Sommerski in Niederösterreich: Großer und Kleiner Ötscher (3. Mai 2009)Skitage im Mai haben etwas ganz besonders. Der Wechsel der Jahreszeiten, das Glitzern des Schnees vor dem Hintergrund grüner Wiesen im Tal, die schon sommerlich wärmende Sonne, der kühlende Gipfelwind, schmieriger Firn etc. Hier in den Bergen der niederösterreichischen Voralpen ist diese Vielfalt manchmal in ganz besonderem Ausmaß vorzufinden. Während in den Tälern bereits die Sommerbäder öffnen, laden einige ausgewählte Gipfel noch zum Skivergnügen ein. Zu diesen Gipfeln zählt auch der Ötscher, ein mächtiges Bollwerk, das mit 1893m Höhe ca. 1500m über den Tälern des Mostviertels thront und von weither als markante pyramidenförmige Gestalt zu sehen ist. Daher auch der Name, der sich vom slawischen Wort
ocàn (Vater) herleitet.
Der Tag begann zunächst einmal ziemlich westalpin, d.h. mit dem Weckergetöse um 3:36. Bereits um 4h30 holen Gernot und Ronald mich und unserem Gast Wade aus Montana/USA ab. Über die anfangs noch nächtliche Westautobahn ging es dann flott nach Lackenhof (810m), einem nun verschlafenen Wintersportort, wo wir kurz nach 6:00 mit dem Aufstieg begannen.
Abgesehen vom Fellausfstieg über die komplett vereiste Piste zur Bergsation der DSB Gr. Ötscher verlief der der Aufstieg zum Großen Ötscher (1893m) ziemlich bequem – vor allem, wenn man von dem Verhauer im undurchdringlichen Latschengestrüpp als zusätzliches, jahreszeitbedingtes Abenteuer rechnet.
Hier freuen sich Wade und ich darüber, dass wir den Latschen doch noch entkommen sind

Ein wenig Posieren darf schon sein. Wade aus Montana und seine Bros sind auf alle Fälle ganz entzückt vom Alpenostrand

Am Gipfel wechseln wir dann wieder vom Wandermodus in den Skimodus …

Nach kurzen Überlegungen streichen wir das Befahren der Südrinne heute von der Wunschliste. Es war von oben nicht einsehbar, wie die Verhältnisse im unteren Teil der teilweise engen Rinne waren

Wir wenden uns stattdessen der Wurzleiten (ebenfalls in der Südflanke des Gr. Ötschers) zu. Der Beginn ist überaus kommod …

Bald erreichen wir den steileren Teil, der interessantes Navigieren zwischen Felsen, spaltenähnlichen Fischmäulern und – mit einiger Phantasie – seracähnlichen Schneegebilden verspricht


Die Schneeverhältnisse sind – dank unseres frühen Aufstiegs – gut. Aber die zahlreichen, oft überraschend auftauchenden Hindernisse zwingen zu relativ vorsichtigem Fahren.


Eigentlich gelingt die Navigation ganz gut …

Ähem … Verfahren oder Verstiegen?

Der Steilhang mündet dann etwas weiter unten in einen offenen, hindernislosen Hang, der unbeschwertes Fahrvergnügen im perfekten Sommerfirn bietet.
Wade

Gernot (gesys)

Ronald

Gegen Ende geht der Hang dann in eine breite anfangs schütter bewachsene Lawinenschneise über und wir können bis zu einer querenden Forststrasse genüsslich abfahren. An der Forststrasse beginnen wir mit dem vorab als gemütlich eingeschätzten Rückaufstieg in Richtung Riffelsattel (1285m), von wo wir dann über den Kleinen Ötscher (1552m) wieder nach Lackenhof zurück fahren wollen.
Nach kurzer Strecke verliert sich dann die Forststrasse und wird von einem bequemen Steig abgelöst …

Leider führt uns dieser Steig direkt in ein ziemliches Chaos von durch Lawinen zerfetzten Wäldern, was mühsames Drunter- und Drüberkrabbeln über Stock und Stein bzw. umgeschlagene Baumriesen zur Folge hatte. Nach einiger Zeit finden wir noch eine schneegefüllte Lawinenrinne und können zu einer weiter im Tal gelegenen Forststrasse abfahren.
Womit der „Hatscherteil“ des Tages beginnt … scheinbar endlos zieht sich die Forstrasse entlang der Südflanken des Ötschers hin.

Immerhin können wir dadurch einige Einblick von unten in die Südrinne erheischen und uns fragen, ob eine Befahrung eventuell doch möglich gewesen wäre (wenn auch mit deutlichem Fragezeichen bezüglich der Engstelle im Mittelteil …)

Weiters bietet die Forstrasse interessante Einblicke in die Schlägerungstätigkeit der Lawinen nach den Großschneefällen im Februar …


Nach gefühlten Stunden erreichen wir den Bereich des Riffelsattels und beginnen mit dem Fellufstieg entlang des Kammes zum Kl. Ötscher – tw. direkt neben weiß und rosa blühenden Blumenmeeren …

Dabei können wir von oben die mächtige Schadenslawine beobachten, die im Februar abgesprengt wurde und nahezu die gesamte Piste (einschließlich der umliegenden Waldstücke) namens „Riffelabfahrt“ meterhoch überflutet hatte.

Nach ziemlich quälendem Aufstieg (Versiegen der Flüssigkeitsvorräte und dadurch bedingte Dehydration …) erreichen wir endlich den Gipfel des Kl. Ötschers und können eine weitere, sehr schöne Firnabfahrt zunächst über freie Hänge, dann entlang eines Lawinenstriches durch Wald und schließlich über die noch gut mit Schnee ausgestattete Piste (die heute bessere Schneeverhältnisse aufwies als während der Öffnungszeiten des Skigebiets) genießen, die uns Zurück nach Lackenhof führt.
Halb wahnsinnig vor Durst (zumindest was mich betrifft) stürmen wir dann in Lackenhof die erstbeste Sonnenterasse …