Sportgastein (AT) / 31.1.2009 / Blinded by the lightLange hab ich diese Saison auf meinen ersten richtigen Powdertag warten müssen. Die paar Schwünge zum Saisonstart am Kitzsteinhorn, bzw. auf der Bad Hofgasteiner Schlossalm irgendwann Mitte Dezember sind für mich nicht der Rede wert. Manch einer mag nicht verstehen, warum ich (speziell heuer) so selten ins Gelände gehe - es liegt an den hohen Ansprüchen meinerseits.
Gut Ding braucht eben - zumindest in der Schönwetter-Saison 2008/09 - Weile.

Wir schreiben Samstag, den 30. Jänner 2009 - heute ist es endlich soweit. Und obwohl ich bald 21 werde, ist es trotzdem noch genauso wie früher: Ich schlafe schlecht.

Um 3:30 werde ich munter, aaaaargh - noch 3 Stunden bis zum Aufstehen. Ich glaube, das nennt man Vorfreude?

Oder - wie Armin Assinger sagen würde - "der is haaaaaaß!" Ich glaube, das wird sich wohl nie ändern.
In moglrat und dessen Bruder habe ich 2 skitechnisch perfekte Mitfahrer gefunden, oder - anders ausgedrückt - moglrat und dessen Bruder hatten heute das Vergnügen, von mir in den unendlichen Weiten von Sportgastein geguidet zu werden.
Die Anfahrt verläuft überwiegend trostlos - wenig Verkehr, ein wenig Neuschnee auf den Bäumen, und überall Hochnebel. Erst ab Böckstein wird´s dann lustiger - Schneefahrbahn und unbeleuchtete Tunnel rauf aufs Naßfeld. Nach Stollen 3 hat mich endlich das Tageslicht wieder - und nicht nur dieses - bei der Ausfahrt werde ich richtig von der noch tiefstehenden Sonne geblendet. Schnell wird klar: Das wird wieder einer DIESER Tage.
Da es die Osttirol-Fraktion dank nur halbstündlich fahrendender ÖBB-Tauernschleuse nicht pünktlich auf 9 Uhr schafft, fahre ich zunächst - vor allem auch aufgrund der klirrenden Kälte von -16 Grad im Talboden auf 1580 m Seehöhe - rauf in die wärmende Sonne. Bevor ich mich jedoch auf die traumhaft hergerichtete S1 (auch die anderen 7 Abfahrtsvarianten sind natürlich in einem Topzustand) stürze, mache ich noch ein paar Fotos - wer weiß, wie lange sich der Nebel heute noch halten wird? Laut diversen Wetterberichten ist das Naturschauspiel bald vorbei - also schnell raus mit der Kamera!
Ich blicke in Richtung Norden - nur die wenigsten Gipfel der - Zitat corviglia-fan - "Flachland/Vorstadt-Hügel-Gebiete"

ragen im Moment aus dem Nebelmeer. Links im Hintergrund das Hochkönig-Massiv, links vorne der Stubnerkogel bei Bad Gastein. Die restlichen Gipfel/Gebirgsgruppen kann ich auf die Schnelle nicht entziffern - es handelt sich jedenfalls um keine Skigipfel - die liegen alle in der grauen Suppe.
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Zoom auf den Stubnerkogel - so nahe am Kreuzkogel - aber äußerst steil abfallenden Hänge verhindern hier (glücklicherweise) eine Anbindung von Sportgastein an den Skigroßraum Gasteinertal.
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Ehemalige Corporate Identity der Goldbergbahnen Sportgastein:
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Blickt man in Richtung Westen, so dominiert das über 3100 m hohe Schareck, auf dessen Rückseite das von hier aus nicht erkennbare Gletscherskigebiet "Mölltaler Gletscher" liegt. Die Ostflanke hätte vor Jahren mit einer gewaltigen Pendelbahn erschlossen werden sollen, wodurch ein Skigebiet der Superlative entstanden wäre. Von den großen Plänen der Gasteiner Visionäre ist nur ein kleines Fragment übrig geblieben: Die Goldbergbahn.
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Auch der Dachstein ragt mitsamt seiner Nebengipfel aus dem Nebelmeer:
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Nun aber vorerst einmal genug fotografiert - ab geht´s auf die Schideck-Abfahrt. Ideales Skigelände und traumhaft pulvrige Verhältnisse - nur einmal bleibe ich auf den knapp 750 Höhenmetern zur Mittelstation kurz stehen, um ein Foto zu machen.
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In der Mittelstation treffe ich auf die beiden Osttiroler, die trotz Schneemassen vor der Haustür in Salzburg "fremdgehen" und sich heute gemeinsam mit mir die Gasteiner Pulverkur geben werden.
Aus Sicherheitsgründen waren die Goldbergbahnen bis inklusive Donnerstag gesperrt - eine Tatsache, aus der wir uns noch genügend Freiraum im Gelände - im Speziellen auch in der Nordabfahrt - erwarten. Letztere ist jedoch gestern schon ziemlich "bearbeitet" worden, und so starten wir gleich zu Beginn mit der Abfahrt in das Weißenbachtal, zunächst mit ein wenig mulmigem Gefühl aufgrund des aktuellen Lawinenlageberichtes. Die Sorgen stellen sich aber - unter Beachtung der Hangexposition und Steilheit als weitestgehend unbegründet dar - traumhafter Pulverschnee erwartet uns auf der südseitigen Traumabfahrt mitten in den Nationalpark Hohe Tauern.
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Da "hinten raus" noch gar nicht angespurt ist, verbleiben auch wir zunächst im vorderen Teil der Weißenbach-Variante und folgen den inzwischen schon bestehenden Spuren in Richtung Mittelstation.
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Die Abfahrt ist ganz okay, allerdings - bedingt durch die relativ lange Querungspassage - nicht sooooo toll. Daher versuchen wir zunächst noch die Nordabfahrt. Im Alpinforum wird sie in der Liste "die letzten großen Abfahrten der Alpen" geführt - über 1500 Höhenmeter fährt man hinunter zur Mautstelle nahe Böckstein, von wo aus einen dann alle 30 Minuten ein Skibus zurück aufs Naßfeld bringt.
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Leider verpassen wir diesen um 3 Minuten - Autostoppen ist also angesagt. Zum Glück kommt wenig später eine nette Frau aus dem Raum Mödling, die für uns ihr Auto ein wenig umräumt und uns mit all unserem Klumperd die letzten 5 km nach Sportgastein mitnimmt. Ein wenig eng war´s, aber irgendwie trotzdem sehr geil. Die Anderen, die ebenfalls auf den Bus warteten, haben jedenfalls blöd geschaut.

Die Nordabfahrt war kein großer Genuss - sehr verspurt, teilweise noch etwas zu wenig Schnee. Unten raus dann halt die übliche Bobbahn, die ich sehr gerne mag - aber heute sollte irgendwie doch noch was Anderes her.
Also wenden wir uns erneut gen Süden, noch immer ist hinten raus niemand reingefahren - da ich das Gelände dort aber sehr gut kenne, weiß ich, dass das von der Steilheit auch bei LW 3 kein großes Problem darstellt - los geht´s! Zunächst liegt einmal ein knapper Kilometer Hangquerung vor uns - ein paar Versuche, den Schnee in Bewegung zu bringen, scheitern zum Glück - das sieht gut aus!
Vor uns liegen 800 Höhenmeter feinster Pulverschnee!
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Immer wieder bleiben wir stehen - teils aufgrund von Fotografierpausen, teils wegen Beratungen aufgrund des weiteren Abfahrtsweges - große Teile der Abfahrt liegen nun schon hinter uns, aber vor dem anstrengenden Fußmarsch zurück zur Goldbergbahn liegt noch ein Traumhang vor uns!
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Wenig später treffen schon unsere ersten Verfolger ein:
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Ein kurzes Plauscherl am gemeinsamen Standpunkt, und schon wird gemeinsam rausgespurt (auch wenn sich die Kollegen wesentlich mehr engagiert haben als wir, aber mei

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Nach einer guten halben Stunde Schieben, Treten und Schuss fahren erreichen wir die Langlaufloipe im Naßfeld, auf welcher wir die letzten paar hundert Meter in Schlittschuhschritten zurücklegen.
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Erstaunt blicken wir zum Schareck, wo inzwischen die ersten Freerider ihre Spuren in den Schnee gezogen haben. Ein wenig erstaunt stellen wir fest, dass sogar der Steilhang mit geschätzten 45-50 Grad angespurt wurde - zum Glück ist dabei nichts passiert.
Abfahrtsspuren im untersten Teil:
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Zufrieden fahren wir erneut bergwärts - auf ein Neues! Inzwischen ist es Mittag, und die Nebelsuppe ist immer noch genauso dicht wie am Morgen!
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Wir queren noch ein Stück weiter raus, und hiervon ein ähnliches Foto wie vorhin!
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Die Kamera wechselt ständig den Fotografen:
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Das Rausfahren aus dem Talboden geht bei der zweiten Abfahrt schon deutlich schneller und gemütlicher - und so beschließen wir, noch eine letzte, dritte Abfahrt ins Weißenbachtal vorzunehmen.
Vor der letzten Abfahrt des Tages zoome ich noch zum Stubnerkogel mit gleichnamiger 6EUB, sowie der neuen 8EUB Senderbahn, rüber, wo sich die Skifahrer über zumindest 200 Höhenmeter oberhalb der Nebelsuppe freuen dürfen.

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Die Nebelobergrenze steigt und steigt:
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...aber uns stört das herzlich wenig, wir konzentrieren uns auf das Wesentliche!
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Die letzte Abfahrt sollte der krönende Abschluss werden - ich finde eine nahezu perfekte Abfahrtsvariante mit idealem Gefälle und besten Schneebedingungen. Zufrieden und gemütlich marschieren wir durch das Weißenbachtal zu unseren Autos, im Talboden liegt inzwischen Nebel.
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Während ich diese Zeilen schreibe, bin ich immer noch ein klein wenig traumatisiert von den heutigen Erlebnissen - beim Betrachten der Fotos komme ich kaum aus dem Staunen hinaus. Das Privileg, heute in einem der wenigen Skigebiete mit Sonnenschein im Salzburger Land unterwegs gewesen zu sein, macht das Ganze noch ein wenig schöner!
