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BeitragVerfasst: Do, 14.03.2013, 13:20 
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Etwas Geschichtliches vorab

Am Anfang waren nur die Berge und der Wald. Meterhoch lag der Schnee vom November bis in den Juni. Diese Berge trennten zwei Länder, die keinen direkten Handelsweg zwischen den jeweiligen Hauptstädten besaßen, denn alle vorhandenen befahrbaren Straßen führten über das Gebiet eines Drittstaates. Um den gegenseitigen Handel zu erleichtern und zu fördern, beschlossen die zwei fraglichen Herrscher Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, eine neue Straßenverbindung zwischen den beiden Hauptstädten errichten zu lassen. In den unteren Bereichen wurden existierende Wege begradigt, erweitert und ausgebaut. Jedoch dort, wo es galt, die Bergkette zu überwinden, musste eine ganz neue Straße her, denn die gesamte Gegend war völlig unbesiedelt.
 
Im Jahre 1766 begann endlich der Bau der Straße, die 15 Jahre später, am 1. Mai 1781, eingeweiht wurde. Am Bergpass, wo die Grenze zwischen den beiden Staaten verlief, wurden zwei mit den Wappen der jeweiligen Länder geschmückte Pyramiden erbaut.

Der Legende nach musste am Pass eine Tanne der neuen Straße weichen und demnach gefällt werden. Diese Tanne war so groß, dass sie nicht einmal von sechs Menschen umfasst werden konnte. Der neue Grenzort sei deshalb Abetone genannt worden (Abete = Tanne, Abetone = Große Tanne). Abetone trennte das Herzogtum Modena vom Großherzogtum Toskana.

Abetone wurde anfänglich mit Soldaten, Grenzwächtern, Zöllnern, Holzfällern und nicht zuletzt mit Straßenwärtern besiedelt, die die nunmehr wichtige Handelsstraße im Winter frei passierbar halten und im Sommer ausbessern sollten.

Mit der Vereinigung Italiens 1861 und dem Bau der Bahnstrecke Bologna-Pistoia 1864 verlor die Abetone-Passstraße ihre ursprüngliche Bedeutung. Abetone wurde indessen von Touristen Ende des neunzehnten Jahrhunderts entdeckt und seitdem regelmäßig besucht. Toskanische Adelige, aber auch Prominente wie Giacomo Puccini, bauten ihre Villen für die Sommerfrische. Manche dieser Villen wurden später in Hotels umfunktioniert. 
 
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg sollen die ersten Schier in Abetone Einzug gehalten haben. In den zwanziger Jahren begannen junge Menschen aus Florenz sich für die neue Sportart zu interessieren, und somit fängt die Geschichte Abetones als Wintersportort an. 

Die ersten Schifahrer 1920 auf den Schifeldern bei Le Motte:

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Eine Gruppe florentinischer Schifahrer 1923 am Abetone:

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Die erste Schischule, Le Motte um 1930:

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Ortsbesichtigungen am 4., 5. und 6. März 2013

Erster Teil, Le Motte


Die letzten drei Stunden Sonne am Montag dem 4. März sind einem Besuch im Gebiet um Le Motte gewidmet.

Die Schier kann man nicht mehr wie früher oben am Pass anschnallen, denn nach der Stilllegung der Lifte sind dort, wo die Piste einmal war, mehrere Wohnhäuser entstanden, also muss man etliche hundert Meter die asphaltierte Straße hinunterlaufen. Nach dem letzten Wohnhaus kann man sich endlich daran versuchen, die längst aufgelassenen und teilweise überwucherten Pisten zu befahren.

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Einmal raus aus dem Dickicht kann mal schließlich auf den sanft abfallenden Feldern auch richtig schifahren. Es ist ein seltsames Gefühl, hier der einzige Schifahrer zu sein (vielleicht sogar der erste seit vielen Jahren, denn die Pisten bei der ersten Sesselbahn wurden schon Ende der sechziger Jahre aufgegeben). Der Schnee ist etwas sulzig aber nicht zu schwer zu fahren. Die Talabfahrt hat sich wirklich gelohnt und hat richtig Spaß gemacht.

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Bei der Talstation der alten ESB Le Motte-Paradisino (1947-1948):

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Altes Trafohäuschen:

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Es ist nun keine Neun auf schwarzem Feld, immerhin ein schönes altes Pistenschild:

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Nach dem Anfellen, beginne ich langsam aber sicher entlang der Sesselbahn-Trasse bis zur Bergstation aufzusteigen. Ich begegne dem altbekannten letzten noch am Seil hängenden Sitz ...

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... dessen Klemme ...

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... zwei mit Stahlrohren versehenen Betonstützen ...

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... noch einem alten Pistenschild ...

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... und schließlich der Bergstation:

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Jetzt liegt der Weg frei für eine erneute Abfahrt:

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Pistenschild an der ehemaligen blauen Piste Capannina Le Motte:

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Fortsetzung folgt


Zuletzt geändert von Kaliningrad am Di, 13.05.2014, 10:52, insgesamt 5-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Do, 14.03.2013, 18:21 
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Cool. Da ist ja doch noch mehr zu finden, als man meinen möchte!

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Da ich hier wie im Alpinforum von den Anhängern der Corona-Sekte verfolgt werde, werde ich hier nichts mehr schreiben oder lesen.
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BeitragVerfasst: Do, 14.03.2013, 21:50 
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Erster Teil, Fortsetzung

Also, fünfzig Jahre nach meiner Schneetaufe (Januar 1963) und vierunddreißig nach dem Ende meiner Zeit als kontinuierlicher Besucher dieses Wintersportortes (1963-1979), wagte ich den großen Sprung und fuhr für ein paar Tage nach Abetone.

Ich hatte gehofft im geschichtsträchtigen Hotel "Abetone e Piramidi", dem ehemaligen toskanischen Zollhaus, zu nächtigen. Leider war das Hotel voll besetzt. Schließlich schaffte ich es ein tolles Zimmer mit Aussicht im Hotel "Bellavista" zu ergattern. Das Haus verfügt über eine herrliche Aussichtslage auf die emilianische Talseite und liegt außerdem in der Nähe der Pisten. Ziemlich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Das Hotelzimmer (Hommage an Starli) :)

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Die Aussicht aus dem Fenster:

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GPS-Track vom heutigen Ausflug:

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Zum Vergleich Ausschnitt aus einem historischen Pistenplan:

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Fortsetzung folgt


Zuletzt geändert von Kaliningrad am Di, 01.04.2014, 9:56, insgesamt 2-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Fr, 15.03.2013, 16:01 
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Zweiter Teil

Am Dienstag dem 5. März um 8.00 fahre ich die neue, mir langweilig vorkommende Doppelmayr DSB Riva bis zur Selletta-Hütte. Etwas aufgeregt stoße ich kurz danach auf die einzige aus meiner Zeit überlieferte Liftanlage, die Sciovia Monte Gomito (1978):

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An der Bergstation des Schleppers angelangt, fahre ich anschließend die Stucchi runter, eine der ältesten und immer noch die abwechslungsreichste und schönste Piste des Schigebiets. Kurz hinter der Abzweigung nach dem aufgelassenen letzten Abschnitt der Stucchi erblicke ich linker Hand im Wald eine sehr schmale Piste mit unverkennbaren Schispuren. Könnte das ein Pistenrelikt aus früheren Tagen, etwa die berühmt-berüchtigte Direttissima sein? Der Standort stimmt ja. Der Tag ist zwar lang, aber ich habe jetzt keine Zeit zu verlieren, denn meine heutige Ortsbesichtigung wird sehr anstrengend sein, zumal es ist für den frühen Nachmittag schlechtes Wetter angesagt.

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Mit der Leitner 8EUB fahre ich auf den Monte Gomito, die höchste mit Liftanlagen erreichbare Erhebung. Von dort aus fahre ich schnell auf der Piste "Celina Seghi" ins fast alpin anmutende Val di Luce runter:

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Der Fariola-Sattel mit den aufgelassenen Schifeldern:

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Ich fahre mit der Tre Potenze 4SB wieder hoch, und dann ein Stück runter bis zur früheren (etwa 1980-2000) Abzweigung nach dem Sestaione-Tal (Pista Tre Valli). Das alte Hinweisschild verrät noch den Einstieg in die alte Piste:

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Kein anderslautendes Schild verbietet den Eintritt, obwohl es heute untersagt ist, abseits der befestigten Pisten zu fahren. Ich wage mich ins Unbekannte. Der Einstieg erfolgt in einer naturbelassenen Mulde. Ich betrete jetzt LSAP-Gebiet:

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Fortsetzung folgt


Zuletzt geändert von Kaliningrad am Di, 01.04.2014, 10:01, insgesamt 7-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Fr, 15.03.2013, 16:52 
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Und, bist du die schmale Waldschneise später noch gefahren?

Hoffentlich wird das Wetter zu Ostern sonnig, dann schaff ich Abetone heuer auch endlich. Hoffe bis dahin ist dein Bericht fertig, dann kann ich mir ggf. den einen oder anderen Geheimtipp noch rauspicken ;)

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BeitragVerfasst: Fr, 15.03.2013, 18:30 
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Zweiter Teil, Fortsetzung

Ich erblicke nun zum ersten Mal das sagenumwobene Campolino. Die verschiedenen Einstiegsvarianten in die nicht minder grandiose Pista Rossa sind gut sichtbar:

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Versuch einer Rekonstruktion der Pista Rossa Varianten:

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Zweiter und möglicherweise besser gelungener Versuch:

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Der erste Abschnitt der Tre Valli ist umwerfend. Ein kleines Stück Alpen mitten in den Apenninen. Nach einer Weile muss ich ganz kurz stehen bleiben um mich umzusehen. Links die ebenfalls aufgelassene, vom Fariola-Sattel kommende Piste. Ich treffe den Entschluss, sie auf dem Rückweg bis zum Sattel hinaufzusteigen um dann runter ins Val di Luce auf einer der beiden gleicherweise aufgegebenen Fariola Pisten zu fahren.

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Der schönste Abschnitt der Tre Valli liegt schon hinter mir:

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Ab nun verläuft die Tre Valli durch den anmutigen apenninischen Buchenwald. Diese Piste mit Pulverschnee zu fahren muss ein echtes Erlebnis sein. Leider sind heute die Schneeverhältnisse abseits der Pisten nicht die besten, was auch an den vielen Schneeschuhspuren im harten Schnee liegt:

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Die Tre Valli mündet unten im Tal in die Pista Rossa ein und endet am ehemaligen Sestaione-Parkplatz, wo zwischen 1962 und 2000 die beiden Korbliftstationen standen (die eine Korblift-Sektion linker Hand führte zum Selletta-Joch zurück während die andere, rechts, die Schifahrer zum Campolino beförderte). So sieht die Waldschneise des Sestaione-Campolino Abschnitts heute aus:

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Die Zeit des Anfellens ist gekommen. Ich werde den Verlauf der alten Pista Blu (auch Azzurra genannt) von unten bis oben zurückverfolgen. Hier die Stelle wo die Pista Blu ihr Ende hatte:

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Der frühere Pistenname (den eigentlich keiner mehr nennt) Sassi Scritti lebt weiter in einigen der vielen hier befindlichen Wanderwegen:

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Die ehemalige Pista Blu ist außerordentlich gut instand gehalten, da sie im Sommer von den Fahrzeugen der Forstverwaltung regelmäßig befahren wird. Der Forstverwaltung ist hier die Aufgabe anvertraut, das Campolino-Naturreservat zu schützen. Anscheinend hat sie dabei auch eine nicht unwichtige Rolle in der Schließung der Liftanlagen gespielt (obwohl sich alle außerhalb des Reservats befanden). Nach einer guten Stunde wird der Wald lichter. Bald wird sich ein erster Blick auf die ehemaligen Schifelder am Campolino bieten:

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... und schon bin ich da. Hinter mir liegt die Stelle, wo früher die Berghütte und die Bergstation des Korbliftes lagen. Gut für die Umwelt, dass es keine Spur von den beiden mehr gibt. Weniger gut aber für die, die sich für die Überreste der Schi-Zivilisation interessieren:

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Aber der Aufstieg zum Bergkamm soll weiter gehen. Ein dichter Nebel ist mittlerweile aufgezogen:

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Fortsetzung folgt


Zuletzt geändert von Kaliningrad am Di, 01.04.2014, 13:50, insgesamt 8-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Fr, 15.03.2013, 22:48 
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Sehr interessant.
Nach dem ich meine für dieses Wochenende geplante Süalpentour wegen schlechten Wetters gerade abgeblasen, bin ich nun am überlegen ob ich nicht nächsten Freitag nach Abetone fahre soll, da ich bis Donnerstag in Varese bei Mailand zu tun habe. Das wäre von der Distanz durchaus drin und nach Abetone wollte ich schon immer mal hin.


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BeitragVerfasst: Sa, 16.03.2013, 0:00 
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Zweiter Teil Fortsetzung

Ein letzter Blick auf den Standort der Berghütte+Korbliftstation:

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An der gegenüberliegenden Talseite die Schneise des ehemaligen Abschnittes Sestaione-Selletta, mit Selletta-Berghütte und Bergstation der Regine 4SB:

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Hinein in das Nebelmeer. Der Aufstieg geht weiter. Rechter Hand erblicke ich den möglichen mittleren Einstieg in die Rossa:

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Auf der Höhe der (gleicherweise geschliffenen) Bergstation des Campolino-Schleppers angelangt, werfe ich einen Blick in den möglichen oberen Einstieg. Der Nebel ist leider viel zu dicht und die Sicht gleich Null. Ich traue mich deshalb nicht, mich im Blindflug da runter zu stürzen:

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Nun will ich die letzten paar Höhenmeter bis zum Bergkamm zurücklegen. Da oben besteht nämlich die Möglichkeit am Grat entlang in Richtung Westen bis zu einer ungefähr hundert Meter entfernten Scharte zu laufen, die genau oberhalb des Pistenbeginns liegt. Einmal am Grat angekommen, muss ich aber leider feststellen, dass mir schlichtweg der Mut fehlt, weiterzumachen: das Weiß des Nebels, das in den Schnee nahtlos übergeht, und der steile Abgrund auf beiden Seiten des Grates flößen mir gehörigen Respekt ein. Und es wird mir etwas schwindelig. Ich fasse also den Entschluss kehrtzumachen.

Ein letzter Versuch beim mittleren Einstieg um zu schauen, ob die Sicht jetzt besser ist:

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Nein, wenn man die Strecke nicht kennt, sollte man eher Vorsicht walten lassen. Ich werde also den unteren Einstieg nehmen. Bevor ich das mache, will ich aber einen letzten Blick auf die Trasse des ehemaligen Korblifts werfen:

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Ich nehme nun also den unteren Einstieg in die Rossa. Nach hundert Metern mache ich Halt um den Beginn der rätselhaften Pista Sassi Scritti zu verewigen:

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Jetzt bin ich auf der eigentlichen Rossa. Schön wie vor vierzig Jahren. Der erste Steilhang ist noch gut befahrbar:

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Fortsetzung folgt


Zuletzt geändert von Kaliningrad am Di, 01.04.2014, 14:14, insgesamt 2-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Sa, 16.03.2013, 14:34 
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Teil Zwei, Fortsetzung und Ende

Der erste Steilhang von unten gesehen:

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Der zweite Steilhang ist mittlerweile arg zugewachsen. Es gibt immerhin eine noch befahrbare Schiwegvariante (die ich nicht gefahren bin) oder man kann auch durch den Wald fahren:

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Das verschneite Holzhäuschen liegt am Zusammenfluss von Rossa und Tre Valli. Hier gönne ich mir eine Verschnaufpause:

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Erste Lebenszeichen seit dem Verlassen der offiziellen Pisten heute früh. Es sind gleichgesinnte Schitourenfahrer:

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Dabei lasse ich mich auch abknipsen:

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Es beginnt nun ein erneuter Aufstieg auf der Tre Valli. Nach einer Stunde erreiche ich die Gabelung zum Fariola-Sattel, wo ich heute früh gestanden habe:

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Der letzte Abschnitt war ziemlich mühselig, nicht sonderlich wegen der Steigung, sondern wegen des einsetzenden Unwetters mit sehr starken Windböen und waagerecht fallendem, ja peitschendem Graupel bzw. Schneeregen. Hinter dem Sattel hatte ich große Mühe, die Schier für die Abfahrt flottzumachen. Mit durchnässten Handschuhen oder, schlimmer, mit bloßen, gefrorenen Händen die Felle abzuziehen und sie ordnungsgemäß wieder einzupacken war kein leichtes Unterfangen. Das Anschnallen der Schier mit den leichten aber nicht ganz einfach zu bedienenden Dynafit Bindungen bereitete mir auch etliches Kopfzerbrechen. Dafür war die Abfahrt auf der nicht mehr existenten rechten Fariola Piste großartig. Die unten abgebildete Waldschneise wurde 1940 gerodet, um Platz für den geplanten, aber leider nie verwirklichten Funi-Schlitten zu machen. Sie wurde in den siebziger Jahren aufgefrischt, um den ach so schönen Fariola-Schlepper zu beherbergen. Dieser Schlepper wurde leider ersatzlos geschliffen:

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Eine einsame Fichte auf den nebelumhüllten Fariola-Feldern:

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Kartographische Kostbarkeiten im Selbstbedienungsrestaurant (Val di Luce):

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GPS-Track vom heutigen Ausflug:

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Ende des zweiten Teiles (Fortsetzung folgt)


Zuletzt geändert von Kaliningrad am Di, 01.04.2014, 14:22, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: So, 17.03.2013, 10:46 
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Dritter Teil

Mittwoch 6. März. Es hat heute Nacht geschneit. Gefallen ist der typisch apenninische extrem nasse Schnee. Die Wettervorhersage für heute ist unbarmherzig: Süd-Wind, Nebel, steigende Temperaturen und Schneeregen, der im Laufe des Tages bis in höhere Lagen in Regen übergeht sind auf dem Programm. Wie gestern bin ich auch heute der erste bei der Riva DSB. Das überwiegende Gefühl ist eins von Einsamkeit. Ich begegne kaum anderen Schifahrern. Nichtsdestotrotz sind fast alle Anlagen in Betrieb. Auf dem Monte Gomito ist der Nebel so dicht und der Wind so stark, dass es aussichtslos, ja sogar menschlich unmöglich ist sich da oben im Freien aufzuhalten. Unterhalb von 1500-1600 Metern ist der Schnee derart nass, dass die Schier extrem große Mühe haben ihre Gleiteigenschaften einigermaßen aufrecht zu erhalten. Ich lasse sie beim Ski-Service wachsen und nehme die Gelegenheit wahr um einen Cappuccino zu trinken. In der Gaststätte bei der Talstation der Gondelbahn photographiere ich zwei Farbplakate aus früheren Zeiten mit der ersten Eiergondelbahn (Piemonte Funivie). Natürlich will ich später auch nachprüfen, ob die gestern erblickte Waldschneise mit dem Verlauf der früheren Direttissima übereinstimmen könnte.

Pista Chierroni (eine der schönsten, insbesondere wenn man den noch befahrbaren ersten Abschnitt unter den Buchen nimmt), alte Pistenschilder:

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Pista Riva, aufgegebener schmaler Abschnitt im Wald kurz vor der Talstation:

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Sciovia Monte Gomito, heute früh nicht in Betrieb:

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Die erste Piemonte Funivie Eiergondelbahn (19. März 1974 - 25. April 1999):

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Alte Aufnahmen (in der Monte Gomito Berghütte) aus der Zeit kurz nach der Einweihung der Eiergondelbahn:

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Zuletzt geändert von Kaliningrad am Di, 01.04.2014, 14:46, insgesamt 8-mal geändert.

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BeitragVerfasst: So, 17.03.2013, 10:58 
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Mögliche Überreste der Direttissima:

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Und endlich der aufgelassene letzte Abschnitt der Pista Stucchi, der bei der Talstation der seit über vierzig Jahren stillgelegten Sciovia Chiarofonte sein Ende hatte:

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Bei diesem Häuschen (Zeitmessungs-Bude?) befand sich früher das Ziel der vielen auf dieser Piste (1950-1975) ausgetragenen Schirennen (meistens Abfahrten):

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GPS-Track des möglichen überlieferten Abschnitts der Direttissima (sciovia Chiarofonte gelb markiert):

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ENDE


Zuletzt geändert von Kaliningrad am Di, 01.04.2014, 14:51, insgesamt 2-mal geändert.

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BeitragVerfasst: So, 17.03.2013, 12:16 
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Kaliningrad hat geschrieben:
Nach dem Anfellen, beginne ich langsam aber sicher entlang der Sesselbahn-Trasse bis zur Bergstation aufzusteigen. Ich begegne dem altbekannten letzten noch am Seil hängenden Sitz ...

Ist das Seil auf der gesamten Länge noch vorhanden, man sieht davon auf den anderen Bildern leider nichts?


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BeitragVerfasst: So, 17.03.2013, 13:02 
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Ja, bis auf diesen Hain aber, wo das Seil an den Bäumen hängt, liegt es meistens im Erdreich begraben (wenn auch nur oberflächlich, siehe folgende Ortsbesichtigung aus dem letzten Herbst)

wintersport-infrastruktur-f9/abetone-wintersportarchaeologie-t2819-s75.html


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BeitragVerfasst: So, 17.03.2013, 14:13 
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Anhang

Kurzes Fazit und Hinweise für etwaige Besucher
(Starli, Mt. Cervino ...)

Pisten

Trotz der vielen Amputationen (d.h. Gebietsverluste) ist Abetone meines Erachtens nach wie vor ein für apenninische Verhältnisse spannendes Schigebiet. Manche Pisten sind etwas modelliert, immerhin hat sich hier die Tendenz zur künstlichen Pistengestaltung in Grenzen gehalten. Die markantesten Unterschiede zwischen dem heutigen Abetone und dem Abetone der siebziger Jahre gelten vor allem die Breite der Pisten. Die ganz alten Pisten waren überwiegend auf den Trassen von Forstwegen oder Tierpfaden entstanden. Die mittlere Breite historischer Pisten wie der Riva betrug in den fünfziger und sechziger Jahren 12 Meter. Manche Passagen waren nur 5 bis 6 Meter breit, wie auf zwei Bildern meiner Reportage dokumentiert. Die Direttissima soll deswegen berüchtigt gewesen sein, weil sie auf ihrer ganzen Länge extrem schmal (und zugleich steil) war. Die einzige Ausnahme betraf die Pista Stucchi, die von Anfang an als Piste für die Austragung von Schirennen, insbesondere Abfahrten, geplant wurde. Dies ist auf dem großen Luftphoto, das in der Monte-Gomito-Berghütte hängt, deutlich feststellbar. Die drei Zeno-Pisten mit den verschiedenen offiziellen Varianten, die im Zusammenhang mit dem Bau der ersten Gondelbahn (1974) entstanden, wurden hingegen schon als moderne Pisten konzipiert. Bei letzteren hat sich während der letzten knapp 40 Jahren kaum etwas verändert. Bei allen anderen hat sich, wie schon gesagt, vor allem die Breite geändert. An manchen Stellen ist heute die Pista Selletta vier bis fünf Mal so breit wie früher. Es sei außerdem hinzugefügt, dass hie und da viele früher teilweise sehr heikle Passagen dermaßen entschärft worden sind, dass die meisten Pisten jetzt (viel) leichter als früher vorkommen. Nicht wenige sind dementsprechend herabgestuft worden (z.B. die Chierroni, vormals eine rote Piste, ist jetzt eine blaue, die Stucchi ist heute rot, war aber früher schwarz). Eine Umfrage im AbetoneForum hat neuerlich ergeben, dass die schönsten Pisten von heute nach Meinung der Nutzer folgende sind: an erster Stelle die Stucchi (18 Stimmen), gefolgt von der Coppi (14), der Seghi (Val di Luce) (11), der Zeno 1 (9) und der Chierroni (7).

Liftanlagen

Die ältesten sind die Sciovia Monte Gomito (1978) und die Nascivera DSB Abetone-Selletta (1982). Die stillgelegte aber noch nicht abgetragene Sciovia Baggioleda am Pulicchio soll eine interessante Strecke im Wald aufweisen. Die Sciovia Ronchicciolo (Zeno 3) ist meistens nur den Rennfahrern, die auf der Pista da Slalom trainieren, zugänglich. Relikte von älteren Liftanlagen sind die Talstation der Seggiovia Conca d'Oro bei Le Motte, Teile der noch älteren Seggiovia Le Motte-Paradisino, die Talstation des Korblifts Abetone-Selletta, die zerstörte Talstation und ein paar alte Holzstützen der Sciovia Chiarofonte, sowie, wenn nicht völlig eingeschneit, die Bergstationen der Schlepper Pista Rossa und Passo d'Annibale (letzte Angabe ohne Gewähr). Ansonsten sind Campolino und neuerdings auch Piandinovelllo weitgehend reliktfrei. Als Kuriosum sei hier erwähnt, dass die Sciovia Monte Gomito als Gewinner der AbetoneForum-Umfrage über Liftanlagen hervorgegangen ist.

Varianten

Zu empfehlen sind:

1) Die Valletta Primavera (Croce del Gomito bis Talstation der Seggiovia Sprella im Val di Luce)
2) Die alte Pista Nera del Passo d'Annibale (man muss aber bis zur alten Berghütte Passo d'Annibale und weiter bis zum Kamm (siehe die entsprechende Abbildung in der Reportage) schieben - Felle empfohlen


Zuletzt geändert von Kaliningrad am Di, 01.04.2014, 17:59, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: So, 17.03.2013, 23:38 
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Schade, dass du kein besseres Wetter hattest... (aber ich hatte damals bei meiner Pian di Novello Besichichtigung auch kein besseres.)

(Falls ich es zu Ostern doch endlich nach Abetone schaffe, werd ich vmtl. mit den noch offenen Pisten genügend beschäftigt sein ...)

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