22.2.17
Monte Bert 2394m
Der abschließende Teil meines Berichts widmet sich der letzten Unternehmung dieser Woche, an der ich noch „im weitgehenden Vollbesitz meiner Kräfte“ teilnehmen konnte, der Besteigung des Monte Bert mit anschließender Abfahrt durch die Nordrinne dieses Berges.
Ausgangspunkt der Tour ist wie an unserem ersten Tourentag das Hochtal von Preit di Canioso auf 1541m Seehöhe. Schon nach wenigen Metern zeigt sich unsere für heute geplante Abfahrt in voller Pracht: die Nordrinne des Monte Bert, über die Bruno Rosano in seinem Führer wie folgt schreibt:
„Die steile Nordrinne ist von Preit aus komplett sichtbar; sie fällt ca. 600m ab und flößt einen gewissen Respekt ein. Es braucht Umsicht und eine sichere Schneedecke, dann kann sie auch im tiefen Winter angegangen werden.“
Die Schneedecke dürfte sicher sein, der Winter ist nicht mehr sehr tief und an der Umsicht üben wir.
Heute folgen wir dem Talboden von Preit nur kurz und wenden uns bald nach links bzw. nach Südosten ins Vallone della Valletta, wo wir auf die verlassene Häusergruppe von Colombero Sottano auf 1705m Seehöhe treffen.
Weiter geht es hinein ins Vallone della Valletta.
Blick zurück zu den verlassenen Häusern.
Noch befinden wir uns auf einer der „Haupttourenstraßen“, denn von hier aus geht es auch zu vielbegangenen Zielen wie etwa dem Monte Giobert oder der Rocca dell´ Aquila.
Wie überall in diesem Talsystem: unzählige Möglichkeiten für weitere Tourenwochen:
Wir wechseln auf die andere Seite des Baches.
Nach einem etwas schweißtreibenden Steilstück erreichen wir schließlich durch ein verstecktes Tal die Hütte von Grangia Chiacarloso auf 2080 Metern Seehöhe. Der Gipfel rechts im Bild ist der Monte Baret, mit 2306m etwas niedriger als unser heutiges Ziel, auch von dort könnte man die Nordrinne des Monte Bert erreichen.
Alles wäre hier perfekt bis auf das durch die heute doch deutlich wärmere Temperatur häufige Anstollen von reichlich schwerem Schnee auf den Unterseiten der Felle, was zu gelegentlichen heftigen Flüchen führt.
Der Monte La Bianca (2744m), der über seinen Südkamm auch mit Schiern erstiegen werden kann.
Links die Rocca dell´ Aquila (2480m), deren Gipfel nur mit leichter Kletterei erreicht werden kann.
Links der Rocca dell´ Aquila die sanfteren Hänge des Monte Giobert, des wahrscheinlich am häufigsten begangenen Schigipfels des Valle Maira.
Wir schwenken nun nach Westen und treffen auf an sich ideales Schigelände, das aber heute durch die höheren Temperaturen und die Süd-Ost-Ausrichtung schon einen leichten Harschdeckel aufweist.
Hier müsste man einmal bei Neuschnee unterwegs sein….
Aus dieser Richtung sind wir gekommen, knapp rechts der Bildmitte die Rocca dell´ Aquila, links davon der Monte Giobert.
Zum Schauen gibt es genug……
Vor uns kommt nun der Gipfel des Monte Bert in Sicht.
Nun sind wir schon in Gipfelnähe und blicken zurück zu einem kleinen Sattel, von wo es auch nach rechts in die Nordrinne geht.
Jetzt sind wir gleich oben!
Ziele genug für ein ganzes Tourenleben.
Auch von hier kann man in die Nordrinne einfahren.
Monte Viso, zum vorletzten Mal in diesem Bericht.
Der nicht so ganz spektakuläre Rücken in der Bildmitte ist der Monte Bodoira, den wir am ersten Tag bestiegen haben.
Gipfelsieger
Aber jetzt geht es hinein in die Nordrinne, bis knapp 40° ist sie steil und der Schnee ist nicht mehr so fluffig, wie wir uns das erhofft haben.
Mit dem letzten Blick auf den Monte Viso bemühen wir uns um eine passable Figur beim Abfahren.
Steil und durchaus anspruchsvoll hier.
Knapp nach der Hälfte der Abfahrt bietet ein kurzes Stück dann doch entspanntes Schwingen zwischen locker verstreuten Lärchen.
Aber bald wird der Schnee nass und schwer, zwischen Gestrüpp kämpfen wir uns durch ein immer enger werdendes Tal nach unten.
Schließlich will noch ein Bach überquert werden.
Da sind wir heruntergekommen.
Und hier noch einmal die ganze Abfahrt im Überblick:
Wieder liegt ein höchst befriedigender Tourentag im Valle Maira hinter uns. Wie ja schon berichtet, war der folgende Tag (23.2.17) für mich dann nicht mehr so genussreich, den 24.2.17 habe ich dann im Bett verbracht bzw. nur in der Früh und am Nachmittag als Taxifahrer fungiert, denn Helmut und Sabine haben am Freitag noch eine Überschreitung von Chialvetta die Acceglio nach Preit di Canosio unternommen, was zwar landschaftlich toll, aber von den Schneeverhältnissen eher überschaubar genussvoll gewesen ist.
Zusammenfassend gesagt, die Woche ist jedenfalls als voller Erfolg zu verbuchen und wir werden ziemlich sicher wiederkommen!
Soferne ein Genuatief für ausreichende Schneelage sorgt, lohnt sich die zwar lange aber bis auf die letzten Stichstraßen im Valle Maira selbst weitgehend unkomplizierte Anfahrt durch die Po-Ebene auf jeden Fall, ein weitläufiges und verzweigtes Talsystem bietet Schitouren aller Schwierigkeitsgrade und Himmelsausrichtungen, und fotogene Steindörfer sowie piemontesische Gastfreundschaft mit himmlischen Gaumenfreuden gibt es als willkommene Zugabe!