Im Juni / Juli
besuchte ich eine alte Freundin in Ottawa (Ontario). Von der kanadischen Hauptstadt aus ist es nur ein Katzensprung über den Fluss in die Provinz Québec und das weitläufige Outaouais, das Gebiet nördlich der Zwillingsstädte Ottawa / Gatineau. Hat man nach zehn Minuten Autofahrt die grösseren Siedlungen hinter sich gelassen, findet man sich
in einem viel besuchten Naturparadies wieder - sanfte Hügel, unendliche Wälder, tausende Seen, verstreute Ferienhäuser, coole Kleinststädte.
An sich war die Reise für Dezember / Januar geplant, mit dem Besuch einiger Kleinskigebiete, aber "Omikron"-Lockdowns machten uns einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen statteten wir zwei Miniskigebieten einen Sommerbesuch ab: "
Ski Vorlage" bei Wakefield und
Mont Sainte Marie etwas weiter im Norden (wo die Strassen "Rue de Davos", "Rue de Zermatt" und "Rue d'Andermatt" heissen).
"Ski Vorlage" ist ein kleiner Familienhügel mit älteren Anlagen. Prunkstück ist
eine Hall-Sesselbahn, wohl aus den 1970ern, die um 1980 hier aufgestellt wurde. "Vorlage" ist schon seit 75 Jahren ein Skihügel. "Crazy Canuck" Ken Read
gewann hier sein erstes Skirennen.
Mehr Infos in diesem Artikel. Offenbar hätte es hier auch noch
einen Constam-Schlepper von 1941 gegeben, von dem ich leider nichts wusste. Ein Grund, im Winter nochmals hierher zu kommen!
Mont Sainte Marie ist ambitiöser unterwegs: Im Sommer macht man auf MTB-Tourismus, im Winter rühmt man sich mit dem Slogan "Grösste Höhendifferenz zwischen den laurentinischen Bergen und den Rockies". Tatsächlich findet man hier recht anspruchsvolle Pisten und zwei kuppelbare Poma-Vierersessel bei immerhin knapp 400m "vertical drop". Ich bin einmal um den Lac Fournier spaziert, während meine Gastgeberinnen ein paar Mountainbike-Trails genossen haben. Um vom Parkplatz dahin zu gelangen, kommt man bei einem netten alten Poma-Schlepper vorbei - der einigen Anlage, die Skiliftnostalgiker wirklich interessiert.
Mehr Infos zur Station bei RM.
Alle Bilder auf skiliftfotos.ch:
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Ski Vorlage-
Mont Sainte MarieAm Ende dieser Sommerreise ging es Mitte Juli dann auch noch nahe an die US-Grenze. Und hier wurde es lifttechnisch endlich sehr, sehr interessant.
Knapp nördlich von Vermont liegt
das malerische Kleinstädtchen Sutton, dessen Besuch mir die langjährige Freundin ans Herz gelegt hatte, die vier Jahre in Ottawa lebte. Als Diplomatin musste sie mir Sutton fast zwangsläufig empfehlen, zumal hier die grösste Ansammlung von Schweizerinnen und Schweizern in Kanada lebt. Die vielen Auswanderer lassen auch jährlich
ein Erstaugust-Fest steigen und sind
in zahlreichen Vereinen organisiert.
Auch lifttechnisch ist der
Mont Sutton schweizerisch geprägt: Hier laufen tatsächlich noch mehrere klassische Müller-Zweiersesselbahnen im Regelbetrieb, die bei uns in Europa längst verschwunden sind. Für mich als Sedruner war es natürlich ein Augenschmaus und eine grosse Überraschung, Portal- und T-Stützen im Stile der
Sesselbahn Cungieri vorzufinden. Zudem sind im Ort und in Läden überall Sessel (als Sitzgelegenheiten), Rollen und andere GMD-Teile (als Deko) zu finden. Bei minus 30 Grad - und das ist hier üblich - möchte ich diese langen, langsamen Anlagen tendenziell allerdings lieber nicht benutzen...
Mehr Infos zum Skigebiet gibt's drüben bei RM. Im Sommer vorteilhaft ist die Möglichkeit, mit der einzigen kuppelbaren Sesselbahn (Doppelmayr, 1985) recht weit den Berg hoch zu fahren und die Aussicht bis rüber nach Montréal zu geniessen. Auf einem der Fotos unten sieht man "in the mist" am Horizont die Skyline und den Turm im Parc Olympique. Am Mont Sutton kann man übrigens auch wunderbare Wanderungen durch die weiten Wälder unternehmen. Echt ne nette Gegend! Charmant ist, dass nicht einmal Hauptstrassen durchgängig asphaltiert sind.
Interessant: Die Gegend hier in den
Eastern Townships (oder französisch "Cantons de l'Est") ist voller Kleinskigebiete - wie z.B.
Bromont - mit teils sehr modernen Anlagen. Landschaftlich sind wir hier quasi schon in den Mittelgebirgen, die man von Neuengland (Vermont, Maine, New Hampshire) besser kennt. Der Hauptunterschied zu den CH-Miniskigebieten ist, dass hier schon früh Sesselbahnen statt Skilifte erstellt wurden. Andere Länder, andere Anlagenkultur - man stelle sich Skigebiete wie Langenbruck oder das Gantrischgebiet mit Sesselbahnen vor...
Am selben Hügelrücken gab's übrigens
am Mont Echo ab 1963 ein weiteres Skigebiet in der Umgebung von Sutton. Das lief lange gut, aber Ende der 1970er war Schluss, die Anlagen wurden abgeräumt (teils an den Mont Sutton verlegt) und alles ist längst wieder zugewachsen. Auf der soeben verlinkten Adresse findet man weitere coole LSAP-Fotos aus der Provinz Québec.
Alle Bilder auf skiliftfotos.ch!