gegen 9 Uhr aufrissen, hielt uns nichts mehr! Auf, die Bretter, fertig los! Leider mussten wir in Zermatt angekommen feststellen, dass das Klein Matterhorn nur für Fussgänger geöffnet und die Verbindungen nach Italien geschlossen waren. Da die Bergstation sowieso in den Wolken steckte, verzichteten wir auf einen Ausflug ohne die Bretter. Na gut, erkunden wir halt die Gegend um den Gornergrat und Rothorn. Ein spätes Mittagessen im Restaurant Grünsee (empfehlenswert!) lag auch noch drin. Etwas Sorgen machte mir die Nachricht, dass die Suneggabahn wegen eines Getriebeschadens stillsteht. Leider hatte ich die Kamera in der Unterkunft gelassen, weil ich an einen Wetterumschwung glaubte und meine Begleiter nicht mit ständigen Fotostops nerven wollte.
Wie sehr ich mich diesbezüglich geirrt hatte, zeigte mir ein Blick durchs Fenster am Donnerstagmorgen. Grau und trüb sah es da aus. Darum zogen wir auch erst gegen 10.30 los. Diesmal ging es Richtung Schwarzsee und von dort weiter zum trockenen Steg. Dort fuhren wir einmal mit dem verkürzt geöffneten BSL Gandegg, dann trieb uns das garstige Wetter ins Restaurant. Frisch gestärkt fuhren wir einmal mit der 6KSB/B Furggsattel, so kamen wir wenigstens einmal nach Italien! Doch ein stürmischer, eiskalter Wind verjagdte uns schnell wieder zurück in die Schweiz. Danach noch einmal über die abwechslungsreiche 70 nach Furgg, mit der 4KSB/B sandiger Boden wieder hoch, dann hatten wir genug und bliesen zum Rückzug. Mir war‘s recht, es war bitter kalt und die Sicht miserabel.
Am Freitagmorgen wurde ich von einer ungewohnten Helligkeit geweckt. Na schau her, die Sonne schien! Leider kamen meine Mitreisenden nicht richtig auf Touren, also zog ich nach dem Frühstück alleine los. Gegen 13.00 Uhr wollten wir uns beim Trockenen Steg treffen. In Zermatt folgte die Ernüchterung. Trotz schönem Wetter waren praktisch alle Anlagen über 3000m geschlossen. Die enorme Kälte war Schuld, wie ich im Nachherein erfuhr. Zuerst ging es mit dem Elektrobus zur Talstation der SSB Sunnegga. Kurz gewartet und schon fuhr ein Zug ein. Dann ging es im Expresstempo nach oben, der Schaden vom Mittwoch konnte also behoben werden. Es ist schon eindrücklich, wie die Bahn so durch den Stollen saust! Oben wechselte ich gleich mal weiter zur Kombibahn Blauherd. Per Gondel fuhr ich hoch und dann via Sunnegga nach Findeln. Dort bestieg ich die 4KSB/B und fuhr zurück nach Sunnegga. Diesmal mit einem Sessel gings nach Blauherd, in der Hoffnung, die 150PB Rothorn sei nun geöffnet. Doch Pustekuchen, der Wind als Kälteverstärker war anscheinend zu stark. Also wagte ich mich auf die Abfahrtsroute 10 nach Findeln. Diese war stark verbuckelt und so produzierte ich dort meinen Sturz der Woche! Zum Glück ist weder mir noch der Kamera was passiert. Im Tal nahm ich die 4KSB/B Breitenboden und fuhr nach Gant ab, weil inzwischen die 125PB Hohtälli aufgegangen war. Bei der Talstation stand ein handgeschriebenes Warnschild: „Bergstation -22° + 31 km/h Wind!“. Egal, so schlimm wird es nicht werden. Na ja, angenehm war es dann doch nicht und so verzog ich mich Richtung Riffelberg. Die rote 44 ist ein langweiliger Ziehweg, der vor allem bei Neuschnee kaum ohne Schieben zu bewältigen ist. Dafür entschädigte ein grandioser Blick aufs Matterhorn. Die Warteschlange an der KSB Gifthittli (schon wieder, was ist mit der los?) schenkte ich mir und genoss die nette Piste nach Schweigmatten. Die kühn trassierten EUB ermöglichte mir ein da capo. Auf der Bergfahrt war zudem ein ganzes Rudel Gämsen direkt unter der Bahn zu sehen! Den freerider, den ich von Furi aus in diesem Hang einfahren sah, schien das nicht zu wissen oder zu kümmern. Dabei ist der Hang auf dem Pistenplan sogar als Schutzzone ausgewiesen! In meinen Augen sind solche Wintersportler unverantwortliche Idioten
! Nun war es aber langsam Zeit für das Mittagessen! Mit der 125PB schwebte ich zum trockenen Steg, wo ich allerdings zu früh eintraf. Nun denn, wie wäre es mit einer Abschiedsfahrt mit der historischen PB von Furgg nach trockenen Steg? Gesagt, getan! Diese Bahn wurde bekanntlicherweise diesen Sommer abgebrochen um der Verlängerung der EUB Matterhorn Express Platz zu machen. Wieder eine klassische Von Roll Bahn weniger
. Danach traf ich meine Mitreisenden und wir gingen in der Trattoria prima Pasta futtern.
Wieder vereint und mit frisch gebunkerten Kohlenhydraten ging es nach der Mittagspause weiter. Leider war das Klein Matterhorn immer noch wegen Wind geschlossen. Nein, er blies nicht zu stark für die Bahn, aber bei -29° und 17km/h Wind bei der Bergstation (Stichwort Klirrfaktor), war das zuviel für die Verantwortlichen. Ein bedauernswerter, aber nachvollziehbarer Entscheid. Wir zogen zum Hörnlilift, via GUB Schwarzsee kamen wir dorthin. Leider lag der Lift komplett im Schatten, wenigstens hatten wir die Pisten fast für uns. Dann war es an der Zeit, langsam talwärts zu streben. Der lange Ziehweg Richtung Furi ist zwar nicht besonders spannend (und für meine Mitfahrer auf den Boards sogar eher mühsam), aber wenigstens erheischt man ein paar Blicke auf die dort stehenden nicht öffentlichen Kraftwerksbahnen. Darunter auch die hier im Forum weltberühmte Kurven-PB. Dann kamen wir zur Abzweigung der Skiroute 49. Ist diese geöffnet, kann ich sie nur empfehlen! Sie bietet Ski fahren wie vor fünfzig Jahren, als die Pistenpräparierung mittels Raupen noch nicht erfunden war! Eng und stark verbuckelt (aber wenigstens nicht steil) führt sie durch lichten Föhrenwald und Wiesen zur Alpsiedlung Zum See. Hier hat man wieder das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben! Ein ursprünglicher Walliser Weiler mit sonnenverbrämten Holzhäusern und den typischen Getreidestadeln. Man glaubt kaum, dass man nur gut zwei Kilometer vom weltbekannten Ferienort Zermatt entfernt ist! Erst wenn man kurz nach dem Dörfchen um die Ecke biegt, man wieder auf die Talabfahrt nach Zermatt kommt und die Seilbahnen nach Furi sieht, ist man zurück in der Realität. Ein wirklich gelungener Abschluss des schönsten Tages der Woche!
Am nächsten Tag hiess es leider schon wieder Abschied nehmen. Mit Packen, Aufräumen und Putzen verging der Vormittag und kurz vor zwölf nahmen wir die Strasse nach Hause unter die Räder. Ein Fazit zu ziehen fällt schwer. Natürlich hat das Wetter einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Aber wir hatten trotzdem unseren Spass! Einen Vorteil hat es ausserdem: Ich habe einen guten Grund um wiederzukehren!
Die nachfolgenden Fotos entstanden alle am Freitag.
^^Blick auf Blauherd. Nach links geht die 150PB Rothorn, von rechts kommt die Kombibahn. Das gelbe Gebäude rechts im Komplex ist die Bergstation der 4EUB von Gant. Im Hintergrund die 4KSB Patrullarve.
^^Zoom auf den oberen Streckenabschnitt der Gondelbahn Gant – Blauherd.
^^Die Talstation dieser alten Giovanolabahn.
^^Eine Kabine der 125PB Gant – Hohtälli auf dem letzten Streckenabschnitt zwischen Stütze 3 und der Bergstation.
^^Blick von der Bergstation Hohtälli talwärts. Man erkennt gut die asymmetrische, dem Gelände angepasste Stütze 3.
^^Zoom hinüber zur Bergstation der 150 PB Rothorn.
^^ Hier habe ich auf die Bergstation des Stockhornliftes gezoomt. Wie man unschwer sehen kann im Gebäude der abgebrochenen PB die von Hohtälli her kommt untergebracht. Die Mauer rechts auf dem Foto war die Talstation.
^^Gegen diese Aussicht hat auch die Bergstation der 6KSB/B Gifthittli wenig Chancen.
^^Die wohl kürzeste EUB-Sektion der Schweiz von Schweigmatten nach Furi. Trotzdem ist sie eine sehr wichtige Verbindungsbahn, da sie einen Gegenanstieg erspart.
^^Die kühne Trassierung der zweiten Sektion Richtung Riffelberg. Diese EUB ist eine der wichtigsten Ergänzungen im Zermatter Skigebiet. Einerseits erschliesst sie eine recht lange und schöne Abfahrt und andererseits verbessert bzw. ermöglicht sie die Verknüpfung zweier Teilgebiete (Gornergrat <--> Theodul/Schwarzsee).
^^Die Gämsen im Riffelbord unterhalb der EUB lassen sich von dieser nicht stören, vom kurz darauf in den Hang einfahrenden freerider hingegen schon. Dabei haben es die Tiere bei soviel Schnee sowieso schon nicht leicht und bei der Flucht verbrauchen sie viele wertvolle Energie, ihre Überlebenschancen sinken. Nicht umsonst ist dieser Hang auf dem Pistenplan als Wildschutzzone eingezeichnet! Egoistische Trottel wie dieser Skifahrer schaden nicht nur den Tieren, sondern auch dem Ruf ihres Sportes!
^^Eine Kabine der 125B Furi – Trockener Steg kurz vor der Talstation.
^^Von der Talstation derselben Bahn aus entstand dieses Bild. Wer findet die Kabine?
^^Nach der ersten Stütze wird es luftig.
^^Die Drehscheibe trockener Steg von der PB von Furi her aus gesehen. Links die 100PB aufs Klein Matterhorn, rechts die 100PB von Furgg.
^^Ein Foto, dass heute nicht mehr gemacht werden kann. Die beiden Kabinen der PB Furgg – trockener Steg begegnen sich über der 4KSB/B sandiger Boden.
^^Weil die Pendelbahn im Sommer weggekommen ist, noch ein Foto der Kabine 11…
^^…und der Kabine 12. Die hohen Nummern kommen daher, weil man von Zermatt her durchnummeriert hat. Früher bestand die gesamte Liftkette aus Pendelbahnen, heute weist das Nummernschema wegen Abbruch und/oder Ersatz durch EUBs Lücken auf.
^^Die Restaurants auf trockenen Steg haben nicht nur menschliche Gäste! Auch Schneefinken holen sich hier ihren Anteil. Diese Vögel sind wahre Überlebenskünstler, kommen sie doch nur über der Baumgrenze vor, nisten bis über 3000m und ziehen auch im Winter nicht in tiefere Lagen! Wie die Bergdohlen haben sie gelernt, dass es bei den Menschen auch für sie was zu futtern gibt.
^^Wir blicken auf den Theodulgletscher mit seinen Liften. Links der BSL Gandegg, in der Mitte die 6KSB/B Furggsattel und ganz rechts die 4KSB/B sandiger Boden.
^^Zoom Richtung Plateau Rosa und Testa Grigia. Man kann die unwirtlichen Verhältnisse die zur Schliessung dieses Sektors führten erahnen.
^^Auch die Furggsattelbahn war an diesem Tag ausser Betrieb. Rechts kann man erkennen, warum die 4KSB/B sandiger Boden nur noch mit einer befristeten Ausnahmebewilligung läuft. Der 6KSB/B könnte übrigens das gleiche Schicksal blühen, denn sie überquert denselben schrumpfenden Gletscherarm!
^^Die Mittelstation der 4KSB/B sandiger Boden. Wie man am heruntergelassenen Rollladen neben dem Ausgang erkennen kann, wäre auch ein Zustieg möglich. Man kann logischerweise im Sessel sitzen bleiben.
^^Furgg mit der 15GUB Schwarzsee links und der 100PB nach trockener Steg rechts. Rechts davon erkennt man noch den Giebel der Talstation der 4KSB/B sandiger Boden.
^^Anfahrt auf die Talstation des BSL Hörnli.
^^Unterwegs mit demselben.
^^Wie die Talstation ist auch die Bergstation ein massiver Steinbau, der sich aber trotzdem, oder gerade deswegen, sehr gut in die Landschaft einfügt. Die Bergflanke im Hintergrund gehört zum Matterhorn.
^^Kurz nach dem Losfahren von der Bergstation bietet sich dieser Blick auf das Teilgebiet trockener Steg.
^^Das Beweisfoto, ich war da! Der leicht unterbelichtete Typ (aber nur auf dem Foto!
) bin ich. Spass beiseite, alleine wegen dieses Anblickes lohnt sich eine Fahrt mit dem Schlepper Hörnli!
^^Die zweite der insgesamt zwei Kurvenstützen der Kraftwerksbahn von Zermatt nach Feriche.
^^Unterwegs auf der Abfahrtsroute 49. Der Weiler Zum See kommt in Sicht. Wer genau hinschaut entdeckt im Hintergrund das Findelbachviadukt der Zahnradbahn zum Gornergrat.
^^Ja genau, zwischen diesen Stadeln im oben erwähnten Weiler führt die Abfahrt durch!
^^Nur kurz darauf ist man wieder auf einer der Talabfahrten und blickt auf die Stütze 2 der PB Zermatt – Furi. Ein weiterer Liftoldtimer (älteste noch existierende Seilbahn Zermatts), der aber beim Gütertransport, Spitzenzeiten und Störungen der EUB weiterhin gute Dienste leistet.
^^Kurz vor Zermatt begegnet man der Talstation der bereits erwähnten Kraftwerkbahn.
^^Fast am Ende der Abfahrt lässt sich noch eine der Riesenstützen der EUB Matterhorn Express fotografieren.
^^Mit diesem klassischen Sujet möchte ich meinen Bericht abschliessen. Passenderweise entstand das Foto ebenfalls an einem Endpunkt, nämlich dem der Talabfahrt von Furi her.
Ich danke für die Zeit, die ihr euch fürs Lesen dieses Berichtes genommen habt!