Vercorin 9.2.2006
Als Skigebiet für den Nachmittag dieses Tage habe ich Vercorin auserkoren. Von dem Skigebiet hatte ich bislang überhaupt keine Vorstellung. Lediglich die Talabfahrt war mir vom Rhonetal aus aufgefallen.
Der Ort
Vercorin liegt in etwa 1300 Meter Höhe auf einer Terrasse an den schattigen Nordhängen des Rhônetals nahe Sierre. Von Chalais (westlich von Sierre) führen ein Pendelbahn und eine schmale Strasse nach Vercorin hinauf. Eine weitere und noch schmalere Strasse führt aus dem Val d'Anniviers nach Vercorin. Obwohl das Dorf am Schattenhang des Rhônetals liegt, ist es ein sehr sonniger Ort. Das liegt daran, dass diese Terrasse am Berghang nicht wie sonst üblich zum Tal hin abfällt, sondern es gibt dort eine "Gegensteigung". Der talseitige Rand der Terrasse liegt höher als der bergseitige Rand. Daher ist Vercorin ein Südhang an einem Nordhang. Vielleicht weiss Marius, ob es für dieses topographische Gebilde einen speziellen Namen gibt. Die Talabfahrt des Skigebiets liegt freilich an einem reinen Nordhang, was auf sehr gute Schneeverhältnisse hoffen liess. Von der Bergstation der Pendelbahn ist es übrigens ein recht weiter Weg bis zur Talstation der Giovanola-Gondelbahn, der einen 10-15 minütigen Fussmarsch oder eine Busfahrt erfordert.
Das Skigebiet
Das Skigebiet ist schnell vorgestellt. Die beiden Pendelbahnsektionen führen über gut 1000 Höhenmeter und knapp 3 km Länge von Vercorin auf den 2330 Meter hohen Gifpel des Crêt du Midi, auf dem auch das Bergrestaurant beheimatet ist. Der durch die Gondelbahn erschlossene Nordhang bietet 2-3 Talabfahrtsvarianten. Die Hauptabfahrt ist auf den unteren 75% der Strecke beschneit und bietet schöne Hänge mit Kurven und wechselndem Gefälle. Am gleichen Hang befindet sich auch der ellenlange Schlepplift Sigeroulaz, der unterhalb der Mittelstation beginnt und über 2 Kurven sowie 27 Stützen bis auf den Crêt du Midi führt. Zu seiner Talstation führt auch ein kurzes Stück schwarze Piste. Gleichzeitig bedient eine blaue Piste diesen Schlepplift und die obere Gondelbahnsektion. Die Hänge dieses vorderen Skigebietes führen oben durch lockeren Baumbestand, unten sind es reine Waldschneisen.
Das Höhenskigebiet erstreckt sich über eine ostseitige Mulde zwischen den Gipfeln Crêt du Midi und Mt. Major (2370 m) und wird von 5 Schleppliften bedient. Vorne (am Crêt du Midi) sind die Pisten blau, hinten (am Mot. Major) rot und die Piste runter zum Tracuit-Lift ist schwarz. Letztere ist allerdings für eine schwarze Piste relativ einfach. Sie führt teilweise durch Wald, während die Pisten an den 4 höhergelegenen Liften alle durch offenes Gelände führen. Beschneiung gibt es im Höhenskigebiet überhaupt nicht. Das Restaurant ist hässlich und hat mich vom Essen her enttäuscht. Der kürzeste Schlepplift hier oben ist nicht kuppelbar, sondern fixgeklemmt.
Die Talabfahrt ist eine recht schöne und abwechslungsreiche 1000-Höhenmeter-Piste. Alle anderen Pisten sind nicht allzulang und unspektakulär. Erwähnenswert ist noch der eindrucksvolle Tiefblick ins Rhônetal, besonders auf Salgesch. Insgesamt ist es ein deutlich unterdurchschnittliches Skigebiet. Das gilt für die Topographie und für die Anlagen. Die Anlagen sind relativ alt, es wurden offenbar noch nie Anlagen kompletterneuert. Erkennbare Neuerungen sind kuppelbare Ausstiege an vielen Schleppliften und neue Gondeln, die aber auch schon wieder mehr als 20 Jahre alt sein dürften.
An Ski-Gästen habe ich eigentlich nur Kinderskikurse wahrgenommen. Auf der Talabfahrt und dem vorderen Lift des Höhenskigebietes habe ich überwiegend solche gesehen. Im hinteren Teil des Skigebietes gab es ausser mir überhaupt keine Gäste. Kein Witz! Drei Lifte liefen für mich alleine! Das Skigebiet scheint sehr kinderfreundlich zu sein und ist offenbar beliebtes Ziel für Jugendgruppen, Skiclubs und Schulen.
Mein Skitag
An der Gondel unten waren kaum Leute, es gab keine Wartezeiten. Die Talabfahrt sah im unteren Teil dank Beschneiung top aus - und das war sie auch. In der Mittelstation sind regelmässig Kinder zugestiegen. Bereits bei der ersten Bergfahrt haben diese mich vor Eisplatten gewarnt. Die sind mir später gar nicht so aufgefallen, dafür oben umso mehr braune Stellen. Im oberen Teil hatte die Talabfahrt einige deftige braune Stellen, denen man kaum ausweichen konnte. Insbesonder war das in dem Bereich der Fall wo man den Crêt-du-Midi-Lift kreuzt und wo man zum ersten Mal die Gondelbahn kreuzt. Ab der Hälfte der oberen Sektion war die Abfahrt super. Neben der beschneiten roten Piste waren auch die unbeschneite blaue und die unbeschneite schwarze Piste super. Dies hat folgende Grüne: Die blauen ist so flach, dass sich nichts abfährt und die schwarze fährt kein Mensch!
Im Höhenskigebiet hatte es wenig Schnee, schlechte Präparierung und viele braune Stellen. Das Skifahren war ein Gegurke. Recht gut hat mir die Abfahrt zum Tracuit-Lift (5) in den Wald hineien gefallen. An diesem Lift sowie an den Liften Mont Major (4) und Cabanon (8') war ich wie bereits erwähnt ganz alleine. Dies war natürlich ganz neckig.
Das Wetter war ein Wechsel aus Sonne, dunklen Wolken und leichtem Schneefall. Teilweise mutete es wie ein imposantes Naturschauspiel an. Ich denke, in den Bildern sollte das deutlich werden.
Ein paar Daten:
Schneehöhe: 20-50 cm (geschätzt)
Schneeart: Oben Pulver, unten Maschinenschnee, Zustand oben fahrbar, unten sehr gut.
Geöffnete Lifte: Alle (alle auch gefahren)
Geöffnete Pisten: Alle (ziemlich alle gefahren)
Fazit: Es gibt keinen besonderen Grund, da hin zu fahren. Ich werde vermutlich nicht wieder kommen. Immerhin habe ich's mal gesehen.
Pistenplan:
^^ Pistenplan
Hier die Bilder:
^^ Giovanola-EUB-4 Crêt du Midi (1/2) ab Talstation abgelichtet
^^ Blick aus der Gondel auf Vercorin. Man sieht hier die Gegensteigung der Bergterrasse. An diesem sonnigen Südhang ist alles aper, während am Haupthang im Vordergrund alles schattig und weiss ist.
^^ Nochmal Blick zurück auf die "Terrasse" Vercorin. Die Gondeln sind interessant abgeschrägt.
^^ Blick aus der Gondel wie aus dem Flugzeug: Im Vordergrung Vercorin, im Hintergrund Salgesch am Südhang des Rhônetals in erstklassiger Weinlage. Auch wenn über die Wallis-Weine gestritten wird - der Wein aus Salgesch ist bei allen Schweizern als erstklassig anerkannt. Rechts sieht man tief eingeschnitten das Val d'Anniviers.
^^ Die beschneite Talabfahrt.
^^ Blick aus der Gondel auf das Höhenskigebiet. Wie an der Perspektive zu erahnen ist, fährt die Gondel hier mit extrem hohem Bodenabstand. Man sieht 3 Lifte - von vorn nach hinten: Crêt du Midi (3), Les Chardons (6), Mont Major (4). Man erkennt auch die oben erwähnte schlechte Stelle wo die Talabfahrt den Cret-du-Midi-Lift kreuzt. Im Hintergrund ist das Val d'Anniviers zu sehen.
^^ Bergstation Crêt du Midi (3) mit kuppelbarem Ausstieg. Links im Hintergrund Bergstation Les Chardons (6)
^^ Nochmal die Lifte 3, 6 und 4 am Haupthang des Höhenskigebiets. Rechts oberhalb der Bildmitte ist der Mont Major mit der Bergstation des gleichnamigen Liftes zu erkennen. Dies ist mit 2374 Meter der höchste Punkt des Skigebietes.
^^ Blick zurück zum Crêt du Midi mit Bergrestaurant, Gondelbahn (hoher Bodenabstand) sowie den Schleppliften Les Chardons (6) und Crêt du Midi (3).
^^ Nochmal das gleiche aus etwas grösserer Entfernung - vom Mont Major aus.
^^ Talstationspartner: Die Lifte Crêt du Midi (3) und Mont Major (4). Im Hintergrund ist Chandolin mit vielen Liftanlagen zu sehen - links das Illhorn.
^^ Fahrt zum Gipfel des Mont Majors. Wie man sieht, bin ich der Einzige, der sich dies bei stürmischem Wetter antut. Die Liftfahrt bei diesen Wetterkapriolen ist ein schöneres Erlebnis als die anschliessende Skiabhart über braune Stellen und um solche herum.
^^ Bergstation Mont Major mit Schneeverblasungen. Das Bild gefällt mir irgendwie. Die Kontraste der Lichtspiele bringen den kuppelbaren Ausstieg besonders gut zur Geltung.
^^ Auch der Cabanon-Lift (8') führt zum Mont Major. Doch aufgepasst. An diesem tag heisst es hinter der nächsten zu sehenden Stütze aussteigen. Die geringe Schneelage gesattet es nicht, mit diesem Lift bis zum Mont Major hinaufzufahren. Vor lauter Knipsen hätte ich das beinahe verpasst und wäre in den Triebschnee gefahren. Wie man sieht, sieht man keinen Menschen hier - ausser mir. Bei den kuppelbaren Stangenschlepper muss man sich erst mal davon überzeugen, dass der Lift läuft, wenn man keinen Menschen sieht. Denn dann gibt es ja auch keine Bügel auf der Strecke, an denen man erkennen kann ob der Lift läuft. Aber für mich haben die hier alle Lifte laufen lassen.
^^ Jetzt bin ich über die schwarze Waldabfahrt hinunter zum Tracuit auf 1850 Meter höhe gefahren - ganz alleine versteht sich. Der tracuit-Lift (5) ist mit 1350 Metern länge der zweitlängste Schlepplift hier. Seine Besonderheit, die man auf diesem Bild sieht: Der Antrieb ist unüblicherweise an der Bergstation und hier an der Talstation fliegt die Seilscheibe fliegend hinter der Gehängekulisse am Einstieg. Gibts IMHO ganz selten, dass der Antrieb oden ist. Vermutlich gibts hier in der gegend keinen Strom.
^^ Im Tracuit-Lift: Uiii! Da kommt ja ein Schleppteller entgegen! Da wird sich doch keiner runterverirrt haben?
^^ Zoom vom Mont Major: Das Bergrestaurant auf dem Crêt du Midi mit Bergstationen Gondelbahn (rechts) und Sigeroulaz-Lift (7 - links). Was interessant ist: Die beiden Anlagen laufen in grossen Winkel auf den Gipfel zu obwohl sich der Startpunkt des Sigeroulaz-Liftes ganz in der Näher der Gondelbahn-Trasse befindet. Der Schlepplift macht aber 2 Kurven und entfern sich zwischenzeitlich sehr weit von der Gondelbahn-Trasse.
^^ Im fixgeklemmten Schlepplift Les Chardons (6), mit 330 Metern Länge die mit Abstand kürzeste Anlage hier.
^^ Hier kreuzt die talabfahrt die Gondelbahn.
^^ Interessantes Bild: Blick aus dem Sigeroulaz-Lift (7) im Bereich der ersten Kurve auf die Talabfahrt. Man bedenke: Ich habe im rechten Winkel nach links aus der Lifttrasse fotografiert, fahre also nach rechts; am höchsten Punkt des Bildhorizontes sieht man den Crêt du Midi mit der Gondlebahn - genau dort werde ich mit diesem Schlepplift ankommen. Das erscheint an dieser Stelle nahezu unglaublich. Der Lift ist nach offiziellen Angaben "nur" 1770 Meter lang ud hat 27 Stützen. Mir kam er irgendwie länger vor.
^^ Frühere Gondel der Giovanola-Bahn - heute beherbergt sie Zeitmesstechnik.
Jetzt kommen noch ein paar Stimmungsbilder für Schleppliftexperten:
^^ Mont-Major-Lift mit Vrêt du Midi im Hintergrund.
^^ Talstation Cabanon-Lift
^^ Stütze 2 des Crêt-du-Midi-Liftes
^^ Die gleiche Stütze aus andere Perspektive