[trincerone] weilte im Allgäu über den Jahreswechsel 07/08 und fragte an, ob sich im Anschluß noch eine kleine Tour ausgehen würde, denn es gelüste ihn danach, noch ein wenig abseits der Pisten Ski zu fahren. Er dachte dabei ans Dammkar und an die Seilbahnrinne. Ich dagegen wollte nach post-weihnachtlichem Renovierungs-Stress einfach noch ein paar Tage weg kommen, und mir vor der Rückkehr an die Uni noch ein bisschen frische Bergluft um die Nase wehen lassen. Auf skifahrische Großtaten war ich nicht unbedingt aus. Die "Great Southern Trendkill Tour" war ohnehin erst für Februar geplant.
Höchst unterschiedliche Vorzeichen also diesmal für unsere eigentlich schon traditonelle Januar-Tour. Und noch etwas sollte anders sein, der Job des Fahrers fiel in diesem Jahr ungewohnterweise auf mich. Also dem alten Golf (Bj. '90) am Silvestermorgen noch schnell einen neuen Kühler implantiert.
Am Morgen des 3.1. lenkte ich mein Fahrzeug gen Sonthofen, und zugegeben, 8 Uhr war als Ankunftszeit etwas knapp kalkuliert. Aber ohne den ungeplanten Zwischenstopp zum Zweck der Energy-(Drink-)Aufnahme und den Stau am Ende des vierspurigen Ausbaus der Bundesstrasse wäre ich ziemlich sicher nur maximal fünf Minuten zu spät gekommen

Sei's wie es sei, [trincerone] freute sich darüber, die Verspätung irgendwann einmal in seinem Bericht erwähnen zu können und nach einem prüfenden Blick auf den Kühlwasserstand ging es weiter gen Mittenwald, nicht ohne jenseits der Grenze erst mal den Tank zu füllen. Gegen 11:30 Uhr erreichten wir schließlich den Parkplatz der Karwendelseilbahn, aufgrund des sichtbar heftigen Windes schon mit einer leisen Vorahnung. Und tatsächlich, die Türen zur Talstation waren bereits verrammelt und ein Angestellter brachte gerade Zettel an, die die geneigte Freerider-Schar darüber in Kenntnis setzen sollten, dass die Bahn wegen Sturm für heute den Betrieb eingestellt hatte.
Nun war guter Rat teuer. Zurück nach Garmisch, und den Rest des Nachmittags im Classic-Gebiet herumrutschen? Das lag nicht wirklich auf unserer Linie. Weiter nach Seefeld? [trincerone] meinte, da wäre definitiv zu viel gesprengt worden im Sommer zuvor - ein nicht von der Hand zu weisendes Argument. So entschieden wir uns schlussendlich für die naheliegende Variante und wechselten auf die andere Talseite zum Kranzberg. Hier erwartete uns immerhin ein ESL aus den 50ern sowie eine Hand voll kurzer Schlepplifte. Und auch wenn die Pendelbahn zum Gipfel nicht mehr in Betrieb war, sollte es uns für diesen Nachmittag reichen. So erstanden wir einen Liftpass für den Nachmittag und schwebten durch den lichten Wald ins Skigebiet.
Kontrastprogramm war angesagt, die Hänge am Kranzberg befinden sich nur leicht über dem Niveau der Schwäbischen Alb, und Schnee lag auch nicht besonders üppig. Die Abfahrten gingen teilweise bergauf und zu viele missratene Nachwuchs-Rennzwerge rüpelten sich durch die Liftschlangen, was [trincerone] des öfteren in Rage brachte, aus Angst um die Oberfläche seiner neuen C4.
Dennoch, der Andrang hielt sich glücklicherweise auch in Grenzen und so war es auf irgendeine Art auch ein interessanter Nachmittag in einem Skigebiet, das wohl kaum jemand ansteuert, der ernsthaft Ski fahren möchte. Man fühlt sich dann auch leicht overdressed, wenn die Ausrüstung eigentlich auf hochalpine Skirouten ausgerichtet ist.
Am Ende des Tages führte uns das Schicksal schließlich ans Ende der Welt, gemeinhin bekannt als Leutaschtal, wo wir bei einer netten, jungen und für diesen Teil der Welt definitiv zu hübschen Wirtin ein überraschend günstiges Quartier für die Nacht fanden.
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ESL Kranzberg, Mittenwald von ca. 1950. Bergförderung nur mit abgeschnallten Wintersportgeräten.

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Niederhalter an der Talstation

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Der Blick zur Karwendelspitze auf der anderen Seite, hinter der sich das Dammkar versteckt

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Der Ausstieg eines der zahlreichen Schlepplifte im Gegenlicht

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Gegenlicht

Nachdem Tags darauf immer noch der Föhn wehte, war zu vermuten dass das Dammkar erneut geschlossen bleiben würde. So navigierten wir gen Innsbruck, um unser Glück im Nordpark zu suchen. Und tatsächlich, während auf der anderen Seite der Stadt am Bergisel das Skispringen abgeblasen wurde, regte sich in der geschützten Seegrube kaum ein Lüftchen. Nur die Schneelage ließ ein bisschen zu wünschen übrig: Talabfahrten geschlossen, und damit die Abwechslung doch ein wenig eingeschränkt. Dennoch: Die Rinnen, Hauptattraktion des Nordparks, waren geöffnet.
Während trinc aber folgerichtig nach ein paar Runden des Einfahrens der Gipfelbahn zustrebte, stand mir der Sinn an diesem Tag überhaupt nicht nach Steilabfahrten. Durch irgendetwas blockiert, unsicher geworden aus welchem Grund auch immer - ich habe im Nachhinein lange darüber nachgedacht. Ein bisschen lag es wohl an der neuen und noch nicht richtig eingefahrenen Ausrüstung, mangelndem Vertrauen in die neue Bindung, von deren Stabilität ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht hundertprozentig überzeugt war. Auch die eher schlechte Schneelage, die mich im steilen Einstieg der Seilbahnrinne hart gefrorenen und wenig griffigen Schnee erwarten ließ, und die Umfahrung quasi unmöglich machte, trug einen Teil dazu bei. Dennoch blieb mir dieser Tag lange Zeit ein Rätsel.
Trinc ließ sich davon nicht beirren. Er fuhr die Seilbahnrinne zweimal an diesem Tag, den ersten Versuch durfte ich von unten bewundern, den zweiten von oben, und war dabei wohl nicht viel weniger angespannt als der Meister selbst, der später auch noch die (von mir als wesentlich sicherer eingeschätzte und dennoch nicht befahrene) Karrinne unter die Bretter nahm, während ich das Panorama hoch über der Stadt genießen konnte. Der Nordpark rockt, darin waren wir uns einig am Ende des Tages.
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Morgendämmerung im Leutaschtal

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Visionärer Blick in die Ferne

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Panorama hoch über der Stadt

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Leicht untersetzt wirkende Masten der Seilbahn zum Hafelekar

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Südblick

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trinc vor der Föhnwalze über dem Alpenhauptkamm

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Im obersten Stockwerk bläst es auch im Nordpark. An der Kante beginnt die Seilbahnrinne, die sich der Held gleich todesmutig hinunter stürzen wird - und zwar bereits zum zweiten Mal.

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Hier hat er den steilsten Teil des Einstiegs bereits hinter sich

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Ab da wird es fahrbar

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Von unten nicht minder beeindruckend

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Blick über das Inntal

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Eine Leitner-Pendelbahn reicht leider nicht im entferntesten an die Ästhetik der Schweizer Fabrikate heran...

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In der DSB zurück zur Bergstation

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Station Hafelekar mit im Halbrohr hüpfenden Schaltafelfahrern

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Sonne und Wolken

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Auch nicht zu verachten: Die Karrinne im Streiflicht

Schon auf der Autobahn gen Arlberg unterwegs, erreichte trinc doch noch krisu, der uns ohne zu zögern anbot, bei sich in Innsbruck zu übernachten. So verbrachten wir noch einen interessanten Abend zu dritt auf dem Abenteuerspielplatz ein Stück hinter krisus Wohnung, mit Seilbahn, Hochspannung, Kanonen und Eis.
Dr. Strangelove

Auch für den letzten Tag wurden die Ideen vom Winde verweht. Das Dammkar blieb geschlossen und die Idee, zoologische Studien in Ischgl zu unternehmen scheiterte ebenfalls am Föhnsturm, genau wie die Idee, dem Notweg am Pitztaler Gletscher einen Besuch abzustatten. So kam es schlussendlich zu einem überteuerten Nachmittag (Halbtageskarte 33 Euro) auf den weihnachtlich vollen und ziemlich abgefahrenen Pisten am Arlberg, wo zu allem Überfluss auch noch das neue Funitel streikte...
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Wegen technischem Defekt geschlossenes Funitel. Wie kann man sich nur für solchen Schrott interessieren.

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Valfagehr neu

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Sonne am Schindlergrat

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Vorfahrt achten
