Tschiertschen – Über den Dingen - 30.12.07
Leichter Schneefall weckt uns am Morgen. Für echten Tiefschneespaß ist die Neuschneemenge noch zu gering, tief hängen die Wolken. Die Entscheidung für Tschiertschen als Ziel fällt in erster Linie angesichts dieser Witterungsbedingungen, da hier ein großer Teil der Pisten im Waldgelände verläuft. Etwas Besonderes erhoffe mich mir aber nicht.
Da Tschiertschen wohl nicht allgemein bekannt ist, hier einige Infos zu Ort und Skigebiet.
Tschiertschen:
Tschiertschen ist eine kleine Gemeinde im Schanfigg, etwa 7 Kilometer Luftlinie von Chur entfernt. Gerade einmal gut 200 Einwohner leben am Nordhang auf etwa 1300 Metern über der Schlucht der Plessur. Für Tagesgäste gibt es einen großen Parkplatz vor dem Dorf mit seinen alten Holzhäusern, von hier pendelt ein Kleinbus zur Talstation der Lifte am anderen Dorfrand.
Das Skigebiet Tschiertschen:
EDIT: So siehts in Natura aus (von St. Peter). Und ja, meine Maus ist relativ kaputt
4 Liftanlagen erschließen etwa 25 Kilometer Pisten. Sektion 1 bildet eine 4KSB von Leitner, die einen angenehm schnellen Einstieg ins Skigebiet ermöglicht und zwei mittelschwere und eine leichte Talabfahrt erschließt. Sektion 2 ist ein fixe 4er Sesselbahn ebenfalls von Leitner, die gemütlich ein Stückchen weiter hinauf zockelt. Sektion 3 führt als Schlepplift auf den Gürgaletsch und erschließt eine mittelschwere und eine schwere Piste und jede Menge freies Gelände (Lawinengefahr!). Relativ weit abseits der übrigen Anlagen dreht noch der Schlepplift Jochalp seine Runden. Entgegen der Anzeige auf der Panoramatafel waren am Besuchstag alle Pisten geöffnet.
Idylle an der Talabfahrt 2
Flachstück der blauen Talabfahrt
Zu Beginn deutete noch nichts auf einen herrlichen Tag hin. Wolkiges Wetter, relativ schlechte Sicht und nur sehr wenig Neuschnee. Doch als wir nach einigen Fahrten an den beiden Sesselbahnen den Gipfellift nehmen, bin ich begeistert. Ein toller, steiler Schlepplift mit uriger Trasse und perfekter Aussicht. Die ziehenden Wolken zaubern beeindruckende Stimmungen und auch die Pisten sind klasse. Die mittelschwere Abfahrt führt weit abseits der Lifte über einen tollen Hang in ein einsames Tal hinein. Zwar könnten die Schneeverhältnisse etwas besser sein (viel abgeweht, teils etwas steinig) trotzdem macht es jede Menge Spaß hier oben zu fahren.
Der erste Blick Richtung Skilift Gürgaletsch
Liftverlauf mit Gelände, leider sehr abgeweht
Eindrücke von der mittelschweren Piste am Gipfellift
Der Lift von der schwarzen Piste aus gesehen, teilweise schön steil.
Etwas Tiefschnee
Die Abfahrten weiter unten führen herrlich naturbelassen durch die Wälder und zwischen den Häusern hindurch – nicht spektakulär aber gemütlich und abwechslungsreich. Zum schnellen Carven sind zumindest bei unserer Schneelage die teils sehr schmalen und stark kupierten Hänge aber natürlich nicht gerade prädestiniert. Am späteren Nachmittag statten wir noch dem Schlepplift Jochalpe einen Besuch ab, der völlig abseits der anderen Lifte seine Runden dreht. Die Piste lädt dazu ein, etwas mehr Gas zu geben, ist aber relativ kurz. Die Verbindung zum Lift ist ziemlich urig, die Rückkehr ins Skigebiet verläuft teilweise auf einem etwas flachen Ziehweg.
Im Schlepplift Jochalpe
Blick von der Jochalpe Richtung Lenzerheide
Abschließender Höhepunkt des Tages wird der Aufstieg von der Bergstation de Gipfelschlepplifts zum Grat. Der Blick hinunter Richtung Lenzerheide ist sagenhaft schön, die Nachmittagssonne beleuchtet stimmungsvoll die Wolken. Keine 100 Meter vom Skigebiet entfernt herrscht hier Ruhe und Einsamkeit, nur der eiskalte Wind pfeift über den Kamm und animiert uns schließlich dazu, die letzte Abfahrt anzutreten.
Kritisch betrachtet:
Große Pluspunkte sind für mich Landschaft, Pistenführung, die Ausblicke, der Gipfellift, der Schlepplift Jochalpe abseits der anderen Lifte, das Gelände abseits der Piste, die angenehme Atmosphäre und das freundliche Personal. Bereits in Tschiertschen und erst recht oben am Gürgaletsch befindet man sich einfach hoch über den Dingen. Der Alltag bleibt unten im Rheintal zurück.
Einen klaren Minuspunkt bildete bei unserem Besuch die relative schlechte Schneelage (schlechteste Schneeverhältnisse aller besuchten Gebiete, außer Lenzerheide nach Föhnsturm). Manchmal waren es für meinen Geschmack auch etwas sehr viele Kuppen und Kanten auf den Talabfahrten. Der obere Vierersessel ist wenig ergiebig und langsam. Für mich wäre es praktischer, wenn die untere KSB bis zur Bergstation des oberen Vierersessels hinauf führen würde. Dies sähe für mich als Laien möglich aus, wäre aber aus diversen Gründen (Rodelbahn, weitere Beschäftigungsanlage, Betrieb bei knapper Schneelage) wohl auch nicht optimal.
Mein Fazit:
Unbedingt mal wieder! Am liebsten natürlich wenn auch abseits der Pisten gute Bedingungen herrschen und die Lawinenlage günstig ist. Auch die Tour über Lenzerheide nach Arosa und Tschiertschen würde mich sehr reizen.
EDIT: Panorama mit eingezeichneten Liften